Scheitlins Verherrlichung des "Barry". -- Der Altejungserhund.
freundliche Kloster trügest. Angelangt, zogst du an der Klingel der heiligen Pforte, auf daß du den barmherzigen Brüdern den köstlichen Findling zur Pflege übergeben könntest. Und als die süße Last dir abgenommen war, eiltest du sogleich aufs neue zum Suchen aus, auf und davon. Jedes Gelingen belehrte dich und machte dich froher und theilnehmender. Das ist der Segen der guten That, daß sie fortwährend Gutes muß gebären! Aber wie sprachst du mit den Gefundenen? Wie flößtest du ihnen Muth und Trost ein? Jch würde dir die Sprache verliehen haben, damit mancher Mensch von dir hätte lernen können. Ja, du wartetest nicht, bis man dich suchen hieß, du erinnertest dich selbst an deine heilige Pflicht, wie ein frommer, Gott wohlgefälliger Mensch. Sowie du nur von fern die Ankunft von Nebel und Schneewetter sahst, eiltest du fort."
"Was wäre aus dir geworden, wenn du ein Mensch gewesen wärst? Ein heiliger Vincenz, ein Stifter von hundert barmherzigen Orden und Klöstern. So thatest du unermüdlich, ohne Dank zu wollen, zwölf Jahre. Jch hatte die Ehre, auf dem Bernhard dich kennen zu lernen. Jch zog den Hut, wie sich's gebührte, ehrerbietig vor dir ab. Du spieltest soeben mit deinen Kameraden, wie Tiger mit einander spielen. Jch wollte mich mit dir befreunden, aber du murrtest, denn du kanntest mich nicht. Jch aber kannte schon deinen Ruhm und deinen Namen und seinen guten Klang. Wäre ich unglücklich gewesen, du würdest mich nicht angemurrt haben. Nun ist dein Körper ausgestopft im Museum zu Bern. Die Stadt that wohl daran, daß sie dich, da du alt und schwach geworden und der Welt nicht mehr dienen konntest, ernährte, bis du starbst. Wer deinen Körper wohl ausgestopft nun in Bern sieht, ziehe den Hut ab und kaufe dein Bild daselbst, und hänge es in Rahmen und Glas an die Wände seines Zimmers, und kaufe dazu auch das Bild des zarten Knaben auf deinem Rücken, wie du mit ihm vor der Klosterpforte stehst und klingelst, und zeige es den Kindern und Schülern und sage: gehe hin und thue desgleichen, wie dieser barmherzige Samariter that, und werfe dafür von den Wänden die Bilder von Robespierre, Marat, Hannickel, Abellino und andere Mörder- und Raubbildnisse zum Fenster hinaus, auf daß das junge Gemüth von Hunden lerne, was es beim Menschen verlernte."
Auch auf dem Gotthard, dem Simplon, der Grimsel, Furka und allen anderen Hospizen werden, nach Tschudi, vorzügliche Hunde gehalten, welche eine äußerst seine Witterung des Menschen besitzen, öfters Neufundländer oder Bastarde von solchen. Die Hospizbewohner versichern überall, daß diese Thiere besonders im Winter das Nahen eines Wetters schon auf eine Stunde vernähmen und durch unruhiges Umhergehen untrüglich anzeigten. So hoch berühmt aber, wie Barry, ist kein anderer Hund geworden von ihnen allen. --
Zu den eigentlichen Doggen gehört auch noch das Zerrbild der Hunde, wenn ich so sagen kann, der Mops (Canis fricator), eigentlich ein Bullenbeißer im Kleinen mit eigenthümlich abgestumpfter Schnauze und schraubenförmig gerolltem Schwanze. Sein gedrungener, kräftiger Bau und das miß- trauische, bösartige Wesen macht ihn den Bulldoggen sehr ähnlich, und deshalb hat man ihn oft auch für eine blose Spielart der Letzteren angesehen. Jnwieweit Dies begründet ist, lassen wir dahingestellt sein und können es um so eher, als die Möpse gegenwärtig fast ausgestorben sind. Nur in Rußland finden sie sich noch einzeln: unserm Maler stand ein Paar, welches der Thierschausteller Kreuzberg im Jnnern Rußlands angekauft hatte. Der Mops ist oder war der echte Altejungferhund und ein treues Spiegelbild solcher Frauenzimmer, bei denen die Bezeichnung "Alte Jungfer" als Schmähwort gilt. Er war nämlich launenhaft, unartig, verzärtelt und verhätschelt im höchsten Grade, und jedem vernünftigen Menschen ein Greuel. Die Welt wird also Nichts verlieren, wenn dieses abschenliche Thier mit sammt seiner Nachkommenschaft den Weg alles Fleisches geht. Bastarde vom Mops und anderen Hunden findet man noch häufig genug.
