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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung, Lebensweise, Vertheidigung des Bandiltis. -- Kennzeichnung des Honigdachses.
Gestank von sich, welcher durchaus nicht besser ist, als der erste. Auf diese Weise vertheidigt er sich
sehr tapfer gegen seine Widersacher. Nimmt ein Jäger den erschossenen Bandiltis in die Hand, so
hängt sich ein solcher Gestank an dieselbe, daß er ihn nicht los wird, selbst wenn er sich mit Seife
wäscht. Daher läßt man ihn liegen, wenn man ihn geschossen hat. Denn wer nur einmal Etwas von
diesem Gestanke bekommen hat, wird ihm gewiß ein ander Mal von selbst aus dem Wege gehen und
ihn ungehindert sein Wesen treiben lassen."

Wie bei den Stinkthieren, sind auch bei dem Bandiltis hauptsächlich die Männchen die Stänker,
und zwar ganz besonders in der Paarungszeit, wahrscheinlich weil dann ihr ganzes Wesen außer-
ordentlich erregt ist. Möglich ist es auch, daß das Weibchen die Düfte, welche uns entsetzlich vor-
kommen, ganz angenehm findet.

Ueber die Fortpflanzung unserer Thiere weiß man nichts Sicheres. Dagegen ist es bekannt, daß
der Bandiltis am Vorgebirge der guten Hoffnung von einigen holländischen Ansiedlern in ihren
Häusern gehalten wird, um Ratten und Mäuse zu vertilgen. Man sagt, daß er niemals einen höhern

[Abbildung] Der Bandiltis (Rhabdogale mustellna).
Grad von Zähmung erreiche, sondern immer stumpfsinnig und gleichgiltig gegen Liebkosungen oder
gute Behandlung bleibe. Die vielen Namen, welche der Bandiltis außer dem genannten trägt, be-
zeichnen ihn in allen Sprachen als einen Stänker.



Noch immer ist die Reihe der eigenthümlichen und für höher ausgebildete Geruchswerkzenge
so empfindlich wirkenden Thiere nicht geschlossen. Wir haben außer den genannten zweier anderer
Mitglieder unserer Familie zu gedenken, welche sich im Nothfalle ebenfalls durch Ausspritzen eines
Pestsaftes zu helfen suchen, der Honigdachse oder Ratels. Dieselben gehören einer besondern
Sippe (Ratelus) an, deren Kennzeichen so ziemlich die der eigentlichen Dachse sind. Jndeß durch die
fast gänzlich fehlenden Ohrmuscheln und den Zahnbau, welcher wegen eines Höckers am untern Kau-
zahn ausgezeichnet ist, durch die verhältnißmäßig sehr großen Scharrnägel, die wegen rückwärts ge-
richteter Stachelwarzen rauh gemachte Zunge und durch andere für uns weniger wichtige Eigenthüm-
lichkeiten unterscheiden sich die Honigdachse hinlänglich von den eigentlichen Dachsen und auch von

Beſchreibung, Lebensweiſe, Vertheidigung des Bandiltis. — Kennzeichnung des Honigdachſes.
Geſtank von ſich, welcher durchaus nicht beſſer iſt, als der erſte. Auf dieſe Weiſe vertheidigt er ſich
ſehr tapfer gegen ſeine Widerſacher. Nimmt ein Jäger den erſchoſſenen Bandiltis in die Hand, ſo
hängt ſich ein ſolcher Geſtank an dieſelbe, daß er ihn nicht los wird, ſelbſt wenn er ſich mit Seife
wäſcht. Daher läßt man ihn liegen, wenn man ihn geſchoſſen hat. Denn wer nur einmal Etwas von
dieſem Geſtanke bekommen hat, wird ihm gewiß ein ander Mal von ſelbſt aus dem Wege gehen und
ihn ungehindert ſein Weſen treiben laſſen.‟

Wie bei den Stinkthieren, ſind auch bei dem Bandiltis hauptſächlich die Männchen die Stänker,
und zwar ganz beſonders in der Paarungszeit, wahrſcheinlich weil dann ihr ganzes Weſen außer-
ordentlich erregt iſt. Möglich iſt es auch, daß das Weibchen die Düfte, welche uns entſetzlich vor-
kommen, ganz angenehm findet.

Ueber die Fortpflanzung unſerer Thiere weiß man nichts Sicheres. Dagegen iſt es bekannt, daß
der Bandiltis am Vorgebirge der guten Hoffnung von einigen holländiſchen Anſiedlern in ihren
Häuſern gehalten wird, um Ratten und Mäuſe zu vertilgen. Man ſagt, daß er niemals einen höhern

[Abbildung] Der Bandiltis (Rhabdogale mustellna).
Grad von Zähmung erreiche, ſondern immer ſtumpfſinnig und gleichgiltig gegen Liebkoſungen oder
gute Behandlung bleibe. Die vielen Namen, welche der Bandiltis außer dem genannten trägt, be-
zeichnen ihn in allen Sprachen als einen Stänker.



