kümmert, verschwächlicht erscheinen die Geschöpfe, welche als Vertreter anderer, in der alten Welt lebender augesehen werden können. Auch Amerika hat seine Löwen: aber sie sind Zwerge, wahre Kinder im Vergleich zu dem gewaltigen Verwandten in Afrika. Der größte von ihnen verhält sich zu dem Könige der Thiere, wie sich der Tapir zum Elefanten verhält. Jhm fehlt der Herrschermantel, welcher sich um des Löwen Schultern schlägt; er entbehrt der Krone, welche bei jenem Würdezeichen ist: nur in seiner Färbung zeigt er einige Aehnlichkeit mit dem "Würger der Herden", und deshalb ist ihm von den Gauchos der Name Leon geworden, den unsere Thierschausteller passend mit Silber- löwe wiederzugeben pflegen
Der Puma (Puma) und seine Verwandten könnten, obgleich man sie noch nicht in eine beson- dere Sippe vereinigt hat, ebensogut wie die Pardel von den übrigen Katzen getrennt werden. Die ihnen gänzlich fehlenden Streifen, Ringel und Flecken, der runde Augenstern und der auffallend kleine, ganz bart- oder mähnenlose Kopf würden dann als Merkmale dieser Gruppe zu betrachten sein.
Als die bekannteste Art dieser Gruppe ist der obengenannte Kuguar, Silberlöwe oder Puma (Puma concolor) anzusehen. Er ist ein Thier, welches von sich reden gemacht hat: Dies beweist schon sein Namenreichthum. Denn außer den drei genannten Namen führt er noch viele andere. Die Guaraner nennen ihn Guazuara, die Creolen Yaguapyta oder "rothen Hund", die Chilesen Papi, die Mejikaner Mitzli, die Nordamerikaner Panther und die Gauchos, wie bemerkt, Leon; -- Niemand aber kann sagen, welche Titel ihm sonst noch wurden. Dieser Namenreichthum deutet auf etwas Königliches hin: und wirklich ist auch der amerikanische Löwe kein zu verachtendes Mit- glied seiner Familie.
Die Leibeslänge des erwachsenen Puma beträgt nicht selten bis 31/2, ja 33/4 Fuß, die des Schwanzes zwei Fuß und die Höhe am Widerrist ungefähr ebensoviel. Der Leib ist schlank, der runde Kopf aber so klein, daß er fast im Mißverhältniß zur ganzen Größe steht. Stark sind eigent- lich nur die Füße, welche auch kräftige Pranken besitzen. Die Behaarung ist dicht, kurz und weich, am Bauche etwas reicher, als auf der Oberseite, nirgends aber mähnenartig verlängert. Jhre ge- wöhnliche Färbung ist dunkelgelbroth, auf dem Rücken am dunkelsten, wobei die einzelnen Haare in schwarze Spitzen endigen. Der Bauch ist röthlichweiß, die Jnnenseite der Gliedmaßen und die Brust sind noch heller, die Kehle und die Jnnenseite der Ohren weiß, ihre Außenseiten schwarz, in der Mitte ins Röthliche ziehend. Ueber und unter dem Auge steht ein kleiner, weißer Flecken, und die Lippen sind mit kurzen, feinen Haaren und langen, weißen Schnurren bedeckt. Ein anderer Flecken vor dem Auge ist schwarzbraun. Der Kopf ist grau, die Schwanzspitze dunkel. Bisweilen fehlen auch die Augenflecken, namentlich die schwarzen. Zwischen den Männchen und Weibchen findet sich kein Unterschied in der Farbe; die ganz jungen hingegen haben auf den Seiten des Körpers und den Hinterschenkeln einige kaum bemerkbare, runde Flecken, die sich von der Grundfarbe nur durch dunklere Schattirungen unterscheiden und schon nach dem ersten Jahre gänzlich verschwinden.
