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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Kennzeichnung und Lebensschilderung.
Vieh zu zähmen. Ja man hat es kaum dahin gebracht, daß es einem Wärter erlaubt hätte, in seinen
Käfig zu kommen. Einem gefangenen Karakal setzte man einen starken, bissigen Hund in sein Ge-
fängniß. Jener fiel den ihm Furcht einflößenden Gegner ohne Besinnen an und biß ihn unter fürchter-
lichem Fauchen und Geschrei, trotz der muthvollsten und kräftigsten Vertheidigung des Hundes, nach
kurzem Kampfe nieder und riß ihm die Brust auf. Sprechenderer Beweise bedarf es nicht, um die
Wildheit und Mordlust dieses Thieres glaublich zu machen.

Schon der Karakal zeichnet sich vor den nordischen Luchsen durch seine lange Standarte aus.
Dieser Unterschied tritt bei den übrigen, welche wir zu betrachten haben, noch mehr hervor und sie
bilden wieder Mittelglieder zwischen den langschwänzigen Katzen und den eigentlichen Luchsen.

Einer dieser Langschwänze ist der gestiefelte Luchs (Lynx ealigatus), ein Bewohner der Ge-
birgswälder des östlichen Afrika vom Kap bis Habesch, sowie Vorderasiens und Jndiens. Die

[Abbildung] Der gestiefelte Luchs (Lynx callgatus).
Körperlänge des Thieres beträgt zwei Fuß und die des Schwanzes etwa die Hälfte. Die langen,
zugespitzten Ohren tragen nur noch einen kleinen, bürstenähnlichen Pinsel, die Pelzfärbung ändert
manchfaltig ab. Männchen sind immer dunkler, als Weibchen, nämlich bläulichgrau und aschgrau
untermischt und dunkler gewellt. Die Weibchen sind blässer, fahlgelblich lichtröthlich gewellt, die
Jungen schwarz gebändert. Die Unterseite ist röthlichweiß oder lichtockergelb, die Kehle zuweilen
weiß, die Schnauze fahl. Auf den Wangen findet man oft zwei röthliche und schwärzliche Binden.
Die Ohren sind außen lebhaft roth, innen aber weiß, auf den Beinen zeigen sich schwarze Quer-
streifen, welche sich aber mit dem Alter verwischen. Der Schwanz ist an seiner Endhälfte weiß und
schwarz geringelt. Ueber die Lebensweise des Thieres ist so gut als Nichts bekannt.

Von ihm unterscheidet sich der Sumpfluchs (Lynx Chaus), welcher die sumpfigen und bewal-
deten Gegenden am Kaspischen Meere und Aralsee, in Persien, Syrien, Egypten, Nubien und

Kennzeichnung und Lebensſchilderung.
Vieh zu zähmen. Ja man hat es kaum dahin gebracht, daß es einem Wärter erlaubt hätte, in ſeinen
Käfig zu kommen. Einem gefangenen Karakal ſetzte man einen ſtarken, biſſigen Hund in ſein Ge-
fängniß. Jener fiel den ihm Furcht einflößenden Gegner ohne Beſinnen an und biß ihn unter fürchter-
lichem Fauchen und Geſchrei, trotz der muthvollſten und kräftigſten Vertheidigung des Hundes, nach
kurzem Kampfe nieder und riß ihm die Bruſt auf. Sprechenderer Beweiſe bedarf es nicht, um die
Wildheit und Mordluſt dieſes Thieres glaublich zu machen.

Schon der Karakal zeichnet ſich vor den nordiſchen Luchſen durch ſeine lange Standarte aus.
Dieſer Unterſchied tritt bei den übrigen, welche wir zu betrachten haben, noch mehr hervor und ſie
bilden wieder Mittelglieder zwiſchen den langſchwänzigen Katzen und den eigentlichen Luchſen.

