Gefangenleben des Apella. Beschreibung des Saimiri.
Jubel bricht los; es regnet Zucker- und anderes Backwerk -- ach, wenn er doch Backentaschen hätte! -- aber auch manchen Son, manchen Cuarto, manchen Soldo für seinen Herrn da unten: der Affe hat das Kinderherz geöffnet und der Kindermund der Eltern Geldbeutel. Jedes empfangene Geld- stück wirft das Thier seinem Herrn zu; der sammelt unten lustig auf, so lange noch Etwas nieder- fällt, und dann zieht er fürder mit seinem Bettelgehilfen, und wenige Häuser weiter beginnt das Spiel von neuem.
Der Apella verträgt die Gefangenschaft recht gut und hat sich schon mehrmals auch in Europa in ihr fortgepflanzt. Er ist aber ein nicht eben liebenswürdiger Gesell; denn er ist schmuzig, frostig und traurig, wenigstens klagt oder winselt er fortwährend. Dabei schneidet er ohne Unterlaß gräuliche Gesichter. Aber er ist auch sanft und gutmüthig, wenn auch blos gegen größere Thiere. Kleinere, zumal Vögel, frißt er ohne Umstände auf, wenn er sie erwischt hat.
Der gehörnte Rollaffe oder Sapaju ist noch weniger bekannt, als der Apella. Das bürsten- artige Haar auf seinem Kopfe, welches einen gleichsam in zwei Hörner auslaufenden Schopf bildet, und der blonde Bart zeichnen ihn aus. Die Färbung des Pelzes wechselt wie bei seinen übrigen Sippschaftsverwandten. Gewöhnlich ist die braune Farbe am Körper, die gelbliche im Gesicht vorherrschend. Die Leibeslänge beträgt 15, die Schwanzlänge 17 Zoll. Seine Heimat ist der Osten Südamerikas.
Jn der Gefangenschaft ist er lebhaft und unterhaltend. Seine Gutmüthigkeit erwirbt ihm ge- wöhnlich große Zuneigung seiner Herren. Leider hält er nicht lange in Europa aus, und nur selten erreicht er das Alter, in welchem sein sonderbarer Kopfputz deutlich hervortritt.
Ein schlanker Körper mit schlanken Gliedmaßen und sehr langem, dünnen und schlaffen Schwanze, ein runder Kopf mit bartlosem Gesicht und kurzer Schnanze, hellen Augen und großen Ohren, sehr kleinen Eckzähnen und fünfzehigen Vorder- und Hinterhänden kennzeichnet eine kleine Gruppe amerika- nischer Affen, welche man wegen ihrer Beweglichkeit Springaffen und wegen ihrer geringen Größe auch wohl Eichhornaffen (Callithrix) genannt hat. Es sind gesellige Thiere, welche in den Baum- kronen der dichten Wälder den ganzen Tag munter und rasch herumklettern und springen. Furchtsam größeren Thieren gegenüber, werden sie selbst doch kleineren gefährlich. Jhre Liebenswürdigkeit in der Gefangenschaft macht sie zu gern gesehenen Genossen des Menschen; doch hindern uns die Zärtlich- keit und Hinfälligkeit der Thierchon, sie außer ihrem eigentlichem Vaterlande zu halten. Jhr schmack- haftes Fleisch wird gern gegessen.
So viel im allgemeinen; zwei der hervorragendsten Arten mögen uns die netten Geschöpfe im besondern kennen lehren. Wir erwählen uns den gemeinen Saimiri oder Todtenkopfaffen (Callithrix sciurea) und den Titi oder die Witwe (Callithrix torquata), über welche uns nament- lich Alexander v. Humboldt Ausführliches berichtet hat.
