den übrigen Mardern. Jn der Lebensweise haben beide Arten, welche man bis jetzt kennt, sehr viel Eigenthümliches, und deshalb hat sich auch die Sage lebhaft mit ihnen beschäftigt.
Eine Art der Honigdachse bewohnt das Vorgebirge der guten Hoffnung und Mittelafrika und wird vorzugsweise Honigdachs (Ratelus capensis) genannt. Jn der Größe und Gestalt ähnelt dieser sehr den Dachsen. Sein Leib ist plumper, breit und flach, die Schnauze lang; die Ohren sind kurz, und eigentlich blos durch einen Rand äußerlich begrenzt, die Augen klein und tiefliegend, die Beine kurz und stark, nacktsohlig und die Zehen der Vorderfüße mit langen Scharrkrallen versehen. Die Behaarung ist lang und straff, auf Stirne, Hinterkopf, Nacken, Rücken, Schulter und Schnauze aschgrau, an der Schnauze, den Wangen, Ohren, Unterhals, Brust, Bauch und Beinen schwarzgrau gefärbt, scharf von der oberen Färbung abgegrenzt. Gewöhnlich scheidet ein hellgrauer Raudstreifen die Rückenfärbung von der untern, und dieser Streifen ist es hauptsächlich, welcher den afrikanischen Honigdachs von dem indischen unterscheidet. Die größere Rauhheit des Pelzes, welche dem Letztern zukommt, ist nebensächlich. Ein ausgewachsener Honigdachs erreicht 21/2 Fuß Leibeslänge und neun Zoll Höhe am Widerrist; sein Schwanz ist fast einen Fuß lang.
Der Ratel lebt in selbstgegrabenen Höhlen unter der Erde und besitzt eine unglaubliche Fertigkeit, solche auszuscharren. Träge, langsam und ungeschickt, wie er ist, würde er seinen Feinden kaum ent- gehen können, wenn er nicht die Kunst verstände, sich förmlich in die Erde zu versenken, d. h. sich so rasch eine Höhle zu graben, daß er unter der Erdoberfläche verborgen ist, ehe ein ihm auf den Leib rückender Feind nahe genug gekommen ist, um ihn zu ergreifen. Er führt eine halb nächtliche Lebens- weise und geht des Tages nur selten auf Raub aus. Auf unserm Jagdausfluge nach den Bogos- ländern wurde er zweimal gesehen, jedes Mal gegen Abend, noch ehe die Sonne niedergegangen war. Nachts dagegen streift er langsam und gemächlich umher und stellt kleinen Säugethieren, namentlich Mäusen, Springmäusen, Ratten und dergleichen, oder Vögeln, wohl auch Schildkröten nach, gräbt sich Wurzeln oder Knollengewächse aus, sucht Früchte und schlägt sich ehrlich und redlich durchs Leben. Allein er hat eine Liebhaberei, welche seine ganze Lebensweise bestimmt. Er ist nämlich ein leiden- schaftlicher Freund von Honig, und aus diesem Grunde der eifrigsten Bienenjäger einer.
Jn ganz Afrika bauen die Bienenarten hauptsächlich in der Erde und zwar in verlassenen Höhlen aller Art, wie es bei den Hummeln und Wespen ja auch der Fall ist. Solche Nester sind nun für den Honigdachs das Erwünschteste, was er finden kann, und er macht sich, wenn er einen derartigen Schatz gefunden hat, mit unverhehlter Freude darüber her. Natürlich wehren sich die Bienen nach Kräften und suchen ihn mit ihren Stacheln bestmöglichst zu verwunden. Sein dicht behaartes, sehr starkes Fell ist aber gegen Bienenstiche das vorzüglichste, welches es giebt, und noch besonders dadurch ausge- zeichnet, daß die Fettschicht unter ihm in einem Grade locker ist, wie kaum bei einem andern Thiere. Man versichert, daß sich der Ratel förmlich in seinem Balge herumdrehen könne, so locker liege das Fell auf seinem Leibe! Die Bienen sind vollkommen ohnmächtig solchem Feinde gegenüber, und dieser wühlt nun mit Lust in ihren Wohnungen umher und labt sich nach Behagen an dem köstlichen Jnhalt derselben. Sparmann, der bekannte Reisende am Kap der guten Hoffnung, berichtet über die Art und Weise der Jagden unserer Honigdachse ganz ergötzliche Dinge, von denen eigentlich weiter Nichts zu bedauern ist, als daß sie blos auf Erzählung der Hottentotten und holländischen Ansiedler gegründet und nicht wahr sind.
