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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Geheul. Nutzen und Schaden. Fortpflanzung. Zähmung. Unterscheidende Kennzeichen.
sie ihm zwar aus und zerstreuen sich nach rechts und links, finden sich aber bald wieder zusammen und
verfolgen ihren Weg, wie früher. Die Morgenländer sagen ihnen nach, daß sie unter Umständen auch
den Menschen angriffen, zwar nicht den Erwachsenen und Gesunden, wohl aber Kinder und Kranke.
Jedenfalls richten sie Unfug genug an, um die Abwehr des Menschen hervorzurufen. Jn manchen
Gegenden werden sie buchstäblich zur Landesplage. Nur ihre nahen Verwandten, die Hunde, vermögen
sie im Zaum zu halten, und diese sind dann auch ihretwegen in allen Dörfern massenhaft vorhanden,
stürmen, sobald ihnen das Geheul der Schakale deren Ankunft verkündet, denselben entgegen und treiben
sie mit Vergnügen in die Flucht.

Die Ranzzeit des Schakal fällt in den Frühling und giebt natürlich den verliebten Männchen zu
den allergroßartigsten Heulereien Grund und Ursache. -- Sieben bis neun Wochen später wölft die
Hündin fünf bis acht Junge auf ein wohl verborgenes Lager, ernährt, schützt und unterrichtet diese
nach Wolfs- oder Fuchsart im Gewerbe und zieht nach ungefähr zwei Monaten mit ihnen in das Land
hinaus. Die hoffnungsvollen Sprossen haben sich um diese Zeit schon fast alle Fertigkeiten der Alten
erworben; namentlich das Heulen verstehen sie bereits meisterhaft, und das Stehlen lernen sie, Dank
ihren guten Anlagen, auch rasch genug.

Jung eingefangene Schakale werden bald sehr zahm, jedenfalls weit zahmer, als Füchse. Sie
gewöhnen sich ganz an den Herrn, folgen ihm, wie ein Hund, lassen sich liebkosen oder verlangen Lieb-
kosungen, wie dieser, hören auf den Ruf, wedeln freundlich mit dem Schwanze, wenn sie gestreichelt
werden, kurz, zeigen eigentlich alle Sitten und Gewohnheiten der Haushunde. Selbst alt gefangene
gewöhnen sich mit der Zeit an den Menschen, so bissig sie auch anfänglich sich zeigen.

Einige Naturforscher glauben, daß der indische Schakal (Canis indieus) nichts Anderes, als eine
Spielart des europäischen sei, und Andere wollen auch den in Süd- und Mittelafrika häufigen Scha-
brakenschakal
(Canis mesomelas) nicht als besondere Art erkennen. Ueber den Ersteren enthalte ich
mich des Urtheils. Jch habe ihn zwar lebend vor mir, kann ihn aber nicht mit dem europäischen vergleichen
und kenne keine Beschreibung, welche mir genügend wäre. Der Schabrakenschakal hingegen kann nur,
von Dem mit dem eigentlichen Schakal zusammengestellt werden, welcher beide Thiere niemals gesehen
hat. Es gehört keineswegs ein besonders geübter Blick dazu, um die beiden Thiere sofort von einander
zu unterscheiden; denn nicht blos Größe und Färbung, sondern auch Gestalt und Gliederung sind
verschieden. Der Schabrakenschakal wird etwas größer, als der gemeine, und zeichnet sich vor
diesem hauptsächlich durch seine auffallend großen Lauscher und die beinahe bis zum Boden, jedenfalls
weit über die Ferse herabhängende Lunte aus. Seine Färbung ist ein schönes, lebhaftes Rostroth,
welches nach unten zu in Gelblichweiß übergeht. Die ganze Oberseite deckt eine seitlich scharf begrenzte
Schabrake von schwarzer Färbung mit weißlicher Fleckenzeichnung. Auf dem Halse wird diese
Schabrake durch eine weiße Linie eingefaßt, welche nach hinten hin undeutlich wird. Die Flecken-
zeichnung ändert sich, je nach der Lage der Haare, da sie überhaupt nur durch das Zusammenfallen
einer Menge von Haarspitzen entsteht, welche sämmtlich licht gefärbt sind. Die Kehle, die Brust und
der Bauch sind weiß oder lichtgelb. An den Jnnenseiten der Läufe dunkelt diese Farbe, und zwischen
den Vorderläufen geht sie in grau über. Das Kinn ist röthlich, aber sehr hell, wenig von der
lichtern Kehle abstechend. Auf dem Kopfe mischt sich Grau unter die allgemeine rostrothe Färbung.
Der Rücken der sehr spitzen, fuchsartigen Schnauze ist schwarz, während die Lippen sehr licht, fast weiß
erscheinen. Die Lippen sind außen und am Rande lebhaft rostroth, innen mit gilblichen Haaren besetzt.
Vor ihnen steht jederseits ein gelber Fleck, und ein ähnlich gefärbter umrandet auch das braune, rund-
sternige Auge, unter dem sich dann noch ein dunklerer Streif hinzieht. Ein dunkles Halsband, wie es
die meisten übrigen Hunde und namentlich die Schakale zeigen, fehlt dem Schabrakenschakal gänzlich.
Die Lunte ist an der Wurzel rostfarben, wie der übrige Leib, sodann aber, in den letzten Zweidritteln
der Länge, schwarz. Der Balg ist sehr dick, die Haare fein und kurz, der Wollflaum schimmert
überall durch.

