und gern biß er so recht heimtückisch nach Vorübergehenden. Nach jedem Angriff zog er sich in einen Winkel seines Käfigs zurück und blickte von hier aus mit boshaft funkelnden Augen sein Opfer an. Bei guter Laune gab er Proben von seiner Behendigkeit und Kraft. Gegen Haushunde war er stets äußerst unliebenswürdig, und niemals zeigte er die geringste Lust, mit ihnen in ein zärtlicheres Ver- hältniß zu treten.
Verlassen wir die Osthälfte der Erde, um auch in Amerika nach den wilden Hunden uns um- zusehen, so finden wir, daß hier die Sage von den verwilderten Haushunden scheinbar nur neue Glaubwürdigkeit erhält. Die Pampas von Buenos Ayres beherbergen starke Trupps von Hunden, welche mit gezähmten hinsichtlich ihres Leibesbaues die größte Aehnlichkeit haben, sich aber doch als durchaus verschiedene Thiere bekunden. Sie graben sich weite Höhlen in die Erde, theils um ihre Jungen darin aufzuziehen, theils zu ihrem eignen Schutz gegen Kälte und Regen; sie leben ganz selbst- ständig von der Jagd und erbeuten Kaninchen, Rehe und Hirsche, besonders aber Kälber und Füllen der halbwilden und zahmen Herden. Entweder jagen sie allein oder in Meuten. Den Menschen greifen sie nicht an, sie fliehen ihn ängstlich. Jung eingefangene lassen sich leicht zähmen und unter- scheiden sich dann, wie Rengger sagt, von den eigentlichen Haushunden nur durch ihren schärfern Sinn und größern Muth. Der genannte Naturforscher hält sie für verwilderte Abkömmlinge der von den ersten Ansiedlern zufällig zurückgelassenen europäischen Hunde. Aber wäre Dies auch wirklich wahr, so würde man sich immer noch nicht erklären können, wie die Stammeltern derjenigen Hunde nach Amerika gekommen sein sollten, welche die Spanier im Besitz der Urbevölkerung fanden, als sie zum ersten Male in Amerika landeten. Gewisse Rassen dieser indianischen Hunde haben sich heute noch erhalten und leben mit den Rothhäuten, deren Haß gegen die Europäer sie theilen. Alle diese Hunde lassen sich mit keiner der in Europa vorkommenden Rassen vereinigen und geben der Annahme Grund, daß sie ursprünglich besonderen Arten angehört haben.
Verwilderte Hunde kennt man meines Wissens nur in der alten Welt, zumal im Morgen- lande. Sie leben aber immer noch in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnisse von dem Menschen und kennzeichnen sich sofort als Das, was sie wirklich sind.
Schon im Süden Europas leben die Hunde auf ganz anderm Fuße, als bei uns zu Lande. Jn der Türkei und in Griechenland umlagern Massen von herrenlosen Hunden die Städte und Dörfer, kommen wohl auch bis in das Jnnere der Straßen herein, betreten aber niemals einen Hof und würden auch von den Haushunden sofort vertrieben werden. Sie nähren sich hauptsächlich von Aas oder jagen bei Gelegenheit wohl auch auf eigne Faust kleinere Thiere, namentlich Mäuse und dergleichen. Auch die Hunde der südspanischen Bauern werden nur sehr wenig zu Hause gefüttert; sie streifen zur Nacht- zeit weit und breit umher und suchen sich selbst ihre Nahrung. Auf den Canaren ist es nach Bolle noch neuerdings vorgekommen, daß einzelne Hunde verwilderten und unter den Schafherden bedeuten- den Schaden anrichteten. So selbstständig werden jene verwilderten Hunde des Morgenlandes nicht; aber sie müssen durchaus für sich selbst sorgen und werden von keinem Menschen irgendwie unterstützt. Jch habe diese Thiere vielfach in Egypten beobachtet und will in möglichster Kürze mittheilen, was mir von ihrem Leben besonders merkwürdig erscheint.