"Die Bienen," sagt jener Schriftsteller, "geben dem Honigdachse, wenn auch nicht die einzige, so doch die hauptsächlichste Nahrung, und ihr Feind ist mit großer Schlauheit begabt, um die unter- irdischen Nester aufzuspüren. Gegen Sonnenuntergang verläßt er seine Höhle, in welcher er den Tag verträumte, und schleicht umher, um seine Beute von fern zu beobachten, wie Das der Löwe auch thut. Er setzt sich auf einen Hügel hin, schützt seine Augen durch eine vorgehaltene Vorderpfote vor den Strahlen der tiefstehenden Sonne und paßt sorgfältig den Bienen auf. Bemerkt er nun, daß Einige immer in derselben Richtung hinfliegen, so humpelt er denselben gemächlich nach, beobachtet sie, und
Die Raubthiere. Marder. — Honigdachs.
den übrigen Mardern. Jn der Lebensweiſe haben beide Arten, welche man bis jetzt kennt, ſehr viel Eigenthümliches, und deshalb hat ſich auch die Sage lebhaft mit ihnen beſchäftigt.
Eine Art der Honigdachſe bewohnt das Vorgebirge der guten Hoffnung und Mittelafrika und wird vorzugsweiſe Honigdachs (Ratelus capensis) genannt. Jn der Größe und Geſtalt ähnelt dieſer ſehr den Dachſen. Sein Leib iſt plumper, breit und flach, die Schnauze lang; die Ohren ſind kurz, und eigentlich blos durch einen Rand äußerlich begrenzt, die Augen klein und tiefliegend, die Beine kurz und ſtark, nacktſohlig und die Zehen der Vorderfüße mit langen Scharrkrallen verſehen. Die Behaarung iſt lang und ſtraff, auf Stirne, Hinterkopf, Nacken, Rücken, Schulter und Schnauze aſchgrau, an der Schnauze, den Wangen, Ohren, Unterhals, Bruſt, Bauch und Beinen ſchwarzgrau gefärbt, ſcharf von der oberen Färbung abgegrenzt. Gewöhnlich ſcheidet ein hellgrauer Raudſtreifen die Rückenfärbung von der untern, und dieſer Streifen iſt es hauptſächlich, welcher den afrikaniſchen Honigdachs von dem indiſchen unterſcheidet. Die größere Rauhheit des Pelzes, welche dem Letztern zukommt, iſt nebenſächlich. Ein ausgewachſener Honigdachs erreicht 2½ Fuß Leibeslänge und neun Zoll Höhe am Widerriſt; ſein Schwanz iſt faſt einen Fuß lang.
Der Ratel lebt in ſelbſtgegrabenen Höhlen unter der Erde und beſitzt eine unglaubliche Fertigkeit, ſolche auszuſcharren. Träge, langſam und ungeſchickt, wie er iſt, würde er ſeinen Feinden kaum ent- gehen können, wenn er nicht die Kunſt verſtände, ſich förmlich in die Erde zu verſenken, d. h. ſich ſo raſch eine Höhle zu graben, daß er unter der Erdoberfläche verborgen iſt, ehe ein ihm auf den Leib rückender Feind nahe genug gekommen iſt, um ihn zu ergreifen. Er führt eine halb nächtliche Lebens- weiſe und geht des Tages nur ſelten auf Raub aus. Auf unſerm Jagdausfluge nach den Bogos- ländern wurde er zweimal geſehen, jedes Mal gegen Abend, noch ehe die Sonne niedergegangen war. Nachts dagegen ſtreift er langſam und gemächlich umher und ſtellt kleinen Säugethieren, namentlich Mäuſen, Springmäuſen, Ratten und dergleichen, oder Vögeln, wohl auch Schildkröten nach, gräbt ſich Wurzeln oder Knollengewächſe aus, ſucht Früchte und ſchlägt ſich ehrlich und redlich durchs Leben. Allein er hat eine Liebhaberei, welche ſeine ganze Lebensweiſe beſtimmt. Er iſt nämlich ein leiden- ſchaftlicher Freund von Honig, und aus dieſem Grunde der eifrigſten Bienenjäger einer.
