Die Raubthiere. Katzen. -- Schwarzer Leopard. Pardel. Marmorleopard.
verwendet es theils als Pelzwerk, theils zu Mänteln, Ueberwürfen, vorzüglich aber zu Pferde-, Fuß- und Schlittendecken.
Den vorstehend beschriebenen müssen wir eine noch räthselhafte Pardelkatze anreihen, welche namentlich in neuerer Zeit vielfach lebend nach Europa gebracht worden ist. Es ist dies der soge- nannte schwarze Leopard oder schwarze Panther (Leopardus Melas), ein prachtvolles Thier von dunkler aschgrauer oder dunkelbrauner Farbe mit kleinen dunkelschwarzen Flecken. Delametherie beschrieb diesen Panther zuerst und Peron, welcher einen zweiten nach Europa brachte, gab ihm seinen wissenschaftlichen Namen. Man hielt ihn lange Zeit für eine besondere Art, bis Reinwardt und Kuhl die Behauptung aufstellten, daß man in Java allgemein wisse, die schwarzen Leoparden würden mit bunten zusammen in einem Gewölfe gefunden und wären nichts Anderes, als Abarten des langschwänzigen Panthers.
Jch gestehe offen, daß mir die letztere Ansicht durchaus nicht glaublich scheinen will. Man hat zwar auch in Afrika dunkle Pardelkatzen gefunden und dieselben sofort als Bastarde vom Leopard und wer weiß welch anderer Katze erklären wollen: aber auch diese dunkeln Leoparden bilden höchst-
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Der schwarze Leopard oder schwarze Panther (Leopardus Melas).
wahrscheinlich eine eigene Art; und Fitzinger hat auch keinen Anstand genommen, sie unter dem Namen Grauparder (Leopardus poliopardus) aufzustellen. Jedenfalls ist es sehr merkwürdig, daß der schwarze Panther regelmäßig kleiner ist, als der gewöhnlich gefärbte. Jch selbst habe viel- leicht ihrer zehn gesehen, unter ihnen allen aber auch nicht einen einzigen gefunden, welcher die ge- wöhnliche Größe erreicht hätte. Zudem kommt, daß alle schwarzen Panther ausschließlich in Java gefunden werden; wenigstens hat man bis jetzt diese sogenannte Abart anderswo nicht angetroffen. Diese Thatsachen bestimmen mich, den schwarzen Panther als besondere Art anzusehen; mindestens muß mir die Angabe der genannten Naturfoscher erst bewiesen werden, bevor ich die schöne Katze als blose Abart des Pauthers anerkennen soll.
Dem Leoparden und dem Panther nah verwandt ist der Pardel oder Jrbis (Leopardus Uncia). Er erreicht die Größe der Vorhergehenden und ähnelt ihnen im Ganzen, ebensowohl hin- sichtlich seiner Gestalt, als seiner Lebensweise. Der Pelz ist aber viel dichter und länger, besteht auch aus gekräuseltem, am Grunde wolligem Haar, welches nur am Bauche weich und schlaff ist. Die
Die Raubthiere. Katzen. — Schwarzer Leopard. Pardel. Marmorleopard.
verwendet es theils als Pelzwerk, theils zu Mänteln, Ueberwürfen, vorzüglich aber zu Pferde-, Fuß- und Schlittendecken.
Den vorſtehend beſchriebenen müſſen wir eine noch räthſelhafte Pardelkatze anreihen, welche namentlich in neuerer Zeit vielfach lebend nach Europa gebracht worden iſt. Es iſt dies der ſoge- nannte ſchwarze Leopard oder ſchwarze Panther (Leopardus Melas), ein prachtvolles Thier von dunkler aſchgrauer oder dunkelbrauner Farbe mit kleinen dunkelſchwarzen Flecken. Delamétherie beſchrieb dieſen Panther zuerſt und Peron, welcher einen zweiten nach Europa brachte, gab ihm ſeinen wiſſenſchaftlichen Namen. Man hielt ihn lange Zeit für eine beſondere Art, bis Reinwardt und Kuhl die Behauptung aufſtellten, daß man in Java allgemein wiſſe, die ſchwarzen Leoparden würden mit bunten zuſammen in einem Gewölfe gefunden und wären nichts Anderes, als Abarten des langſchwänzigen Panthers.
