rischer Affe bekannt. Er ist der einzige Makake, welcher in Afrika lebt, und der einzige seiner Ordnung, welcher noch heutigen Tages in Europa wild gefunden wird. Wahrscheinlich ist er seit den ältesten Zeiten bekannt; denn es ist anzunehmen, daß die alten Römer hauptsächlich ihn anstatt des Menschen zur Zergliederung benutzen.
Der Magot ist von schmächtigem Körperbau und hochbeinig. Sein runzliches Gesicht ist fleisch- farben; die Ohren sind rund und menschenähnlich: der Schwanz ist nur ein kurzer, kaum sichtbarer Stummel. Sein Pelz ist ziemlich reichlich, auf der Unterseite des Leibes aber spärlich. Jm Gesicht zeigt sich ein dichter, gelblichweißer Bart, während die Stirnhaare und ein Haarstreifen über den Augen schwarz sind. Der Rücken und die Außenseite der vorderen Gliedmaßen sind grünlichbraun, die Außenseite der hinteren Gliedmaßen und die Hände sind röthlichgelb. Die Körperlänge beträgt etwa zwei Fuß.
Unser Affe ist der beständige Begleiter der Bären- und Kamelführer, welche in unserm gebildeten Zeitalter leider nicht mehr die liebe Jugend in derselben Weise belustigen wie früher. Seine Heimat ist das nordwestliche Afrika. Hier lebt er in großen Gesellschaften unter Leitung alter, erfahrener Männchen. Er ist sehr klug, listig und verschlagen, gewandt, behend und kräftig und weiß sich im Nothfall mit seinem vortrefflichen Gebiß ausgezeichnet zu vertheidigen. Bei jeder leiden- schaftlichen Erregung verzerrt er das Gesicht in einem Grade, wie kein anderer Affe, bewegt dabei die Lippen schnell nach allen Richtungen hin und klappert auch wohl mit den Zähnen. Nur wenn er sich fürchtet, stößt er ein heftiges, kurzes Geschrei aus. Sein Verlangen, sowie Freude, Abscheu, Unwillen und Zorn giebt er durch Fratzen und Zähneklappern zu erkennen. Wenn er zornig ist, bewegt er seine in Falten gelegte Stirn heftig auf und ab, streckt die Schnauze vor und zwängt die Lippen so zu- sammen, daß der Mund eine kleine zirkelrunde Oeffnung bildet. Jn der Freiheit lebt er in felsigen Gegenden, wie die Paviane, ist aber auch geschickt auf Bäumen. Man sagt, daß er, wie die Paviane, viel Kerbthiere und Würmer fresse, deshalb beständig die Steine umwälze und sie gelegentlich die Berge herabrolle. An steilen Gehängen soll er hierdurch nicht selten gefährlich werden. Die Scorpione sind, wie behauptet wird, seine Lieblingsnahrung; er weiß ihren giftigen Stachel ge- schickt auszurupfen und verspeist sie dann mit großer Gier. Aber auch mit kleinen Kerbthieren und Würmern begnügt er sich, und je kleiner seine Beute sein mag, um so eifriger zeigt er sich in der Jagd, um so begieriger verzehrt er den gemachten Fang. Das erhaschte Kerbthier wird sorgfältig aufge- nommen, dann vor die Augen gehalten, mit einer beifälligen Fratze begrüßt und nun sofort gefressen. Jn der Gefangenschaft besteht sein Hauptvergnügen darin, Hunde, Katzen und unter Umständen auch Menschen nach allerhand kleinen, schmarotzenden Gästen abzusuchen, und er selbst zeigt sich höchst dankbar, wenn man ihm dieselbe Gefälligkeit anthut.
Dieser Affe ist jedenfalls derjenige, von welchem Plinius uns berichtet, daß er Alles nach- ahme, das Bretspiel lerne, ein mit Wachs gemaltes Bild zu unterscheiden verstehe, in den Häufern Junge hervorbringe, es gern habe, wenn man sich mit ihm abgäbe, und dergleichen. Auch spätere Schriftsteller erwähnen den Magot. Leo Africanus sagt, daß derselbe in den mauritanischen Wäldern häufig sei und nicht blos an Händen und Füßen, sondern auch im Gesicht wie ein Mensch ausfähe, auch von der Natur mit wunderbarer Klugheit begabt sei. Von den abgerichteten sagt er, daß sie unglaubliche Dinge leisteten, zum Zorn geneigt und sehr bissig seien, sich aber leicht be- sänftigen ließen. Jn gleicher Weise sprechen sich noch andere über ihn aus.