Jn ganz Afrika bauen die Bienenarten hauptſächlich in der Erde und zwar in verlaſſenen Höhlen aller Art, wie es bei den Hummeln und Wespen ja auch der Fall iſt. Solche Neſter ſind nun für den Honigdachs das Erwünſchteſte, was er finden kann, und er macht ſich, wenn er einen derartigen Schatz gefunden hat, mit unverhehlter Freude darüber her. Natürlich wehren ſich die Bienen nach Kräften und ſuchen ihn mit ihren Stacheln beſtmöglichſt zu verwunden. Sein dicht behaartes, ſehr ſtarkes Fell iſt aber gegen Bienenſtiche das vorzüglichſte, welches es giebt, und noch beſonders dadurch ausge- zeichnet, daß die Fettſchicht unter ihm in einem Grade locker iſt, wie kaum bei einem andern Thiere. Man verſichert, daß ſich der Ratel förmlich in ſeinem Balge herumdrehen könne, ſo locker liege das Fell auf ſeinem Leibe! Die Bienen ſind vollkommen ohnmächtig ſolchem Feinde gegenüber, und dieſer wühlt nun mit Luſt in ihren Wohnungen umher und labt ſich nach Behagen an dem köſtlichen Jnhalt derſelben. Sparmann, der bekannte Reiſende am Kap der guten Hoffnung, berichtet über die Art und Weiſe der Jagden unſerer Honigdachſe ganz ergötzliche Dinge, von denen eigentlich weiter Nichts zu bedauern iſt, als daß ſie blos auf Erzählung der Hottentotten und holländiſchen Anſiedler gegründet und nicht wahr ſind.
„Die Bienen,‟ ſagt jener Schriftſteller, „geben dem Honigdachſe, wenn auch nicht die einzige, ſo doch die hauptſächlichſte Nahrung, und ihr Feind iſt mit großer Schlauheit begabt, um die unter- irdiſchen Neſter aufzuſpüren. Gegen Sonnenuntergang verläßt er ſeine Höhle, in welcher er den Tag verträumte, und ſchleicht umher, um ſeine Beute von fern zu beobachten, wie Das der Löwe auch thut. Er ſetzt ſich auf einen Hügel hin, ſchützt ſeine Augen durch eine vorgehaltene Vorderpfote vor den Strahlen der tiefſtehenden Sonne und paßt ſorgfältig den Bienen auf. Bemerkt er nun, daß Einige immer in derſelben Richtung hinfliegen, ſo humpelt er denſelben gemächlich nach, beobachtet ſie, und
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[512/0586]
Die Raubthiere. Marder. — Honigdachs.
den übrigen Mardern. Jn der Lebensweiſe haben beide Arten, welche man bis jetzt kennt, ſehr viel
Eigenthümliches, und deshalb hat ſich auch die Sage lebhaft mit ihnen beſchäftigt.
Eine Art der Honigdachſe bewohnt das Vorgebirge der guten Hoffnung und Mittelafrika und wird
vorzugsweiſe Honigdachs (Ratelus capensis) genannt. Jn der Größe und Geſtalt ähnelt dieſer
ſehr den Dachſen. Sein Leib iſt plumper, breit und flach, die Schnauze lang; die Ohren ſind kurz,
und eigentlich blos durch einen Rand äußerlich begrenzt, die Augen klein und tiefliegend, die Beine
kurz und ſtark, nacktſohlig und die Zehen der Vorderfüße mit langen Scharrkrallen verſehen. Die
Behaarung iſt lang und ſtraff, auf Stirne, Hinterkopf, Nacken, Rücken, Schulter und Schnauze
aſchgrau, an der Schnauze, den Wangen, Ohren, Unterhals, Bruſt, Bauch und Beinen ſchwarzgrau
gefärbt, ſcharf von der oberen Färbung abgegrenzt. Gewöhnlich ſcheidet ein hellgrauer Raudſtreifen
die Rückenfärbung von der untern, und dieſer Streifen iſt es hauptſächlich, welcher den afrikaniſchen
Honigdachs von dem indiſchen unterſcheidet. Die größere Rauhheit des Pelzes, welche dem Letztern
zukommt, iſt nebenſächlich. Ein ausgewachſener Honigdachs erreicht 2½ Fuß Leibeslänge und neun
Zoll Höhe am Widerriſt; ſein Schwanz iſt faſt einen Fuß lang.
