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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Abrichtung der Jagdhunde.
in dasselbe hineinzugehen; niemals aber darf man einen jungen Hund in das Wasser werfen, weil
er sonst leicht zu große Scheu davor bekommt.

Diese Bemerkungen gelten für die Abrichtung aller Jagdhunde, sie mögen heißen, wie sie wollen,
und es kommt nur darauf an, daß man gute Rassen bekommt, welche schon von Geburt an größere
Begabung zeigen, als andere. Die Zahl dieser Rassen oder Arten oder wie man sie sonst nennen will,
ist sehr ansehnlich und, wie bemerkt, sind namentlich die Engländer groß im Züchten der Hunde.
Deshalb werde ich auch vorzugsweise die englischen Hunde zum Grunde legen, um meinen Lesern eine
Ueberschau über die vorzüglichsten derselben zu bieten. Unser Bild auf Seite 370 zeigt uns den eigent-
lichen englischen Vorstehhund, den Pointer, einen der vorzüglichsten aller Hunde. Jhm ähneln die
Parforcehunde am meisten, obgleich sie größtentheils anders verwendet werden. Man gebraucht
sie nämlich in Meuten von 8 bis 40 Stück und läßt sie ein bestimmtes Wild solange verfolgen, bis
sie dasselbe entweder einholen und festpacken oder doch wenigstens feststellen. Jede einzelne Meute
wird blos auf eine und dieselbe Wildart abgerichtet, weil man die Erfahrung gemacht hat, daß sie

[Abbildung] Der Hirschhund.
verderben, wenn man diesen Grundsatz nicht befolgt. Jn früheren Zeiten wandte man große Mühe
auf die Zucht dieser Hunde, und auch gegenwärtig werden in England noch Summen dafür aus-
gegeben, welche geradezu ins Unglaubliche gehen. Die Hunde wohnen in förmlichen Schlössern und
werden besser genährt und erhalten, als manche Menschen. Mit Recht sagt ein englischer Schriftsteller
deshalb, daß es weit besser um das Land aussehen würde, wenn man die Summen, welche die Zucht
und Haltung der Fuchshunde fordern, zum Vortheile der Schulen oder anderer gemeinnützigen An-
stalten, kurz zum Nutzen der Menschen ausgeben wollte. Die hauptsächlichsten Parforcehunde sind:

Der Hirschhund (Canis acceptorius), der größte dieser Unterabtheilung, wie man sagt, ein Ab-
kömmling von dem Bluthund und Windhund, deren beider Eigenschaften er auch in sich vereinigt.
Er ist ausgezeichnet durch sein scharfes Spürvermögen und seine außerordentliche Schnelligkeit. Gegen-
wärtig befinden sich nur noch wenige Ueberreste im Besitz der Königin von England. Früher war es
anders. Namentlich Georg III. war ein leidenschaftlicher Liebhaber der Hirschhetze, an welcher er
oft persönlich theilnahm. Nicht selten hetzte man mit solchem Eifer, daß von den hundert berittenen

Abrichtung der Jagdhunde.
in daſſelbe hineinzugehen; niemals aber darf man einen jungen Hund in das Waſſer werfen, weil
er ſonſt leicht zu große Scheu davor bekommt.

Dieſe Bemerkungen gelten für die Abrichtung aller Jagdhunde, ſie mögen heißen, wie ſie wollen,
und es kommt nur darauf an, daß man gute Raſſen bekommt, welche ſchon von Geburt an größere
Begabung zeigen, als andere. Die Zahl dieſer Raſſen oder Arten oder wie man ſie ſonſt nennen will,
iſt ſehr anſehnlich und, wie bemerkt, ſind namentlich die Engländer groß im Züchten der Hunde.
Deshalb werde ich auch vorzugsweiſe die engliſchen Hunde zum Grunde legen, um meinen Leſern eine
Ueberſchau über die vorzüglichſten derſelben zu bieten. Unſer Bild auf Seite 370 zeigt uns den eigent-
lichen engliſchen Vorſtehhund, den Pointer, einen der vorzüglichſten aller Hunde. Jhm ähneln die
Parforcehunde am meiſten, obgleich ſie größtentheils anders verwendet werden. Man gebraucht
ſie nämlich in Meuten von 8 bis 40 Stück und läßt ſie ein beſtimmtes Wild ſolange verfolgen, bis
ſie daſſelbe entweder einholen und feſtpacken oder doch wenigſtens feſtſtellen. Jede einzelne Meute
wird blos auf eine und dieſelbe Wildart abgerichtet, weil man die Erfahrung gemacht hat, daß ſie

