Gestalt und Wesen des Nebelparders. Beschreibung des Jaguar.
übte seine Spiellust an diesem kleinen Gefährten in höchst rücksichtsvoller Weise aus, indem er ängstlich besorgt war, ihm durch seine bedeutende Stärke nicht zu schaden. Während er im Schiffe war, bestand seine hauptsächlichste Nahrung in Hühnern, und niemals verfehlte er es, seine Fertig- keiten zu zeigen, wenn man ihm ein Huhn hinhielt. Vor dem Verspeisen stürzte er sich jedesmal nach echter Katzenart mit einem plötzlichen Sprunge auf das Huhn hin, gerade als wenn es lebend gewesen wäre, biß es in den Hals und versuchte, das Blut zu saugen. Manchmal spielte er stunden- lang mit dem Vogel, gerade so, wie es die Katzen mit Mäusen zu thun pflegen, und erst, nachdem er sich eine geraume Zeit mit ihm vergnügt gemacht hatte, ging er an das Fressen.
Ein sehr schöner und gesunder Nebelparder befindet sich gegenwärtig in dem Thiergarten zu London und ist beständig ein Gegenstand der Anziehung und Theilnahme für alle Beschauer. Jch fah ihn dort in diesem Frühjahre (1863). Er ist ein prächtiges, zahmes, liebenswürdiges Thier, mit welchem der Wärter umgeht, wie mit einer gutmüthigen Hauskatze. Nur im Gepard noch kenne ich eine ihm geistig verwandte Katze. -- Auf einem dicken Zweige, welcher in seinem Käfig aufgestellt ist, nimmt er die allersonderbarsten und zum Theil sehr unbequeme Stellungen ein. Einmal sah man ihn seiner vollen Länge nach auf einem fast wagrechten Zweige liegen, alle vier Beine zu den Seiten des Astes herabhängend, wie man Dies niemals von einer andern Katze gesehen hat.
Die schönsten Mitglieder der schönen Katzenfamilie sind diejenigen Arten, deren Färbung sich durch gesäumte, d. h. ringförmig einen Hof umschließende, oder durch volle Flecken auszeichnet. Man gab ihnen den Namen nach ihrem buntesten und am längsten bekannten Mitgliede, dem Leopard oder Pardel, und dieser Name genügt bei dessen Allbekanntschaft allein schon zur Bezeichnung der ganzen Familie.
Alle Pardelkatzen (Leopardus) sind große oder mittelgroße Katzen mit kurzhaarigem, sehr buntem Fell, ohne Mähne, Quasten und Pinsel an irgend einer Stelle, mit kurzen Ohren und schönen, großen und leuchtenden Augen, deren Stern rund ist. Die Flecken stehen gewöhnlich rosettenartig zusammen, ändern aber selbst bei den einzelnen Arten vielfach in Stellung und Gestalt ab und ver- wandeln sich bei anderen in längliche Streifen. Die Pardel bewohnen die alte und die neue Welt und sind ziemlich zahlreich vertreten. Jn ihrem Leben, Lebensverhältnissen und ihren Sitten stimmen sie im wesentlichen mit einander überein; gleichwohl hat fast jede Art ihr Eigenthümliches, und des- halb macht sich eine Einzelbeschreibung der ausgezeichnetsten Mitglieder dieser Gruppe nothwendig.
Unter ihnen steht das gefürchtetste aller Raubthiere der neuen Welt, der Jaguar oder die Unze (Leopardus Onza), obenan.
Er ist der größte und stärkste der ganzen Gruppe, zugleich aber auch einer der schönstgezeichneten. Wir kennen ihn schon aus den ersten Nachrichten, welche uns über Amerika zugekommen sind; doch hat auch jetzt noch immer fast jeder Reisende Etwas über ihn zu berichten. Daß bei den Be- schreibungen auch viele Fabeln untergelaufen sind, ist leicht erklärlich. Sie beweisen eben nur die Furchtbarkeit, oder besser noch das Ansehen, in welchem das Thier bei den einheimischen und ein- gewanderten Amerikanern steht. Durch Azara, Humboldt, Prinz von Wied und vor Allem durch Rengger sind wir mit dem Thiere genau bekannt geworden, und eine Bschreibung desselben ist daher sehr leicht; man braucht eben nur die Worte dieser ausgezeichneten Gelehrten wiederzugeben. Dies ist denn auch hier geschehen.