Alle egyptischen Städte stehen zum Theil auf den Trümmern der alten Ortschaften, also gewisser- maßen auf Schutthaufen. Wahre Berge von Schutt umgeben auch die meisten und die größeren, wie Alexandrien oder Kairo, in sehr bedeutender Ausdehnung. Diese Berge nun sind es, welche den verwilderten Hunden hauptsächlich zum Aufenthalt dienen. Die Thiere selbst gehören einer einzigen Rasse an. Sie kommen in der Größe mit einem Schäferhunde überein, sind von plumper Gestalt und haben einen widerwärtigen Gesichtsausdruck; die Ruthe ist lang und ziemlich buschig, wird auch in den meisten Fällen hängend getragen. Die Färbung ihres rauhen, struppigen Pelzes ist ein schmuziges, röthliches Braun, welches mehr oder weniger in das Graue oder in das Gelbe
Die egyptiſchen Hunde in und bei den Städten.
und gern biß er ſo recht heimtückiſch nach Vorübergehenden. Nach jedem Angriff zog er ſich in einen Winkel ſeines Käfigs zurück und blickte von hier aus mit boshaft funkelnden Augen ſein Opfer an. Bei guter Laune gab er Proben von ſeiner Behendigkeit und Kraft. Gegen Haushunde war er ſtets äußerſt unliebenswürdig, und niemals zeigte er die geringſte Luſt, mit ihnen in ein zärtlicheres Ver- hältniß zu treten.
Verlaſſen wir die Oſthälfte der Erde, um auch in Amerika nach den wilden Hunden uns um- zuſehen, ſo finden wir, daß hier die Sage von den verwilderten Haushunden ſcheinbar nur neue Glaubwürdigkeit erhält. Die Pampas von Buenos Ayres beherbergen ſtarke Trupps von Hunden, welche mit gezähmten hinſichtlich ihres Leibesbaues die größte Aehnlichkeit haben, ſich aber doch als durchaus verſchiedene Thiere bekunden. Sie graben ſich weite Höhlen in die Erde, theils um ihre Jungen darin aufzuziehen, theils zu ihrem eignen Schutz gegen Kälte und Regen; ſie leben ganz ſelbſt- ſtändig von der Jagd und erbeuten Kaninchen, Rehe und Hirſche, beſonders aber Kälber und Füllen der halbwilden und zahmen Herden. Entweder jagen ſie allein oder in Meuten. Den Menſchen greifen ſie nicht an, ſie fliehen ihn ängſtlich. Jung eingefangene laſſen ſich leicht zähmen und unter- ſcheiden ſich dann, wie Rengger ſagt, von den eigentlichen Haushunden nur durch ihren ſchärfern Sinn und größern Muth. Der genannte Naturforſcher hält ſie für verwilderte Abkömmlinge der von den erſten Anſiedlern zufällig zurückgelaſſenen europäiſchen Hunde. Aber wäre Dies auch wirklich wahr, ſo würde man ſich immer noch nicht erklären können, wie die Stammeltern derjenigen Hunde nach Amerika gekommen ſein ſollten, welche die Spanier im Beſitz der Urbevölkerung fanden, als ſie zum erſten Male in Amerika landeten. Gewiſſe Raſſen dieſer indianiſchen Hunde haben ſich heute noch erhalten und leben mit den Rothhäuten, deren Haß gegen die Europäer ſie theilen. Alle dieſe Hunde laſſen ſich mit keiner der in Europa vorkommenden Raſſen vereinigen und geben der Annahme Grund, daß ſie urſprünglich beſonderen Arten angehört haben.
Verwilderte Hunde kennt man meines Wiſſens nur in der alten Welt, zumal im Morgen- lande. Sie leben aber immer noch in einem gewiſſen Abhängigkeitsverhältniſſe von dem Menſchen und kennzeichnen ſich ſofort als Das, was ſie wirklich ſind.
