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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Haushund.
des Thieres mit persischem Jnsektenpulver dick einstreut. Die Zecken, welche die Hunde am meisten
peinigen, vertreibt man, indem man etwas Branntwein, Salzwasser oder Tabaksaft auf sie träufelt.
Man muß sich hüten, sie gewaltsam auszureißen, weil sonst leicht der Kopf in der Saugwunde stecken
bleibt und dort Eiterung und Geschwüre verursacht. Schwieriger ist den Bandwürmern beizukommen.
Namentlich Jagdhunde leiden an diesen abscheulichen Schmarotzern, weil sie häufig das Fleisch und
die Eingeweide von Hasen und Kaninchen verzehren, in denen der Bandwurm als Finne lebt.
Er läßt sich, wie alle Würmer, nur sehr schwer vertreiben, doch dürfte in den meisten Fällen ein
Absud der abissinischen Kussoblüthe dazu wohl hinreichend sein. Außerdem wird empfohlen, dem
Hunde Hagebutten sammt den darin befindlichen Körnern und Härchen in das Fressen zu geben. --

Der Nutzen, welchen der Hund als Hausthier leistet, ist kaum zu berechnen. Was er den ge-
sitteten und gebildeten Völkern ist, weiß jeder Leser aus eigner Erfahrung, fast noch mehr aber ist er
den ungebildeten oder wilden Völkerstämmen. Auf den Südseeinseln wird sein Fleisch gegessen, ebenso
bei den Tungusen, Chinesen, Grönländern, Eskimos und den Jndianern Nordamerikas. "Auf der
Goldküste von Afrika," so erzählt Bosmann, "wird der Hund ordentlich gemästet zu Markte ge-
bracht und lieber, als alles andere Fleisch, gegessen. Ebenso in Angola, wo man zuweilen für einen
Hund mehrere Sklaven gegeben hat." Jn Neuseeland und auf den kleinen Jnseln des Südmeeres
hält man die Hunde für einen bessern Leckerbissen, als Schweinefleisch. Jn China sieht man oft
Metzger, die mit geschlachteten Hunden beladen sind; sie müssen sich aber immer gegen den Angriff
anderer, noch frei herumlaufender Hunde vertheidigen, welche sie scharenweise anfallen. Noch nenerlich
sah ein Reisender in China überall in den Läden der Metzger geschlachtete Hunde. Jn dem nördlichen
Asien giebt sein Fell Kleidungsstoffe her, und selbst in Deutschland werden Hundefelle zu Mützen,
Taschen und Muffen verarbeitet. Aus Knochen und Sehnen bereitet man Leim; das zähe und dünne
Hundeleder wird lohgar zu Tauzschuhen und weißgar zu Handschuhen verwendet. Das Haar benutzt
man zum Ausstopfen von Polstern; Hundefett dient zum Einschmieren von Räderwerk etc., früher galt
es als Hausmittel gegen Lungenschwindsucht. Sogar der Hundekoth war als "Griechisch-Weiß"
(Album graecum) ein Arzneimittel; seinen eigenthümlichen Namen erhielt dasselbe, weil die Griechen
zuerst auf seine Benutzung aufmerksam machten.