Der Erstere ist durch seine niedliche Gestalt und die schöne angenehme Färbung ebenso aus- gezeichnet, wie durch die Zierlichkeit der Bewegung und durch seine Heiterkeit. Er kann einer der schönsten aller neuweltlichen Affen genannt werden, trägt deshalb mit vollstem Rechte seinen Sippen- namen, welcher Schönhaar bedeutet und schon von Plinius einem Affen gegeben wurde. Dagegen entspricht sein etwas abschreckender deutscher Name keineswegs dem wahren Ausdrucke seines Kopfes; er verdankt ihn vielmehr nur einer höchst oberflächlichen und bei genauer Vergleichung sofort ver- schwindenden Aehnlichkeit. Der Saimiri ist sehr schlank gebaut und hat einen sehr langen Schwanz. Sein feiner Pelz ist oben röthlich schwarz, bei sehr Alten aber lebhaft pomeranzengelb, an den Glied- maßen grau gesprenkelt und an der Unterseite weiß. Bisweilen herrscht die graue Farbe vor; manch- mal erscheint der Kopf kohlschwarz und der Leib zeisiggelb mit schwarzer Sprenkelung, und die Glied- maßen sind dann goldgelb: kurz, das Thierchen ändert ungemein, ist aber immer schmuck und nett,
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Gefangenleben des Apella. Beſchreibung des Saimiri.
Jubel bricht los; es regnet Zucker- und anderes Backwerk — ach, wenn er doch Backentaſchen hätte! — aber auch manchen Son, manchen Cuarto, manchen Soldo für ſeinen Herrn da unten: der Affe hat das Kinderherz geöffnet und der Kindermund der Eltern Geldbeutel. Jedes empfangene Geld- ſtück wirft das Thier ſeinem Herrn zu; der ſammelt unten luſtig auf, ſo lange noch Etwas nieder- fällt, und dann zieht er fürder mit ſeinem Bettelgehilfen, und wenige Häuſer weiter beginnt das Spiel von neuem.
Der Apella verträgt die Gefangenſchaft recht gut und hat ſich ſchon mehrmals auch in Europa in ihr fortgepflanzt. Er iſt aber ein nicht eben liebenswürdiger Geſell; denn er iſt ſchmuzig, froſtig und traurig, wenigſtens klagt oder winſelt er fortwährend. Dabei ſchneidet er ohne Unterlaß gräuliche Geſichter. Aber er iſt auch ſanft und gutmüthig, wenn auch blos gegen größere Thiere. Kleinere, zumal Vögel, frißt er ohne Umſtände auf, wenn er ſie erwiſcht hat.
Der gehörnte Rollaffe oder Sapaju iſt noch weniger bekannt, als der Apella. Das bürſten- artige Haar auf ſeinem Kopfe, welches einen gleichſam in zwei Hörner auslaufenden Schopf bildet, und der blonde Bart zeichnen ihn aus. Die Färbung des Pelzes wechſelt wie bei ſeinen übrigen Sippſchaftsverwandten. Gewöhnlich iſt die braune Farbe am Körper, die gelbliche im Geſicht vorherrſchend. Die Leibeslänge beträgt 15, die Schwanzlänge 17 Zoll. Seine Heimat iſt der Oſten Südamerikas.
Jn der Gefangenſchaft iſt er lebhaft und unterhaltend. Seine Gutmüthigkeit erwirbt ihm ge- wöhnlich große Zuneigung ſeiner Herren. Leider hält er nicht lange in Europa aus, und nur ſelten erreicht er das Alter, in welchem ſein ſonderbarer Kopfputz deutlich hervortritt.
