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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Kennzeichnung. Verbreitung.
ebenso gewichtig sind, als gewisse Unterschiede, von denen aus man auf Artverschiedenheit anderer
Hunde schließen zu dürfen glaubt.

Noch heutigen Tages ist der Wolf weit verbreitet, so sehr auch sein Gebiet gegen frühere Zeiten
beschränkt worden ist. Er findet sich gegenwärtig noch in ganz Europa, obgleich er sich in den be-
völkertsten Ländern dieses Erdtheils nur in den Hochgebirgen aufhält. Jn Spanien ist er in allen
Gebirgen und selbst in den größeren Ebenen eine ständige Erscheinung; in Griechenland, Jtalien und
Frankreich findet er sich häufig genug; in der Schweiz ist er seltener geworden, im mittlern und nörd-
lichen Deutschland gänzlich ausgerottet, im Osten aber mitunter sehr gemein. Polen, Rußland,
Schweden, Norwegen und Lappland sind diejenigen Länder, in welchen er jetzt noch in namhafter
Menge auftritt. Außerdem findet er sich im ganzen nördlichen und mittlern Asien, und ein ihm sehr

[Abbildung] Der Wolf (Canis Lupus).
naher Verwandter auch in Nordamerika, von Mejiko und Florida bis an die Küste des Eismeers.
Nach Angabe einzelner Reisenden soll er in Nordwestafrika vorkommen. Jn Asien geht er bis Nepal.
Auf Jsland und auf den Jnseln des Mittelmeers hat man ihn nie gefunden, und in Großbritannien
ist er schon vor Jahrhunderten gänzlich ausgerottet worden.

Die Alten kannten den Wolf sehr genau. Alle Naturforscher der Römer und Griechen gedenken
seiner: schon ihnen erscheint er als ein gespensterhaftes Ungeheuer, wie später unter dem Namen
Wehrwolf uns Deutschen. Jm vorigen Jahrhundert wurden selbst in Deutschland sehr viel Wölfe
getödtet, und auch in diesem Jahrhundert sind nach amtlichen Angaben immerhin noch Tausende erlegt
worden. Jnnerhalb der Grenzen Preußens wurden im Jahre 1819 noch 1080 Stück geschossen. Jn
Pommern allein wurden erlegt im Jahre 1800 hundertachtzehn Stück, 1801 hundertneun Stück,
1802 hundertzwei, 1803 sechsundachtzig, 1804 hundertzwölf, 1805 fünfundachtzig, 1806 sechsund-

Brehm, Thierleben. 26

Kennzeichnung. Verbreitung.
ebenſo gewichtig ſind, als gewiſſe Unterſchiede, von denen aus man auf Artverſchiedenheit anderer
Hunde ſchließen zu dürfen glaubt.

Noch heutigen Tages iſt der Wolf weit verbreitet, ſo ſehr auch ſein Gebiet gegen frühere Zeiten
beſchränkt worden iſt. Er findet ſich gegenwärtig noch in ganz Europa, obgleich er ſich in den be-
völkertſten Ländern dieſes Erdtheils nur in den Hochgebirgen aufhält. Jn Spanien iſt er in allen
Gebirgen und ſelbſt in den größeren Ebenen eine ſtändige Erſcheinung; in Griechenland, Jtalien und
Frankreich findet er ſich häufig genug; in der Schweiz iſt er ſeltener geworden, im mittlern und nörd-
lichen Deutſchland gänzlich ausgerottet, im Oſten aber mitunter ſehr gemein. Polen, Rußland,
Schweden, Norwegen und Lappland ſind diejenigen Länder, in welchen er jetzt noch in namhafter
Menge auftritt. Außerdem findet er ſich im ganzen nördlichen und mittlern Aſien, und ein ihm ſehr

[Abbildung] Der Wolf (Canis Lupus).
naher Verwandter auch in Nordamerika, von Mejiko und Florida bis an die Küſte des Eismeers.
Nach Angabe einzelner Reiſenden ſoll er in Nordweſtafrika vorkommen. Jn Aſien geht er bis Nepal.
Auf Jsland und auf den Jnſeln des Mittelmeers hat man ihn nie gefunden, und in Großbritannien
iſt er ſchon vor Jahrhunderten gänzlich ausgerottet worden.

