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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Fang und Benutzung der Stinkthiere.
wie eine Kugel zusammen. Nach dem Fressen putzen sie sich die Schnauze mit den Vorderfüßen, denn
sie sind reinlich und halten sich stets zierlich und glatt, legen auch ihren Unrath niemals in ihrem Lager
ab. Man füttert sie mit Fleisch; am liebsten fressen sie Vögel. Sie verzehren oft mehr, als sie ver-
dauen können, und erbrechen sich dann gewöhnlich nach einer solchen Ueberladung. Jhre Gier ist aber
immer noch so groß, daß sie das Erbrochene wieder auffressen, wie es die Hunde auch thun. Bei reich-
licher Nahrung schlafen sie den ganzen Tag und gehen erst des Abends herum, selbst wenn sie keinen
Hunger haben. Ein gefangenes Stinkthier bleibt jedoch unter allen Umständen ein ungemüthlicher
Gesellschafter, weil er in einem Augenblicke schlechter Laune dem Menschen immer noch gehörig zu
schaffen machen kann.

[Abbildung] Das Stinkthier (Mephitis Humboldtii).

Unsere Zeichnung stellt ein südamerikanisches Stinkthier dar, welches Gray, zu Ehren unsers
erhabenen Landsmannes, Mephitis Humboldtii benannte. Sie giebt die einzige Abbildung wieder,
welche, meines Wissens wenigstens, nach dem Leben gemalt wurde. Da sie von einem der größten
Thiermaler, von Josef Wolf herrührt, brauche ich über ihre Treue kein Wort zu verlieren.



Den eigentlichen amerikanischen Stinkthieren sehr nahe verwandt sind die Bandiltisse (Rhab-
dogale
). Jhre äußere Erscheinung, die starken Grabkrallen an den Vorderfüßen, die Stinkdrüsen,
welche eine äußerst heftig stinkende Flüssigkeit absondern, sind Eigenthümlichkeiten, welche diese Thiere
mit jenen gemein haben. Jhre Sohlen sind aber behaart, und der innere Bau und vor allem das

Fang und Benutzung der Stinkthiere.
wie eine Kugel zuſammen. Nach dem Freſſen putzen ſie ſich die Schnauze mit den Vorderfüßen, denn
ſie ſind reinlich und halten ſich ſtets zierlich und glatt, legen auch ihren Unrath niemals in ihrem Lager
ab. Man füttert ſie mit Fleiſch; am liebſten freſſen ſie Vögel. Sie verzehren oft mehr, als ſie ver-
dauen können, und erbrechen ſich dann gewöhnlich nach einer ſolchen Ueberladung. Jhre Gier iſt aber
immer noch ſo groß, daß ſie das Erbrochene wieder auffreſſen, wie es die Hunde auch thun. Bei reich-
licher Nahrung ſchlafen ſie den ganzen Tag und gehen erſt des Abends herum, ſelbſt wenn ſie keinen
Hunger haben. Ein gefangenes Stinkthier bleibt jedoch unter allen Umſtänden ein ungemüthlicher
Geſellſchafter, weil er in einem Augenblicke ſchlechter Laune dem Menſchen immer noch gehörig zu
ſchaffen machen kann.

[Abbildung] Das Stinkthier (Mephitis Humboldtii).

Unſere Zeichnung ſtellt ein ſüdamerikaniſches Stinkthier dar, welches Gray, zu Ehren unſers
erhabenen Landsmannes, Mephitis Humboldtii benannte. Sie giebt die einzige Abbildung wieder,
welche, meines Wiſſens wenigſtens, nach dem Leben gemalt wurde. Da ſie von einem der größten
Thiermaler, von Joſef Wolf herrührt, brauche ich über ihre Treue kein Wort zu verlieren.



Den eigentlichen amerikaniſchen Stinkthieren ſehr nahe verwandt ſind die Bandiltiſſe (Rhab-
dogale
). Jhre äußere Erſcheinung, die ſtarken Grabkrallen an den Vorderfüßen, die Stinkdrüſen,
welche eine äußerſt heftig ſtinkende Flüſſigkeit abſondern, ſind Eigenthümlichkeiten, welche dieſe Thiere
mit jenen gemein haben. Jhre Sohlen ſind aber behaart, und der innere Bau und vor allem das

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[509/0583] Fang und Benutzung der Stinkthiere. wie eine Kugel zuſammen. Nach dem Freſſen putzen ſie ſich die Schnauze mit den Vorderfüßen, denn ſie ſind reinlich und halten ſich ſtets zierlich und glatt, legen auch ihren Unrath niemals in ihrem Lager ab. Man füttert ſie mit Fleiſch; am liebſten freſſen ſie Vögel. Sie verzehren oft mehr, als ſie ver- dauen können, und erbrechen ſich dann gewöhnlich nach einer ſolchen Ueberladung. Jhre Gier iſt aber immer noch ſo groß, daß ſie das Erbrochene wieder auffreſſen, wie es die Hunde auch thun. Bei reich- licher Nahrung ſchlafen ſie den ganzen Tag und gehen erſt des Abends herum, ſelbſt wenn ſie keinen Hunger haben. Ein gefangenes Stinkthier bleibt jedoch unter allen Umſtänden ein ungemüthlicher Geſellſchafter, weil er in einem Augenblicke ſchlechter Laune dem Menſchen immer noch gehörig zu ſchaffen machen kann. [Abbildung Das Stinkthier (Mephitis Humboldtii).] Unſere Zeichnung ſtellt ein ſüdamerikaniſches Stinkthier dar, welches Gray, zu Ehren unſers erhabenen Landsmannes, Mephitis Humboldtii benannte. Sie giebt die einzige Abbildung wieder, welche, meines Wiſſens wenigſtens, nach dem Leben gemalt wurde. Da ſie von einem der größten Thiermaler, von Joſef Wolf herrührt, brauche ich über ihre Treue kein Wort zu verlieren. Den eigentlichen amerikaniſchen Stinkthieren ſehr nahe verwandt ſind die Bandiltiſſe (Rhab- dogale). Jhre äußere Erſcheinung, die ſtarken Grabkrallen an den Vorderfüßen, die Stinkdrüſen, welche eine äußerſt heftig ſtinkende Flüſſigkeit abſondern, ſind Eigenthümlichkeiten, welche dieſe Thiere mit jenen gemein haben. Jhre Sohlen ſind aber behaart, und der innere Bau und vor allem das

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/583>, abgerufen am 26.11.2024.