Einer dieſer Langſchwänze iſt der geſtiefelte Luchs (Lynx ealigatus), ein Bewohner der Ge-
birgswälder des öſtlichen Afrika vom Kap bis Habeſch, ſowie Vorderaſiens und Jndiens. Die

[Abbildung] Der geſtiefelte Luchs (Lynx callgatus).
Körperlänge des Thieres beträgt zwei Fuß und die des Schwanzes etwa die Hälfte. Die langen,
zugeſpitzten Ohren tragen nur noch einen kleinen, bürſtenähnlichen Pinſel, die Pelzfärbung ändert
manchfaltig ab. Männchen ſind immer dunkler, als Weibchen, nämlich bläulichgrau und aſchgrau
untermiſcht und dunkler gewellt. Die Weibchen ſind bläſſer, fahlgelblich lichtröthlich gewellt, die
Jungen ſchwarz gebändert. Die Unterſeite iſt röthlichweiß oder lichtockergelb, die Kehle zuweilen
weiß, die Schnauze fahl. Auf den Wangen findet man oft zwei röthliche und ſchwärzliche Binden.
Die Ohren ſind außen lebhaft roth, innen aber weiß, auf den Beinen zeigen ſich ſchwarze Quer-
ſtreifen, welche ſich aber mit dem Alter verwiſchen. Der Schwanz iſt an ſeiner Endhälfte weiß und
ſchwarz geringelt. Ueber die Lebensweiſe des Thieres iſt ſo gut als Nichts bekannt.

Von ihm unterſcheidet ſich der Sumpfluchs (Lynx Chaus), welcher die ſumpfigen und bewal-
deten Gegenden am Kaspiſchen Meere und Aralſee, in Perſien, Syrien, Egypten, Nubien und

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[303/0369] Kennzeichnung und Lebensſchilderung. Vieh zu zähmen. Ja man hat es kaum dahin gebracht, daß es einem Wärter erlaubt hätte, in ſeinen Käfig zu kommen. Einem gefangenen Karakal ſetzte man einen ſtarken, biſſigen Hund in ſein Ge- fängniß. Jener fiel den ihm Furcht einflößenden Gegner ohne Beſinnen an und biß ihn unter fürchter- lichem Fauchen und Geſchrei, trotz der muthvollſten und kräftigſten Vertheidigung des Hundes, nach kurzem Kampfe nieder und riß ihm die Bruſt auf. Sprechenderer Beweiſe bedarf es nicht, um die Wildheit und Mordluſt dieſes Thieres glaublich zu machen. Schon der Karakal zeichnet ſich vor den nordiſchen Luchſen durch ſeine lange Standarte aus. Dieſer Unterſchied tritt bei den übrigen, welche wir zu betrachten haben, noch mehr hervor und ſie bilden wieder Mittelglieder zwiſchen den langſchwänzigen Katzen und den eigentlichen Luchſen. Einer dieſer Langſchwänze iſt der geſtiefelte Luchs (Lynx ealigatus), ein Bewohner der Ge- birgswälder des öſtlichen Afrika vom Kap bis Habeſch, ſowie Vorderaſiens und Jndiens. Die [Abbildung Der geſtiefelte Luchs (Lynx callgatus).] Körperlänge des Thieres beträgt zwei Fuß und die des Schwanzes etwa die Hälfte. Die langen, zugeſpitzten Ohren tragen nur noch einen kleinen, bürſtenähnlichen Pinſel, die Pelzfärbung ändert manchfaltig ab. Männchen ſind immer dunkler, als Weibchen, nämlich bläulichgrau und aſchgrau untermiſcht und dunkler gewellt. Die Weibchen ſind bläſſer, fahlgelblich lichtröthlich gewellt, die Jungen ſchwarz gebändert. Die Unterſeite iſt röthlichweiß oder lichtockergelb, die Kehle zuweilen weiß, die Schnauze fahl. Auf den Wangen findet man oft zwei röthliche und ſchwärzliche Binden. Die Ohren ſind außen lebhaft roth, innen aber weiß, auf den Beinen zeigen ſich ſchwarze Quer- ſtreifen, welche ſich aber mit dem Alter verwiſchen. Der Schwanz iſt an ſeiner Endhälfte weiß und ſchwarz geringelt. Ueber die Lebensweiſe des Thieres iſt ſo gut als Nichts bekannt. Von ihm unterſcheidet ſich der Sumpfluchs (Lynx Chaus), welcher die ſumpfigen und bewal- deten Gegenden am Kaspiſchen Meere und Aralſee, in Perſien, Syrien, Egypten, Nubien und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/369>, abgerufen am 28.11.2024.