Der Kuguar ist sehr weit verbreitet. Er findet sich nicht blos in ganz Südamerika, von Patagonien an bis Neu-Granada, sondern geht auch noch über die Landenge von Panama hinweg und bewohnt Mejiko, die Vereinigten Staaten, ja streift sogar bis Kanada. Daher kommt auch sein großer Namenreichthum: er heißt fast in jedem Lande anders. Auch auf die ver- schiedene Färbung mag diese weite Verbreitung einen gewissen Einfluß üben. Jn manchen Gegenden ist das Thier sehr häufig, in anderen aber bereits fast ausgerottet und war dies auch schon zu Zeiten Azara's (Ende vorigen Jahrhunderts), welcher die erste gute Beschreibung von ihm lieferte.
Seine Aufenthaltsorte wählt sich der Puma ganz nach des Landes Beschaffenheit. Jn wald- reichen Gegenden zieht er den Wald dem freien Felde entschieden vor; am meisten aber liebt er den Saum der Wälder und die mit sehr hohem Grase bewachsenen Ebenen, obgleich er diese blos der Jagd wegen zu besuchen scheint; wenigstens flüchtet er, sowie er hier von Menschen verfolgt wird, fogleich dem Walde zu. Allein er befindet sich auch beständig in den Pampas von Buenos-Ayres,
Die Raubthiere. Katzen. — Puma.
kümmert, verſchwächlicht erſcheinen die Geſchöpfe, welche als Vertreter anderer, in der alten Welt lebender augeſehen werden können. Auch Amerika hat ſeine Löwen: aber ſie ſind Zwerge, wahre Kinder im Vergleich zu dem gewaltigen Verwandten in Afrika. Der größte von ihnen verhält ſich zu dem Könige der Thiere, wie ſich der Tapir zum Elefanten verhält. Jhm fehlt der Herrſchermantel, welcher ſich um des Löwen Schultern ſchlägt; er entbehrt der Krone, welche bei jenem Würdezeichen iſt: nur in ſeiner Färbung zeigt er einige Aehnlichkeit mit dem „Würger der Herden‟, und deshalb iſt ihm von den Gauchos der Name Leon geworden, den unſere Thierſchauſteller paſſend mit Silber- löwe wiederzugeben pflegen
Der Puma (Puma) und ſeine Verwandten könnten, obgleich man ſie noch nicht in eine beſon- dere Sippe vereinigt hat, ebenſogut wie die Pardel von den übrigen Katzen getrennt werden. Die ihnen gänzlich fehlenden Streifen, Ringel und Flecken, der runde Augenſtern und der auffallend kleine, ganz bart- oder mähnenloſe Kopf würden dann als Merkmale dieſer Gruppe zu betrachten ſein.
Als die bekannteſte Art dieſer Gruppe iſt der obengenannte Kuguar, Silberlöwe oder Puma (Puma concolor) anzuſehen. Er iſt ein Thier, welches von ſich reden gemacht hat: Dies beweiſt ſchon ſein Namenreichthum. Denn außer den drei genannten Namen führt er noch viele andere. Die Guaraner nennen ihn Guazuara, die Creolen Yaguapyta oder „rothen Hund‟, die Chileſen Papi, die Mejikaner Mitzli, die Nordamerikaner Panther und die Gauchos, wie bemerkt, Leon; — Niemand aber kann ſagen, welche Titel ihm ſonſt noch wurden. Dieſer Namenreichthum deutet auf etwas Königliches hin: und wirklich iſt auch der amerikaniſche Löwe kein zu verachtendes Mit- glied ſeiner Familie.
