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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Kama. Wüstenfüchse.
mit seinem Beißen Nichts ausrichten konnte, so begann er vor lauter Angst zu zittern und verrichtete
auf beiderlei Art seine Nothdurft. Bei Tage verhielt er sich ruhig und schlief gewöhnlich, mit Eintritt
der Nacht aber wurde der Trieb nach Freiheit in ihm rege, und er bemühte sich dann unaufhörlich,
von der Kette sich loszuarbeiten. Dabei winselte er, beinahe wie ein Fuchs. Die Gesellschaft
anderer Thiere verabscheute er gänzlich, mit Seinesgleichen dagegen vertrug er sich sehr gut. Drei
Korsacks, welche Hablitzel besaß, lagen fast beständig dicht neben einander, oft einer förmlich in den
Andern gerollt. --

Jn der Nähe der Kapstadt, häufiger aber noch in der Karn, jener öden Wüstensteppe Süd-
afrikas, lebt ein kleiner, schmucker Fuchs von fahler Farbe: der Kama (Vulpes Caama). Seines vor-
trefflichen Felles wegen stellen die Kaffern und Hottentotten dem hübschen Thiere lebhaft nach; denn
aus den Fellen bereiten sich jene Afrikaner Karosse oder Decken, für sie das Höchste ihrer Wünsche,

[Abbildung] Der Kama (Vulpes Caama).
weil der Karoß als das Vorzüglichste aller ihrer Kleidungsstücke gilt. Man kann sich denken, wie
viele dieser kleinen Füchse ihr Leben lassen müssen, bevor nur eine einzige solche Decke fertig wird.
Doch der Balg ist so werthvoll, daß viele Stämme der Kaffern die Fuchsjagd für die lohnendste halten
von allen denen, welche sie überhaupt betreiben.

Der Kama soll ein eifriger und gefährlicher Feind aller Erdvögel und noch mehr von deren Brut
sein. Große Gewandtheit setzt ihn in den Stand, auch nachts die schlafenden Vögel zu überrumpeln,
ja man behauptet, daß er sich selbst an Straußeneier mache und wirklich fähig wäre, ein ganzes Ei
des Riesenvogels auf eine Mahlzeit zu fressen. Diese Behauptung aber beruht wohl blos auf den
Auschauungen der Kaffern über die Eßfähigkeit eines Geschöpfes, soweit solche durch die eigenen Er-
fahrungen begründet sind: denn bekanntlich ist ein einziges Straußenei hinreichend, um vier Menschen
zu sättigen, und es ist unmöglich, anzunehmen, daß ein Füchslein, welches kaum halb so groß ist, als
unser Reinecke, eine größere Eßlust zeigen sollte, als vier Menschen zusammengenommen. Das kleine

Die Raubthiere. Hunde. — Kama. Wüſtenfüchſe.
mit ſeinem Beißen Nichts ausrichten konnte, ſo begann er vor lauter Angſt zu zittern und verrichtete
auf beiderlei Art ſeine Nothdurft. Bei Tage verhielt er ſich ruhig und ſchlief gewöhnlich, mit Eintritt
der Nacht aber wurde der Trieb nach Freiheit in ihm rege, und er bemühte ſich dann unaufhörlich,
von der Kette ſich loszuarbeiten. Dabei winſelte er, beinahe wie ein Fuchs. Die Geſellſchaft
anderer Thiere verabſcheute er gänzlich, mit Seinesgleichen dagegen vertrug er ſich ſehr gut. Drei
Korſacks, welche Hablitzel beſaß, lagen faſt beſtändig dicht neben einander, oft einer förmlich in den
Andern gerollt. —

Jn der Nähe der Kapſtadt, häufiger aber noch in der Karn, jener öden Wüſtenſteppe Süd-
afrikas, lebt ein kleiner, ſchmucker Fuchs von fahler Farbe: der Kama (Vulpes Caama). Seines vor-
trefflichen Felles wegen ſtellen die Kaffern und Hottentotten dem hübſchen Thiere lebhaft nach; denn
aus den Fellen bereiten ſich jene Afrikaner Karoſſe oder Decken, für ſie das Höchſte ihrer Wünſche,

[Abbildung] Der Kama (Vulpes Caama).
weil der Karoß als das Vorzüglichſte aller ihrer Kleidungsſtücke gilt. Man kann ſich denken, wie
viele dieſer kleinen Füchſe ihr Leben laſſen müſſen, bevor nur eine einzige ſolche Decke fertig wird.
Doch der Balg iſt ſo werthvoll, daß viele Stämme der Kaffern die Fuchsjagd für die lohnendſte halten
von allen denen, welche ſie überhaupt betreiben.

