Zeichnung. Sein Jagen. Ausführliche Schilderung von Buvry.
ganze Seele des Fuchses liegt in seinem Gesicht, und doch erscheint das so starr und ruhig, wie er selbst, welcher aus Wüstensand geformt zu sein scheint. Da, ein einziger Sprung, ein kurzes Flattern: das Flughuhn hat geendet. Schnell stürmen die anderen empor, schallend klatschen die Flügelschläge. Sie irren unsicher in der Nacht umher und fallen nach kurzer Zeit wieder ein im Riedgrase, vielleicht kaum wissend, welcher nächtliche Besucher sie aufgescheucht.
Der Fenek ist der kleinste aller Füchse. Er ist sammt seiner Standarte, deren Länge sieben bis acht Zoll beträgt, höchstens zwei Fuß lang und am Widerrist kaum acht Zoll hoch. Der ganze Leibesbau ist ungemein fein, der Kopf sehr zugespitzt, die Augen sind groß und wegen ihrer runden Augensterne, die von einer braunen Regenbogenhaut eingefaßt werden, besonders merkwürdig. Das Ausgezeichnetste am ganzen Thiere sind aber unzweifelhaft die Lauscher. Sie haben fast Kopfes- länge und sind etwas mehr als halb so breit. Das Thier gewinnt durch sie ein wahrhaft abenteuer- liches Ausehen. Die Lauscher machen den Fenek gewissermaßen den Fledermäusen ähnlich und sind zu seiner Kennzeichnung durchaus wesentlich. Jhre Jnnenränder sind weiß behaart und zwar derartig, daß von der Ohröffnung zwei Haarbüschel aufsteigen, welche sich, so zu sagen, in einem Bart fortsetzen nach der obern Spitze hin, dort aber kürzer und dünner werden. Die kleine Schnauze zieren lange, borstenartige Schnurren, welche ebenfalls wesentlich zu dem äußern Gepräge des Thieres gehören. Der Balg ist seidenweich und verstärkt sich zur Winterzeit durch ein sehr dichtes Wollhaar, welches sich während der Raue durch Anstreichen des Körpers an Aesten u. s. w. flockenartig löst. Man sollte eigentlich nicht glauben, daß der Fenek in seiner warmen Heimat einen dichten Balg nöthig hätte, allein der kleine Gesell ist gegen die Kälte äußerst empfindlich und verlangt des ge- nügenden Schutzes. Die Färbung der ganzen Oberseite ähnelt durchaus der des Sandes, die Unter- seite ist weiß, und auch über dem Auge besindet sich ein weißer Flecken, vor demselben aber ein dunklerer Streifen. Die sehr lange buschige Standarte ist fast ockerfarben, ein Fleck an der Wurzel und die Blume sind schwarz. Bei dem Weibchen ist der Balg immer mehr strohgelb, wie er auch bei zu- nehmendem Alter bei weitem lichter wird.
Das merkwürdige Thier wurde zuerst von Skjöldebrand, dem schwedischen Consul in Algier, bekannt gemacht und später von Bruce beobachtet und abgebildet. Die Mauren nennen es Zerda, die Araber Fenek, und diesen Namen führt unser Füchschen auch in allen Nilländern. Es bewohnt den ganzen Norden Afrikas, findet sich aber blos in den echten Wüsten, und zwar in den Niederungen, welche reich an Wasser sind und mehr das Gepräge der Steppen tragen, obwohl sie nicht den Reichthum dieser Letzteren nachweisen können.
An geeigneten Orten ist der Fenek nicht grade selten, aber er wird, weil er sehr vorsichtig und flüchtig ist, gar nicht häusig gefangen; wenigstens kommt er in Thiergärten und Thierschanbuden immer nur äußerst selten und einzeln vor, ja selbst in den Museen ist er noch keineswegs eine gewöhnliche Erscheinung.
