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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Wolfshund. Karasissi.
den Vorderläufen und einer graulichen Stelle zwischen den Hinterschenkeln. Der Kopf ist röthlichfalb
mit weißem Schimmer, die Oberlippe seitlich, wie das Kinn, dunkelgrau, der Lippenrand weiß. Die
Läufe sind rostfarben, die Vorderläufe, wie bei den meisten Hunden, vorn am Handgelenke schwarz
gestreift. Der Schwanz ist an der Wurzel grau, an der Spitze weiß, im übrigen aber schwarz.

Der Wolfshund gehört nicht gerade zu den häufigen Erscheinungen des innern Afrika. Er
findet sich einzeln wahrscheinlich in allen Steppenländern, kommt aber weit seltner zu Gesicht, als
irgend ein anderer Wildhund. Seine Lebensweise unterscheidet ihn von dem Schakal. Er ist viel
vorsichtiger, scheuer und ein vollkommenes Nachtthier. Bei Tage liegt er im sichern Schlupfwinkel
wohl verborgen, und nur der Zufall bringt ihn vor das Auge des Jägers. Seine Hauptnahrung
scheint aus Mäusen und anderen kleinen Nagern zu bestehen; zuweilen soll er jedoch auch, wie mir
von den Sudahnesen versichert wurde, kleine Herdenthiere angreifen. Auf Vögel ist er, wie man an
unserm Gefangenen sehen kann, sehr erpicht; Hühnern zumal, welche an seinem Käfig vorübergehen,
folgt er mit größter Theilnahme.

Unsere gefangene Wolfshündin ist schen und furchtsam, obwohl sie sich ihrer Haut zu wehren
weiß. Anfangs setzte sie meinen Liebkosungen Mißtrauen entgegen, allgemach aber verlor sich ihre
Schen, und nach einigen Wochen hatte ich ihr Vertrauen wirklich gewonnen. Sie kam auf meinen
Ruf herbei und gestattete, daß ich sie berührte, und wenn auch anfangs bedenkliches Nasenrümpfen
zur Vorsicht mahnte, erreichte ich endlich doch meinen Zweck und durfte sie streicheln. Gegenwärtig
ist sie zahm und freundlich, mir jedenfalls sehr zugethan, obgleich sie ihr Mißtrauen noch nicht voll-
ständig überwunden hat. Mit den Genossen ihres Käfigs hält sie ihrerseits Frieden; Zudringlichkeiten
derselben weist sie aber entschieden zurück. Eine Stimme habe ich von ihr noch nicht vernommen.
Auf kleine Thiere, Ratten und Sperlinge z. B., ist sie sehr gierig, nicht minder gern frißt sie
Früchte: Pflaumen, Kirschen, Birnen und Milchbrod gehört zu ihren ganz besonderen Leckereien.
Gegen die rauhe Witterung unseres Nordens scheint sie höchst empfindlich zu sein: sie liegt an kalten
Tagen nach Hundeart zusammengerollt regungslos und erhebt sich dann, auch wenn man sie ruft, nur
ungern, während sie sonst augenblicklich aus Gitter kommt. Am lebendigsten ist sie an warmen
Sommerabenden, dann läuft sie ohne Unterlaß im Käfig auf und nieder.

Auch Amerika besitzt Hunde, welche dem altweltlichen Schakal sehr ähnlich sind. Ein solcher ist
der Karasissi oder Maikong, der Savannenhund der Ansiedler (Canis cancrivorus), welchen die
Jndianer Südamerikas seit uralten Zeiten gezähmt und als Jagdgehilfen benutzt haben. Wir besitzen
in unserm Thiergarten gegenwärtig auch diesen Hund, und ich kann daher das lebende Thier meiner
Beschreibung zu Grunde legen. Der Maikong ist schlank gebaut und hochläufig, sein Kopf ist kurz,
breit und ziemlich stumpfschnanzig. Die Lunte hängt fast bis zum Boden herab, die Lauscher sind
mittelgroß, die Seher schief gestellt, dunkelrothbraun gefärbt, der Stern ist länglichrund. Der Balg
besteht aus mittellangen, rauhen Grannen, welche das spärliche Wollhaar vollständig bedecken. Seine
Gesammtfärbung ist ein ziemlich gleichmäßiges Fahlgrau, welches auf dem Rücken, zumal in der
Schultergegend, wegen der hier schwarz endenden Haare dunkelt und nach unten durch Fahlgrau in
Gelblichweiß und Reinweiß übergeht. Die Augengegend ist lichter, gelblichweiß, die Lauscher außen
am Grunde röthlichfahl, an der Spitze braunschwarz, innen mit gelbweißen Haaren besetzt, licht ge-
randet. Sehr dunkel sind außer dem Rücken die Lippen und die Schnauzenspitze, ein Kinnfleck und
die Läufe bis zum Hand- oder Fersengelenke, licht, d. h. gelblichweiß, außer den schon genannten
Theilen die Umrandung der Augen und ein vollständiges Kreuz an der Schlüsselbeingegend, welches
von der Kehle an bis zur Oberbrust herabreicht und seitlich in ziemlich breiten Streifen bis gegen die
Achseln hin sich fortsetzt. Die einzelnen Haare sind gelblich oder weißlich an der Wurzel, sodann grau
und endlich dunkel zugespitzt.

