Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.Leibes- und Lebensbeschreibung. während sie noch fraß, den Käfig mit ihrem schwarzen Unrath. Jhren Raub bemerkte sie nicht durchdas Gesicht, sondern vermittelst ihres feinen Gehörs und durch den Geruch. Sie wurde gleich un- ruhig, wenn sich Fliegen in ihrer Nähe bewegten, ging witternd umher, spitzte und drehte die Ohren, machte Halt vor der Fliege und fuhr dann mit ausgebreiteten Flügeln auf sie los; um sie zu erwischen, suchte sie dieselbe unter ihre Flügel zu bringen, und ergriff sie dann mit der nach abwärts gebogenen Schnauze. War es eine sehr große Fliege, so bog sie den Kopf unter die Brust, um sie besser zu fangen. Sie kante ihre Nahrung leicht und geschwind und leckte sie mit der Zunge hinein. Beine und Flügel, welche sie nicht gern fraß, verstand sie prächtig auszuscheiden. Auf todte Fliegen ging sie nur dann, wenn sie sehr hungrig war; sobald sich aber ihre Beute bewegte, fuhr sie rasch auf die- selbe los. Nach vollbrachter Mahlzeit saß sie ruhig und zog sich zusammen. Die großöhrige Fledermaus ist diejenige, von welcher ich oben berichtete, daß sie außer von Zu dieser Famlie gehört unter anderen auch die Sippe der Mopsfledermäuse, von welchen [Abbildung]
Die Mopsftedarmaus (Synotus Barbastellus). dauernd und weniger gegen Witterungseinflüsse empfindlich. Sie erscheinen im Frühjahr wie auchabends frühzeitig, fliegen gern in der Nähe von Wohnungen umher und suchen ihre Nahrung am liebsten in Gebäuden, Kellern u. s. w. Die gemeine Mopsfledermaus ist auf der Oberseite ihres Pelzes dunkelschwarzbraun, auf Außer den Genannten dürfte noch die frühfliegende Fledermaus (Vesperugo Noctula) zu Leibes- und Lebensbeſchreibung. während ſie noch fraß, den Käfig mit ihrem ſchwarzen Unrath. Jhren Raub bemerkte ſie nicht durchdas Geſicht, ſondern vermittelſt ihres feinen Gehörs und durch den Geruch. Sie wurde gleich un- ruhig, wenn ſich Fliegen in ihrer Nähe bewegten, ging witternd umher, ſpitzte und drehte die Ohren, machte Halt vor der Fliege und fuhr dann mit ausgebreiteten Flügeln auf ſie los; um ſie zu erwiſchen, ſuchte ſie dieſelbe unter ihre Flügel zu bringen, und ergriff ſie dann mit der nach abwärts gebogenen Schnauze. War es eine ſehr große Fliege, ſo bog ſie den Kopf unter die Bruſt, um ſie beſſer zu fangen. Sie kante ihre Nahrung leicht und geſchwind und leckte ſie mit der Zunge hinein. Beine und Flügel, welche ſie nicht gern fraß, verſtand ſie prächtig auszuſcheiden. Auf todte Fliegen ging ſie nur dann, wenn ſie ſehr hungrig war; ſobald ſich aber ihre Beute bewegte, fuhr ſie raſch auf die- ſelbe los. Nach vollbrachter Mahlzeit ſaß ſie ruhig und zog ſich zuſammen. Die großöhrige Fledermaus iſt diejenige, von welcher ich oben berichtete, daß ſie außer von Zu dieſer Famlie gehört unter anderen auch die Sippe der Mopsfledermäuſe, von welchen [Abbildung]
