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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung. Lebensweise im Freien und in der Gefangenschaft.
sieht man ihn ohne Noth umherspringen, wie die meisten übrigen Katzen Dies thun; er ist träger, als
seine sämmtlichen Verwandten.

Der kanadische Luchs ist neben dem Rothluchs (Lynx rufus) aus Amerika die nützlichste Wild-
katze, weil sein Fell vielfache Verwendung findet. Gerade von diesem Luchs kommen alljährlich viele
Tausende von Fellen in den Handel, welche dann von unseren Kürschnern nach ihrer allgemeinen
Färbung und Güte in verschiedene Sorten geschieden und mit mancherlei Namen belegt werden. Das
Wildpret wird in Amerika gegessen; doch meint Audubon, daß ihm ein kräftiges Stück Büffellende
unter allen Umständen lieber wäre, als Luchsfleisch, es möge zubereitet sein, wie es wolle.

[Abbildung] Der Pischu oder kanadische Luchs (Lynx canadensis).

Von allen bisher genannten Arten, zu denen ebensowohl in der alten, wie in der neuen Welt
noch andere kommen dürften, die man blos als Abänderungen ansieht, unterscheiden sich die Luchse des
Südens d. h. diejenigen, welche in den gemäßigten und warmen Theilen Asiens und Afrikas wohnen.

Als echtes Wüsten- und Steppenkind muß uns unter den südlichen Luchsen der Karakal (Lynx
Caracal
oder Caracal melanotis) erscheinen. Das Thier erreicht die Größe der nordischen Ver-
treter seiner Sippe; denn seine Leibeslänge beträgt blos zwei Fuß, seine Schwanzlänge aber fast
zehn Zoll. Der Name Karakal soll, wie man erklärt, aus dem Türkischen stammen und Schwarz-
ohr
heißen. Und in der That sind die dunkeln Lauscher eins der Keunzeichen der schönen Katze.
Der Karakal unterscheidet sich aber noch außerdem so wesentlich von seinen Sippschaftsverwandten,
daß ihn die neuere Wissenschaft sogar zum Vertreter einer eignen Sippe hingestellt hat. Zwischen

Beſchreibung. Lebensweiſe im Freien und in der Gefangenſchaft.
ſieht man ihn ohne Noth umherſpringen, wie die meiſten übrigen Katzen Dies thun; er iſt träger, als
ſeine ſämmtlichen Verwandten.

Der kanadiſche Luchs iſt neben dem Rothluchs (Lynx rufus) aus Amerika die nützlichſte Wild-
katze, weil ſein Fell vielfache Verwendung findet. Gerade von dieſem Luchs kommen alljährlich viele
Tauſende von Fellen in den Handel, welche dann von unſeren Kürſchnern nach ihrer allgemeinen
Färbung und Güte in verſchiedene Sorten geſchieden und mit mancherlei Namen belegt werden. Das
Wildpret wird in Amerika gegeſſen; doch meint Audubon, daß ihm ein kräftiges Stück Büffellende
unter allen Umſtänden lieber wäre, als Luchsfleiſch, es möge zubereitet ſein, wie es wolle.

[Abbildung] Der Piſchu oder kanadiſche Luchs (Lynx canadensis).

Von allen bisher genannten Arten, zu denen ebenſowohl in der alten, wie in der neuen Welt
noch andere kommen dürften, die man blos als Abänderungen anſieht, unterſcheiden ſich die Luchſe des
Südens d. h. diejenigen, welche in den gemäßigten und warmen Theilen Aſiens und Afrikas wohnen.

Als echtes Wüſten- und Steppenkind muß uns unter den ſüdlichen Luchſen der Karakal (Lynx
Caracal
oder Caracal melanotis) erſcheinen. Das Thier erreicht die Größe der nordiſchen Ver-
treter ſeiner Sippe; denn ſeine Leibeslänge beträgt blos zwei Fuß, ſeine Schwanzlänge aber faſt
zehn Zoll. Der Name Karakal ſoll, wie man erklärt, aus dem Türkiſchen ſtammen und Schwarz-
ohr
heißen. Und in der That ſind die dunkeln Lauſcher eins der Keunzeichen der ſchönen Katze.
Der Karakal unterſcheidet ſich aber noch außerdem ſo weſentlich von ſeinen Sippſchaftsverwandten,
daß ihn die neuere Wiſſenſchaft ſogar zum Vertreter einer eignen Sippe hingeſtellt hat. Zwiſchen

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[301/0367] Beſchreibung. Lebensweiſe im Freien und in der Gefangenſchaft. ſieht man ihn ohne Noth umherſpringen, wie die meiſten übrigen Katzen Dies thun; er iſt träger, als ſeine ſämmtlichen Verwandten. Der kanadiſche Luchs iſt neben dem Rothluchs (Lynx rufus) aus Amerika die nützlichſte Wild- katze, weil ſein Fell vielfache Verwendung findet. Gerade von dieſem Luchs kommen alljährlich viele Tauſende von Fellen in den Handel, welche dann von unſeren Kürſchnern nach ihrer allgemeinen Färbung und Güte in verſchiedene Sorten geſchieden und mit mancherlei Namen belegt werden. Das Wildpret wird in Amerika gegeſſen; doch meint Audubon, daß ihm ein kräftiges Stück Büffellende unter allen Umſtänden lieber wäre, als Luchsfleiſch, es möge zubereitet ſein, wie es wolle. [Abbildung Der Piſchu oder kanadiſche Luchs (Lynx canadensis).] Von allen bisher genannten Arten, zu denen ebenſowohl in der alten, wie in der neuen Welt noch andere kommen dürften, die man blos als Abänderungen anſieht, unterſcheiden ſich die Luchſe des Südens d. h. diejenigen, welche in den gemäßigten und warmen Theilen Aſiens und Afrikas wohnen. Als echtes Wüſten- und Steppenkind muß uns unter den ſüdlichen Luchſen der Karakal (Lynx Caracal oder Caracal melanotis) erſcheinen. Das Thier erreicht die Größe der nordiſchen Ver- treter ſeiner Sippe; denn ſeine Leibeslänge beträgt blos zwei Fuß, ſeine Schwanzlänge aber faſt zehn Zoll. Der Name Karakal ſoll, wie man erklärt, aus dem Türkiſchen ſtammen und Schwarz- ohr heißen. Und in der That ſind die dunkeln Lauſcher eins der Keunzeichen der ſchönen Katze. Der Karakal unterſcheidet ſich aber noch außerdem ſo weſentlich von ſeinen Sippſchaftsverwandten, daß ihn die neuere Wiſſenſchaft ſogar zum Vertreter einer eignen Sippe hingeſtellt hat. Zwiſchen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/367>, abgerufen am 24.11.2024.