Der Ratel lebt in ſelbſtgegrabenen Höhlen unter der Erde und beſitzt eine unglaubliche Fertigkeit,
ſolche auszuſcharren. Träge, langſam und ungeſchickt, wie er iſt, würde er ſeinen Feinden kaum ent-
gehen können, wenn er nicht die Kunſt verſtände, ſich förmlich in die Erde zu verſenken, d. h. ſich ſo
raſch eine Höhle zu graben, daß er unter der Erdoberfläche verborgen iſt, ehe ein ihm auf den Leib
rückender Feind nahe genug gekommen iſt, um ihn zu ergreifen. Er führt eine halb nächtliche Lebens-
weiſe und geht des Tages nur ſelten auf Raub aus. Auf unſerm Jagdausfluge nach den Bogos-
ländern wurde er zweimal geſehen, jedes Mal gegen Abend, noch ehe die Sonne niedergegangen war.
Nachts dagegen ſtreift er langſam und gemächlich umher und ſtellt kleinen Säugethieren, namentlich
Mäuſen, Springmäuſen, Ratten und dergleichen, oder Vögeln, wohl auch Schildkröten nach, gräbt ſich
Wurzeln oder Knollengewächſe aus, ſucht Früchte und ſchlägt ſich ehrlich und redlich durchs Leben.
Allein er hat eine Liebhaberei, welche ſeine ganze Lebensweiſe beſtimmt. Er iſt nämlich ein leiden-
ſchaftlicher Freund von Honig, und aus dieſem Grunde der eifrigſten Bienenjäger einer.
Jn ganz Afrika bauen die Bienenarten hauptſächlich in der Erde und zwar in verlaſſenen
Höhlen aller Art, wie es bei den Hummeln und Wespen ja auch der Fall iſt. Solche Neſter ſind nun
für den Honigdachs das Erwünſchteſte, was er finden kann, und er macht ſich, wenn er einen derartigen
Schatz gefunden hat, mit unverhehlter Freude darüber her. Natürlich wehren ſich die Bienen nach
Kräften und ſuchen ihn mit ihren Stacheln beſtmöglichſt zu verwunden. Sein dicht behaartes, ſehr ſtarkes
Fell iſt aber gegen Bienenſtiche das vorzüglichſte, welches es giebt, und noch beſonders dadurch ausge-
zeichnet, daß die Fettſchicht unter ihm in einem Grade locker iſt, wie kaum bei einem andern Thiere.
Man verſichert, daß ſich der Ratel förmlich in ſeinem Balge herumdrehen könne, ſo locker liege das
Fell auf ſeinem Leibe! Die Bienen ſind vollkommen ohnmächtig ſolchem Feinde gegenüber, und dieſer
wühlt nun mit Luſt in ihren Wohnungen umher und labt ſich nach Behagen an dem köſtlichen Jnhalt
derſelben. Sparmann, der bekannte Reiſende am Kap der guten Hoffnung, berichtet über die
Art und Weiſe der Jagden unſerer Honigdachſe ganz ergötzliche Dinge, von denen eigentlich weiter
Nichts zu bedauern iſt, als daß ſie blos auf Erzählung der Hottentotten und holländiſchen Anſiedler
gegründet und nicht wahr ſind.
„Die Bienen,‟ ſagt jener Schriftſteller, „geben dem Honigdachſe, wenn auch nicht die einzige,
ſo doch die hauptſächlichſte Nahrung, und ihr Feind iſt mit großer Schlauheit begabt, um die unter-
irdiſchen Neſter aufzuſpüren. Gegen Sonnenuntergang verläßt er ſeine Höhle, in welcher er den Tag
verträumte, und ſchleicht umher, um ſeine Beute von fern zu beobachten, wie Das der Löwe auch thut.
Er ſetzt ſich auf einen Hügel hin, ſchützt ſeine Augen durch eine vorgehaltene Vorderpfote vor den
Strahlen der tiefſtehenden Sonne und paßt ſorgfältig den Bienen auf. Bemerkt er nun, daß Einige
immer in derſelben Richtung hinfliegen, ſo humpelt er denſelben gemächlich nach, beobachtet ſie, und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/586>, abgerufen am 26.11.2024.
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