Schon die Spanier fanden diesen Wildhund auf den Antillen als Hausthier vor. Seitdem ist
er von dort verschwunden; gegenwärtig aber wird er noch immer von vielen Jndianern wenigstens

Die Raubthiere. Hunde. — Wolfshund. Karaſiſſi.
den Vorderläufen und einer graulichen Stelle zwiſchen den Hinterſchenkeln. Der Kopf iſt röthlichfalb
mit weißem Schimmer, die Oberlippe ſeitlich, wie das Kinn, dunkelgrau, der Lippenrand weiß. Die
Läufe ſind roſtfarben, die Vorderläufe, wie bei den meiſten Hunden, vorn am Handgelenke ſchwarz
geſtreift. Der Schwanz iſt an der Wurzel grau, an der Spitze weiß, im übrigen aber ſchwarz.

Der Wolfshund gehört nicht gerade zu den häufigen Erſcheinungen des innern Afrika. Er
findet ſich einzeln wahrſcheinlich in allen Steppenländern, kommt aber weit ſeltner zu Geſicht, als
irgend ein anderer Wildhund. Seine Lebensweiſe unterſcheidet ihn von dem Schakal. Er iſt viel
vorſichtiger, ſcheuer und ein vollkommenes Nachtthier. Bei Tage liegt er im ſichern Schlupfwinkel
wohl verborgen, und nur der Zufall bringt ihn vor das Auge des Jägers. Seine Hauptnahrung
ſcheint aus Mäuſen und anderen kleinen Nagern zu beſtehen; zuweilen ſoll er jedoch auch, wie mir
von den Sudahneſen verſichert wurde, kleine Herdenthiere angreifen. Auf Vögel iſt er, wie man an
unſerm Gefangenen ſehen kann, ſehr erpicht; Hühnern zumal, welche an ſeinem Käfig vorübergehen,
folgt er mit größter Theilnahme.

Unſere gefangene Wolfshündin iſt ſchen und furchtſam, obwohl ſie ſich ihrer Haut zu wehren
weiß. Anfangs ſetzte ſie meinen Liebkoſungen Mißtrauen entgegen, allgemach aber verlor ſich ihre
Schen, und nach einigen Wochen hatte ich ihr Vertrauen wirklich gewonnen. Sie kam auf meinen
Ruf herbei und geſtattete, daß ich ſie berührte, und wenn auch anfangs bedenkliches Naſenrümpfen
zur Vorſicht mahnte, erreichte ich endlich doch meinen Zweck und durfte ſie ſtreicheln. Gegenwärtig
iſt ſie zahm und freundlich, mir jedenfalls ſehr zugethan, obgleich ſie ihr Mißtrauen noch nicht voll-
ſtändig überwunden hat. Mit den Genoſſen ihres Käfigs hält ſie ihrerſeits Frieden; Zudringlichkeiten
derſelben weiſt ſie aber entſchieden zurück. Eine Stimme habe ich von ihr noch nicht vernommen.
Auf kleine Thiere, Ratten und Sperlinge z. B., iſt ſie ſehr gierig, nicht minder gern frißt ſie
Früchte: Pflaumen, Kirſchen, Birnen und Milchbrod gehört zu ihren ganz beſonderen Leckereien.
Gegen die rauhe Witterung unſeres Nordens ſcheint ſie höchſt empfindlich zu ſein: ſie liegt an kalten
Tagen nach Hundeart zuſammengerollt regungslos und erhebt ſich dann, auch wenn man ſie ruft, nur
ungern, während ſie ſonſt augenblicklich aus Gitter kommt. Am lebendigſten iſt ſie an warmen
Sommerabenden, dann läuft ſie ohne Unterlaß im Käfig auf und nieder.

