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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Seidenhunde.

Gegen andere Hunde benimmt er sich mit sehr großer Würde und läßt sich erstaunlich viel ge-
fallen, doch spielt er den kleinen Kläffern, wenn es ihm zu bunt wird, manchmal einen schlimmen
Streich. So erzählt man, daß ein Neufundländer einen kleinen Hund, der ihn beständig ärgerte,
plötzlich beim Kragen faßte, mit ihm ins Meer sprang und ihn wohl eine halbe Meile weit hinaus-
schleppte, ihn dann aber in das Wasser warf und es ihm überließ, sich mit Mühe und Noth selbst wieder
an das Land zu haspeln. Noch schlimmer erging es einem kampflustigen Bulldoggen, welcher den
Neufundländer eines Schiffers ohne Ursache angriff und sich in dessen Kehle verbiß. Vergebens ver-
suchte der Große, das wüthende Vieh abzuschütteln. Da kam er auf einen guten Gedanken. Er lief
mit ihm nach dem Theerkessel, dessen Jnhalt gerade lustig broddelte, und tauchte den Bulldoggen ge-
lind mit den Hinterbeinen dahinein. Daß dieser augenblicklich losließ, kann man sich denken, und
schwerlich hat er jemals wieder einen Neufundländer angegriffen, nachdem ihn der erste, an dem er
seinen Uebermuth versuchen wollte, für sein Leben gezeichnet hatte.

[Abbildung] Der Wasserwachtelhund.

Man unterscheidet zweierlei Rassen des Neufundländers, die eine, welche uns unsere Abbildung
(S. 382) zeigt, ein Thier von 32 Zoll Höhe, und eine andere, kleinere, welche höchstens 24 Zoll hoch
wird. Letztere bezeichnet man auch wohl mit dem Namen Labradorhund oder Saint-Johns-
Hund.
Wenn man diesen mit dem langhaarigen Hühnerhund kreuzt, erhält man den englischen
Wasserhund.

Als Uebergangsglied von dem Neufundländer zu den Pudeln oder aber zu den Wachtelhunden,
wie man will, kann man den Wasserwachtelhund (C. crispus) betrachten, welcher hauptsächlich in
England gezüchtet wird; in Deutschland wenigstens habe ich ihn noch nicht gesehen. Es ist ein mittel-
großes Thier von etwa 22 Zoll Schulterhöhe mit hübschem, ebenmäßigen Körperbau, ausgezeichnet
durch die verhältnißmäßig breiten Pranken, welche ihm das Schwimmen sehr erleichtern. Das Behänge
ist sehr lang; denn die Ohren sammt ihren Haaren messen von einer Spitze zur andern mehr, als die
Schulterhöhe des Thieres beträgt. Der Wasserwachtelhund verdient seinen Namen in der That. Er
ist ein bewundernswürdiger Schwimmer und Taucher und geht zu jeder Zeit und bei jedem Wetter
mit Lust in das Wasser, in welchem er sehr ausdauert. Sein Fell ist beständig merkwürdig fett und

Die Raubthiere. Hunde. — Seidenhunde.

Gegen andere Hunde benimmt er ſich mit ſehr großer Würde und läßt ſich erſtaunlich viel ge-
fallen, doch ſpielt er den kleinen Kläffern, wenn es ihm zu bunt wird, manchmal einen ſchlimmen
Streich. So erzählt man, daß ein Neufundländer einen kleinen Hund, der ihn beſtändig ärgerte,
plötzlich beim Kragen faßte, mit ihm ins Meer ſprang und ihn wohl eine halbe Meile weit hinaus-
ſchleppte, ihn dann aber in das Waſſer warf und es ihm überließ, ſich mit Mühe und Noth ſelbſt wieder
an das Land zu haſpeln. Noch ſchlimmer erging es einem kampfluſtigen Bulldoggen, welcher den
Neufundländer eines Schiffers ohne Urſache angriff und ſich in deſſen Kehle verbiß. Vergebens ver-
ſuchte der Große, das wüthende Vieh abzuſchütteln. Da kam er auf einen guten Gedanken. Er lief
mit ihm nach dem Theerkeſſel, deſſen Jnhalt gerade luſtig broddelte, und tauchte den Bulldoggen ge-
lind mit den Hinterbeinen dahinein. Daß dieſer augenblicklich losließ, kann man ſich denken, und
ſchwerlich hat er jemals wieder einen Neufundländer angegriffen, nachdem ihn der erſte, an dem er
ſeinen Uebermuth verſuchen wollte, für ſein Leben gezeichnet hatte.

[Abbildung] Der Waſſerwachtelhund.