Geheul. Nutzen und Schaden. Fortpflanzung. Zähmung. Unterſcheidende Kennzeichen.
ſie ihm zwar aus und zerſtreuen ſich nach rechts und links, finden ſich aber bald wieder zuſammen und
verfolgen ihren Weg, wie früher. Die Morgenländer ſagen ihnen nach, daß ſie unter Umſtänden auch
den Menſchen angriffen, zwar nicht den Erwachſenen und Geſunden, wohl aber Kinder und Kranke.
Jedenfalls richten ſie Unfug genug an, um die Abwehr des Menſchen hervorzurufen. Jn manchen
Gegenden werden ſie buchſtäblich zur Landesplage. Nur ihre nahen Verwandten, die Hunde, vermögen
ſie im Zaum zu halten, und dieſe ſind dann auch ihretwegen in allen Dörfern maſſenhaft vorhanden,
ſtürmen, ſobald ihnen das Geheul der Schakale deren Ankunft verkündet, denſelben entgegen und treiben
ſie mit Vergnügen in die Flucht.

Die Ranzzeit des Schakal fällt in den Frühling und giebt natürlich den verliebten Männchen zu
den allergroßartigſten Heulereien Grund und Urſache. — Sieben bis neun Wochen ſpäter wölft die
Hündin fünf bis acht Junge auf ein wohl verborgenes Lager, ernährt, ſchützt und unterrichtet dieſe
nach Wolfs- oder Fuchsart im Gewerbe und zieht nach ungefähr zwei Monaten mit ihnen in das Land
hinaus. Die hoffnungsvollen Sproſſen haben ſich um dieſe Zeit ſchon faſt alle Fertigkeiten der Alten
erworben; namentlich das Heulen verſtehen ſie bereits meiſterhaft, und das Stehlen lernen ſie, Dank
ihren guten Anlagen, auch raſch genug.

Jung eingefangene Schakale werden bald ſehr zahm, jedenfalls weit zahmer, als Füchſe. Sie
gewöhnen ſich ganz an den Herrn, folgen ihm, wie ein Hund, laſſen ſich liebkoſen oder verlangen Lieb-
koſungen, wie dieſer, hören auf den Ruf, wedeln freundlich mit dem Schwanze, wenn ſie geſtreichelt
werden, kurz, zeigen eigentlich alle Sitten und Gewohnheiten der Haushunde. Selbſt alt gefangene
gewöhnen ſich mit der Zeit an den Menſchen, ſo biſſig ſie auch anfänglich ſich zeigen.

