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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Charakterthiere Amerikas und Australiens. Zahl der Säugethiere. Vorweltssäuger. Lebensweise.
in Neuholland, Amerika und Asien, die Wenigzähnigen fehlen in Europa, die Wiederkäuer und
Vielhufer in Australien; die Einhufer sind ursprünglich nur in Asien und Afrika heimisch gewesen;
die Fledermäuse, Raubthiere, Nager, Flossenfüßer und Wale sind Weltbürger.

Bezüglich der engeren Verbreitung kann man sagen, daß sich der Verbreitungskreis einer
Art in östlich-westlicher Richtung regelmäßig weiter erstreckt, als vom Norden nach Süden hin. Der
Osten und Westen weisen auch viel häufiger ähnliche, sich gleichsam entsprechende Gestalten auf, als der
Norden und Süden; jedoch spricht sich zwischen dem nördlichen und südlichen kalten Gürtel, ja selbst
zwischen dem Norden und Süden eines Erdtheils, zumal Afrikas, immerhin eine große Ueberein-
stimmung aus. Man darf deshalb sagen, daß ähnliche Länder auch stets ähnliche Thiere beherbergen,
so große Strecken auch trennend zwischen sie treten mögen.

Die Anzahl aller jetzt lebenden und bekannten Säugethierarten beträgt etwas über zwei-
tausend. Hiervon gehören etwa 150 Arten Europa (gegen 60 ausschließlich) an, ungefähr 240
Arten wohnen in Afrika, 350 Arten in Asien, 400 Arten in Amerika und gegen 140 in Australien.
Auf die Ordnungen vertheilt sich diese Anzahl in folgender Weise: Die Affen und Äffer zählen
220, die Fledermäuse 320, die Raubthiere 410, die Beutelthiere 130, die Nager 620, die
Wenigzähnigen 35, die Vielhufer 33, die Einhufer 7, die Wiederkäuer 180, die Flossen-
füßer
33 und die Wale 65 unbestrittene Arten.

Hierzu würden noch die vorweltlichen Säugethiere zu zählen sein. Von diesen kennt man
nach H. von Mayer etwa 780 Arten. Die Verbreitung der vorweltlichen Säuger war eine ganz
andere, als die der jetzigen es ist; doch besaßen auch schon in der Urzeit gewisse Gegenden der Erde
ihre eigenthümlichen Säugethiere. Die meisten versteinerten Knochen finden sich im Schuttlande oder
"Diluvium"; jedoch hat uns auch das Eis Sibiriens vorweltliche Thiere aufbewahrt, und zwar in
einer staunenswerthen Frische, so daß sich nicht nur Haut und Haar erhalten hatte, sondern auch das
Fleisch sich noch in einem Zustande befand, daß Eisbären und Eisfüchse, sowie die Hunde der
Jakuten davon wacker schmausten. Nur wenige Vorweltssäuger (etwa der siebente Theil), von allen,
welche man kennt, haben die Zeit der Schuttlandsbildung überlebt und finden sich jetzt noch: die übrigen
sind ausgestorben und gestrichen aus dem Buche der Lebendigen. Von den bis jetzt bekannten Vor-
weltssäugern gehörten an: den Affen etwa 20, den Fledermäusen ebensoviele, den Raubthieren
fast 200, den Beutelthieren gegen 30, den Nagern beinahe 100, den Wenigzähnigen 40, den
Vielhufern 150, den Einhufern 9, den Wiederkäuern 120, den Schwimmfüßern 9 und den
Walen endlich 55 Arten. Alle Vorweltsthiere und somit auch die vorweltlichen Säuger bestätigen
die mosaische Schöpfungssage hinsichtlich der Zeitfolge, in welcher die verschiedenen Klassen der Thiere
entstanden, soweit eine Sage eben bestätigt werden kann: die Säugethiere gehören wirklich nur den
neueren Schöpfungsabschnitten an.