Seine Naturgeschichte war bis in die neueste Zeit sehr unklar. Anfänglich berichtete man die allersonderbarsten Dinge über ihn. Es wurde erzählt, daß er gar nicht wie andere Füchse in Bauen, sondern wie Katzen auf Bäumen lebe. Man behauptete, daß er weniger kleinen Vögeln nach- stelle, als vielmehr Datteln und anderen Früchten, welche seine Hauptnahrung ausmachen sollten, und dergleichen mehr. Rüppell ist der Erste, welcher diesen Angaben widerspricht und den Fenek als echten Fuchs hinstellt; seine Beschreibung ist aber noch immer kurz und für uns unvollständig und ungenügend. Da hat mir nun mein lieber Freund und Reisegefährte Dr. L. Buvry, welcher den Fenek sowohl im Freien, als in der Gefangenschaft genau beobachtete, eine gar anmuthige und nette Beschreibung ausdrücklich für dieses Werk mitgetheilt. Einen guten Theil von dieser Schilderung habe ich bereits im Vorstehenden verwendet, das Uebrige ist Folgendes:
"Das Wesen des Fenek ist durch seine eigenthümliche Leibesgestalt genugsam ausgeprägt; denn die zarten, dünnen Läufer zeigen die Behendigkeit und Schnellfüßigkeit, welche er besitzen muß, auf den ersten Blick, und das Gesicht spricht so deutlich von der Scharfsichtigkeit, Feinhörigkeit, Klugheit und
Zeichnung. Sein Jagen. Ausführliche Schilderung von Buvry.
ganze Seele des Fuchſes liegt in ſeinem Geſicht, und doch erſcheint das ſo ſtarr und ruhig, wie er ſelbſt, welcher aus Wüſtenſand geformt zu ſein ſcheint. Da, ein einziger Sprung, ein kurzes Flattern: das Flughuhn hat geendet. Schnell ſtürmen die anderen empor, ſchallend klatſchen die Flügelſchläge. Sie irren unſicher in der Nacht umher und fallen nach kurzer Zeit wieder ein im Riedgraſe, vielleicht kaum wiſſend, welcher nächtliche Beſucher ſie aufgeſcheucht.
Der Fenek iſt der kleinſte aller Füchſe. Er iſt ſammt ſeiner Standarte, deren Länge ſieben bis acht Zoll beträgt, höchſtens zwei Fuß lang und am Widerriſt kaum acht Zoll hoch. Der ganze Leibesbau iſt ungemein fein, der Kopf ſehr zugeſpitzt, die Augen ſind groß und wegen ihrer runden Augenſterne, die von einer braunen Regenbogenhaut eingefaßt werden, beſonders merkwürdig. Das Ausgezeichnetſte am ganzen Thiere ſind aber unzweifelhaft die Lauſcher. Sie haben faſt Kopfes- länge und ſind etwas mehr als halb ſo breit. Das Thier gewinnt durch ſie ein wahrhaft abenteuer- liches Auſehen. Die Lauſcher machen den Fenek gewiſſermaßen den Fledermäuſen ähnlich und ſind zu ſeiner Kennzeichnung durchaus weſentlich. Jhre Jnnenränder ſind weiß behaart und zwar derartig, daß von der Ohröffnung zwei Haarbüſchel aufſteigen, welche ſich, ſo zu ſagen, in einem Bart fortſetzen nach der obern Spitze hin, dort aber kürzer und dünner werden. Die kleine Schnauze zieren lange, borſtenartige Schnurren, welche ebenfalls weſentlich zu dem äußern Gepräge des Thieres gehören. Der Balg iſt ſeidenweich und verſtärkt ſich zur Winterzeit durch ein ſehr dichtes Wollhaar, welches ſich während der Raue durch Anſtreichen des Körpers an Aeſten u. ſ. w. flockenartig löſt. Man ſollte eigentlich nicht glauben, daß der Fenek in ſeiner warmen Heimat einen dichten Balg nöthig hätte, allein der kleine Geſell iſt gegen die Kälte äußerſt empfindlich und verlangt des ge- nügenden Schutzes. Die Färbung der ganzen Oberſeite ähnelt durchaus der des Sandes, die Unter- ſeite iſt weiß, und auch über dem Auge beſindet ſich ein weißer Flecken, vor demſelben aber ein dunklerer Streifen. Die ſehr lange buſchige Standarte iſt faſt ockerfarben, ein Fleck an der Wurzel und die Blume ſind ſchwarz. Bei dem Weibchen iſt der Balg immer mehr ſtrohgelb, wie er auch bei zu- nehmendem Alter bei weitem lichter wird.