Die Mopsftedarmaus (Synotus Barbastellus). dauernd und weniger gegen Witterungseinflüſſe empfindlich. Sie erſcheinen im Frühjahr wie auchabends frühzeitig, fliegen gern in der Nähe von Wohnungen umher und ſuchen ihre Nahrung am liebſten in Gebäuden, Kellern u. ſ. w. Die gemeine Mopsfledermaus iſt auf der Oberſeite ihres Pelzes dunkelſchwarzbraun, auf Außer den Genannten dürfte noch die frühfliegende Fledermaus (Vesperugo Noctula) zu <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0227" n="169"/><fw place="top" type="header">Leibes- und Lebensbeſchreibung.</fw><lb/> während ſie noch fraß, den Käfig mit ihrem ſchwarzen Unrath. Jhren Raub bemerkte ſie nicht durch<lb/> das Geſicht, ſondern vermittelſt ihres feinen Gehörs und durch den Geruch. Sie wurde gleich un-<lb/> ruhig, wenn ſich Fliegen in ihrer Nähe bewegten, ging witternd umher, ſpitzte und drehte die Ohren,<lb/> machte Halt vor der Fliege und fuhr dann mit ausgebreiteten Flügeln auf ſie los; um ſie zu erwiſchen,<lb/> ſuchte ſie dieſelbe unter ihre Flügel zu bringen, und ergriff ſie dann mit der nach abwärts gebogenen<lb/> Schnauze. War es eine ſehr große Fliege, ſo bog ſie den Kopf unter die Bruſt, um ſie beſſer<lb/> zu fangen. Sie kante ihre Nahrung leicht und geſchwind und leckte ſie mit der Zunge hinein. Beine<lb/> und Flügel, welche ſie nicht gern fraß, verſtand ſie prächtig auszuſcheiden. Auf todte Fliegen ging<lb/> ſie nur dann, wenn ſie ſehr hungrig war; ſobald ſich aber ihre Beute bewegte, fuhr ſie raſch auf die-<lb/> ſelbe los. Nach vollbrachter Mahlzeit ſaß ſie ruhig und zog ſich zuſammen.</p><lb/> <p>Die großöhrige Fledermaus iſt diejenige, von welcher ich oben berichtete, daß ſie außer von<lb/> ihren ſchmarotzenden Läuſen, Spinnenthieren und Milben, auch noch von Blutſaugern ihres eignen<lb/> Geſchlechts angefallen wird und dann dieſe aus Rache frißt.</p><lb/> <p>Zu dieſer Famlie gehört unter anderen auch die Sippe der <hi rendition="#g">Mopsfledermäuſe,</hi> von welchen<lb/> in Europa nur eine Art (<hi rendition="#aq">Synotus Barbastellns</hi>) vorkommt. Die Thiere ſind lebenskräftig, aus-<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Mopsftedarmaus</hi> (<hi rendition="#aq">Synotus Barbastellus</hi>).</hi></head></figure><lb/> dauernd und weniger gegen Witterungseinflüſſe empfindlich. Sie erſcheinen im Frühjahr wie auch<lb/> abends frühzeitig, fliegen gern in der Nähe von Wohnungen umher und ſuchen ihre Nahrung am<lb/> liebſten in Gebäuden, Kellern u. ſ. w.</p><lb/> <p>Die gemeine <hi rendition="#g">Mopsfledermaus</hi> iſt auf der Oberſeite ihres Pelzes dunkelſchwarzbraun, auf<lb/> der Unterſeite hellgraubraun; die Haare ſind an der Wurzel ſchwarz, die Spitzen aber fahlgrau. Die<lb/> Bildung der Ohren zeigt unſere Abbildung. Man kennt ſie aus England, Frankreich, Jtalien,<lb/> Schweden und der Krim, Rußland und Ungarn. Auf den Gebirgen geht ſie bis zu den höchſten<lb/> Sennhütten hinauf. Sie iſt nirgends ſehr häufig, übertrifft die Vorhergehende an Flugfertigkeit<lb/> und zäher Ausdauer und ſcheut Sturm und Regen nicht. Jhr Flug hat reichere Biegungen und<lb/> raſchere Wendungen, als jener der Ohrenfledermäuſe. Auch die Mopsfledermaus läßt ſich bis zu<lb/> einem gewiſſen Grade zähmen und ſo weit bringen, daß ſie aus der Hand ihres Wärters frißt, ſich<lb/> gern in derſelben verſteckt, um ſich zu erwärmen, und die Hand dankbarlich leckt.</p><lb/> <p>Außer den Genannten dürfte noch die <hi rendition="#g">frühfliegende Fledermaus</hi> (<hi rendition="#aq">Vesperugo Noctula</hi>) zu<lb/> betrachten ſein. Sie gehört, wie der Name zeigt, wieder einer andern Sippe an. Jhre Länge beträgt<lb/> 4¼ Zoll, ihre Flugbreite 14 Zoll. Der Pelz iſt röthlichbraun auf der Ober- und Unterſeite, das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0227]
Leibes- und Lebensbeſchreibung.