Leider konnte ich während meines Aufenthaltes in Südspanien (1856) über die Affenherde, welche die Felsen von Gibraltar bewohnt, nichts Genaues und Ausführliches erfahren. Man erzählte mir, daß jene Gesellschaft noch immer ziemlich zahlreich sei, aber nicht eben häufig gesehen werde. Von der Festung aus beobachte man die Thiere oft mit Fernröhren, wenn sie ihrer Nahrung nachgehend, die Steine umwälzen und den Berg herabrollen. Jn die Gärten kämen sie selten. -- Auch die Spanier wissen nichts Sicheres darüber anzugeben, ob die Thiere von allem Anfang an Europäer waren, oder solches erst durch ihre Verpflanzung aus Afrika herüber wurden. Um so erfreulicher war es mir, vor kurzem eine ebenso anziehende als belehrende Abhandlung über diesen Gegenstand zu lesen.
Die Affen. Makaken. — Magot.
riſcher Affe bekannt. Er iſt der einzige Makake, welcher in Afrika lebt, und der einzige ſeiner Ordnung, welcher noch heutigen Tages in Europa wild gefunden wird. Wahrſcheinlich iſt er ſeit den älteſten Zeiten bekannt; denn es iſt anzunehmen, daß die alten Römer hauptſächlich ihn anſtatt des Menſchen zur Zergliederung benutzen.
Der Magot iſt von ſchmächtigem Körperbau und hochbeinig. Sein runzliches Geſicht iſt fleiſch- farben; die Ohren ſind rund und menſchenähnlich: der Schwanz iſt nur ein kurzer, kaum ſichtbarer Stummel. Sein Pelz iſt ziemlich reichlich, auf der Unterſeite des Leibes aber ſpärlich. Jm Geſicht zeigt ſich ein dichter, gelblichweißer Bart, während die Stirnhaare und ein Haarſtreifen über den Augen ſchwarz ſind. Der Rücken und die Außenſeite der vorderen Gliedmaßen ſind grünlichbraun, die Außenſeite der hinteren Gliedmaßen und die Hände ſind röthlichgelb. Die Körperlänge beträgt etwa zwei Fuß.
Unſer Affe iſt der beſtändige Begleiter der Bären- und Kamelführer, welche in unſerm gebildeten Zeitalter leider nicht mehr die liebe Jugend in derſelben Weiſe beluſtigen wie früher. Seine Heimat iſt das nordweſtliche Afrika. Hier lebt er in großen Geſellſchaften unter Leitung alter, erfahrener Männchen. Er iſt ſehr klug, liſtig und verſchlagen, gewandt, behend und kräftig und weiß ſich im Nothfall mit ſeinem vortrefflichen Gebiß ausgezeichnet zu vertheidigen. Bei jeder leiden- ſchaftlichen Erregung verzerrt er das Geſicht in einem Grade, wie kein anderer Affe, bewegt dabei die Lippen ſchnell nach allen Richtungen hin und klappert auch wohl mit den Zähnen. Nur wenn er ſich fürchtet, ſtößt er ein heftiges, kurzes Geſchrei aus. Sein Verlangen, ſowie Freude, Abſcheu, Unwillen und Zorn giebt er durch Fratzen und Zähneklappern zu erkennen. Wenn er zornig iſt, bewegt er ſeine in Falten gelegte Stirn heftig auf und ab, ſtreckt die Schnauze vor und zwängt die Lippen ſo zu- ſammen, daß der Mund eine kleine zirkelrunde Oeffnung bildet. Jn der Freiheit lebt er in felſigen Gegenden, wie die Paviane, iſt aber auch geſchickt auf Bäumen. Man ſagt, daß er, wie die Paviane, viel Kerbthiere und Würmer freſſe, deshalb beſtändig die Steine umwälze und ſie gelegentlich die Berge herabrolle. An ſteilen Gehängen ſoll er hierdurch nicht ſelten gefährlich werden. Die Scorpione ſind, wie behauptet wird, ſeine Lieblingsnahrung; er weiß ihren giftigen Stachel ge- ſchickt auszurupfen und verſpeiſt ſie dann mit großer Gier. Aber auch mit kleinen Kerbthieren und Würmern begnügt er ſich, und je kleiner ſeine Beute ſein mag, um ſo eifriger zeigt er ſich in der Jagd, um ſo begieriger verzehrt er den gemachten Fang. Das erhaſchte Kerbthier wird ſorgfältig aufge- nommen, dann vor die Augen gehalten, mit einer beifälligen Fratze begrüßt und nun ſofort gefreſſen. Jn der Gefangenſchaft beſteht ſein Hauptvergnügen darin, Hunde, Katzen und unter Umſtänden auch Menſchen nach allerhand kleinen, ſchmarotzenden Gäſten abzuſuchen, und er ſelbſt zeigt ſich höchſt dankbar, wenn man ihm dieſelbe Gefälligkeit anthut.
