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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Frei- und Gefangenleben. Erzeugung und Gewinnung des Zibet.
fangenschaft weit besser, als wenn sie alt erbeutet würde, sondern wird auch sehr zahm und zutraulich.
Schon Belon erzählt, daß der florentinische Gesandte in Alexandrien ein zahmes Zibetthier besessen
habe, welches mit den Menschen spielte und dieselben in die Nase, Ohren und Lippen kniff, ohne sie
zu beißen, fügt aber hinzu, daß Dies eine sehr große Seltenheit sei und blos dadurch möglich ge-
worden wäre, daß man das Thier sehr jung erlangt habe. Alt Eingefangene sind nicht leicht zu
zähmen, sondern bleiben immer wild und bissig. Sie sind sehr reizbar und heben sich im Zorn
nach Art der Katzen empor, sträuben ihre Mähne und stoßen einen heisern Ton aus, welcher einige
Aehnlichkeit mit dem Knurren des Hundes hat. Der heftige Moschusgeruch, welchen das gefangene
Thier verbreitet, macht es für nervenschwache Menschen geradezu unerträglich.

Jm Pflanzengarten zu Paris besaß man eine Civette fünf Jahre lang. Sie roch beständig nach
Bisam, und wenn sie gereizt wurde, besonders stark. Dann sielen ihr kleine Stücke Zibet aus dem
Beutel, während sie diesen sonst blos aller vierzehn bis zwanzig Tage entleerte. Jm freien Zustande
sucht das Thier diese Entleerung dadurch zu bewirken, daß es sich an Bäumen oder Steinen reibt.
Jm Käfig drückt es seinen Beutel oft gegen die Stäbe desselben. Der Beutel ist es, welcher die
Aufmerksamkeit des Menschen dem Thiere verschafft hat. Der Zibet diente als Arzneimittel und
wird gegenwärtig noch als sehr wichtiger Stoff verschiedenen Wohlgerüchen beigesetzt. Selbst die
Bewohner der Binnenländer Afrikas und Asiens haben eine außerordentliche Vorliebe für diesen
starkriechenden Stoff, und deshalb macht auch die Zibetkatze nicht selten den ganzen Reichthum mancher
Kaufleute aus. Jn früherer Zeit war es besonders die Stadt Euphras in Abissinien, welche den
Hauptsitz des Zibethandels bildete, und manche Kaufleute hielten nicht weniger als dreihundert Stück
unsers Thieres, um eine hinreichende Ausbeute zu gewinnen. Aber auch in Lissabon, Neapel, Rom,
Mantua, Venedig und Mailand, ja selbst in manchen Städten Deutschlands und besonders in
Holland wurde die Civette zu gleichem Zwecke in den Häusern gehalten.

Alpinus sah in Kairo die Civetten in eifernen Käfigen bei mehreren Juden. Man gab den Ge-
fangenen viel Fleisch, damit sie möglichst viel Zibet ausscheiden und gute Zinsen tragen sollten. Jn
seiner Gegenwart drückte man Zibet aus, und er mußte für eine Drachme vier Dukaten zahlen. Der
Geruch, welchen die Thiere verbreiteten, war so heftig, daß man in den Zimmern, welche die Schleich
katzen beherbergten, nicht verweilen konnte, ohne davon Kopfschmerzen zu bekommen.

Um den Zibet zu erhalten, bindet man das Thier mit einem Stricke an den Käfig fest, stülpt
mit den Fingern die Aftertasche um, und drückt die Absonderung der Drüsen aus den vielen Ab-
führungsgängen heraus, welche in jene Tasche münden. Den an den Fingern klebenden, schmierigen
Saft streift man mittelst eines Löffels ab und bestreicht den Drüsensack mit Milch von Kokusnüssen
oder auch mit Milch von Thieren, um der Schleichkatze den Schmerz zu stillen, welchen sie beim Aus-
drücken erleiden mußte. Jn der Regel nimmt man jedem Thiere zweimal in der Woche seinen Zibet und
gewinnt dabei jedesmal etwa ein Quentchen. Jm frischen Zustande ist es ein weißer Schaum, welcher
daun braun wird und Etwas von seinem Geruche verliert. Der meiste kommt nur verfälscht in den
Handel, und auch der echte muß noch mancherlei Bearbeitung durchmachen, ehe er zum Gebrauch ge-
eignet ist. Anfänglich ist er z. B. stets mit Haaren gemengt und sein Geruch so stark, daß man Uebel-
keiten bekommt, wenn man nur geringe Zeit sich damit zu schaffen macht. Um ihn nun zu reinigen,
streicht man ihn auf die Blätter des Betelpfeffers auf, zieht die feinen beigemengten Haare aus,
spült ihn mit Wasser ab, wäscht ihn hierauf in Citronensaft und läßt ihn endlich an der Sonne
trocknen. Dann wird er in Zinn- oder Blechbüchsen verwahrt und so versendet. Die beste Sorte
kommt von der asiatischen Zibetkatze und zwar von Buro, einer der Mollucken. Auch der javanesische
Zibet soll besser sein, als der bengalische und afrikanische. Doch beruht wohl dies Alles auf dem
Grade der Reinigung, welchen der Stoff erhalten hat. Gewöhnlich liefern die Männchen weniger,
aber bessern Zibet, als die Weibchen.

