Die Raubthiere. Katzen. -- Yaguarundi. Eyra. Tiger.
ihnen ihre Raubsucht benehmen, nicht einmal sie bewegen, ihren schon gemachten Raub fahren zu lassen. Rengger hob Yaguarundis, die ein Küchlein im Munde hatten, beim Halsbande auf und schleuderte sie mehrere Male in der Luft herum, ohne daß sie ihren Raub aus den Zähnen ließen! Entriß man ihnen denselben mit Gewalt, so bissen sie wüthend um sich und sprangen nach der Hand. die ihnen den Fraß abgenommen hatte. Dem Fleische gaben die Gefangenen immer vor dem Blute den Vorzug, und Pflanzenkost fraßen sie blos, wenn sie der wüthendste Hunger dazu zwang. Wenn man ihnen ein Stück Fleisch vorwarf, suchten sie dasselbe zu verstecken, ehe sie es fraßen. Sie kauen ganz wie unsere Hauskatze, halten dabei ihre Speise aber mit den Vorderpranken fest. Wenn sie gesättigt sind, belecken sie ihre Tatzen und legen sich schlafen. Jst es kalt, so rollen sie sich dabei zusammen und schlagen den Schwanz über Rumpf und Kopf zurück, ist es aber warm, so strecken sie alle vier Beine und den Schwanz gerade von sich. Wenn man ihnen morgens nichts zu fressen giebt, bleiben sie fast den ganzen Tag wach und gehen unaufhörlich am Gitter ihres Käfigs auf und nieder; werden sie hingegen am Morgen gut gefüttert, so schlafen sie den Mittag und den größten Theil der Nacht über.
[Abbildung]
Der Eyra (Puma Eyra).
Zwei Yaguarundis, welche man in ein und denselben Käfig einsperrt, leben in der größten Eintracht mit einander. Sie belecken sich gegenseitig, spielen zusammen und legen sich gewöhnlich neben einander schlafen. Nur beim Fressen setzt es zuweilen einige Schläge mit den Tatzen ab. Uebrigens kennt man bis jetzt noch kein Beispiel, daß sie sich in der Gefangenschaft fortgepflanzt hätten, und auch Renggers Bemühungen, Dies zu bewerkstelligen, blieben vergeblich.
Die letzte dieser einfarbigen Katzen Amerikas ist der Eyra (Puma Eyra), unzweifelhaft eins der merkwürdigsten Glieder der Familie. Alle südamerikanischen Katzen sind schlank gebaute Thiere; der Eyra aber ist so lang gestreckt, daß er gleichsam als Bindeglied der Katzen und Marder erscheint. Man könnte ihn bezeichnend "Wieselkatze" nennen. Hinsichtlich seiner Größe ähnelt er dem Yaguarundi, mit dem er auch dieselben Gegenden bewohnt; doch ist er, in Paraguai wenigstens, weit seltener. Die Färbung seines weichen Haares ist ein gleichmäßiges Lichtgelblichroth; nur auf der Oberlippe befindet sich auf jeder Seite ein geblichweißer Flecken, da, wo die dem Flecken gleich- gefärbten Schnurrenhaare stehen. Die Körperlänge des Thieres beträgt 20 Zoll, die des Schwanzes etwas über einen Fuß.
Die Raubthiere. Katzen. — Yaguarundi. Eyra. Tiger.
ihnen ihre Raubſucht benehmen, nicht einmal ſie bewegen, ihren ſchon gemachten Raub fahren zu laſſen. Rengger hob Yaguarundis, die ein Küchlein im Munde hatten, beim Halsbande auf und ſchleuderte ſie mehrere Male in der Luft herum, ohne daß ſie ihren Raub aus den Zähnen ließen! Entriß man ihnen denſelben mit Gewalt, ſo biſſen ſie wüthend um ſich und ſprangen nach der Hand. die ihnen den Fraß abgenommen hatte. Dem Fleiſche gaben die Gefangenen immer vor dem Blute den Vorzug, und Pflanzenkoſt fraßen ſie blos, wenn ſie der wüthendſte Hunger dazu zwang. Wenn man ihnen ein Stück Fleiſch vorwarf, ſuchten ſie daſſelbe zu verſtecken, ehe ſie es fraßen. Sie kauen ganz wie unſere Hauskatze, halten dabei ihre Speiſe aber mit den Vorderpranken feſt. Wenn ſie geſättigt ſind, belecken ſie ihre Tatzen und legen ſich ſchlafen. Jſt es kalt, ſo rollen ſie ſich dabei zuſammen und ſchlagen den Schwanz über Rumpf und Kopf zurück, iſt es aber warm, ſo ſtrecken ſie alle vier Beine und den Schwanz gerade von ſich. Wenn man ihnen morgens nichts zu freſſen giebt, bleiben ſie faſt den ganzen Tag wach und gehen unaufhörlich am Gitter ihres Käfigs auf und nieder; werden ſie hingegen am Morgen gut gefüttert, ſo ſchlafen ſie den Mittag und den größten Theil der Nacht über.
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Der Eyra (Puma Eyra).