Die leiblichen und geistigen Begabungen eines Säugethieres bestimmen seine Lebensweise
in der ihm gegebenen Heimat, deren Erzeugniß, deren Geschöpf es ist. Jedes richtet sich eben nach
seinen Gaben ein: es benutzt die ihm gewordene Ausrüstung in der ergiebigsten Weise. Eine ge-
wisse, verständige Willkür in der Lebensart kann keinem Thiere abgesprochen werden. Die Säuge-
thiere sind natürlich mehr an eine gewisse Oertlichkeit gebunden, als das leichte, bewegungslustige
Volk der Vögel: allein sie wissen dafür eine solche Oertlichkeit vielleicht besser oder vielseitiger zu
benutzen, als diese.

Die Säugethiere sind wesentlich Landbewohner, und je vollendeter eine Art unserer Klasse
ist, um so mehr wird sie Landthier sein. Jm Wasser finden wir daher blos die plumpsten oder
massigsten, auf dem Lande dagegen die entwickeltsten, edelsten Gestalten. Die größten Landsäuger
sind im Vergleich zu dem Walfisch nur Zwerge. Das Wasser erleichtert aber auch jede Bewegung
einer großen, ungeschlachten Masse ungemein: und je leichter ein Thier sich zu bewegen vermag, um
so größer kann es sein. Daß auch das Umgekehrte stattfindet, beweisen alle Thiere, welche zu ihrer
Fortbewegung große Kraftanstrengung nöthig haben, wie z. B. die Gräber und Flatterer, die
Maulwürfe oder Fledermäuse. Bei ihnen ist die Körpermasse in demselben Verhältniß ver-
kümmert, in welchem sie bei den Wassersäugern sich vergrößert hat.

Charakterthiere Amerikas und Auſtraliens. Zahl der Säugethiere. Vorweltsſäuger. Lebensweiſe.
in Neuholland, Amerika und Aſien, die Wenigzähnigen fehlen in Europa, die Wiederkäuer und
Vielhufer in Auſtralien; die Einhufer ſind urſprünglich nur in Aſien und Afrika heimiſch geweſen;
die Fledermäuſe, Raubthiere, Nager, Floſſenfüßer und Wale ſind Weltbürger.

Bezüglich der engeren Verbreitung kann man ſagen, daß ſich der Verbreitungskreis einer
Art in öſtlich-weſtlicher Richtung regelmäßig weiter erſtreckt, als vom Norden nach Süden hin. Der
Oſten und Weſten weiſen auch viel häufiger ähnliche, ſich gleichſam entſprechende Geſtalten auf, als der
Norden und Süden; jedoch ſpricht ſich zwiſchen dem nördlichen und ſüdlichen kalten Gürtel, ja ſelbſt
zwiſchen dem Norden und Süden eines Erdtheils, zumal Afrikas, immerhin eine große Ueberein-
ſtimmung aus. Man darf deshalb ſagen, daß ähnliche Länder auch ſtets ähnliche Thiere beherbergen,
ſo große Strecken auch trennend zwiſchen ſie treten mögen.

Die Anzahl aller jetzt lebenden und bekannten Säugethierarten beträgt etwas über zwei-
tauſend. Hiervon gehören etwa 150 Arten Europa (gegen 60 ausſchließlich) an, ungefähr 240
Arten wohnen in Afrika, 350 Arten in Aſien, 400 Arten in Amerika und gegen 140 in Auſtralien.
Auf die Ordnungen vertheilt ſich dieſe Anzahl in folgender Weiſe: Die Affen und Äffer zählen
220, die Fledermäuſe 320, die Raubthiere 410, die Beutelthiere 130, die Nager 620, die
Wenigzähnigen 35, die Vielhufer 33, die Einhufer 7, die Wiederkäuer 180, die Floſſen-
füßer
33 und die Wale 65 unbeſtrittene Arten.