Schon im Süden Europas leben die Hunde auf ganz anderm Fuße, als bei uns zu Lande. Jn der Türkei und in Griechenland umlagern Maſſen von herrenloſen Hunden die Städte und Dörfer, kommen wohl auch bis in das Jnnere der Straßen herein, betreten aber niemals einen Hof und würden auch von den Haushunden ſofort vertrieben werden. Sie nähren ſich hauptſächlich von Aas oder jagen bei Gelegenheit wohl auch auf eigne Fauſt kleinere Thiere, namentlich Mäuſe und dergleichen. Auch die Hunde der ſüdſpaniſchen Bauern werden nur ſehr wenig zu Hauſe gefüttert; ſie ſtreifen zur Nacht- zeit weit und breit umher und ſuchen ſich ſelbſt ihre Nahrung. Auf den Canaren iſt es nach Bolle noch neuerdings vorgekommen, daß einzelne Hunde verwilderten und unter den Schafherden bedeuten- den Schaden anrichteten. So ſelbſtſtändig werden jene verwilderten Hunde des Morgenlandes nicht; aber ſie müſſen durchaus für ſich ſelbſt ſorgen und werden von keinem Menſchen irgendwie unterſtützt. Jch habe dieſe Thiere vielfach in Egypten beobachtet und will in möglichſter Kürze mittheilen, was mir von ihrem Leben beſonders merkwürdig erſcheint.
Alle egyptiſchen Städte ſtehen zum Theil auf den Trümmern der alten Ortſchaften, alſo gewiſſer- maßen auf Schutthaufen. Wahre Berge von Schutt umgeben auch die meiſten und die größeren, wie Alexandrien oder Kairo, in ſehr bedeutender Ausdehnung. Dieſe Berge nun ſind es, welche den verwilderten Hunden hauptſächlich zum Aufenthalt dienen. Die Thiere ſelbſt gehören einer einzigen Raſſe an. Sie kommen in der Größe mit einem Schäferhunde überein, ſind von plumper Geſtalt und haben einen widerwärtigen Geſichtsausdruck; die Ruthe iſt lang und ziemlich buſchig, wird auch in den meiſten Fällen hängend getragen. Die Färbung ihres rauhen, ſtruppigen Pelzes iſt ein ſchmuziges, röthliches Braun, welches mehr oder weniger in das Graue oder in das Gelbe
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[327/0393]
Die egyptiſchen Hunde in und bei den Städten.
und gern biß er ſo recht heimtückiſch nach Vorübergehenden. Nach jedem Angriff zog er ſich in einen
Winkel ſeines Käfigs zurück und blickte von hier aus mit boshaft funkelnden Augen ſein Opfer an.
Bei guter Laune gab er Proben von ſeiner Behendigkeit und Kraft. Gegen Haushunde war er ſtets
äußerſt unliebenswürdig, und niemals zeigte er die geringſte Luſt, mit ihnen in ein zärtlicheres Ver-
hältniß zu treten.