Gegenwärtig hat der Zibethandel bedeutend abgenommen, weil der Moschus mehr und mehr
dem Zibet vorgezogen wird.

Brehm, Thierleben. 30

Frei- und Gefangenleben. Erzeugung und Gewinnung des Zibet.
fangenſchaft weit beſſer, als wenn ſie alt erbeutet würde, ſondern wird auch ſehr zahm und zutraulich.
Schon Bélon erzählt, daß der florentiniſche Geſandte in Alexandrien ein zahmes Zibetthier beſeſſen
habe, welches mit den Menſchen ſpielte und dieſelben in die Naſe, Ohren und Lippen kniff, ohne ſie
zu beißen, fügt aber hinzu, daß Dies eine ſehr große Seltenheit ſei und blos dadurch möglich ge-
worden wäre, daß man das Thier ſehr jung erlangt habe. Alt Eingefangene ſind nicht leicht zu
zähmen, ſondern bleiben immer wild und biſſig. Sie ſind ſehr reizbar und heben ſich im Zorn
nach Art der Katzen empor, ſträuben ihre Mähne und ſtoßen einen heiſern Ton aus, welcher einige
Aehnlichkeit mit dem Knurren des Hundes hat. Der heftige Moſchusgeruch, welchen das gefangene
Thier verbreitet, macht es für nervenſchwache Menſchen geradezu unerträglich.

Jm Pflanzengarten zu Paris beſaß man eine Civette fünf Jahre lang. Sie roch beſtändig nach
Biſam, und wenn ſie gereizt wurde, beſonders ſtark. Dann ſielen ihr kleine Stücke Zibet aus dem
Beutel, während ſie dieſen ſonſt blos aller vierzehn bis zwanzig Tage entleerte. Jm freien Zuſtande
ſucht das Thier dieſe Entleerung dadurch zu bewirken, daß es ſich an Bäumen oder Steinen reibt.
Jm Käfig drückt es ſeinen Beutel oft gegen die Stäbe deſſelben. Der Beutel iſt es, welcher die
Aufmerkſamkeit des Menſchen dem Thiere verſchafft hat. Der Zibet diente als Arzneimittel und
wird gegenwärtig noch als ſehr wichtiger Stoff verſchiedenen Wohlgerüchen beigeſetzt. Selbſt die
Bewohner der Binnenländer Afrikas und Aſiens haben eine außerordentliche Vorliebe für dieſen
ſtarkriechenden Stoff, und deshalb macht auch die Zibetkatze nicht ſelten den ganzen Reichthum mancher
Kaufleute aus. Jn früherer Zeit war es beſonders die Stadt Euphras in Abiſſinien, welche den
Hauptſitz des Zibethandels bildete, und manche Kaufleute hielten nicht weniger als dreihundert Stück
unſers Thieres, um eine hinreichende Ausbeute zu gewinnen. Aber auch in Liſſabon, Neapel, Rom,
Mantua, Venedig und Mailand, ja ſelbſt in manchen Städten Deutſchlands und beſonders in
Holland wurde die Civette zu gleichem Zwecke in den Häuſern gehalten.