Die Alten kannten den Wolf ſehr genau. Alle Naturforſcher der Römer und Griechen gedenken
ſeiner: ſchon ihnen erſcheint er als ein geſpenſterhaftes Ungeheuer, wie ſpäter unter dem Namen
Wehrwolf uns Deutſchen. Jm vorigen Jahrhundert wurden ſelbſt in Deutſchland ſehr viel Wölfe
getödtet, und auch in dieſem Jahrhundert ſind nach amtlichen Angaben immerhin noch Tauſende erlegt
worden. Jnnerhalb der Grenzen Preußens wurden im Jahre 1819 noch 1080 Stück geſchoſſen. Jn
Pommern allein wurden erlegt im Jahre 1800 hundertachtzehn Stück, 1801 hundertneun Stück,
1802 hundertzwei, 1803 ſechsundachtzig, 1804 hundertzwölf, 1805 fünfundachtzig, 1806 ſechsund-

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[401/0469] Kennzeichnung. Verbreitung. ebenſo gewichtig ſind, als gewiſſe Unterſchiede, von denen aus man auf Artverſchiedenheit anderer Hunde ſchließen zu dürfen glaubt. Noch heutigen Tages iſt der Wolf weit verbreitet, ſo ſehr auch ſein Gebiet gegen frühere Zeiten beſchränkt worden iſt. Er findet ſich gegenwärtig noch in ganz Europa, obgleich er ſich in den be- völkertſten Ländern dieſes Erdtheils nur in den Hochgebirgen aufhält. Jn Spanien iſt er in allen Gebirgen und ſelbſt in den größeren Ebenen eine ſtändige Erſcheinung; in Griechenland, Jtalien und Frankreich findet er ſich häufig genug; in der Schweiz iſt er ſeltener geworden, im mittlern und nörd- lichen Deutſchland gänzlich ausgerottet, im Oſten aber mitunter ſehr gemein. Polen, Rußland, Schweden, Norwegen und Lappland ſind diejenigen Länder, in welchen er jetzt noch in namhafter Menge auftritt. Außerdem findet er ſich im ganzen nördlichen und mittlern Aſien, und ein ihm ſehr [Abbildung Der Wolf (Canis Lupus).] naher Verwandter auch in Nordamerika, von Mejiko und Florida bis an die Küſte des Eismeers. Nach Angabe einzelner Reiſenden ſoll er in Nordweſtafrika vorkommen. Jn Aſien geht er bis Nepal. Auf Jsland und auf den Jnſeln des Mittelmeers hat man ihn nie gefunden, und in Großbritannien iſt er ſchon vor Jahrhunderten gänzlich ausgerottet worden. Die Alten kannten den Wolf ſehr genau. Alle Naturforſcher der Römer und Griechen gedenken ſeiner: ſchon ihnen erſcheint er als ein geſpenſterhaftes Ungeheuer, wie ſpäter unter dem Namen Wehrwolf uns Deutſchen. Jm vorigen Jahrhundert wurden ſelbſt in Deutſchland ſehr viel Wölfe getödtet, und auch in dieſem Jahrhundert ſind nach amtlichen Angaben immerhin noch Tauſende erlegt worden. Jnnerhalb der Grenzen Preußens wurden im Jahre 1819 noch 1080 Stück geſchoſſen. Jn Pommern allein wurden erlegt im Jahre 1800 hundertachtzehn Stück, 1801 hundertneun Stück, 1802 hundertzwei, 1803 ſechsundachtzig, 1804 hundertzwölf, 1805 fünfundachtzig, 1806 ſechsund- Brehm, Thierleben. 26

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/469>, abgerufen am 22.11.2024.