[Abbildung] Der Hirſchhund.
verderben, wenn man dieſen Grundſatz nicht befolgt. Jn früheren Zeiten wandte man große Mühe
auf die Zucht dieſer Hunde, und auch gegenwärtig werden in England noch Summen dafür aus-
gegeben, welche geradezu ins Unglaubliche gehen. Die Hunde wohnen in förmlichen Schlöſſern und
werden beſſer genährt und erhalten, als manche Menſchen. Mit Recht ſagt ein engliſcher Schriftſteller
deshalb, daß es weit beſſer um das Land ausſehen würde, wenn man die Summen, welche die Zucht
und Haltung der Fuchshunde fordern, zum Vortheile der Schulen oder anderer gemeinnützigen An-
ſtalten, kurz zum Nutzen der Menſchen ausgeben wollte. Die hauptſächlichſten Parforcehunde ſind:

Der Hirſchhund (Canis acceptorius), der größte dieſer Unterabtheilung, wie man ſagt, ein Ab-
kömmling von dem Bluthund und Windhund, deren beider Eigenſchaften er auch in ſich vereinigt.
Er iſt ausgezeichnet durch ſein ſcharfes Spürvermögen und ſeine außerordentliche Schnelligkeit. Gegen-
wärtig befinden ſich nur noch wenige Ueberreſte im Beſitz der Königin von England. Früher war es
anders. Namentlich Georg III. war ein leidenſchaftlicher Liebhaber der Hirſchhetze, an welcher er
oft perſönlich theilnahm. Nicht ſelten hetzte man mit ſolchem Eifer, daß von den hundert berittenen

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[375/0441] Abrichtung der Jagdhunde. in daſſelbe hineinzugehen; niemals aber darf man einen jungen Hund in das Waſſer werfen, weil er ſonſt leicht zu große Scheu davor bekommt. Dieſe Bemerkungen gelten für die Abrichtung aller Jagdhunde, ſie mögen heißen, wie ſie wollen, und es kommt nur darauf an, daß man gute Raſſen bekommt, welche ſchon von Geburt an größere Begabung zeigen, als andere. Die Zahl dieſer Raſſen oder Arten oder wie man ſie ſonſt nennen will, iſt ſehr anſehnlich und, wie bemerkt, ſind namentlich die Engländer groß im Züchten der Hunde. Deshalb werde ich auch vorzugsweiſe die engliſchen Hunde zum Grunde legen, um meinen Leſern eine Ueberſchau über die vorzüglichſten derſelben zu bieten. Unſer Bild auf Seite 370 zeigt uns den eigent- lichen engliſchen Vorſtehhund, den Pointer, einen der vorzüglichſten aller Hunde. Jhm ähneln die Parforcehunde am meiſten, obgleich ſie größtentheils anders verwendet werden. Man gebraucht ſie nämlich in Meuten von 8 bis 40 Stück und läßt ſie ein beſtimmtes Wild ſolange verfolgen, bis ſie daſſelbe entweder einholen und feſtpacken oder doch wenigſtens feſtſtellen. Jede einzelne Meute wird blos auf eine und dieſelbe Wildart abgerichtet, weil man die Erfahrung gemacht hat, daß ſie [Abbildung Der Hirſchhund.] verderben, wenn man dieſen Grundſatz nicht befolgt. Jn früheren Zeiten wandte man große Mühe auf die Zucht dieſer Hunde, und auch gegenwärtig werden in England noch Summen dafür aus- gegeben, welche geradezu ins Unglaubliche gehen. Die Hunde wohnen in förmlichen Schlöſſern und werden beſſer genährt und erhalten, als manche Menſchen. Mit Recht ſagt ein engliſcher Schriftſteller deshalb, daß es weit beſſer um das Land ausſehen würde, wenn man die Summen, welche die Zucht und Haltung der Fuchshunde fordern, zum Vortheile der Schulen oder anderer gemeinnützigen An- ſtalten, kurz zum Nutzen der Menſchen ausgeben wollte. Die hauptſächlichſten Parforcehunde ſind: Der Hirſchhund (Canis acceptorius), der größte dieſer Unterabtheilung, wie man ſagt, ein Ab- kömmling von dem Bluthund und Windhund, deren beider Eigenſchaften er auch in ſich vereinigt. Er iſt ausgezeichnet durch ſein ſcharfes Spürvermögen und ſeine außerordentliche Schnelligkeit. Gegen- wärtig befinden ſich nur noch wenige Ueberreſte im Beſitz der Königin von England. Früher war es anders. Namentlich Georg III. war ein leidenſchaftlicher Liebhaber der Hirſchhetze, an welcher er oft perſönlich theilnahm. Nicht ſelten hetzte man mit ſolchem Eifer, daß von den hundert berittenen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/441>, abgerufen am 25.11.2024.