Schon seit den frühesten Zeiten wurde der Nutzen der Hunde gewürdigt, und deshalb rühmen
auch die Schriften aller Völker die trefflichen Thiere. Gleichwohl war die Behaudlung, welche sie
erfuhren, und die Achtung, in der sie standen, eine sehr verschiedene. Sokrates hatte die Gewohnheit,
bei dem Hunde zu schwören. Alexander der Große war über den frühzeitigen Tod eines Lieblings-
hundes so betrübt, daß er ihm zu Ehren eine Stadt mit Tempeln bauen ließ. Homer besingt den
Argus, den Hund des Ulysses, in wahrhaft rührender Weise. Plutarch rühmt Melampithos,
den Hund des Handelsmannes von Korinth, welcher seinem Herrn durch das Meer nachschwamm.
Der treue Phileros ist durch griechische Grabschriften verewigt worden. Jn römischen Schriften
wird des Hundes eines Verurtheilten gedacht, welcher dem in die Tiber geworfenen Leichnam seines
Herrn unter traurigem Geheul schwimmend nachfolgte. Soter, der einzige überlebende von den
hündischen Wächtern, welche Korinth vertheidigten, empfing auf Kosten des Staats ein silbernes Hals-
band mit den darauf gestochenen Worten: "Korinths Vertheidiger und Erretter". Plinius
stellt die Rüden sehr hoch und erzählt viel Merkwürdiges von ihnen. Wir erfahren z. B., daß die
Kolophonier wegen ihrer beständigen Kriege große Hundeherden unterhielten, daß die Hunde immer
zuerst angegriffen und in keiner Schlacht ihre Dienste versagten. Als Alexander der Große nach Jndien
zog, hatte ihm der König von Albanien einen Hund von ungeheurer Größe geschenkt, welcher Alexander
sehr wohl gefiel. Er ließ deshalb Bären, Wildschweine und dergleichen Thiere gegen ihn, aber
der Hund lag stockstill und wollte nicht aufstehen. Alexander glaubte, daß er faul wäre, und ließ ihn
umbringen. Als solches der albanesische König erfuhr, schickte er noch einen zweiten Hund gleicher
Art und ließ sagen, Alexander solle nicht schwache Thiere gegen die Dogge schicken, sondern Löwen
und Elefanten, er, der König, habe nur zwei solcher Hunde gehabt; ließe Alexander diesen um-

Die Raubthiere. Hunde. — Haushund.
des Thieres mit perſiſchem Jnſektenpulver dick einſtreut. Die Zecken, welche die Hunde am meiſten
peinigen, vertreibt man, indem man etwas Branntwein, Salzwaſſer oder Tabakſaft auf ſie träufelt.
Man muß ſich hüten, ſie gewaltſam auszureißen, weil ſonſt leicht der Kopf in der Saugwunde ſtecken
bleibt und dort Eiterung und Geſchwüre verurſacht. Schwieriger iſt den Bandwürmern beizukommen.
Namentlich Jagdhunde leiden an dieſen abſcheulichen Schmarotzern, weil ſie häufig das Fleiſch und
die Eingeweide von Haſen und Kaninchen verzehren, in denen der Bandwurm als Finne lebt.
Er läßt ſich, wie alle Würmer, nur ſehr ſchwer vertreiben, doch dürfte in den meiſten Fällen ein
Abſud der abiſſiniſchen Kuſſoblüthe dazu wohl hinreichend ſein. Außerdem wird empfohlen, dem
Hunde Hagebutten ſammt den darin befindlichen Körnern und Härchen in das Freſſen zu geben. —