Einige Naturforſcher glauben, daß der indiſche Schakal (Canis indieus) nichts Anderes, als eine
Spielart des europäiſchen ſei, und Andere wollen auch den in Süd- und Mittelafrika häufigen Scha-
brakenſchakal
(Canis mesomelas) nicht als beſondere Art erkennen. Ueber den Erſteren enthalte ich
mich des Urtheils. Jch habe ihn zwar lebend vor mir, kann ihn aber nicht mit dem europäiſchen vergleichen
und kenne keine Beſchreibung, welche mir genügend wäre. Der Schabrakenſchakal hingegen kann nur,
von Dem mit dem eigentlichen Schakal zuſammengeſtellt werden, welcher beide Thiere niemals geſehen
hat. Es gehört keineswegs ein beſonders geübter Blick dazu, um die beiden Thiere ſofort von einander
zu unterſcheiden; denn nicht blos Größe und Färbung, ſondern auch Geſtalt und Gliederung ſind
verſchieden. Der Schabrakenſchakal wird etwas größer, als der gemeine, und zeichnet ſich vor
dieſem hauptſächlich durch ſeine auffallend großen Lauſcher und die beinahe bis zum Boden, jedenfalls
weit über die Ferſe herabhängende Lunte aus. Seine Färbung iſt ein ſchönes, lebhaftes Roſtroth,
welches nach unten zu in Gelblichweiß übergeht. Die ganze Oberſeite deckt eine ſeitlich ſcharf begrenzte
Schabrake von ſchwarzer Färbung mit weißlicher Fleckenzeichnung. Auf dem Halſe wird dieſe
Schabrake durch eine weiße Linie eingefaßt, welche nach hinten hin undeutlich wird. Die Flecken-
zeichnung ändert ſich, je nach der Lage der Haare, da ſie überhaupt nur durch das Zuſammenfallen
einer Menge von Haarſpitzen entſteht, welche ſämmtlich licht gefärbt ſind. Die Kehle, die Bruſt und
der Bauch ſind weiß oder lichtgelb. An den Jnnenſeiten der Läufe dunkelt dieſe Farbe, und zwiſchen
den Vorderläufen geht ſie in grau über. Das Kinn iſt röthlich, aber ſehr hell, wenig von der
lichtern Kehle abſtechend. Auf dem Kopfe miſcht ſich Grau unter die allgemeine roſtrothe Färbung.
Der Rücken der ſehr ſpitzen, fuchsartigen Schnauze iſt ſchwarz, während die Lippen ſehr licht, faſt weiß
erſcheinen. Die Lippen ſind außen und am Rande lebhaft roſtroth, innen mit gilblichen Haaren beſetzt.
Vor ihnen ſteht jederſeits ein gelber Fleck, und ein ähnlich gefärbter umrandet auch das braune, rund-
ſternige Auge, unter dem ſich dann noch ein dunklerer Streif hinzieht. Ein dunkles Halsband, wie es
die meiſten übrigen Hunde und namentlich die Schakale zeigen, fehlt dem Schabrakenſchakal gänzlich.
Die Lunte iſt an der Wurzel roſtfarben, wie der übrige Leib, ſodann aber, in den letzten Zweidritteln
der Länge, ſchwarz. Der Balg iſt ſehr dick, die Haare fein und kurz, der Wollflaum ſchimmert
überall durch.