Der Jaguar steht hinsichtlich seiner Größe kaum hinter dem Tiger zurück und übertrifft somit alle übrigen Mitglieder der Familie, selbstverständlich noch mit Ausnahme des Löwen. Seine Ge- stalt zeigt mehr den Ausdruck von Kraft, als von Gewandtheit; denn das Thier erscheint etwas schwerfällig. Der Körper ist nicht so lang, wie der des Leoparden oder Tigers, und die Glied- maßen sind im Verhältniß zum Rumpfe kürzer, als bei jenen Katzen. Ein vollkommen erwachsener
Geſtalt und Weſen des Nebelparders. Beſchreibung des Jaguar.
übte ſeine Spielluſt an dieſem kleinen Gefährten in höchſt rückſichtsvoller Weiſe aus, indem er ängſtlich beſorgt war, ihm durch ſeine bedeutende Stärke nicht zu ſchaden. Während er im Schiffe war, beſtand ſeine hauptſächlichſte Nahrung in Hühnern, und niemals verfehlte er es, ſeine Fertig- keiten zu zeigen, wenn man ihm ein Huhn hinhielt. Vor dem Verſpeiſen ſtürzte er ſich jedesmal nach echter Katzenart mit einem plötzlichen Sprunge auf das Huhn hin, gerade als wenn es lebend geweſen wäre, biß es in den Hals und verſuchte, das Blut zu ſaugen. Manchmal ſpielte er ſtunden- lang mit dem Vogel, gerade ſo, wie es die Katzen mit Mäuſen zu thun pflegen, und erſt, nachdem er ſich eine geraume Zeit mit ihm vergnügt gemacht hatte, ging er an das Freſſen.
Ein ſehr ſchöner und geſunder Nebelparder befindet ſich gegenwärtig in dem Thiergarten zu London und iſt beſtändig ein Gegenſtand der Anziehung und Theilnahme für alle Beſchauer. Jch fah ihn dort in dieſem Frühjahre (1863). Er iſt ein prächtiges, zahmes, liebenswürdiges Thier, mit welchem der Wärter umgeht, wie mit einer gutmüthigen Hauskatze. Nur im Gepard noch kenne ich eine ihm geiſtig verwandte Katze. — Auf einem dicken Zweige, welcher in ſeinem Käfig aufgeſtellt iſt, nimmt er die allerſonderbarſten und zum Theil ſehr unbequeme Stellungen ein. Einmal ſah man ihn ſeiner vollen Länge nach auf einem faſt wagrechten Zweige liegen, alle vier Beine zu den Seiten des Aſtes herabhängend, wie man Dies niemals von einer andern Katze geſehen hat.
Die ſchönſten Mitglieder der ſchönen Katzenfamilie ſind diejenigen Arten, deren Färbung ſich durch geſäumte, d. h. ringförmig einen Hof umſchließende, oder durch volle Flecken auszeichnet. Man gab ihnen den Namen nach ihrem bunteſten und am längſten bekannten Mitgliede, dem Leopard oder Pardel, und dieſer Name genügt bei deſſen Allbekanntſchaft allein ſchon zur Bezeichnung der ganzen Familie.