Hierzu würden noch die vorweltlichen Säugethiere zu zählen ſein. Von dieſen kennt man
nach H. von Mayer etwa 780 Arten. Die Verbreitung der vorweltlichen Säuger war eine ganz
andere, als die der jetzigen es iſt; doch beſaßen auch ſchon in der Urzeit gewiſſe Gegenden der Erde
ihre eigenthümlichen Säugethiere. Die meiſten verſteinerten Knochen finden ſich im Schuttlande oder
Diluvium‟; jedoch hat uns auch das Eis Sibiriens vorweltliche Thiere aufbewahrt, und zwar in
einer ſtaunenswerthen Friſche, ſo daß ſich nicht nur Haut und Haar erhalten hatte, ſondern auch das
Fleiſch ſich noch in einem Zuſtande befand, daß Eisbären und Eisfüchſe, ſowie die Hunde der
Jakuten davon wacker ſchmauſten. Nur wenige Vorweltsſäuger (etwa der ſiebente Theil), von allen,
welche man kennt, haben die Zeit der Schuttlandsbildung überlebt und finden ſich jetzt noch: die übrigen
ſind ausgeſtorben und geſtrichen aus dem Buche der Lebendigen. Von den bis jetzt bekannten Vor-
weltsſäugern gehörten an: den Affen etwa 20, den Fledermäuſen ebenſoviele, den Raubthieren
faſt 200, den Beutelthieren gegen 30, den Nagern beinahe 100, den Wenigzähnigen 40, den
Vielhufern 150, den Einhufern 9, den Wiederkäuern 120, den Schwimmfüßern 9 und den
Walen endlich 55 Arten. Alle Vorweltsthiere und ſomit auch die vorweltlichen Säuger beſtätigen
die moſaiſche Schöpfungsſage hinſichtlich der Zeitfolge, in welcher die verſchiedenen Klaſſen der Thiere
entſtanden, ſoweit eine Sage eben beſtätigt werden kann: die Säugethiere gehören wirklich nur den
neueren Schöpfungsabſchnitten an.



Die leiblichen und geiſtigen Begabungen eines Säugethieres beſtimmen ſeine Lebensweiſe
in der ihm gegebenen Heimat, deren Erzeugniß, deren Geſchöpf es iſt. Jedes richtet ſich eben nach
ſeinen Gaben ein: es benutzt die ihm gewordene Ausrüſtung in der ergiebigſten Weiſe. Eine ge-
wiſſe, verſtändige Willkür in der Lebensart kann keinem Thiere abgeſprochen werden. Die Säuge-
thiere ſind natürlich mehr an eine gewiſſe Oertlichkeit gebunden, als das leichte, bewegungsluſtige
Volk der Vögel: allein ſie wiſſen dafür eine ſolche Oertlichkeit vielleicht beſſer oder vielſeitiger zu
benutzen, als dieſe.

Die Säugethiere ſind weſentlich Landbewohner, und je vollendeter eine Art unſerer Klaſſe
iſt, um ſo mehr wird ſie Landthier ſein. Jm Waſſer finden wir daher blos die plumpſten oder
maſſigſten, auf dem Lande dagegen die entwickeltſten, edelſten Geſtalten. Die größten Landſäuger
ſind im Vergleich zu dem Walfiſch nur Zwerge. Das Waſſer erleichtert aber auch jede Bewegung
einer großen, ungeſchlachten Maſſe ungemein: und je leichter ein Thier ſich zu bewegen vermag, um
ſo größer kann es ſein. Daß auch das Umgekehrte ſtattfindet, beweiſen alle Thiere, welche zu ihrer
Fortbewegung große Kraftanſtrengung nöthig haben, wie z. B. die Gräber und Flatterer, die
Maulwürfe oder Fledermäuſe. Bei ihnen iſt die Körpermaſſe in demſelben Verhältniß ver-
kümmert, in welchem ſie bei den Waſſerſäugern ſich vergrößert hat.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. XXXI[XXXI]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/41>, abgerufen am 21.11.2024.