Unter den mantellosen Pavianen ist mir der Babuin oder Khird der Araber (Cynocephalus Babuin) am besten bekannt geworden, wenn auch nur in seinem Gefangenleben. Mit den eben be- schriebenen Sippschaftsverwandten kann der Babuin allerdings nicht verwechselt werden, wohl aber mit anderen Hundsköpfen und zumal mit dem am Kap lebenden Tschakma (Cynocephalus porea- rius), von welchem ihn hauptsächlich sein grünlich braungelber -- anstatt bräunlicher -- Pelz unter- scheidet. Auch ist er etwas kleiner, als jener. Die Haare zeigen abwechselnd gelbe und schwärzliche Ringe von dunkler Farbe. Jm Gesicht ist er grünlichbraun, und die Augenlider sind weißlich, blaßfleischroth.
Hinsichtlich der Lebensweise und des Betragens ist zwischen beiden Pavianen kein Unterschied zu bemerken; ich werde deshalb vorzugsweise von der mir bekannteren Art reden.
[Abbildung]
Der Tschakma (Cynocephalus porcarius).
Der Babuin lebt so ziemlich in der Heimat des Hamadryas, dringt aber weiter in das Jnnere Afrikas vor, als dieser. Abissinien, Kordofahn und andere mittelafrikanische Länder be- herbergen ihn, und wo er vorkommt, ist er häufig. Er wird sehr oft gefangen und auf dem Nil herunter nach Egypten und von dort aus nach Europa gebracht. Jn Egypten dient er den Gauklern so ziemlich zu denselben Zwecken, wie sein gemähnter Bruder. Er ist weniger bösartig, als dieser, und jung sogar recht freundlich und liebenswürdig.
Jn seinen Bewegungen und seiner Stellung gleicht der Babuin ganz den anderen Pavianen, sein geistiges Wesen zeichnet ihn jedoch zu seinem Vortheil aus. Er ist ein sehr kluges Thier und gewöhnt sich jung außerordentlich leicht an den Menschen, läßt sich zu allen möglichen Kunststücken ohne Mühe abrichten und hängt seinem Herrn, trotz schlechter Behandlung, mit großer Treue an. Das Weibchen ist sanfter und liebenswürdiger, als das Männchen, welches oft seine Tücken und
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Beſchreibung. Aufenthalt. Betragen.
Unter den mantelloſen Pavianen iſt mir der Babuin oder Khird der Araber (Cynocephalus Babuin) am beſten bekannt geworden, wenn auch nur in ſeinem Gefangenleben. Mit den eben be- ſchriebenen Sippſchaftsverwandten kann der Babuin allerdings nicht verwechſelt werden, wohl aber mit anderen Hundsköpfen und zumal mit dem am Kap lebenden Tſchakma (Cynocephalus porea- rius), von welchem ihn hauptſächlich ſein grünlich braungelber — anſtatt bräunlicher — Pelz unter- ſcheidet. Auch iſt er etwas kleiner, als jener. Die Haare zeigen abwechſelnd gelbe und ſchwärzliche Ringe von dunkler Farbe. Jm Geſicht iſt er grünlichbraun, und die Augenlider ſind weißlich, blaßfleiſchroth.
Hinſichtlich der Lebensweiſe und des Betragens iſt zwiſchen beiden Pavianen kein Unterſchied zu bemerken; ich werde deshalb vorzugsweiſe von der mir bekannteren Art reden.
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Der Tſchakma (Cynocephalus porcarius).
Der Babuin lebt ſo ziemlich in der Heimat des Hamadryas, dringt aber weiter in das Jnnere Afrikas vor, als dieſer. Abiſſinien, Kordofahn und andere mittelafrikaniſche Länder be- herbergen ihn, und wo er vorkommt, iſt er häufig. Er wird ſehr oft gefangen und auf dem Nil herunter nach Egypten und von dort aus nach Europa gebracht. Jn Egypten dient er den Gauklern ſo ziemlich zu denſelben Zwecken, wie ſein gemähnter Bruder. Er iſt weniger bösartig, als dieſer, und jung ſogar recht freundlich und liebenswürdig.
Jn ſeinen Bewegungen und ſeiner Stellung gleicht der Babuin ganz den anderen Pavianen, ſein geiſtiges Weſen zeichnet ihn jedoch zu ſeinem Vortheil aus. Er iſt ein ſehr kluges Thier und gewöhnt ſich jung außerordentlich leicht an den Menſchen, läßt ſich zu allen möglichen Kunſtſtücken ohne Mühe abrichten und hängt ſeinem Herrn, trotz ſchlechter Behandlung, mit großer Treue an. Das Weibchen iſt ſanfter und liebenswürdiger, als das Männchen, welches oft ſeine Tücken und
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Beſchreibung. Aufenthalt. Betragen.
Unter den mantelloſen Pavianen iſt mir der Babuin oder Khird der Araber (Cynocephalus
Babuin) am beſten bekannt geworden, wenn auch nur in ſeinem Gefangenleben. Mit den eben be-
ſchriebenen Sippſchaftsverwandten kann der Babuin allerdings nicht verwechſelt werden, wohl aber
mit anderen Hundsköpfen und zumal mit dem am Kap lebenden Tſchakma (Cynocephalus porea-
rius), von welchem ihn hauptſächlich ſein grünlich braungelber — anſtatt bräunlicher — Pelz unter-
ſcheidet. Auch iſt er etwas kleiner, als jener. Die Haare zeigen abwechſelnd gelbe und ſchwärzliche Ringe
von dunkler Farbe. Jm Geſicht iſt er grünlichbraun, und die Augenlider ſind weißlich, blaßfleiſchroth.
Hinſichtlich der Lebensweiſe und des Betragens iſt zwiſchen beiden Pavianen kein Unterſchied zu
bemerken; ich werde deshalb vorzugsweiſe von der mir bekannteren Art reden.
[Abbildung Der Tſchakma (Cynocephalus porcarius).]
Der Babuin lebt ſo ziemlich in der Heimat des Hamadryas, dringt aber weiter in das
Jnnere Afrikas vor, als dieſer. Abiſſinien, Kordofahn und andere mittelafrikaniſche Länder be-
herbergen ihn, und wo er vorkommt, iſt er häufig. Er wird ſehr oft gefangen und auf dem Nil
herunter nach Egypten und von dort aus nach Europa gebracht. Jn Egypten dient er den Gauklern
ſo ziemlich zu denſelben Zwecken, wie ſein gemähnter Bruder. Er iſt weniger bösartig, als dieſer,
und jung ſogar recht freundlich und liebenswürdig.
Jn ſeinen Bewegungen und ſeiner Stellung gleicht der Babuin ganz den anderen Pavianen,
ſein geiſtiges Weſen zeichnet ihn jedoch zu ſeinem Vortheil aus. Er iſt ein ſehr kluges Thier und
gewöhnt ſich jung außerordentlich leicht an den Menſchen, läßt ſich zu allen möglichen Kunſtſtücken
ohne Mühe abrichten und hängt ſeinem Herrn, trotz ſchlechter Behandlung, mit großer Treue an.
Das Weibchen iſt ſanfter und liebenswürdiger, als das Männchen, welches oft ſeine Tücken und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/139>, abgerufen am 25.11.2024.
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