Dieſer Affe iſt jedenfalls derjenige, von welchem Plinius uns berichtet, daß er Alles nach- ahme, das Bretſpiel lerne, ein mit Wachs gemaltes Bild zu unterſcheiden verſtehe, in den Häufern Junge hervorbringe, es gern habe, wenn man ſich mit ihm abgäbe, und dergleichen. Auch ſpätere Schriftſteller erwähnen den Magot. Leo Africanus ſagt, daß derſelbe in den mauritaniſchen Wäldern häufig ſei und nicht blos an Händen und Füßen, ſondern auch im Geſicht wie ein Menſch ausfähe, auch von der Natur mit wunderbarer Klugheit begabt ſei. Von den abgerichteten ſagt er, daß ſie unglaubliche Dinge leiſteten, zum Zorn geneigt und ſehr biſſig ſeien, ſich aber leicht be- ſänftigen ließen. Jn gleicher Weiſe ſprechen ſich noch andere über ihn aus.
Leider konnte ich während meines Aufenthaltes in Südſpanien (1856) über die Affenherde, welche die Felſen von Gibraltar bewohnt, nichts Genaues und Ausführliches erfahren. Man erzählte mir, daß jene Geſellſchaft noch immer ziemlich zahlreich ſei, aber nicht eben häufig geſehen werde. Von der Feſtung aus beobachte man die Thiere oft mit Fernröhren, wenn ſie ihrer Nahrung nachgehend, die Steine umwälzen und den Berg herabrollen. Jn die Gärten kämen ſie ſelten. — Auch die Spanier wiſſen nichts Sicheres darüber anzugeben, ob die Thiere von allem Anfang an Europäer waren, oder ſolches erſt durch ihre Verpflanzung aus Afrika herüber wurden. Um ſo erfreulicher war es mir, vor kurzem eine ebenſo anziehende als belehrende Abhandlung über dieſen Gegenſtand zu leſen.
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Die Affen. Makaken. — Magot.
riſcher Affe bekannt. Er iſt der einzige Makake, welcher in Afrika lebt, und der einzige ſeiner
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den älteſten Zeiten bekannt; denn es iſt anzunehmen, daß die alten Römer hauptſächlich ihn anſtatt
des Menſchen zur Zergliederung benutzen.
Der Magot iſt von ſchmächtigem Körperbau und hochbeinig. Sein runzliches Geſicht iſt fleiſch-
farben; die Ohren ſind rund und menſchenähnlich: der Schwanz iſt nur ein kurzer, kaum ſichtbarer
Stummel. Sein Pelz iſt ziemlich reichlich, auf der Unterſeite des Leibes aber ſpärlich. Jm Geſicht
zeigt ſich ein dichter, gelblichweißer Bart, während die Stirnhaare und ein Haarſtreifen über den Augen
ſchwarz ſind. Der Rücken und die Außenſeite der vorderen Gliedmaßen ſind grünlichbraun, die Außenſeite
der hinteren Gliedmaßen und die Hände ſind röthlichgelb. Die Körperlänge beträgt etwa zwei Fuß.
Unſer Affe iſt der beſtändige Begleiter der Bären- und Kamelführer, welche in unſerm
gebildeten Zeitalter leider nicht mehr die liebe Jugend in derſelben Weiſe beluſtigen wie früher.