Auch Amerika beſitzt Hunde, welche dem altweltlichen Schakal ſehr ähnlich ſind. Ein ſolcher iſt
der Karaſiſſi oder Maikong, der Savannenhund der Anſiedler (Canis cancrivorus), welchen die
Jndianer Südamerikas ſeit uralten Zeiten gezähmt und als Jagdgehilfen benutzt haben. Wir beſitzen
in unſerm Thiergarten gegenwärtig auch dieſen Hund, und ich kann daher das lebende Thier meiner
Beſchreibung zu Grunde legen. Der Maikong iſt ſchlank gebaut und hochläufig, ſein Kopf iſt kurz,
breit und ziemlich ſtumpfſchnanzig. Die Lunte hängt faſt bis zum Boden herab, die Lauſcher ſind
mittelgroß, die Seher ſchief geſtellt, dunkelrothbraun gefärbt, der Stern iſt länglichrund. Der Balg
beſteht aus mittellangen, rauhen Grannen, welche das ſpärliche Wollhaar vollſtändig bedecken. Seine
Geſammtfärbung iſt ein ziemlich gleichmäßiges Fahlgrau, welches auf dem Rücken, zumal in der
Schultergegend, wegen der hier ſchwarz endenden Haare dunkelt und nach unten durch Fahlgrau in
Gelblichweiß und Reinweiß übergeht. Die Augengegend iſt lichter, gelblichweiß, die Lauſcher außen
am Grunde röthlichfahl, an der Spitze braunſchwarz, innen mit gelbweißen Haaren beſetzt, licht ge-
randet. Sehr dunkel ſind außer dem Rücken die Lippen und die Schnauzenſpitze, ein Kinnfleck und
die Läufe bis zum Hand- oder Ferſengelenke, licht, d. h. gelblichweiß, außer den ſchon genannten
Theilen die Umrandung der Augen und ein vollſtändiges Kreuz an der Schlüſſelbeingegend, welches
von der Kehle an bis zur Oberbruſt herabreicht und ſeitlich in ziemlich breiten Streifen bis gegen die
Achſeln hin ſich fortſetzt. Die einzelnen Haare ſind gelblich oder weißlich an der Wurzel, ſodann grau
und endlich dunkel zugeſpitzt.

Schon die Spanier fanden dieſen Wildhund auf den Antillen als Hausthier vor. Seitdem iſt
er von dort verſchwunden; gegenwärtig aber wird er noch immer von vielen Jndianern wenigſtens