Verlaſſen wir die Oſthälfte der Erde, um auch in Amerika nach den wilden Hunden uns um-
zuſehen, ſo finden wir, daß hier die Sage von den verwilderten Haushunden ſcheinbar nur neue
Glaubwürdigkeit erhält. Die Pampas von Buenos Ayres beherbergen ſtarke Trupps von Hunden,
welche mit gezähmten hinſichtlich ihres Leibesbaues die größte Aehnlichkeit haben, ſich aber doch als
durchaus verſchiedene Thiere bekunden. Sie graben ſich weite Höhlen in die Erde, theils um ihre
Jungen darin aufzuziehen, theils zu ihrem eignen Schutz gegen Kälte und Regen; ſie leben ganz ſelbſt-
ſtändig von der Jagd und erbeuten Kaninchen, Rehe und Hirſche, beſonders aber Kälber und
Füllen der halbwilden und zahmen Herden. Entweder jagen ſie allein oder in Meuten. Den Menſchen
greifen ſie nicht an, ſie fliehen ihn ängſtlich. Jung eingefangene laſſen ſich leicht zähmen und unter-
ſcheiden ſich dann, wie Rengger ſagt, von den eigentlichen Haushunden nur durch ihren ſchärfern
Sinn und größern Muth. Der genannte Naturforſcher hält ſie für verwilderte Abkömmlinge der
von den erſten Anſiedlern zufällig zurückgelaſſenen europäiſchen Hunde. Aber wäre Dies auch wirklich
wahr, ſo würde man ſich immer noch nicht erklären können, wie die Stammeltern derjenigen Hunde
nach Amerika gekommen ſein ſollten, welche die Spanier im Beſitz der Urbevölkerung fanden, als ſie
zum erſten Male in Amerika landeten. Gewiſſe Raſſen dieſer indianiſchen Hunde haben ſich heute noch
erhalten und leben mit den Rothhäuten, deren Haß gegen die Europäer ſie theilen. Alle dieſe Hunde
laſſen ſich mit keiner der in Europa vorkommenden Raſſen vereinigen und geben der Annahme Grund,
daß ſie urſprünglich beſonderen Arten angehört haben.
Verwilderte Hunde kennt man meines Wiſſens nur in der alten Welt, zumal im Morgen-
lande. Sie leben aber immer noch in einem gewiſſen Abhängigkeitsverhältniſſe von dem Menſchen
und kennzeichnen ſich ſofort als Das, was ſie wirklich ſind.
Schon im Süden Europas leben die Hunde auf ganz anderm Fuße, als bei uns zu Lande. Jn
der Türkei und in Griechenland umlagern Maſſen von herrenloſen Hunden die Städte und Dörfer,
kommen wohl auch bis in das Jnnere der Straßen herein, betreten aber niemals einen Hof und würden
auch von den Haushunden ſofort vertrieben werden. Sie nähren ſich hauptſächlich von Aas oder jagen
bei Gelegenheit wohl auch auf eigne Fauſt kleinere Thiere, namentlich Mäuſe und dergleichen. Auch
die Hunde der ſüdſpaniſchen Bauern werden nur ſehr wenig zu Hauſe gefüttert; ſie ſtreifen zur Nacht-
zeit weit und breit umher und ſuchen ſich ſelbſt ihre Nahrung. Auf den Canaren iſt es nach Bolle
noch neuerdings vorgekommen, daß einzelne Hunde verwilderten und unter den Schafherden bedeuten-
den Schaden anrichteten. So ſelbſtſtändig werden jene verwilderten Hunde des Morgenlandes nicht;
aber ſie müſſen durchaus für ſich ſelbſt ſorgen und werden von keinem Menſchen irgendwie unterſtützt.
Jch habe dieſe Thiere vielfach in Egypten beobachtet und will in möglichſter Kürze mittheilen, was mir
von ihrem Leben beſonders merkwürdig erſcheint.
Alle egyptiſchen Städte ſtehen zum Theil auf den Trümmern der alten Ortſchaften, alſo gewiſſer-
maßen auf Schutthaufen. Wahre Berge von Schutt umgeben auch die meiſten und die größeren, wie
Alexandrien oder Kairo, in ſehr bedeutender Ausdehnung. Dieſe Berge nun ſind es, welche den
verwilderten Hunden hauptſächlich zum Aufenthalt dienen. Die Thiere ſelbſt gehören einer einzigen
Raſſe an. Sie kommen in der Größe mit einem Schäferhunde überein, ſind von plumper Geſtalt
und haben einen widerwärtigen Geſichtsausdruck; die Ruthe iſt lang und ziemlich buſchig, wird
auch in den meiſten Fällen hängend getragen. Die Färbung ihres rauhen, ſtruppigen Pelzes iſt
ein ſchmuziges, röthliches Braun, welches mehr oder weniger in das Graue oder in das Gelbe
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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