Alpinus ſah in Kairo die Civetten in eifernen Käfigen bei mehreren Juden. Man gab den Ge-
fangenen viel Fleiſch, damit ſie möglichſt viel Zibet ausſcheiden und gute Zinſen tragen ſollten. Jn
ſeiner Gegenwart drückte man Zibet aus, und er mußte für eine Drachme vier Dukaten zahlen. Der
Geruch, welchen die Thiere verbreiteten, war ſo heftig, daß man in den Zimmern, welche die Schleich
katzen beherbergten, nicht verweilen konnte, ohne davon Kopfſchmerzen zu bekommen.

Um den Zibet zu erhalten, bindet man das Thier mit einem Stricke an den Käfig feſt, ſtülpt
mit den Fingern die Aftertaſche um, und drückt die Abſonderung der Drüſen aus den vielen Ab-
führungsgängen heraus, welche in jene Taſche münden. Den an den Fingern klebenden, ſchmierigen
Saft ſtreift man mittelſt eines Löffels ab und beſtreicht den Drüſenſack mit Milch von Kokusnüſſen
oder auch mit Milch von Thieren, um der Schleichkatze den Schmerz zu ſtillen, welchen ſie beim Aus-
drücken erleiden mußte. Jn der Regel nimmt man jedem Thiere zweimal in der Woche ſeinen Zibet und
gewinnt dabei jedesmal etwa ein Quentchen. Jm friſchen Zuſtande iſt es ein weißer Schaum, welcher
daun braun wird und Etwas von ſeinem Geruche verliert. Der meiſte kommt nur verfälſcht in den
Handel, und auch der echte muß noch mancherlei Bearbeitung durchmachen, ehe er zum Gebrauch ge-
eignet iſt. Anfänglich iſt er z. B. ſtets mit Haaren gemengt und ſein Geruch ſo ſtark, daß man Uebel-
keiten bekommt, wenn man nur geringe Zeit ſich damit zu ſchaffen macht. Um ihn nun zu reinigen,
ſtreicht man ihn auf die Blätter des Betelpfeffers auf, zieht die feinen beigemengten Haare aus,
ſpült ihn mit Waſſer ab, wäſcht ihn hierauf in Citronenſaft und läßt ihn endlich an der Sonne
trocknen. Dann wird er in Zinn- oder Blechbüchſen verwahrt und ſo verſendet. Die beſte Sorte
kommt von der aſiatiſchen Zibetkatze und zwar von Buro, einer der Mollucken. Auch der javaneſiſche
Zibet ſoll beſſer ſein, als der bengaliſche und afrikaniſche. Doch beruht wohl dies Alles auf dem
Grade der Reinigung, welchen der Stoff erhalten hat. Gewöhnlich liefern die Männchen weniger,
aber beſſern Zibet, als die Weibchen.

Gegenwärtig hat der Zibethandel bedeutend abgenommen, weil der Moſchus mehr und mehr
dem Zibet vorgezogen wird.