Zwei Yaguarundis, welche man in ein und denſelben Käfig einſperrt, leben in der größten Eintracht mit einander. Sie belecken ſich gegenſeitig, ſpielen zuſammen und legen ſich gewöhnlich neben einander ſchlafen. Nur beim Freſſen ſetzt es zuweilen einige Schläge mit den Tatzen ab. Uebrigens kennt man bis jetzt noch kein Beiſpiel, daß ſie ſich in der Gefangenſchaft fortgepflanzt hätten, und auch Renggers Bemühungen, Dies zu bewerkſtelligen, blieben vergeblich.
Die letzte dieſer einfarbigen Katzen Amerikas iſt der Eyra (Puma Eyra), unzweifelhaft eins der merkwürdigſten Glieder der Familie. Alle ſüdamerikaniſchen Katzen ſind ſchlank gebaute Thiere; der Eyra aber iſt ſo lang geſtreckt, daß er gleichſam als Bindeglied der Katzen und Marder erſcheint. Man könnte ihn bezeichnend „Wieſelkatze‟ nennen. Hinſichtlich ſeiner Größe ähnelt er dem Yaguarundi, mit dem er auch dieſelben Gegenden bewohnt; doch iſt er, in Paraguai wenigſtens, weit ſeltener. Die Färbung ſeines weichen Haares iſt ein gleichmäßiges Lichtgelblichroth; nur auf der Oberlippe befindet ſich auf jeder Seite ein geblichweißer Flecken, da, wo die dem Flecken gleich- gefärbten Schnurrenhaare ſtehen. Die Körperlänge des Thieres beträgt 20 Zoll, die des Schwanzes etwas über einen Fuß.
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laſſen. Rengger hob Yaguarundis, die ein Küchlein im Munde hatten, beim Halsbande auf und
ſchleuderte ſie mehrere Male in der Luft herum, ohne daß ſie ihren Raub aus den Zähnen ließen!
Entriß man ihnen denſelben mit Gewalt, ſo biſſen ſie wüthend um ſich und ſprangen nach der Hand.
die ihnen den Fraß abgenommen hatte. Dem Fleiſche gaben die Gefangenen immer vor dem Blute
den Vorzug, und Pflanzenkoſt fraßen ſie blos, wenn ſie der wüthendſte Hunger dazu zwang. Wenn
man ihnen ein Stück Fleiſch vorwarf, ſuchten ſie daſſelbe zu verſtecken, ehe ſie es fraßen. Sie kauen
ganz wie unſere Hauskatze, halten dabei ihre Speiſe aber mit den Vorderpranken feſt. Wenn
ſie geſättigt ſind, belecken ſie ihre Tatzen und legen ſich ſchlafen. Jſt es kalt, ſo rollen ſie ſich dabei
zuſammen und ſchlagen den Schwanz über Rumpf und Kopf zurück, iſt es aber warm, ſo ſtrecken
ſie alle vier Beine und den Schwanz gerade von ſich. Wenn man ihnen morgens nichts zu freſſen
giebt, bleiben ſie faſt den ganzen Tag wach und gehen unaufhörlich am Gitter ihres Käfigs auf
und nieder; werden ſie hingegen am Morgen gut gefüttert, ſo ſchlafen ſie den Mittag und den
größten Theil der Nacht über.
[Abbildung Der Eyra (Puma Eyra).]
Zwei Yaguarundis, welche man in ein und denſelben Käfig einſperrt, leben in der größten
Eintracht mit einander. Sie belecken ſich gegenſeitig, ſpielen zuſammen und legen ſich gewöhnlich
neben einander ſchlafen. Nur beim Freſſen ſetzt es zuweilen einige Schläge mit den Tatzen ab.
Uebrigens kennt man bis jetzt noch kein Beiſpiel, daß ſie ſich in der Gefangenſchaft fortgepflanzt
hätten, und auch Renggers Bemühungen, Dies zu bewerkſtelligen, blieben vergeblich.
Die letzte dieſer einfarbigen Katzen Amerikas iſt der Eyra (Puma Eyra), unzweifelhaft eins
der merkwürdigſten Glieder der Familie. Alle ſüdamerikaniſchen Katzen ſind ſchlank gebaute Thiere;
der Eyra aber iſt ſo lang geſtreckt, daß er gleichſam als Bindeglied der Katzen und Marder erſcheint.
Man könnte ihn bezeichnend „Wieſelkatze‟ nennen. Hinſichtlich ſeiner Größe ähnelt er dem
Yaguarundi, mit dem er auch dieſelben Gegenden bewohnt; doch iſt er, in Paraguai wenigſtens,
weit ſeltener. Die Färbung ſeines weichen Haares iſt ein gleichmäßiges Lichtgelblichroth; nur auf
der Oberlippe befindet ſich auf jeder Seite ein geblichweißer Flecken, da, wo die dem Flecken gleich-
gefärbten Schnurrenhaare ſtehen. Die Körperlänge des Thieres beträgt 20 Zoll, die des Schwanzes
etwas über einen Fuß.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/282>, abgerufen am 16.07.2024.
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