Jch geſtehe offen, daß mir die letztere Anſicht durchaus nicht glaublich ſcheinen will. Man hat zwar auch in Afrika dunkle Pardelkatzen gefunden und dieſelben ſofort als Baſtarde vom Leopard und wer weiß welch anderer Katze erklären wollen: aber auch dieſe dunkeln Leoparden bilden höchſt-
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Der ſchwarze Leopard oder ſchwarze Panther (Leopardus Melas).
wahrſcheinlich eine eigene Art; und Fitzinger hat auch keinen Anſtand genommen, ſie unter dem Namen Grauparder (Leopardus poliopardus) aufzuſtellen. Jedenfalls iſt es ſehr merkwürdig, daß der ſchwarze Panther regelmäßig kleiner iſt, als der gewöhnlich gefärbte. Jch ſelbſt habe viel- leicht ihrer zehn geſehen, unter ihnen allen aber auch nicht einen einzigen gefunden, welcher die ge- wöhnliche Größe erreicht hätte. Zudem kommt, daß alle ſchwarzen Panther ausſchließlich in Java gefunden werden; wenigſtens hat man bis jetzt dieſe ſogenannte Abart anderswo nicht angetroffen. Dieſe Thatſachen beſtimmen mich, den ſchwarzen Panther als beſondere Art anzuſehen; mindeſtens muß mir die Angabe der genannten Naturfoſcher erſt bewieſen werden, bevor ich die ſchöne Katze als bloſe Abart des Pauthers anerkennen ſoll.
Dem Leoparden und dem Panther nah verwandt iſt der Pardel oder Jrbis (Leopardus Uncia). Er erreicht die Größe der Vorhergehenden und ähnelt ihnen im Ganzen, ebenſowohl hin- ſichtlich ſeiner Geſtalt, als ſeiner Lebensweiſe. Der Pelz iſt aber viel dichter und länger, beſteht auch aus gekräuſeltem, am Grunde wolligem Haar, welches nur am Bauche weich und ſchlaff iſt. Die
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Fuß- und Schlittendecken.
Den vorſtehend beſchriebenen müſſen wir eine noch räthſelhafte Pardelkatze anreihen, welche
namentlich in neuerer Zeit vielfach lebend nach Europa gebracht worden iſt. Es iſt dies der ſoge-
nannte ſchwarze Leopard oder ſchwarze Panther (Leopardus Melas), ein prachtvolles Thier
von dunkler aſchgrauer oder dunkelbrauner Farbe mit kleinen dunkelſchwarzen Flecken. Delamétherie
beſchrieb dieſen Panther zuerſt und Peron, welcher einen zweiten nach Europa brachte, gab ihm ſeinen
wiſſenſchaftlichen Namen. Man hielt ihn lange Zeit für eine beſondere Art, bis Reinwardt und
Kuhl die Behauptung aufſtellten, daß man in Java allgemein wiſſe, die ſchwarzen Leoparden
würden mit bunten zuſammen in einem Gewölfe gefunden und wären nichts Anderes, als Abarten
des langſchwänzigen Panthers.
Jch geſtehe offen, daß mir die letztere Anſicht durchaus nicht glaublich ſcheinen will. Man hat
zwar auch in Afrika dunkle Pardelkatzen gefunden und dieſelben ſofort als Baſtarde vom Leopard
und wer weiß welch anderer Katze erklären wollen: aber auch dieſe dunkeln Leoparden bilden höchſt-
[Abbildung Der ſchwarze Leopard oder ſchwarze Panther (Leopardus Melas).]
wahrſcheinlich eine eigene Art; und Fitzinger hat auch keinen Anſtand genommen, ſie unter dem
Namen Grauparder (Leopardus poliopardus) aufzuſtellen. Jedenfalls iſt es ſehr merkwürdig,
daß der ſchwarze Panther regelmäßig kleiner iſt, als der gewöhnlich gefärbte. Jch ſelbſt habe viel-
leicht ihrer zehn geſehen, unter ihnen allen aber auch nicht einen einzigen gefunden, welcher die ge-
wöhnliche Größe erreicht hätte. Zudem kommt, daß alle ſchwarzen Panther ausſchließlich in Java
gefunden werden; wenigſtens hat man bis jetzt dieſe ſogenannte Abart anderswo nicht angetroffen.
Dieſe Thatſachen beſtimmen mich, den ſchwarzen Panther als beſondere Art anzuſehen; mindeſtens
muß mir die Angabe der genannten Naturfoſcher erſt bewieſen werden, bevor ich die ſchöne Katze
als bloſe Abart des Pauthers anerkennen ſoll.
Dem Leoparden und dem Panther nah verwandt iſt der Pardel oder Jrbis (Leopardus
Uncia). Er erreicht die Größe der Vorhergehenden und ähnelt ihnen im Ganzen, ebenſowohl hin-
ſichtlich ſeiner Geſtalt, als ſeiner Lebensweiſe. Der Pelz iſt aber viel dichter und länger, beſteht auch
aus gekräuſeltem, am Grunde wolligem Haar, welches nur am Bauche weich und ſchlaff iſt. Die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/334>, abgerufen am 19.07.2024.
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