Die Leibeslänge des erwachſenen Puma beträgt nicht ſelten bis 3½, ja 3¾ Fuß, die des Schwanzes zwei Fuß und die Höhe am Widerriſt ungefähr ebenſoviel. Der Leib iſt ſchlank, der runde Kopf aber ſo klein, daß er faſt im Mißverhältniß zur ganzen Größe ſteht. Stark ſind eigent- lich nur die Füße, welche auch kräftige Pranken beſitzen. Die Behaarung iſt dicht, kurz und weich, am Bauche etwas reicher, als auf der Oberſeite, nirgends aber mähnenartig verlängert. Jhre ge- wöhnliche Färbung iſt dunkelgelbroth, auf dem Rücken am dunkelſten, wobei die einzelnen Haare in ſchwarze Spitzen endigen. Der Bauch iſt röthlichweiß, die Jnnenſeite der Gliedmaßen und die Bruſt ſind noch heller, die Kehle und die Jnnenſeite der Ohren weiß, ihre Außenſeiten ſchwarz, in der Mitte ins Röthliche ziehend. Ueber und unter dem Auge ſteht ein kleiner, weißer Flecken, und die Lippen ſind mit kurzen, feinen Haaren und langen, weißen Schnurren bedeckt. Ein anderer Flecken vor dem Auge iſt ſchwarzbraun. Der Kopf iſt grau, die Schwanzſpitze dunkel. Bisweilen fehlen auch die Augenflecken, namentlich die ſchwarzen. Zwiſchen den Männchen und Weibchen findet ſich kein Unterſchied in der Farbe; die ganz jungen hingegen haben auf den Seiten des Körpers und den Hinterſchenkeln einige kaum bemerkbare, runde Flecken, die ſich von der Grundfarbe nur durch dunklere Schattirungen unterſcheiden und ſchon nach dem erſten Jahre gänzlich verſchwinden.
Der Kuguar iſt ſehr weit verbreitet. Er findet ſich nicht blos in ganz Südamerika, von Patagonien an bis Neu-Granada, ſondern geht auch noch über die Landenge von Panama hinweg und bewohnt Mejiko, die Vereinigten Staaten, ja ſtreift ſogar bis Kanada. Daher kommt auch ſein großer Namenreichthum: er heißt faſt in jedem Lande anders. Auch auf die ver- ſchiedene Färbung mag dieſe weite Verbreitung einen gewiſſen Einfluß üben. Jn manchen Gegenden iſt das Thier ſehr häufig, in anderen aber bereits faſt ausgerottet und war dies auch ſchon zu Zeiten Azara’s (Ende vorigen Jahrhunderts), welcher die erſte gute Beſchreibung von ihm lieferte.
Seine Aufenthaltsorte wählt ſich der Puma ganz nach des Landes Beſchaffenheit. Jn wald- reichen Gegenden zieht er den Wald dem freien Felde entſchieden vor; am meiſten aber liebt er den Saum der Wälder und die mit ſehr hohem Graſe bewachſenen Ebenen, obgleich er dieſe blos der Jagd wegen zu beſuchen ſcheint; wenigſtens flüchtet er, ſowie er hier von Menſchen verfolgt wird, fogleich dem Walde zu. Allein er befindet ſich auch beſtändig in den Pampas von Buenos-Ayres,
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[214/0274]
Die Raubthiere. Katzen. — Puma.
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lebender augeſehen werden können. Auch Amerika hat ſeine Löwen: aber ſie ſind Zwerge, wahre
Kinder im Vergleich zu dem gewaltigen Verwandten in Afrika. Der größte von ihnen verhält ſich zu
dem Könige der Thiere, wie ſich der Tapir zum Elefanten verhält. Jhm fehlt der Herrſchermantel,
welcher ſich um des Löwen Schultern ſchlägt; er entbehrt der Krone, welche bei jenem Würdezeichen iſt:
nur in ſeiner Färbung zeigt er einige Aehnlichkeit mit dem „Würger der Herden‟, und deshalb iſt
ihm von den Gauchos der Name Leon geworden, den unſere Thierſchauſteller paſſend mit Silber-
löwe wiederzugeben pflegen
Der Puma (Puma) und ſeine Verwandten könnten, obgleich man ſie noch nicht in eine beſon-
dere Sippe vereinigt hat, ebenſogut wie die Pardel von den übrigen Katzen getrennt werden. Die
ihnen gänzlich fehlenden Streifen, Ringel und Flecken, der runde Augenſtern und der auffallend
kleine, ganz bart- oder mähnenloſe Kopf würden dann als Merkmale dieſer Gruppe zu betrachten ſein.
Als die bekannteſte Art dieſer Gruppe iſt der obengenannte Kuguar, Silberlöwe oder
Puma (Puma concolor) anzuſehen. Er iſt ein Thier, welches von ſich reden gemacht hat: Dies
beweiſt ſchon ſein Namenreichthum. Denn außer den drei genannten Namen führt er noch viele andere.