Seine Heimat iſt das nordweſtliche Afrika. Hier lebt er in großen Geſellſchaften unter Leitung alter,
erfahrener Männchen. Er iſt ſehr klug, liſtig und verſchlagen, gewandt, behend und kräftig und
weiß ſich im Nothfall mit ſeinem vortrefflichen Gebiß ausgezeichnet zu vertheidigen. Bei jeder leiden-
ſchaftlichen Erregung verzerrt er das Geſicht in einem Grade, wie kein anderer Affe, bewegt dabei die
Lippen ſchnell nach allen Richtungen hin und klappert auch wohl mit den Zähnen. Nur wenn er ſich
fürchtet, ſtößt er ein heftiges, kurzes Geſchrei aus. Sein Verlangen, ſowie Freude, Abſcheu, Unwillen
und Zorn giebt er durch Fratzen und Zähneklappern zu erkennen. Wenn er zornig iſt, bewegt er ſeine
in Falten gelegte Stirn heftig auf und ab, ſtreckt die Schnauze vor und zwängt die Lippen ſo zu-
ſammen, daß der Mund eine kleine zirkelrunde Oeffnung bildet. Jn der Freiheit lebt er in felſigen
Gegenden, wie die Paviane, iſt aber auch geſchickt auf Bäumen. Man ſagt, daß er, wie die Paviane,
viel Kerbthiere und Würmer freſſe, deshalb beſtändig die Steine umwälze und ſie gelegentlich
die Berge herabrolle. An ſteilen Gehängen ſoll er hierdurch nicht ſelten gefährlich werden. Die
Scorpione ſind, wie behauptet wird, ſeine Lieblingsnahrung; er weiß ihren giftigen Stachel ge-
ſchickt auszurupfen und verſpeiſt ſie dann mit großer Gier. Aber auch mit kleinen Kerbthieren und
Würmern begnügt er ſich, und je kleiner ſeine Beute ſein mag, um ſo eifriger zeigt er ſich in der Jagd,
um ſo begieriger verzehrt er den gemachten Fang. Das erhaſchte Kerbthier wird ſorgfältig aufge-
nommen, dann vor die Augen gehalten, mit einer beifälligen Fratze begrüßt und nun ſofort gefreſſen.
Jn der Gefangenſchaft beſteht ſein Hauptvergnügen darin, Hunde, Katzen und unter Umſtänden auch
Menſchen nach allerhand kleinen, ſchmarotzenden Gäſten abzuſuchen, und er ſelbſt zeigt ſich höchſt
dankbar, wenn man ihm dieſelbe Gefälligkeit anthut.
Dieſer Affe iſt jedenfalls derjenige, von welchem Plinius uns berichtet, daß er Alles nach-
ahme, das Bretſpiel lerne, ein mit Wachs gemaltes Bild zu unterſcheiden verſtehe, in den Häufern
Junge hervorbringe, es gern habe, wenn man ſich mit ihm abgäbe, und dergleichen. Auch ſpätere
Schriftſteller erwähnen den Magot. Leo Africanus ſagt, daß derſelbe in den mauritaniſchen
Wäldern häufig ſei und nicht blos an Händen und Füßen, ſondern auch im Geſicht wie ein Menſch
ausfähe, auch von der Natur mit wunderbarer Klugheit begabt ſei. Von den abgerichteten ſagt er,
daß ſie unglaubliche Dinge leiſteten, zum Zorn geneigt und ſehr biſſig ſeien, ſich aber leicht be-
ſänftigen ließen. Jn gleicher Weiſe ſprechen ſich noch andere über ihn aus.
Leider konnte ich während meines Aufenthaltes in Südſpanien (1856) über die Affenherde, welche
die Felſen von Gibraltar bewohnt, nichts Genaues und Ausführliches erfahren. Man erzählte mir,
daß jene Geſellſchaft noch immer ziemlich zahlreich ſei, aber nicht eben häufig geſehen werde. Von der
Feſtung aus beobachte man die Thiere oft mit Fernröhren, wenn ſie ihrer Nahrung nachgehend, die
Steine umwälzen und den Berg herabrollen. Jn die Gärten kämen ſie ſelten. — Auch die Spanier
wiſſen nichts Sicheres darüber anzugeben, ob die Thiere von allem Anfang an Europäer waren, oder
ſolches erſt durch ihre Verpflanzung aus Afrika herüber wurden. Um ſo erfreulicher war es mir,
vor kurzem eine ebenſo anziehende als belehrende Abhandlung über dieſen Gegenſtand zu leſen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/122>, abgerufen am 27.11.2024.
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