Alle Pardelkatzen (Leopardus) ſind große oder mittelgroße Katzen mit kurzhaarigem, ſehr buntem Fell, ohne Mähne, Quaſten und Pinſel an irgend einer Stelle, mit kurzen Ohren und ſchönen, großen und leuchtenden Augen, deren Stern rund iſt. Die Flecken ſtehen gewöhnlich roſettenartig zuſammen, ändern aber ſelbſt bei den einzelnen Arten vielfach in Stellung und Geſtalt ab und ver- wandeln ſich bei anderen in längliche Streifen. Die Pardel bewohnen die alte und die neue Welt und ſind ziemlich zahlreich vertreten. Jn ihrem Leben, Lebensverhältniſſen und ihren Sitten ſtimmen ſie im weſentlichen mit einander überein; gleichwohl hat faſt jede Art ihr Eigenthümliches, und des- halb macht ſich eine Einzelbeſchreibung der ausgezeichnetſten Mitglieder dieſer Gruppe nothwendig.
Unter ihnen ſteht das gefürchtetſte aller Raubthiere der neuen Welt, der Jaguar oder die Unze (Leopardus Onza), obenan.
Er iſt der größte und ſtärkſte der ganzen Gruppe, zugleich aber auch einer der ſchönſtgezeichneten. Wir kennen ihn ſchon aus den erſten Nachrichten, welche uns über Amerika zugekommen ſind; doch hat auch jetzt noch immer faſt jeder Reiſende Etwas über ihn zu berichten. Daß bei den Be- ſchreibungen auch viele Fabeln untergelaufen ſind, iſt leicht erklärlich. Sie beweiſen eben nur die Furchtbarkeit, oder beſſer noch das Anſehen, in welchem das Thier bei den einheimiſchen und ein- gewanderten Amerikanern ſteht. Durch Azara, Humboldt, Prinz von Wied und vor Allem durch Rengger ſind wir mit dem Thiere genau bekannt geworden, und eine Bſchreibung deſſelben iſt daher ſehr leicht; man braucht eben nur die Worte dieſer ausgezeichneten Gelehrten wiederzugeben. Dies iſt denn auch hier geſchehen.
Der Jaguar ſteht hinſichtlich ſeiner Größe kaum hinter dem Tiger zurück und übertrifft ſomit alle übrigen Mitglieder der Familie, ſelbſtverſtändlich noch mit Ausnahme des Löwen. Seine Ge- ſtalt zeigt mehr den Ausdruck von Kraft, als von Gewandtheit; denn das Thier erſcheint etwas ſchwerfällig. Der Körper iſt nicht ſo lang, wie der des Leoparden oder Tigers, und die Glied- maßen ſind im Verhältniß zum Rumpfe kürzer, als bei jenen Katzen. Ein vollkommen erwachſener
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Geſtalt und Weſen des Nebelparders. Beſchreibung des Jaguar.
übte ſeine Spielluſt an dieſem kleinen Gefährten in höchſt rückſichtsvoller Weiſe aus, indem er
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war, beſtand ſeine hauptſächlichſte Nahrung in Hühnern, und niemals verfehlte er es, ſeine Fertig-
keiten zu zeigen, wenn man ihm ein Huhn hinhielt. Vor dem Verſpeiſen ſtürzte er ſich jedesmal
nach echter Katzenart mit einem plötzlichen Sprunge auf das Huhn hin, gerade als wenn es lebend
geweſen wäre, biß es in den Hals und verſuchte, das Blut zu ſaugen. Manchmal ſpielte er ſtunden-
lang mit dem Vogel, gerade ſo, wie es die Katzen mit Mäuſen zu thun pflegen, und erſt, nachdem
er ſich eine geraume Zeit mit ihm vergnügt gemacht hatte, ging er an das Freſſen.