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[416/0484] Die Raubthiere. Hunde. — Wolfshund. Karaſiſſi. den Vorderläufen und einer graulichen Stelle zwiſchen den Hinterſchenkeln. Der Kopf iſt röthlichfalb mit weißem Schimmer, die Oberlippe ſeitlich, wie das Kinn, dunkelgrau, der Lippenrand weiß. Die Läufe ſind roſtfarben, die Vorderläufe, wie bei den meiſten Hunden, vorn am Handgelenke ſchwarz geſtreift. Der Schwanz iſt an der Wurzel grau, an der Spitze weiß, im übrigen aber ſchwarz. Der Wolfshund gehört nicht gerade zu den häufigen Erſcheinungen des innern Afrika. Er findet ſich einzeln wahrſcheinlich in allen Steppenländern, kommt aber weit ſeltner zu Geſicht, als irgend ein anderer Wildhund. Seine Lebensweiſe unterſcheidet ihn von dem Schakal. Er iſt viel vorſichtiger, ſcheuer und ein vollkommenes Nachtthier. Bei Tage liegt er im ſichern Schlupfwinkel wohl verborgen, und nur der Zufall bringt ihn vor das Auge des Jägers. Seine Hauptnahrung ſcheint aus Mäuſen und anderen kleinen Nagern zu beſtehen; zuweilen ſoll er jedoch auch, wie mir von den Sudahneſen verſichert wurde, kleine Herdenthiere angreifen. Auf Vögel iſt er, wie man an unſerm Gefangenen ſehen kann, ſehr erpicht; Hühnern zumal, welche an ſeinem Käfig vorübergehen, folgt er mit größter Theilnahme. Unſere gefangene Wolfshündin iſt ſchen und furchtſam, obwohl ſie ſich ihrer Haut zu wehren weiß. Anfangs ſetzte ſie meinen Liebkoſungen Mißtrauen entgegen, allgemach aber verlor ſich ihre Schen, und nach einigen Wochen hatte ich ihr Vertrauen wirklich gewonnen. Sie kam auf meinen Ruf herbei und geſtattete, daß ich ſie berührte, und wenn auch anfangs bedenkliches Naſenrümpfen zur Vorſicht mahnte, erreichte ich endlich doch meinen Zweck und durfte ſie ſtreicheln. Gegenwärtig iſt ſie zahm und freundlich, mir jedenfalls ſehr zugethan, obgleich ſie ihr Mißtrauen noch nicht voll- ſtändig überwunden hat. Mit den Genoſſen ihres Käfigs hält ſie ihrerſeits Frieden; Zudringlichkeiten derſelben weiſt ſie aber entſchieden zurück. Eine Stimme habe ich von ihr noch nicht vernommen. Auf kleine Thiere, Ratten und Sperlinge z. B., iſt ſie ſehr gierig, nicht minder gern frißt ſie Früchte: Pflaumen, Kirſchen, Birnen und Milchbrod gehört zu ihren ganz beſonderen Leckereien. Gegen die rauhe Witterung unſeres Nordens ſcheint ſie höchſt empfindlich zu ſein: ſie liegt an kalten Tagen nach Hundeart zuſammengerollt regungslos und erhebt ſich dann, auch wenn man ſie ruft, nur ungern, während ſie ſonſt augenblicklich aus Gitter kommt. Am lebendigſten iſt ſie an warmen Sommerabenden, dann läuft ſie ohne Unterlaß im Käfig auf und nieder. Auch Amerika beſitzt Hunde, welche dem altweltlichen Schakal ſehr ähnlich ſind. Ein ſolcher iſt der Karaſiſſi oder Maikong, der Savannenhund der Anſiedler (Canis cancrivorus), welchen die Jndianer Südamerikas ſeit uralten Zeiten gezähmt und als Jagdgehilfen benutzt haben. Wir beſitzen in unſerm Thiergarten gegenwärtig auch dieſen Hund, und ich kann daher das lebende Thier meiner Beſchreibung zu Grunde legen. Der Maikong iſt ſchlank gebaut und hochläufig, ſein Kopf iſt kurz, breit und ziemlich ſtumpfſchnanzig. Die Lunte hängt faſt bis zum Boden herab, die Lauſcher ſind mittelgroß, die Seher ſchief geſtellt, dunkelrothbraun gefärbt, der Stern iſt länglichrund. Der Balg beſteht aus mittellangen, rauhen Grannen, welche das ſpärliche Wollhaar vollſtändig bedecken. Seine Geſammtfärbung iſt ein ziemlich gleichmäßiges Fahlgrau, welches auf dem Rücken, zumal in der Schultergegend, wegen der hier ſchwarz endenden Haare dunkelt und nach unten durch Fahlgrau in Gelblichweiß und Reinweiß übergeht. Die Augengegend iſt lichter, gelblichweiß, die Lauſcher außen am Grunde röthlichfahl, an der Spitze braunſchwarz, innen mit gelbweißen Haaren beſetzt, licht ge- randet. Sehr dunkel ſind außer dem Rücken die Lippen und die Schnauzenſpitze, ein Kinnfleck und die Läufe bis zum Hand- oder Ferſengelenke, licht, d. h. gelblichweiß, außer den ſchon genannten Theilen die Umrandung der Augen und ein vollſtändiges Kreuz an der Schlüſſelbeingegend, welches von der Kehle an bis zur Oberbruſt herabreicht und ſeitlich in ziemlich breiten Streifen bis gegen die Achſeln hin ſich fortſetzt. Die einzelnen Haare ſind gelblich oder weißlich an der Wurzel, ſodann grau und endlich dunkel zugeſpitzt. Schon die Spanier fanden dieſen Wildhund auf den Antillen als Hausthier vor. Seitdem iſt er von dort verſchwunden; gegenwärtig aber wird er noch immer von vielen Jndianern wenigſtens

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/484>, abgerufen am 22.11.2024.