während ſie noch fraß, den Käfig mit ihrem ſchwarzen Unrath. Jhren Raub bemerkte ſie nicht durch
das Geſicht, ſondern vermittelſt ihres feinen Gehörs und durch den Geruch. Sie wurde gleich un-
ruhig, wenn ſich Fliegen in ihrer Nähe bewegten, ging witternd umher, ſpitzte und drehte die Ohren,
machte Halt vor der Fliege und fuhr dann mit ausgebreiteten Flügeln auf ſie los; um ſie zu erwiſchen,
ſuchte ſie dieſelbe unter ihre Flügel zu bringen, und ergriff ſie dann mit der nach abwärts gebogenen
Schnauze. War es eine ſehr große Fliege, ſo bog ſie den Kopf unter die Bruſt, um ſie beſſer
zu fangen. Sie kante ihre Nahrung leicht und geſchwind und leckte ſie mit der Zunge hinein. Beine
und Flügel, welche ſie nicht gern fraß, verſtand ſie prächtig auszuſcheiden. Auf todte Fliegen ging
ſie nur dann, wenn ſie ſehr hungrig war; ſobald ſich aber ihre Beute bewegte, fuhr ſie raſch auf die-
ſelbe los. Nach vollbrachter Mahlzeit ſaß ſie ruhig und zog ſich zuſammen.
Die großöhrige Fledermaus iſt diejenige, von welcher ich oben berichtete, daß ſie außer von
ihren ſchmarotzenden Läuſen, Spinnenthieren und Milben, auch noch von Blutſaugern ihres eignen
Geſchlechts angefallen wird und dann dieſe aus Rache frißt.
Zu dieſer Famlie gehört unter anderen auch die Sippe der Mopsfledermäuſe, von welchen
in Europa nur eine Art (Synotus Barbastellns) vorkommt. Die Thiere ſind lebenskräftig, aus-
[Abbildung Die Mopsftedarmaus (Synotus Barbastellus).]
dauernd und weniger gegen Witterungseinflüſſe empfindlich. Sie erſcheinen im Frühjahr wie auch
abends frühzeitig, fliegen gern in der Nähe von Wohnungen umher und ſuchen ihre Nahrung am
liebſten in Gebäuden, Kellern u. ſ. w.
Die gemeine Mopsfledermaus iſt auf der Oberſeite ihres Pelzes dunkelſchwarzbraun, auf
der Unterſeite hellgraubraun; die Haare ſind an der Wurzel ſchwarz, die Spitzen aber fahlgrau. Die
Bildung der Ohren zeigt unſere Abbildung. Man kennt ſie aus England, Frankreich, Jtalien,
Schweden und der Krim, Rußland und Ungarn. Auf den Gebirgen geht ſie bis zu den höchſten
Sennhütten hinauf. Sie iſt nirgends ſehr häufig, übertrifft die Vorhergehende an Flugfertigkeit
und zäher Ausdauer und ſcheut Sturm und Regen nicht. Jhr Flug hat reichere Biegungen und
raſchere Wendungen, als jener der Ohrenfledermäuſe. Auch die Mopsfledermaus läßt ſich bis zu
einem gewiſſen Grade zähmen und ſo weit bringen, daß ſie aus der Hand ihres Wärters frißt, ſich
gern in derſelben verſteckt, um ſich zu erwärmen, und die Hand dankbarlich leckt.
Außer den Genannten dürfte noch die frühfliegende Fledermaus (Vesperugo Noctula) zu
betrachten ſein. Sie gehört, wie der Name zeigt, wieder einer andern Sippe an. Jhre Länge beträgt
4¼ Zoll, ihre Flugbreite 14 Zoll. Der Pelz iſt röthlichbraun auf der Ober- und Unterſeite, das
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