Die Guaraner nennen ihn Guazuara, die Creolen Yaguapyta oder „rothen Hund‟, die Chileſen
Papi, die Mejikaner Mitzli, die Nordamerikaner Panther und die Gauchos, wie bemerkt, Leon;
— Niemand aber kann ſagen, welche Titel ihm ſonſt noch wurden. Dieſer Namenreichthum deutet
auf etwas Königliches hin: und wirklich iſt auch der amerikaniſche Löwe kein zu verachtendes Mit-
glied ſeiner Familie.
Die Leibeslänge des erwachſenen Puma beträgt nicht ſelten bis 3½, ja 3¾ Fuß, die des
Schwanzes zwei Fuß und die Höhe am Widerriſt ungefähr ebenſoviel. Der Leib iſt ſchlank, der
runde Kopf aber ſo klein, daß er faſt im Mißverhältniß zur ganzen Größe ſteht. Stark ſind eigent-
lich nur die Füße, welche auch kräftige Pranken beſitzen. Die Behaarung iſt dicht, kurz und weich,
am Bauche etwas reicher, als auf der Oberſeite, nirgends aber mähnenartig verlängert. Jhre ge-
wöhnliche Färbung iſt dunkelgelbroth, auf dem Rücken am dunkelſten, wobei die einzelnen Haare in
ſchwarze Spitzen endigen. Der Bauch iſt röthlichweiß, die Jnnenſeite der Gliedmaßen und die Bruſt
ſind noch heller, die Kehle und die Jnnenſeite der Ohren weiß, ihre Außenſeiten ſchwarz, in der
Mitte ins Röthliche ziehend. Ueber und unter dem Auge ſteht ein kleiner, weißer Flecken, und die
Lippen ſind mit kurzen, feinen Haaren und langen, weißen Schnurren bedeckt. Ein anderer Flecken
vor dem Auge iſt ſchwarzbraun. Der Kopf iſt grau, die Schwanzſpitze dunkel. Bisweilen fehlen auch
die Augenflecken, namentlich die ſchwarzen. Zwiſchen den Männchen und Weibchen findet ſich kein
Unterſchied in der Farbe; die ganz jungen hingegen haben auf den Seiten des Körpers und den
Hinterſchenkeln einige kaum bemerkbare, runde Flecken, die ſich von der Grundfarbe nur durch dunklere
Schattirungen unterſcheiden und ſchon nach dem erſten Jahre gänzlich verſchwinden.
Der Kuguar iſt ſehr weit verbreitet. Er findet ſich nicht blos in ganz Südamerika, von
Patagonien an bis Neu-Granada, ſondern geht auch noch über die Landenge von Panama
hinweg und bewohnt Mejiko, die Vereinigten Staaten, ja ſtreift ſogar bis Kanada. Daher
kommt auch ſein großer Namenreichthum: er heißt faſt in jedem Lande anders. Auch auf die ver-
ſchiedene Färbung mag dieſe weite Verbreitung einen gewiſſen Einfluß üben. Jn manchen Gegenden
iſt das Thier ſehr häufig, in anderen aber bereits faſt ausgerottet und war dies auch ſchon zu Zeiten
Azara’s (Ende vorigen Jahrhunderts), welcher die erſte gute Beſchreibung von ihm lieferte.
Seine Aufenthaltsorte wählt ſich der Puma ganz nach des Landes Beſchaffenheit. Jn wald-
reichen Gegenden zieht er den Wald dem freien Felde entſchieden vor; am meiſten aber liebt er den
Saum der Wälder und die mit ſehr hohem Graſe bewachſenen Ebenen, obgleich er dieſe blos der
Jagd wegen zu beſuchen ſcheint; wenigſtens flüchtet er, ſowie er hier von Menſchen verfolgt wird,
fogleich dem Walde zu. Allein er befindet ſich auch beſtändig in den Pampas von Buenos-Ayres,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/274>, abgerufen am 16.02.2025.
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