Der Kama ſoll ein eifriger und gefährlicher Feind aller Erdvögel und noch mehr von deren Brut
ſein. Große Gewandtheit ſetzt ihn in den Stand, auch nachts die ſchlafenden Vögel zu überrumpeln,
ja man behauptet, daß er ſich ſelbſt an Straußeneier mache und wirklich fähig wäre, ein ganzes Ei
des Rieſenvogels auf eine Mahlzeit zu freſſen. Dieſe Behauptung aber beruht wohl blos auf den
Auſchauungen der Kaffern über die Eßfähigkeit eines Geſchöpfes, ſoweit ſolche durch die eigenen Er-
fahrungen begründet ſind: denn bekanntlich iſt ein einziges Straußenei hinreichend, um vier Menſchen
zu ſättigen, und es iſt unmöglich, anzunehmen, daß ein Füchslein, welches kaum halb ſo groß iſt, als
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[440/0508] Die Raubthiere. Hunde. — Kama. Wüſtenfüchſe. mit ſeinem Beißen Nichts ausrichten konnte, ſo begann er vor lauter Angſt zu zittern und verrichtete auf beiderlei Art ſeine Nothdurft. Bei Tage verhielt er ſich ruhig und ſchlief gewöhnlich, mit Eintritt der Nacht aber wurde der Trieb nach Freiheit in ihm rege, und er bemühte ſich dann unaufhörlich, von der Kette ſich loszuarbeiten. Dabei winſelte er, beinahe wie ein Fuchs. Die Geſellſchaft anderer Thiere verabſcheute er gänzlich, mit Seinesgleichen dagegen vertrug er ſich ſehr gut. Drei Korſacks, welche Hablitzel beſaß, lagen faſt beſtändig dicht neben einander, oft einer förmlich in den Andern gerollt. — Jn der Nähe der Kapſtadt, häufiger aber noch in der Karn, jener öden Wüſtenſteppe Süd- afrikas, lebt ein kleiner, ſchmucker Fuchs von fahler Farbe: der Kama (Vulpes Caama). Seines vor- trefflichen Felles wegen ſtellen die Kaffern und Hottentotten dem hübſchen Thiere lebhaft nach; denn aus den Fellen bereiten ſich jene Afrikaner Karoſſe oder Decken, für ſie das Höchſte ihrer Wünſche, [Abbildung Der Kama (Vulpes Caama).] weil der Karoß als das Vorzüglichſte aller ihrer Kleidungsſtücke gilt. Man kann ſich denken, wie viele dieſer kleinen Füchſe ihr Leben laſſen müſſen, bevor nur eine einzige ſolche Decke fertig wird. Doch der Balg iſt ſo werthvoll, daß viele Stämme der Kaffern die Fuchsjagd für die lohnendſte halten von allen denen, welche ſie überhaupt betreiben. Der Kama ſoll ein eifriger und gefährlicher Feind aller Erdvögel und noch mehr von deren Brut ſein. Große Gewandtheit ſetzt ihn in den Stand, auch nachts die ſchlafenden Vögel zu überrumpeln, ja man behauptet, daß er ſich ſelbſt an Straußeneier mache und wirklich fähig wäre, ein ganzes Ei des Rieſenvogels auf eine Mahlzeit zu freſſen. Dieſe Behauptung aber beruht wohl blos auf den Auſchauungen der Kaffern über die Eßfähigkeit eines Geſchöpfes, ſoweit ſolche durch die eigenen Er- fahrungen begründet ſind: denn bekanntlich iſt ein einziges Straußenei hinreichend, um vier Menſchen zu ſättigen, und es iſt unmöglich, anzunehmen, daß ein Füchslein, welches kaum halb ſo groß iſt, als unſer Reinecke, eine größere Eßluſt zeigen ſollte, als vier Menſchen zuſammengenommen. Das kleine

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/508>, abgerufen am 23.11.2024.