Eine von den Genannten sehr verschiedene Gruppe ist die der Dächsel. Der eigentliche Dachs- hund (Canis vertagus) ist jedenfalls einer der eigenthümlichsten und merkwürdigsten aller Hunde.
Scheitlins Verherrlichung des „Barry‟. — Der Altejungſerhund.
freundliche Kloſter trügeſt. Angelangt, zogſt du an der Klingel der heiligen Pforte, auf daß du den barmherzigen Brüdern den köſtlichen Findling zur Pflege übergeben könnteſt. Und als die ſüße Laſt dir abgenommen war, eilteſt du ſogleich aufs neue zum Suchen aus, auf und davon. Jedes Gelingen belehrte dich und machte dich froher und theilnehmender. Das iſt der Segen der guten That, daß ſie fortwährend Gutes muß gebären! Aber wie ſprachſt du mit den Gefundenen? Wie flößteſt du ihnen Muth und Troſt ein? Jch würde dir die Sprache verliehen haben, damit mancher Menſch von dir hätte lernen können. Ja, du warteteſt nicht, bis man dich ſuchen hieß, du erinnerteſt dich ſelbſt an deine heilige Pflicht, wie ein frommer, Gott wohlgefälliger Menſch. Sowie du nur von fern die Ankunft von Nebel und Schneewetter ſahſt, eilteſt du fort.‟
„Was wäre aus dir geworden, wenn du ein Menſch geweſen wärſt? Ein heiliger Vincenz, ein Stifter von hundert barmherzigen Orden und Klöſtern. So thateſt du unermüdlich, ohne Dank zu wollen, zwölf Jahre. Jch hatte die Ehre, auf dem Bernhard dich kennen zu lernen. Jch zog den Hut, wie ſich’s gebührte, ehrerbietig vor dir ab. Du ſpielteſt ſoeben mit deinen Kameraden, wie Tiger mit einander ſpielen. Jch wollte mich mit dir befreunden, aber du murrteſt, denn du kannteſt mich nicht. Jch aber kannte ſchon deinen Ruhm und deinen Namen und ſeinen guten Klang. Wäre ich unglücklich geweſen, du würdeſt mich nicht angemurrt haben. Nun iſt dein Körper ausgeſtopft im Muſeum zu Bern. Die Stadt that wohl daran, daß ſie dich, da du alt und ſchwach geworden und der Welt nicht mehr dienen konnteſt, ernährte, bis du ſtarbſt. Wer deinen Körper wohl ausgeſtopft nun in Bern ſieht, ziehe den Hut ab und kaufe dein Bild daſelbſt, und hänge es in Rahmen und Glas an die Wände ſeines Zimmers, und kaufe dazu auch das Bild des zarten Knaben auf deinem Rücken, wie du mit ihm vor der Kloſterpforte ſtehſt und klingelſt, und zeige es den Kindern und Schülern und ſage: gehe hin und thue desgleichen, wie dieſer barmherzige Samariter that, und werfe dafür von den Wänden die Bilder von Robespierre, Marat, Hannickel, Abellino und andere Mörder- und Raubbildniſſe zum Fenſter hinaus, auf daß das junge Gemüth von Hunden lerne, was es beim Menſchen verlernte.‟
Auch auf dem Gotthard, dem Simplon, der Grimſel, Furka und allen anderen Hoſpizen werden, nach Tſchudi, vorzügliche Hunde gehalten, welche eine äußerſt ſeine Witterung des Menſchen beſitzen, öfters Neufundländer oder Baſtarde von ſolchen. Die Hoſpizbewohner verſichern überall, daß dieſe Thiere beſonders im Winter das Nahen eines Wetters ſchon auf eine Stunde vernähmen und durch unruhiges Umhergehen untrüglich anzeigten. So hoch berühmt aber, wie Barry, iſt kein anderer Hund geworden von ihnen allen. —