Das merkwürdige Thier wurde zuerſt von Skjöldebrand, dem ſchwediſchen Conſul in Algier, bekannt gemacht und ſpäter von Bruce beobachtet und abgebildet. Die Mauren nennen es Zerda, die Araber Fenek, und dieſen Namen führt unſer Füchschen auch in allen Nilländern. Es bewohnt den ganzen Norden Afrikas, findet ſich aber blos in den echten Wüſten, und zwar in den Niederungen, welche reich an Waſſer ſind und mehr das Gepräge der Steppen tragen, obwohl ſie nicht den Reichthum dieſer Letzteren nachweiſen können.
An geeigneten Orten iſt der Fenek nicht grade ſelten, aber er wird, weil er ſehr vorſichtig und flüchtig iſt, gar nicht häuſig gefangen; wenigſtens kommt er in Thiergärten und Thierſchanbuden immer nur äußerſt ſelten und einzeln vor, ja ſelbſt in den Muſeen iſt er noch keineswegs eine gewöhnliche Erſcheinung.
Seine Naturgeſchichte war bis in die neueſte Zeit ſehr unklar. Anfänglich berichtete man die allerſonderbarſten Dinge über ihn. Es wurde erzählt, daß er gar nicht wie andere Füchſe in Bauen, ſondern wie Katzen auf Bäumen lebe. Man behauptete, daß er weniger kleinen Vögeln nach- ſtelle, als vielmehr Datteln und anderen Früchten, welche ſeine Hauptnahrung ausmachen ſollten, und dergleichen mehr. Rüppell iſt der Erſte, welcher dieſen Angaben widerſpricht und den Fenek als echten Fuchs hinſtellt; ſeine Beſchreibung iſt aber noch immer kurz und für uns unvollſtändig und ungenügend. Da hat mir nun mein lieber Freund und Reiſegefährte Dr. L. Buvry, welcher den Fenek ſowohl im Freien, als in der Gefangenſchaft genau beobachtete, eine gar anmuthige und nette Beſchreibung ausdrücklich für dieſes Werk mitgetheilt. Einen guten Theil von dieſer Schilderung habe ich bereits im Vorſtehenden verwendet, das Uebrige iſt Folgendes:
„Das Weſen des Fenek iſt durch ſeine eigenthümliche Leibesgeſtalt genugſam ausgeprägt; denn die zarten, dünnen Läufer zeigen die Behendigkeit und Schnellfüßigkeit, welche er beſitzen muß, auf den erſten Blick, und das Geſicht ſpricht ſo deutlich von der Scharfſichtigkeit, Feinhörigkeit, Klugheit und
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[443/0513]
Zeichnung. Sein Jagen. Ausführliche Schilderung von Buvry.
ganze Seele des Fuchſes liegt in ſeinem Geſicht, und doch erſcheint das ſo ſtarr und ruhig, wie er
ſelbſt, welcher aus Wüſtenſand geformt zu ſein ſcheint. Da, ein einziger Sprung, ein kurzes Flattern:
das Flughuhn hat geendet. Schnell ſtürmen die anderen empor, ſchallend klatſchen die Flügelſchläge.
Sie irren unſicher in der Nacht umher und fallen nach kurzer Zeit wieder ein im Riedgraſe, vielleicht
kaum wiſſend, welcher nächtliche Beſucher ſie aufgeſcheucht.
Der Fenek iſt der kleinſte aller Füchſe. Er iſt ſammt ſeiner Standarte, deren Länge ſieben
bis acht Zoll beträgt, höchſtens zwei Fuß lang und am Widerriſt kaum acht Zoll hoch. Der ganze
Leibesbau iſt ungemein fein, der Kopf ſehr zugeſpitzt, die Augen ſind groß und wegen ihrer runden
Augenſterne, die von einer braunen Regenbogenhaut eingefaßt werden, beſonders merkwürdig. Das
Ausgezeichnetſte am ganzen Thiere ſind aber unzweifelhaft die Lauſcher. Sie haben faſt Kopfes-
länge und ſind etwas mehr als halb ſo breit. Das Thier gewinnt durch ſie ein wahrhaft abenteuer-
liches Auſehen. Die Lauſcher machen den Fenek gewiſſermaßen den Fledermäuſen ähnlich und
ſind zu ſeiner Kennzeichnung durchaus weſentlich. Jhre Jnnenränder ſind weiß behaart und zwar
derartig, daß von der Ohröffnung zwei Haarbüſchel aufſteigen, welche ſich, ſo zu ſagen, in einem Bart
fortſetzen nach der obern Spitze hin, dort aber kürzer und dünner werden. Die kleine Schnauze
zieren lange, borſtenartige Schnurren, welche ebenfalls weſentlich zu dem äußern Gepräge des Thieres
gehören. Der Balg iſt ſeidenweich und verſtärkt ſich zur Winterzeit durch ein ſehr dichtes Wollhaar,
welches ſich während der Raue durch Anſtreichen des Körpers an Aeſten u. ſ. w. flockenartig löſt.