Man unterſcheidet zweierlei Raſſen des Neufundländers, die eine, welche uns unſere Abbildung
(S. 382) zeigt, ein Thier von 32 Zoll Höhe, und eine andere, kleinere, welche höchſtens 24 Zoll hoch
wird. Letztere bezeichnet man auch wohl mit dem Namen Labradorhund oder Saint-Johns-
Hund.
Wenn man dieſen mit dem langhaarigen Hühnerhund kreuzt, erhält man den engliſchen
Waſſerhund.

Als Uebergangsglied von dem Neufundländer zu den Pudeln oder aber zu den Wachtelhunden,
wie man will, kann man den Waſſerwachtelhund (C. crispus) betrachten, welcher hauptſächlich in
England gezüchtet wird; in Deutſchland wenigſtens habe ich ihn noch nicht geſehen. Es iſt ein mittel-
großes Thier von etwa 22 Zoll Schulterhöhe mit hübſchem, ebenmäßigen Körperbau, ausgezeichnet
durch die verhältnißmäßig breiten Pranken, welche ihm das Schwimmen ſehr erleichtern. Das Behänge
iſt ſehr lang; denn die Ohren ſammt ihren Haaren meſſen von einer Spitze zur andern mehr, als die
Schulterhöhe des Thieres beträgt. Der Waſſerwachtelhund verdient ſeinen Namen in der That. Er
iſt ein bewundernswürdiger Schwimmer und Taucher und geht zu jeder Zeit und bei jedem Wetter
mit Luſt in das Waſſer, in welchem er ſehr ausdauert. Sein Fell iſt beſtändig merkwürdig fett und

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[384/0450] Die Raubthiere. Hunde. — Seidenhunde. Gegen andere Hunde benimmt er ſich mit ſehr großer Würde und läßt ſich erſtaunlich viel ge- fallen, doch ſpielt er den kleinen Kläffern, wenn es ihm zu bunt wird, manchmal einen ſchlimmen Streich. So erzählt man, daß ein Neufundländer einen kleinen Hund, der ihn beſtändig ärgerte, plötzlich beim Kragen faßte, mit ihm ins Meer ſprang und ihn wohl eine halbe Meile weit hinaus- ſchleppte, ihn dann aber in das Waſſer warf und es ihm überließ, ſich mit Mühe und Noth ſelbſt wieder an das Land zu haſpeln. Noch ſchlimmer erging es einem kampfluſtigen Bulldoggen, welcher den Neufundländer eines Schiffers ohne Urſache angriff und ſich in deſſen Kehle verbiß. Vergebens ver- ſuchte der Große, das wüthende Vieh abzuſchütteln. Da kam er auf einen guten Gedanken. Er lief mit ihm nach dem Theerkeſſel, deſſen Jnhalt gerade luſtig broddelte, und tauchte den Bulldoggen ge- lind mit den Hinterbeinen dahinein. Daß dieſer augenblicklich losließ, kann man ſich denken, und ſchwerlich hat er jemals wieder einen Neufundländer angegriffen, nachdem ihn der erſte, an dem er ſeinen Uebermuth verſuchen wollte, für ſein Leben gezeichnet hatte. [Abbildung Der Waſſerwachtelhund.] Man unterſcheidet zweierlei Raſſen des Neufundländers, die eine, welche uns unſere Abbildung (S. 382) zeigt, ein Thier von 32 Zoll Höhe, und eine andere, kleinere, welche höchſtens 24 Zoll hoch wird. Letztere bezeichnet man auch wohl mit dem Namen Labradorhund oder Saint-Johns- Hund. Wenn man dieſen mit dem langhaarigen Hühnerhund kreuzt, erhält man den engliſchen Waſſerhund. Als Uebergangsglied von dem Neufundländer zu den Pudeln oder aber zu den Wachtelhunden, wie man will, kann man den Waſſerwachtelhund (C. crispus) betrachten, welcher hauptſächlich in England gezüchtet wird; in Deutſchland wenigſtens habe ich ihn noch nicht geſehen. Es iſt ein mittel- großes Thier von etwa 22 Zoll Schulterhöhe mit hübſchem, ebenmäßigen Körperbau, ausgezeichnet durch die verhältnißmäßig breiten Pranken, welche ihm das Schwimmen ſehr erleichtern. Das Behänge iſt ſehr lang; denn die Ohren ſammt ihren Haaren meſſen von einer Spitze zur andern mehr, als die Schulterhöhe des Thieres beträgt. Der Waſſerwachtelhund verdient ſeinen Namen in der That. Er iſt ein bewundernswürdiger Schwimmer und Taucher und geht zu jeder Zeit und bei jedem Wetter mit Luſt in das Waſſer, in welchem er ſehr ausdauert. Sein Fell iſt beſtändig merkwürdig fett und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/450>, abgerufen am 22.11.2024.