Ein ſehr ſchöner und geſunder Nebelparder befindet ſich gegenwärtig in dem Thiergarten zu
London und iſt beſtändig ein Gegenſtand der Anziehung und Theilnahme für alle Beſchauer. Jch
fah ihn dort in dieſem Frühjahre (1863). Er iſt ein prächtiges, zahmes, liebenswürdiges Thier,
mit welchem der Wärter umgeht, wie mit einer gutmüthigen Hauskatze. Nur im Gepard noch kenne
ich eine ihm geiſtig verwandte Katze. — Auf einem dicken Zweige, welcher in ſeinem Käfig aufgeſtellt
iſt, nimmt er die allerſonderbarſten und zum Theil ſehr unbequeme Stellungen ein. Einmal ſah
man ihn ſeiner vollen Länge nach auf einem faſt wagrechten Zweige liegen, alle vier Beine zu den
Seiten des Aſtes herabhängend, wie man Dies niemals von einer andern Katze geſehen hat.
Die ſchönſten Mitglieder der ſchönen Katzenfamilie ſind diejenigen Arten, deren Färbung ſich
durch geſäumte, d. h. ringförmig einen Hof umſchließende, oder durch volle Flecken auszeichnet. Man
gab ihnen den Namen nach ihrem bunteſten und am längſten bekannten Mitgliede, dem Leopard
oder Pardel, und dieſer Name genügt bei deſſen Allbekanntſchaft allein ſchon zur Bezeichnung der
ganzen Familie.
Alle Pardelkatzen (Leopardus) ſind große oder mittelgroße Katzen mit kurzhaarigem, ſehr
buntem Fell, ohne Mähne, Quaſten und Pinſel an irgend einer Stelle, mit kurzen Ohren und ſchönen,
großen und leuchtenden Augen, deren Stern rund iſt. Die Flecken ſtehen gewöhnlich roſettenartig
zuſammen, ändern aber ſelbſt bei den einzelnen Arten vielfach in Stellung und Geſtalt ab und ver-
wandeln ſich bei anderen in längliche Streifen. Die Pardel bewohnen die alte und die neue Welt
und ſind ziemlich zahlreich vertreten. Jn ihrem Leben, Lebensverhältniſſen und ihren Sitten ſtimmen
ſie im weſentlichen mit einander überein; gleichwohl hat faſt jede Art ihr Eigenthümliches, und des-
halb macht ſich eine Einzelbeſchreibung der ausgezeichnetſten Mitglieder dieſer Gruppe nothwendig.
Unter ihnen ſteht das gefürchtetſte aller Raubthiere der neuen Welt, der Jaguar oder die
Unze (Leopardus Onza), obenan.
Er iſt der größte und ſtärkſte der ganzen Gruppe, zugleich aber auch einer der ſchönſtgezeichneten.
Wir kennen ihn ſchon aus den erſten Nachrichten, welche uns über Amerika zugekommen ſind;
doch hat auch jetzt noch immer faſt jeder Reiſende Etwas über ihn zu berichten. Daß bei den Be-
ſchreibungen auch viele Fabeln untergelaufen ſind, iſt leicht erklärlich. Sie beweiſen eben nur die
Furchtbarkeit, oder beſſer noch das Anſehen, in welchem das Thier bei den einheimiſchen und ein-
gewanderten Amerikanern ſteht. Durch Azara, Humboldt, Prinz von Wied und vor Allem
durch Rengger ſind wir mit dem Thiere genau bekannt geworden, und eine Bſchreibung deſſelben
iſt daher ſehr leicht; man braucht eben nur die Worte dieſer ausgezeichneten Gelehrten wiederzugeben.
Dies iſt denn auch hier geſchehen.
Der Jaguar ſteht hinſichtlich ſeiner Größe kaum hinter dem Tiger zurück und übertrifft ſomit
alle übrigen Mitglieder der Familie, ſelbſtverſtändlich noch mit Ausnahme des Löwen. Seine Ge-
ſtalt zeigt mehr den Ausdruck von Kraft, als von Gewandtheit; denn das Thier erſcheint etwas
ſchwerfällig. Der Körper iſt nicht ſo lang, wie der des Leoparden oder Tigers, und die Glied-
maßen ſind im Verhältniß zum Rumpfe kürzer, als bei jenen Katzen. Ein vollkommen erwachſener
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/301>, abgerufen am 16.07.2024.
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