Zu den eigentlichen Doggen gehört auch noch das Zerrbild der Hunde, wenn ich ſo ſagen kann, der Mops (Canis fricator), eigentlich ein Bullenbeißer im Kleinen mit eigenthümlich abgeſtumpfter Schnauze und ſchraubenförmig gerolltem Schwanze. Sein gedrungener, kräftiger Bau und das miß- trauiſche, bösartige Weſen macht ihn den Bulldoggen ſehr ähnlich, und deshalb hat man ihn oft auch für eine bloſe Spielart der Letzteren angeſehen. Jnwieweit Dies begründet iſt, laſſen wir dahingeſtellt ſein und können es um ſo eher, als die Möpſe gegenwärtig faſt ausgeſtorben ſind. Nur in Rußland finden ſie ſich noch einzeln: unſerm Maler ſtand ein Paar, welches der Thierſchauſteller Kreuzberg im Jnnern Rußlands angekauft hatte. Der Mops iſt oder war der echte Altejungferhund und ein treues Spiegelbild ſolcher Frauenzimmer, bei denen die Bezeichnung „Alte Jungfer‟ als Schmähwort gilt. Er war nämlich launenhaft, unartig, verzärtelt und verhätſchelt im höchſten Grade, und jedem vernünftigen Menſchen ein Greuel. Die Welt wird alſo Nichts verlieren, wenn dieſes abſchenliche Thier mit ſammt ſeiner Nachkommenſchaft den Weg alles Fleiſches geht. Baſtarde vom Mops und anderen Hunden findet man noch häufig genug.
Eine von den Genannten ſehr verſchiedene Gruppe iſt die der Dächſel. Der eigentliche Dachs- hund (Canis vertagus) iſt jedenfalls einer der eigenthümlichſten und merkwürdigſten aller Hunde.
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Scheitlins Verherrlichung des „Barry‟. — Der Altejungſerhund.
freundliche Kloſter trügeſt. Angelangt, zogſt du an der Klingel der heiligen Pforte, auf daß du den
barmherzigen Brüdern den köſtlichen Findling zur Pflege übergeben könnteſt. Und als die ſüße Laſt
dir abgenommen war, eilteſt du ſogleich aufs neue zum Suchen aus, auf und davon. Jedes Gelingen
belehrte dich und machte dich froher und theilnehmender. Das iſt der Segen der guten That, daß ſie
fortwährend Gutes muß gebären! Aber wie ſprachſt du mit den Gefundenen? Wie flößteſt du ihnen
Muth und Troſt ein? Jch würde dir die Sprache verliehen haben, damit mancher Menſch von dir
hätte lernen können. Ja, du warteteſt nicht, bis man dich ſuchen hieß, du erinnerteſt dich ſelbſt an
deine heilige Pflicht, wie ein frommer, Gott wohlgefälliger Menſch. Sowie du nur von fern die
Ankunft von Nebel und Schneewetter ſahſt, eilteſt du fort.‟
„Was wäre aus dir geworden, wenn du ein Menſch geweſen wärſt? Ein heiliger Vincenz,
ein Stifter von hundert barmherzigen Orden und Klöſtern. So thateſt du unermüdlich, ohne Dank zu
wollen, zwölf Jahre. Jch hatte die Ehre, auf dem Bernhard dich kennen zu lernen. Jch zog den
Hut, wie ſich’s gebührte, ehrerbietig vor dir ab. Du ſpielteſt ſoeben mit deinen Kameraden, wie
Tiger mit einander ſpielen. Jch wollte mich mit dir befreunden, aber du murrteſt, denn du kannteſt
mich nicht. Jch aber kannte ſchon deinen Ruhm und deinen Namen und ſeinen guten Klang. Wäre