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[413/0481] Geheul. Nutzen und Schaden. Fortpflanzung. Zähmung. Unterſcheidende Kennzeichen. ſie ihm zwar aus und zerſtreuen ſich nach rechts und links, finden ſich aber bald wieder zuſammen und verfolgen ihren Weg, wie früher. Die Morgenländer ſagen ihnen nach, daß ſie unter Umſtänden auch den Menſchen angriffen, zwar nicht den Erwachſenen und Geſunden, wohl aber Kinder und Kranke. Jedenfalls richten ſie Unfug genug an, um die Abwehr des Menſchen hervorzurufen. Jn manchen Gegenden werden ſie buchſtäblich zur Landesplage. Nur ihre nahen Verwandten, die Hunde, vermögen ſie im Zaum zu halten, und dieſe ſind dann auch ihretwegen in allen Dörfern maſſenhaft vorhanden, ſtürmen, ſobald ihnen das Geheul der Schakale deren Ankunft verkündet, denſelben entgegen und treiben ſie mit Vergnügen in die Flucht. Die Ranzzeit des Schakal fällt in den Frühling und giebt natürlich den verliebten Männchen zu den allergroßartigſten Heulereien Grund und Urſache. — Sieben bis neun Wochen ſpäter wölft die Hündin fünf bis acht Junge auf ein wohl verborgenes Lager, ernährt, ſchützt und unterrichtet dieſe nach Wolfs- oder Fuchsart im Gewerbe und zieht nach ungefähr zwei Monaten mit ihnen in das Land hinaus. Die hoffnungsvollen Sproſſen haben ſich um dieſe Zeit ſchon faſt alle Fertigkeiten der Alten erworben; namentlich das Heulen verſtehen ſie bereits meiſterhaft, und das Stehlen lernen ſie, Dank ihren guten Anlagen, auch raſch genug. Jung eingefangene Schakale werden bald ſehr zahm, jedenfalls weit zahmer, als Füchſe. Sie gewöhnen ſich ganz an den Herrn, folgen ihm, wie ein Hund, laſſen ſich liebkoſen oder verlangen Lieb- koſungen, wie dieſer, hören auf den Ruf, wedeln freundlich mit dem Schwanze, wenn ſie geſtreichelt werden, kurz, zeigen eigentlich alle Sitten und Gewohnheiten der Haushunde. Selbſt alt gefangene gewöhnen ſich mit der Zeit an den Menſchen, ſo biſſig ſie auch anfänglich ſich zeigen. Einige Naturforſcher glauben, daß der indiſche Schakal (Canis indieus) nichts Anderes, als eine Spielart des europäiſchen ſei, und Andere wollen auch den in Süd- und Mittelafrika häufigen Scha- brakenſchakal (Canis mesomelas) nicht als beſondere Art erkennen. Ueber den Erſteren enthalte ich mich des Urtheils. Jch habe ihn zwar lebend vor mir, kann ihn aber nicht mit dem europäiſchen vergleichen und kenne keine Beſchreibung, welche mir genügend wäre. Der Schabrakenſchakal hingegen kann nur, von Dem mit dem eigentlichen Schakal zuſammengeſtellt werden, welcher beide Thiere niemals geſehen hat. Es gehört keineswegs ein beſonders geübter Blick dazu, um die beiden Thiere ſofort von einander zu unterſcheiden; denn nicht blos Größe und Färbung, ſondern auch Geſtalt und Gliederung ſind verſchieden. Der Schabrakenſchakal wird etwas größer, als der gemeine, und zeichnet ſich vor dieſem hauptſächlich durch ſeine auffallend großen Lauſcher und die beinahe bis zum Boden, jedenfalls weit über die Ferſe herabhängende Lunte aus. Seine Färbung iſt ein ſchönes, lebhaftes Roſtroth, welches nach unten zu in Gelblichweiß übergeht. Die ganze Oberſeite deckt eine ſeitlich ſcharf begrenzte Schabrake von ſchwarzer Färbung mit weißlicher Fleckenzeichnung. Auf dem Halſe wird dieſe Schabrake durch eine weiße Linie eingefaßt, welche nach hinten hin undeutlich wird. Die Flecken- zeichnung ändert ſich, je nach der Lage der Haare, da ſie überhaupt nur durch das Zuſammenfallen einer Menge von Haarſpitzen entſteht, welche ſämmtlich licht gefärbt ſind. Die Kehle, die Bruſt und der Bauch ſind weiß oder lichtgelb. An den Jnnenſeiten der Läufe dunkelt dieſe Farbe, und zwiſchen den Vorderläufen geht ſie in grau über. Das Kinn iſt röthlich, aber ſehr hell, wenig von der lichtern Kehle abſtechend. Auf dem Kopfe miſcht ſich Grau unter die allgemeine roſtrothe Färbung. Der Rücken der ſehr ſpitzen, fuchsartigen Schnauze iſt ſchwarz, während die Lippen ſehr licht, faſt weiß erſcheinen. Die Lippen ſind außen und am Rande lebhaft roſtroth, innen mit gilblichen Haaren beſetzt. Vor ihnen ſteht jederſeits ein gelber Fleck, und ein ähnlich gefärbter umrandet auch das braune, rund- ſternige Auge, unter dem ſich dann noch ein dunklerer Streif hinzieht. Ein dunkles Halsband, wie es die meiſten übrigen Hunde und namentlich die Schakale zeigen, fehlt dem Schabrakenſchakal gänzlich. Die Lunte iſt an der Wurzel roſtfarben, wie der übrige Leib, ſodann aber, in den letzten Zweidritteln der Länge, ſchwarz. Der Balg iſt ſehr dick, die Haare fein und kurz, der Wollflaum ſchimmert überall durch.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/481>, abgerufen am 22.11.2024.