Ein ſchlanker Körper mit ſchlanken Gliedmaßen und ſehr langem, dünnen und ſchlaffen Schwanze, ein runder Kopf mit bartloſem Geſicht und kurzer Schnanze, hellen Augen und großen Ohren, ſehr kleinen Eckzähnen und fünfzehigen Vorder- und Hinterhänden kennzeichnet eine kleine Gruppe amerika- niſcher Affen, welche man wegen ihrer Beweglichkeit Springaffen und wegen ihrer geringen Größe auch wohl Eichhornaffen (Callithrix) genannt hat. Es ſind geſellige Thiere, welche in den Baum- kronen der dichten Wälder den ganzen Tag munter und raſch herumklettern und ſpringen. Furchtſam größeren Thieren gegenüber, werden ſie ſelbſt doch kleineren gefährlich. Jhre Liebenswürdigkeit in der Gefangenſchaft macht ſie zu gern geſehenen Genoſſen des Menſchen; doch hindern uns die Zärtlich- keit und Hinfälligkeit der Thierchon, ſie außer ihrem eigentlichem Vaterlande zu halten. Jhr ſchmack- haftes Fleiſch wird gern gegeſſen.
So viel im allgemeinen; zwei der hervorragendſten Arten mögen uns die netten Geſchöpfe im beſondern kennen lehren. Wir erwählen uns den gemeinen Saimiri oder Todtenkopfaffen (Callithrix sciurea) und den Titi oder die Witwe (Callithrix torquata), über welche uns nament- lich Alexander v. Humboldt Ausführliches berichtet hat.
Der Erſtere iſt durch ſeine niedliche Geſtalt und die ſchöne angenehme Färbung ebenſo aus- gezeichnet, wie durch die Zierlichkeit der Bewegung und durch ſeine Heiterkeit. Er kann einer der ſchönſten aller neuweltlichen Affen genannt werden, trägt deshalb mit vollſtem Rechte ſeinen Sippen- namen, welcher Schönhaar bedeutet und ſchon von Plinius einem Affen gegeben wurde. Dagegen entſpricht ſein etwas abſchreckender deutſcher Name keineswegs dem wahren Ausdrucke ſeines Kopfes; er verdankt ihn vielmehr nur einer höchſt oberflächlichen und bei genauer Vergleichung ſofort ver- ſchwindenden Aehnlichkeit. Der Saimiri iſt ſehr ſchlank gebaut und hat einen ſehr langen Schwanz. Sein feiner Pelz iſt oben röthlich ſchwarz, bei ſehr Alten aber lebhaft pomeranzengelb, an den Glied- maßen grau geſprenkelt und an der Unterſeite weiß. Bisweilen herrſcht die graue Farbe vor; manch- mal erſcheint der Kopf kohlſchwarz und der Leib zeiſiggelb mit ſchwarzer Sprenkelung, und die Glied- maßen ſind dann goldgelb: kurz, das Thierchen ändert ungemein, iſt aber immer ſchmuck und nett,
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Gefangenleben des Apella. Beſchreibung des Saimiri.
Jubel bricht los; es regnet Zucker- und anderes Backwerk — ach, wenn er doch Backentaſchen hätte!
— aber auch manchen Son, manchen Cuarto, manchen Soldo für ſeinen Herrn da unten: der Affe
hat das Kinderherz geöffnet und der Kindermund der Eltern Geldbeutel. Jedes empfangene Geld-
ſtück wirft das Thier ſeinem Herrn zu; der ſammelt unten luſtig auf, ſo lange noch Etwas nieder-
fällt, und dann zieht er fürder mit ſeinem Bettelgehilfen, und wenige Häuſer weiter beginnt das
Spiel von neuem.
Der Apella verträgt die Gefangenſchaft recht gut und hat ſich ſchon mehrmals auch in Europa
in ihr fortgepflanzt. Er iſt aber ein nicht eben liebenswürdiger Geſell; denn er iſt ſchmuzig, froſtig
und traurig, wenigſtens klagt oder winſelt er fortwährend. Dabei ſchneidet er ohne Unterlaß
gräuliche Geſichter. Aber er iſt auch ſanft und gutmüthig, wenn auch blos gegen größere Thiere.
Kleinere, zumal Vögel, frißt er ohne Umſtände auf, wenn er ſie erwiſcht hat.