Man ſollte eigentlich nicht glauben, daß der Fenek in ſeiner warmen Heimat einen dichten Balg
nöthig hätte, allein der kleine Geſell iſt gegen die Kälte äußerſt empfindlich und verlangt des ge-
nügenden Schutzes. Die Färbung der ganzen Oberſeite ähnelt durchaus der des Sandes, die Unter-
ſeite iſt weiß, und auch über dem Auge beſindet ſich ein weißer Flecken, vor demſelben aber ein dunklerer
Streifen. Die ſehr lange buſchige Standarte iſt faſt ockerfarben, ein Fleck an der Wurzel und die
Blume ſind ſchwarz. Bei dem Weibchen iſt der Balg immer mehr ſtrohgelb, wie er auch bei zu-
nehmendem Alter bei weitem lichter wird.
Das merkwürdige Thier wurde zuerſt von Skjöldebrand, dem ſchwediſchen Conſul in Algier,
bekannt gemacht und ſpäter von Bruce beobachtet und abgebildet. Die Mauren nennen es Zerda,
die Araber Fenek, und dieſen Namen führt unſer Füchschen auch in allen Nilländern. Es bewohnt
den ganzen Norden Afrikas, findet ſich aber blos in den echten Wüſten, und zwar in den Niederungen,
welche reich an Waſſer ſind und mehr das Gepräge der Steppen tragen, obwohl ſie nicht den Reichthum
dieſer Letzteren nachweiſen können.
An geeigneten Orten iſt der Fenek nicht grade ſelten, aber er wird, weil er ſehr vorſichtig und
flüchtig iſt, gar nicht häuſig gefangen; wenigſtens kommt er in Thiergärten und Thierſchanbuden immer
nur äußerſt ſelten und einzeln vor, ja ſelbſt in den Muſeen iſt er noch keineswegs eine gewöhnliche
Erſcheinung.
Seine Naturgeſchichte war bis in die neueſte Zeit ſehr unklar. Anfänglich berichtete man
die allerſonderbarſten Dinge über ihn. Es wurde erzählt, daß er gar nicht wie andere Füchſe in
Bauen, ſondern wie Katzen auf Bäumen lebe. Man behauptete, daß er weniger kleinen Vögeln nach-
ſtelle, als vielmehr Datteln und anderen Früchten, welche ſeine Hauptnahrung ausmachen ſollten, und
dergleichen mehr. Rüppell iſt der Erſte, welcher dieſen Angaben widerſpricht und den Fenek als
echten Fuchs hinſtellt; ſeine Beſchreibung iſt aber noch immer kurz und für uns unvollſtändig und
ungenügend. Da hat mir nun mein lieber Freund und Reiſegefährte Dr. L. Buvry, welcher den
Fenek ſowohl im Freien, als in der Gefangenſchaft genau beobachtete, eine gar anmuthige und nette
Beſchreibung ausdrücklich für dieſes Werk mitgetheilt. Einen guten Theil von dieſer Schilderung
habe ich bereits im Vorſtehenden verwendet, das Uebrige iſt Folgendes:
„Das Weſen des Fenek iſt durch ſeine eigenthümliche Leibesgeſtalt genugſam ausgeprägt; denn
die zarten, dünnen Läufer zeigen die Behendigkeit und Schnellfüßigkeit, welche er beſitzen muß, auf den
erſten Blick, und das Geſicht ſpricht ſo deutlich von der Scharfſichtigkeit, Feinhörigkeit, Klugheit und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/513>, abgerufen am 24.11.2024.
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