ich unglücklich geweſen, du würdeſt mich nicht angemurrt haben. Nun iſt dein Körper ausgeſtopft im
Muſeum zu Bern. Die Stadt that wohl daran, daß ſie dich, da du alt und ſchwach geworden und
der Welt nicht mehr dienen konnteſt, ernährte, bis du ſtarbſt. Wer deinen Körper wohl ausgeſtopft
nun in Bern ſieht, ziehe den Hut ab und kaufe dein Bild daſelbſt, und hänge es in Rahmen und
Glas an die Wände ſeines Zimmers, und kaufe dazu auch das Bild des zarten Knaben auf deinem
Rücken, wie du mit ihm vor der Kloſterpforte ſtehſt und klingelſt, und zeige es den Kindern und
Schülern und ſage: gehe hin und thue desgleichen, wie dieſer barmherzige Samariter that, und werfe
dafür von den Wänden die Bilder von Robespierre, Marat, Hannickel, Abellino und andere
Mörder- und Raubbildniſſe zum Fenſter hinaus, auf daß das junge Gemüth von Hunden lerne, was
es beim Menſchen verlernte.‟
Auch auf dem Gotthard, dem Simplon, der Grimſel, Furka und allen anderen Hoſpizen
werden, nach Tſchudi, vorzügliche Hunde gehalten, welche eine äußerſt ſeine Witterung des Menſchen
beſitzen, öfters Neufundländer oder Baſtarde von ſolchen. Die Hoſpizbewohner verſichern überall,
daß dieſe Thiere beſonders im Winter das Nahen eines Wetters ſchon auf eine Stunde vernähmen
und durch unruhiges Umhergehen untrüglich anzeigten. So hoch berühmt aber, wie Barry, iſt kein
anderer Hund geworden von ihnen allen. —
Zu den eigentlichen Doggen gehört auch noch das Zerrbild der Hunde, wenn ich ſo ſagen kann,
der Mops (Canis fricator), eigentlich ein Bullenbeißer im Kleinen mit eigenthümlich abgeſtumpfter
Schnauze und ſchraubenförmig gerolltem Schwanze. Sein gedrungener, kräftiger Bau und das miß-
trauiſche, bösartige Weſen macht ihn den Bulldoggen ſehr ähnlich, und deshalb hat man ihn oft auch
für eine bloſe Spielart der Letzteren angeſehen. Jnwieweit Dies begründet iſt, laſſen wir dahingeſtellt
ſein und können es um ſo eher, als die Möpſe gegenwärtig faſt ausgeſtorben ſind. Nur in Rußland
finden ſie ſich noch einzeln: unſerm Maler ſtand ein Paar, welches der Thierſchauſteller Kreuzberg
im Jnnern Rußlands angekauft hatte. Der Mops iſt oder war der echte Altejungferhund und ein
treues Spiegelbild ſolcher Frauenzimmer, bei denen die Bezeichnung „Alte Jungfer‟ als Schmähwort
gilt. Er war nämlich launenhaft, unartig, verzärtelt und verhätſchelt im höchſten Grade, und jedem
vernünftigen Menſchen ein Greuel. Die Welt wird alſo Nichts verlieren, wenn dieſes abſchenliche
Thier mit ſammt ſeiner Nachkommenſchaft den Weg alles Fleiſches geht. Baſtarde vom Mops und
anderen Hunden findet man noch häufig genug.
Eine von den Genannten ſehr verſchiedene Gruppe iſt die der Dächſel. Der eigentliche Dachs-
hund (Canis vertagus) iſt jedenfalls einer der eigenthümlichſten und merkwürdigſten aller Hunde.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/429>, abgerufen am 16.02.2025.
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