Brehm, Thierleben. 30
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[465/0537] Frei- und Gefangenleben. Erzeugung und Gewinnung des Zibet. fangenſchaft weit beſſer, als wenn ſie alt erbeutet würde, ſondern wird auch ſehr zahm und zutraulich. Schon Bélon erzählt, daß der florentiniſche Geſandte in Alexandrien ein zahmes Zibetthier beſeſſen habe, welches mit den Menſchen ſpielte und dieſelben in die Naſe, Ohren und Lippen kniff, ohne ſie zu beißen, fügt aber hinzu, daß Dies eine ſehr große Seltenheit ſei und blos dadurch möglich ge- worden wäre, daß man das Thier ſehr jung erlangt habe. Alt Eingefangene ſind nicht leicht zu zähmen, ſondern bleiben immer wild und biſſig. Sie ſind ſehr reizbar und heben ſich im Zorn nach Art der Katzen empor, ſträuben ihre Mähne und ſtoßen einen heiſern Ton aus, welcher einige Aehnlichkeit mit dem Knurren des Hundes hat. Der heftige Moſchusgeruch, welchen das gefangene Thier verbreitet, macht es für nervenſchwache Menſchen geradezu unerträglich. Jm Pflanzengarten zu Paris beſaß man eine Civette fünf Jahre lang. Sie roch beſtändig nach Biſam, und wenn ſie gereizt wurde, beſonders ſtark. Dann ſielen ihr kleine Stücke Zibet aus dem Beutel, während ſie dieſen ſonſt blos aller vierzehn bis zwanzig Tage entleerte. Jm freien Zuſtande ſucht das Thier dieſe Entleerung dadurch zu bewirken, daß es ſich an Bäumen oder Steinen reibt. Jm Käfig drückt es ſeinen Beutel oft gegen die Stäbe deſſelben. Der Beutel iſt es, welcher die Aufmerkſamkeit des Menſchen dem Thiere verſchafft hat. Der Zibet diente als Arzneimittel und wird gegenwärtig noch als ſehr wichtiger Stoff verſchiedenen Wohlgerüchen beigeſetzt. Selbſt die Bewohner der Binnenländer Afrikas und Aſiens haben eine außerordentliche Vorliebe für dieſen ſtarkriechenden Stoff, und deshalb macht auch die Zibetkatze nicht ſelten den ganzen Reichthum mancher Kaufleute aus. Jn früherer Zeit war es beſonders die Stadt Euphras in Abiſſinien, welche den Hauptſitz des Zibethandels bildete, und manche Kaufleute hielten nicht weniger als dreihundert Stück unſers Thieres, um eine hinreichende Ausbeute zu gewinnen. Aber auch in Liſſabon, Neapel, Rom, Mantua, Venedig und Mailand, ja ſelbſt in manchen Städten Deutſchlands und beſonders in Holland wurde die Civette zu gleichem Zwecke in den Häuſern gehalten. Alpinus ſah in Kairo die Civetten in eifernen Käfigen bei mehreren Juden. Man gab den Ge- fangenen viel Fleiſch, damit ſie möglichſt viel Zibet ausſcheiden und gute Zinſen tragen ſollten. Jn ſeiner Gegenwart drückte man Zibet aus, und er mußte für eine Drachme vier Dukaten zahlen. Der Geruch, welchen die Thiere verbreiteten, war ſo heftig, daß man in den Zimmern, welche die Schleich katzen beherbergten, nicht verweilen konnte, ohne davon Kopfſchmerzen zu bekommen. Um den Zibet zu erhalten, bindet man das Thier mit einem Stricke an den Käfig feſt, ſtülpt mit den Fingern die Aftertaſche um, und drückt die Abſonderung der Drüſen aus den vielen Ab- führungsgängen heraus, welche in jene Taſche münden. Den an den Fingern klebenden, ſchmierigen Saft ſtreift man mittelſt eines Löffels ab und beſtreicht den Drüſenſack mit Milch von Kokusnüſſen oder auch mit Milch von Thieren, um der Schleichkatze den Schmerz zu ſtillen, welchen ſie beim Aus- drücken erleiden mußte. Jn der Regel nimmt man jedem Thiere zweimal in der Woche ſeinen Zibet und gewinnt dabei jedesmal etwa ein Quentchen. Jm friſchen Zuſtande iſt es ein weißer Schaum, welcher daun braun wird und Etwas von ſeinem Geruche verliert. Der meiſte kommt nur verfälſcht in den Handel, und auch der echte muß noch mancherlei Bearbeitung durchmachen, ehe er zum Gebrauch ge- eignet iſt. Anfänglich iſt er z. B. ſtets mit Haaren gemengt und ſein Geruch ſo ſtark, daß man Uebel- keiten bekommt, wenn man nur geringe Zeit ſich damit zu ſchaffen macht. Um ihn nun zu reinigen, ſtreicht man ihn auf die Blätter des Betelpfeffers auf, zieht die feinen beigemengten Haare aus, ſpült ihn mit Waſſer ab, wäſcht ihn hierauf in Citronenſaft und läßt ihn endlich an der Sonne trocknen. Dann wird er in Zinn- oder Blechbüchſen verwahrt und ſo verſendet. Die beſte Sorte kommt von der aſiatiſchen Zibetkatze und zwar von Buro, einer der Mollucken. Auch der javaneſiſche Zibet ſoll beſſer ſein, als der bengaliſche und afrikaniſche. Doch beruht wohl dies Alles auf dem Grade der Reinigung, welchen der Stoff erhalten hat. Gewöhnlich liefern die Männchen weniger, aber beſſern Zibet, als die Weibchen. Gegenwärtig hat der Zibethandel bedeutend abgenommen, weil der Moſchus mehr und mehr dem Zibet vorgezogen wird. Brehm, Thierleben. 30

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/537>, abgerufen am 26.11.2024.