Noch immer iſt die Reihe der eigenthümlichen und für höher ausgebildete Geruchswerkzenge
ſo empfindlich wirkenden Thiere nicht geſchloſſen. Wir haben außer den genannten zweier anderer
Mitglieder unſerer Familie zu gedenken, welche ſich im Nothfalle ebenfalls durch Ausſpritzen eines
Peſtſaftes zu helfen ſuchen, der Honigdachſe oder Ratels. Dieſelben gehören einer beſondern
Sippe (Ratelus) an, deren Kennzeichen ſo ziemlich die der eigentlichen Dachſe ſind. Jndeß durch die
faſt gänzlich fehlenden Ohrmuſcheln und den Zahnbau, welcher wegen eines Höckers am untern Kau-
zahn ausgezeichnet iſt, durch die verhältnißmäßig ſehr großen Scharrnägel, die wegen rückwärts ge-
richteter Stachelwarzen rauh gemachte Zunge und durch andere für uns weniger wichtige Eigenthüm-
lichkeiten unterſcheiden ſich die Honigdachſe hinlänglich von den eigentlichen Dachſen und auch von

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[511/0585] Beſchreibung, Lebensweiſe, Vertheidigung des Bandiltis. — Kennzeichnung des Honigdachſes. Geſtank von ſich, welcher durchaus nicht beſſer iſt, als der erſte. Auf dieſe Weiſe vertheidigt er ſich ſehr tapfer gegen ſeine Widerſacher. Nimmt ein Jäger den erſchoſſenen Bandiltis in die Hand, ſo hängt ſich ein ſolcher Geſtank an dieſelbe, daß er ihn nicht los wird, ſelbſt wenn er ſich mit Seife wäſcht. Daher läßt man ihn liegen, wenn man ihn geſchoſſen hat. Denn wer nur einmal Etwas von dieſem Geſtanke bekommen hat, wird ihm gewiß ein ander Mal von ſelbſt aus dem Wege gehen und ihn ungehindert ſein Weſen treiben laſſen.‟ Wie bei den Stinkthieren, ſind auch bei dem Bandiltis hauptſächlich die Männchen die Stänker, und zwar ganz beſonders in der Paarungszeit, wahrſcheinlich weil dann ihr ganzes Weſen außer- ordentlich erregt iſt. Möglich iſt es auch, daß das Weibchen die Düfte, welche uns entſetzlich vor- kommen, ganz angenehm findet. Ueber die Fortpflanzung unſerer Thiere weiß man nichts Sicheres. Dagegen iſt es bekannt, daß der Bandiltis am Vorgebirge der guten Hoffnung von einigen holländiſchen Anſiedlern in ihren Häuſern gehalten wird, um Ratten und Mäuſe zu vertilgen. Man ſagt, daß er niemals einen höhern [Abbildung Der Bandiltis (Rhabdogale mustellna).] Grad von Zähmung erreiche, ſondern immer ſtumpfſinnig und gleichgiltig gegen Liebkoſungen oder gute Behandlung bleibe. Die vielen Namen, welche der Bandiltis außer dem genannten trägt, be- zeichnen ihn in allen Sprachen als einen Stänker. Noch immer iſt die Reihe der eigenthümlichen und für höher ausgebildete Geruchswerkzenge ſo empfindlich wirkenden Thiere nicht geſchloſſen. Wir haben außer den genannten zweier anderer Mitglieder unſerer Familie zu gedenken, welche ſich im Nothfalle ebenfalls durch Ausſpritzen eines Peſtſaftes zu helfen ſuchen, der Honigdachſe oder Ratels. Dieſelben gehören einer beſondern Sippe (Ratelus) an, deren Kennzeichen ſo ziemlich die der eigentlichen Dachſe ſind. Jndeß durch die faſt gänzlich fehlenden Ohrmuſcheln und den Zahnbau, welcher wegen eines Höckers am untern Kau- zahn ausgezeichnet iſt, durch die verhältnißmäßig ſehr großen Scharrnägel, die wegen rückwärts ge- richteter Stachelwarzen rauh gemachte Zunge und durch andere für uns weniger wichtige Eigenthüm- lichkeiten unterſcheiden ſich die Honigdachſe hinlänglich von den eigentlichen Dachſen und auch von

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/585>, abgerufen am 26.11.2024.