Der gehörnte Rollaffe oder Sapaju iſt noch weniger bekannt, als der Apella. Das bürſten-
artige Haar auf ſeinem Kopfe, welches einen gleichſam in zwei Hörner auslaufenden Schopf bildet,
und der blonde Bart zeichnen ihn aus. Die Färbung des Pelzes wechſelt wie bei ſeinen übrigen
Sippſchaftsverwandten. Gewöhnlich iſt die braune Farbe am Körper, die gelbliche im Geſicht
vorherrſchend. Die Leibeslänge beträgt 15, die Schwanzlänge 17 Zoll. Seine Heimat iſt der Oſten
Südamerikas.
Jn der Gefangenſchaft iſt er lebhaft und unterhaltend. Seine Gutmüthigkeit erwirbt ihm ge-
wöhnlich große Zuneigung ſeiner Herren. Leider hält er nicht lange in Europa aus, und nur ſelten
erreicht er das Alter, in welchem ſein ſonderbarer Kopfputz deutlich hervortritt.
Ein ſchlanker Körper mit ſchlanken Gliedmaßen und ſehr langem, dünnen und ſchlaffen Schwanze,
ein runder Kopf mit bartloſem Geſicht und kurzer Schnanze, hellen Augen und großen Ohren, ſehr
kleinen Eckzähnen und fünfzehigen Vorder- und Hinterhänden kennzeichnet eine kleine Gruppe amerika-
niſcher Affen, welche man wegen ihrer Beweglichkeit Springaffen und wegen ihrer geringen Größe
auch wohl Eichhornaffen (Callithrix) genannt hat. Es ſind geſellige Thiere, welche in den Baum-
kronen der dichten Wälder den ganzen Tag munter und raſch herumklettern und ſpringen. Furchtſam
größeren Thieren gegenüber, werden ſie ſelbſt doch kleineren gefährlich. Jhre Liebenswürdigkeit in der
Gefangenſchaft macht ſie zu gern geſehenen Genoſſen des Menſchen; doch hindern uns die Zärtlich-
keit und Hinfälligkeit der Thierchon, ſie außer ihrem eigentlichem Vaterlande zu halten. Jhr ſchmack-
haftes Fleiſch wird gern gegeſſen.
So viel im allgemeinen; zwei der hervorragendſten Arten mögen uns die netten Geſchöpfe im
beſondern kennen lehren. Wir erwählen uns den gemeinen Saimiri oder Todtenkopfaffen
(Callithrix sciurea) und den Titi oder die Witwe (Callithrix torquata), über welche uns nament-
lich Alexander v. Humboldt Ausführliches berichtet hat.
Der Erſtere iſt durch ſeine niedliche Geſtalt und die ſchöne angenehme Färbung ebenſo aus-
gezeichnet, wie durch die Zierlichkeit der Bewegung und durch ſeine Heiterkeit. Er kann einer der
ſchönſten aller neuweltlichen Affen genannt werden, trägt deshalb mit vollſtem Rechte ſeinen Sippen-
namen, welcher Schönhaar bedeutet und ſchon von Plinius einem Affen gegeben wurde. Dagegen
entſpricht ſein etwas abſchreckender deutſcher Name keineswegs dem wahren Ausdrucke ſeines Kopfes;
er verdankt ihn vielmehr nur einer höchſt oberflächlichen und bei genauer Vergleichung ſofort ver-
ſchwindenden Aehnlichkeit. Der Saimiri iſt ſehr ſchlank gebaut und hat einen ſehr langen Schwanz.
Sein feiner Pelz iſt oben röthlich ſchwarz, bei ſehr Alten aber lebhaft pomeranzengelb, an den Glied-
maßen grau geſprenkelt und an der Unterſeite weiß. Bisweilen herrſcht die graue Farbe vor; manch-
mal erſcheint der Kopf kohlſchwarz und der Leib zeiſiggelb mit ſchwarzer Sprenkelung, und die Glied-
maßen ſind dann goldgelb: kurz, das Thierchen ändert ungemein, iſt aber immer ſchmuck und nett,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/173>, abgerufen am 26.11.2024.
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