hinweg, einem andern Baume zu, laufen pfeilschnell an dem Stamme empor und flüchten weiter und immer weiter. Auch hierbei geht der Leitasse stets voran und führt die Herde durch sein sehr ausdrucks- volles Gegurgel bald rascher, bald langsamer. Man gewahrt niemals bei den flüchtenden Affen Angst oder Muthlosigkeit, muß sich vielmehr stets von ihrer unter allen Umständen sich gleichbleibenden Geistesgegenwart überzengen. Ohne zu übertreiben, kann man sagen, daß es für sie, wenn sie wollen, eigentlich gar keine Gefahr giebt. Nur der tückische Mensch mit seinen weittragenden Waffen kann sie in seine Gewalt bringen; den Raubsängethieren entgehen sie leicht, und die Raubvögel wissen sie schon abzuwehren, falls es sein muß.
[Abbildung]
Die Diana (Cercopithecus Diann.)
Wenn es dem Leitaffen gut dünkt, hält er in seinem eiligen Laufe an, steigt rasch auf die Höhe eines Baumes hinauf, vergewissert sich der neu erlangten Sicherheit und ruft hierauf mit beruhigenden Tönen seine Schar wieder zusammen. Diese hat jetzt zunächst ein wichtiges Geschäft zu besorgen. Während der rasenden Flucht hat man nämlich nicht darauf achten können, Fell und Glieder von Kletten und Dornen freizuhalten; letztere hängen vielmehr überall am Pelz oder stecken oft tief in der Haut. Nun macht sich die Gesellschaft darüber her, sich gegenseitig von den unangenehmen Anhäng- seln zu befreien. Eine höchst sorgfältige Reinigung beginnt. Der eine Affe legt sich der Länge lang auf einen Ast, der andere setzt sich neben ihn und durchsucht ihm das Fell auf das gewissenhafteste
Die Affen. Meerkatzen.
hinweg, einem andern Baume zu, laufen pfeilſchnell an dem Stamme empor und flüchten weiter und immer weiter. Auch hierbei geht der Leitaſſe ſtets voran und führt die Herde durch ſein ſehr ausdrucks- volles Gegurgel bald raſcher, bald langſamer. Man gewahrt niemals bei den flüchtenden Affen Angſt oder Muthloſigkeit, muß ſich vielmehr ſtets von ihrer unter allen Umſtänden ſich gleichbleibenden Geiſtesgegenwart überzengen. Ohne zu übertreiben, kann man ſagen, daß es für ſie, wenn ſie wollen, eigentlich gar keine Gefahr giebt. Nur der tückiſche Menſch mit ſeinen weittragenden Waffen kann ſie in ſeine Gewalt bringen; den Raubſängethieren entgehen ſie leicht, und die Raubvögel wiſſen ſie ſchon abzuwehren, falls es ſein muß.
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Die Diana (Cercopithecus Diann.)
Wenn es dem Leitaffen gut dünkt, hält er in ſeinem eiligen Laufe an, ſteigt raſch auf die Höhe eines Baumes hinauf, vergewiſſert ſich der neu erlangten Sicherheit und ruft hierauf mit beruhigenden Tönen ſeine Schar wieder zuſammen. Dieſe hat jetzt zunächſt ein wichtiges Geſchäft zu beſorgen. Während der raſenden Flucht hat man nämlich nicht darauf achten können, Fell und Glieder von Kletten und Dornen freizuhalten; letztere hängen vielmehr überall am Pelz oder ſtecken oft tief in der Haut. Nun macht ſich die Geſellſchaft darüber her, ſich gegenſeitig von den unangenehmen Anhäng- ſeln zu befreien. Eine höchſt ſorgfältige Reinigung beginnt. Der eine Affe legt ſich der Länge lang auf einen Aſt, der andere ſetzt ſich neben ihn und durchſucht ihm das Fell auf das gewiſſenhafteſte
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Die Affen. Meerkatzen.
hinweg, einem andern Baume zu, laufen pfeilſchnell an dem Stamme empor und flüchten weiter und
immer weiter. Auch hierbei geht der Leitaſſe ſtets voran und führt die Herde durch ſein ſehr ausdrucks-
volles Gegurgel bald raſcher, bald langſamer. Man gewahrt niemals bei den flüchtenden Affen Angſt
oder Muthloſigkeit, muß ſich vielmehr ſtets von ihrer unter allen Umſtänden ſich gleichbleibenden
Geiſtesgegenwart überzengen. Ohne zu übertreiben, kann man ſagen, daß es für ſie, wenn ſie wollen,
eigentlich gar keine Gefahr giebt. Nur der tückiſche Menſch mit ſeinen weittragenden Waffen kann ſie
in ſeine Gewalt bringen; den Raubſängethieren entgehen ſie leicht, und die Raubvögel wiſſen ſie ſchon
abzuwehren, falls es ſein muß.
[Abbildung Die Diana (Cercopithecus Diann.)]
Wenn es dem Leitaffen gut dünkt, hält er in ſeinem eiligen Laufe an, ſteigt raſch auf die Höhe
eines Baumes hinauf, vergewiſſert ſich der neu erlangten Sicherheit und ruft hierauf mit beruhigenden
Tönen ſeine Schar wieder zuſammen. Dieſe hat jetzt zunächſt ein wichtiges Geſchäft zu beſorgen.
Während der raſenden Flucht hat man nämlich nicht darauf achten können, Fell und Glieder von
Kletten und Dornen freizuhalten; letztere hängen vielmehr überall am Pelz oder ſtecken oft tief in der
Haut. Nun macht ſich die Geſellſchaft darüber her, ſich gegenſeitig von den unangenehmen Anhäng-
ſeln zu befreien. Eine höchſt ſorgfältige Reinigung beginnt. Der eine Affe legt ſich der Länge lang
auf einen Aſt, der andere ſetzt ſich neben ihn und durchſucht ihm das Fell auf das gewiſſenhafteſte
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/108>, abgerufen am 26.11.2024.
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