Der Nutzen, welchen der Hund als Hausthier leiſtet, iſt kaum zu berechnen. Was er den ge-
ſitteten und gebildeten Völkern iſt, weiß jeder Leſer aus eigner Erfahrung, faſt noch mehr aber iſt er
den ungebildeten oder wilden Völkerſtämmen. Auf den Südſeeinſeln wird ſein Fleiſch gegeſſen, ebenſo
bei den Tunguſen, Chineſen, Grönländern, Eskimos und den Jndianern Nordamerikas. „Auf der
Goldküſte von Afrika,‟ ſo erzählt Bosmann, „wird der Hund ordentlich gemäſtet zu Markte ge-
bracht und lieber, als alles andere Fleiſch, gegeſſen. Ebenſo in Angola, wo man zuweilen für einen
Hund mehrere Sklaven gegeben hat.‟ Jn Neuſeeland und auf den kleinen Jnſeln des Südmeeres
hält man die Hunde für einen beſſern Leckerbiſſen, als Schweinefleiſch. Jn China ſieht man oft
Metzger, die mit geſchlachteten Hunden beladen ſind; ſie müſſen ſich aber immer gegen den Angriff
anderer, noch frei herumlaufender Hunde vertheidigen, welche ſie ſcharenweiſe anfallen. Noch nenerlich
ſah ein Reiſender in China überall in den Läden der Metzger geſchlachtete Hunde. Jn dem nördlichen
Aſien giebt ſein Fell Kleidungsſtoffe her, und ſelbſt in Deutſchland werden Hundefelle zu Mützen,
Taſchen und Muffen verarbeitet. Aus Knochen und Sehnen bereitet man Leim; das zähe und dünne
Hundeleder wird lohgar zu Tauzſchuhen und weißgar zu Handſchuhen verwendet. Das Haar benutzt
man zum Ausſtopfen von Polſtern; Hundefett dient zum Einſchmieren von Räderwerk ꝛc., früher galt
es als Hausmittel gegen Lungenſchwindſucht. Sogar der Hundekoth war als „Griechiſch-Weiß‟
(Album graecum) ein Arzneimittel; ſeinen eigenthümlichen Namen erhielt daſſelbe, weil die Griechen
zuerſt auf ſeine Benutzung aufmerkſam machten.

Schon ſeit den früheſten Zeiten wurde der Nutzen der Hunde gewürdigt, und deshalb rühmen
auch die Schriften aller Völker die trefflichen Thiere. Gleichwohl war die Behaudlung, welche ſie
erfuhren, und die Achtung, in der ſie ſtanden, eine ſehr verſchiedene. Sokrates hatte die Gewohnheit,
bei dem Hunde zu ſchwören. Alexander der Große war über den frühzeitigen Tod eines Lieblings-
hundes ſo betrübt, daß er ihm zu Ehren eine Stadt mit Tempeln bauen ließ. Homer beſingt den
Argus, den Hund des Ulyſſes, in wahrhaft rührender Weiſe. Plutarch rühmt Melampithos,
den Hund des Handelsmannes von Korinth, welcher ſeinem Herrn durch das Meer nachſchwamm.
Der treue Phileros iſt durch griechiſche Grabſchriften verewigt worden. Jn römiſchen Schriften
wird des Hundes eines Verurtheilten gedacht, welcher dem in die Tiber geworfenen Leichnam ſeines
Herrn unter traurigem Geheul ſchwimmend nachfolgte. Soter, der einzige überlebende von den
hündiſchen Wächtern, welche Korinth vertheidigten, empfing auf Koſten des Staats ein ſilbernes Hals-
band mit den darauf geſtochenen Worten: „Korinths Vertheidiger und Erretter‟. Plinius
ſtellt die Rüden ſehr hoch und erzählt viel Merkwürdiges von ihnen. Wir erfahren z. B., daß die
Kolophonier wegen ihrer beſtändigen Kriege große Hundeherden unterhielten, daß die Hunde immer
zuerſt angegriffen und in keiner Schlacht ihre Dienſte verſagten. Als Alexander der Große nach Jndien
zog, hatte ihm der König von Albanien einen Hund von ungeheurer Größe geſchenkt, welcher Alexander
ſehr wohl gefiel. Er ließ deshalb Bären, Wildſchweine und dergleichen Thiere gegen ihn, aber
der Hund lag ſtockſtill und wollte nicht aufſtehen. Alexander glaubte, daß er faul wäre, und ließ ihn
umbringen. Als ſolches der albaneſiſche König erfuhr, ſchickte er noch einen zweiten Hund gleicher
Art und ließ ſagen, Alexander ſolle nicht ſchwache Thiere gegen die Dogge ſchicken, ſondern Löwen
und Elefanten, er, der König, habe nur zwei ſolcher Hunde gehabt; ließe Alexander dieſen um-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/408>, abgerufen am 25.11.2024.