ersten Augenblicke kalt an, obgleich es bei längerer Erwärmung sich mit geringerm Wärme-Aufwande als Holz erwärmt. Die Vergleichungen fallen übrigens verschieden aus, je nachdem man auf die specifische Wärme aber auf die relative, oder was dasselbe ist, je nachdem man auf gleiche Gewichte oder auf gleiche Raum- größen sieht. Gleiche Gewichte Silber und Holz fordern ungefähr Wärmemengen im Verhältniß 1 zu 5, um gleiche Temperaturen anzunehmen, gleiche Volumina Silber und Holz brauchen ungefähr im Verhältniß 21/4 zu 1 Wärmemengen, um sich gleich zu erwär- men, weil Silber 11 bis 12 mal dichter als eine der leichteren Holz-Arten ist. Aehnliche Vergleichungen lassen sich mannigfal- tige anstellen.
Rumfords Calorimeter.
Ein Calorimeter, das man zum Unterschiede das Wasser- Calorimeter nennen kann, läßt sich gleichfalls zu Versuchen anwen- den, die hieher gehören. Es ist einleuchtend, daß man die specifische Wärme so dünner Körper wie die Luft-Arten nicht auf dem vorhin angegebenen Wege finden könnte; denn wenn man auch ein Gefäß mit sehr erhitzter Luft in den Eis-Apparat brächte, so würde ihre Abkühlung, wegen des geringen Maaßes von Wärme, das sie gewiß nur enthält, wenig Eisschmelzung bewirken. Man muß sich daher eines Instrumentes bedienen, das geeignet ist, einen lange Zeit erneuerten Luftstrom durchzulassen, und die von demselben zuge- führte Wärme aufzunehmen. Ein solches Instrument ist das Wasser-Calorimeter, dessen Hauptheil (Fig. 17.) ein mit kaltem Wasser gefülltes Gefäß AB ist, auf dessen Boden eine gekrümmte Röhre DE sich fortzieht, durch welche man, um die specifische Wärme der Luft zu bestimmen, einen Strom warmer Luft gehen läßt, um durch seine an das Wasser mitgetheilte Wärme die Menge der zugeführten Wärme zu bestimmen. Hier liegt der Vorzug vor dem vorhin beschriebenen Instrumente darin, daß die im Innern des Wassergefäßes fortgeführte Röhre DE, deren Krümmungen in horizontaler Richtung die Zeichnung nicht angeben kann, nicht durch einmalige Füllung eine erhebliche Wärme des Wassers zu bewirken braucht, sondern daß, indem man die beim Durchzuge abgekühlte Luft immer durch neue, bei F eintretende, ersetzt, eine große Menge Luft zu jenem Zwecke mitwirkt. Bei diesem Versuche muß man
erſten Augenblicke kalt an, obgleich es bei laͤngerer Erwaͤrmung ſich mit geringerm Waͤrme-Aufwande als Holz erwaͤrmt. Die Vergleichungen fallen uͤbrigens verſchieden aus, je nachdem man auf die ſpecifiſche Waͤrme aber auf die relative, oder was dasſelbe iſt, je nachdem man auf gleiche Gewichte oder auf gleiche Raum- groͤßen ſieht. Gleiche Gewichte Silber und Holz fordern ungefaͤhr Waͤrmemengen im Verhaͤltniß 1 zu 5, um gleiche Temperaturen anzunehmen, gleiche Volumina Silber und Holz brauchen ungefaͤhr im Verhaͤltniß 2¼ zu 1 Waͤrmemengen, um ſich gleich zu erwaͤr- men, weil Silber 11 bis 12 mal dichter als eine der leichteren Holz-Arten iſt. Aehnliche Vergleichungen laſſen ſich mannigfal- tige anſtellen.
Rumfords Calorimeter.
Ein Calorimeter, das man zum Unterſchiede das Waſſer- Calorimeter nennen kann, laͤßt ſich gleichfalls zu Verſuchen anwen- den, die hieher gehoͤren. Es iſt einleuchtend, daß man die ſpecifiſche Waͤrme ſo duͤnner Koͤrper wie die Luft-Arten nicht auf dem vorhin angegebenen Wege finden koͤnnte; denn wenn man auch ein Gefaͤß mit ſehr erhitzter Luft in den Eis-Apparat braͤchte, ſo wuͤrde ihre Abkuͤhlung, wegen des geringen Maaßes von Waͤrme, das ſie gewiß nur enthaͤlt, wenig Eisſchmelzung bewirken. Man muß ſich daher eines Inſtrumentes bedienen, das geeignet iſt, einen lange Zeit erneuerten Luftſtrom durchzulaſſen, und die von demſelben zuge- fuͤhrte Waͤrme aufzunehmen. Ein ſolches Inſtrument iſt das Waſſer-Calorimeter, deſſen Hauptheil (Fig. 17.) ein mit kaltem Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß AB iſt, auf deſſen Boden eine gekruͤmmte Roͤhre DE ſich fortzieht, durch welche man, um die ſpecifiſche Waͤrme der Luft zu beſtimmen, einen Strom warmer Luft gehen laͤßt, um durch ſeine an das Waſſer mitgetheilte Waͤrme die Menge der zugefuͤhrten Waͤrme zu beſtimmen. Hier liegt der Vorzug vor dem vorhin beſchriebenen Inſtrumente darin, daß die im Innern des Waſſergefaͤßes fortgefuͤhrte Roͤhre DE, deren Kruͤmmungen in horizontaler Richtung die Zeichnung nicht angeben kann, nicht durch einmalige Fuͤllung eine erhebliche Waͤrme des Waſſers zu bewirken braucht, ſondern daß, indem man die beim Durchzuge abgekuͤhlte Luft immer durch neue, bei F eintretende, erſetzt, eine große Menge Luft zu jenem Zwecke mitwirkt. Bei dieſem Verſuche muß man
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erſten Augenblicke kalt an, obgleich es bei laͤngerer Erwaͤrmung
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Vergleichungen fallen uͤbrigens verſchieden aus, je nachdem man
auf die ſpecifiſche Waͤrme aber auf die relative, oder was dasſelbe
iſt, je nachdem man auf gleiche Gewichte oder auf gleiche Raum-
groͤßen ſieht. Gleiche Gewichte Silber und Holz fordern ungefaͤhr
Waͤrmemengen im Verhaͤltniß 1 zu 5, um gleiche Temperaturen
anzunehmen, gleiche Volumina Silber und Holz brauchen ungefaͤhr
im Verhaͤltniß 2¼ zu 1 Waͤrmemengen, um ſich gleich zu erwaͤr-
men, weil Silber 11 bis 12 mal dichter als eine der leichteren
Holz-Arten iſt. Aehnliche Vergleichungen laſſen ſich mannigfal-
tige anſtellen.
Rumfords Calorimeter.
Ein Calorimeter, das man zum Unterſchiede das Waſſer-
Calorimeter nennen kann, laͤßt ſich gleichfalls zu Verſuchen anwen-
den, die hieher gehoͤren. Es iſt einleuchtend, daß man die ſpecifiſche
Waͤrme ſo duͤnner Koͤrper wie die Luft-Arten nicht auf dem vorhin
angegebenen Wege finden koͤnnte; denn wenn man auch ein Gefaͤß
mit ſehr erhitzter Luft in den Eis-Apparat braͤchte, ſo wuͤrde ihre
Abkuͤhlung, wegen des geringen Maaßes von Waͤrme, das ſie gewiß
nur enthaͤlt, wenig Eisſchmelzung bewirken. Man muß ſich daher
eines Inſtrumentes bedienen, das geeignet iſt, einen lange Zeit
erneuerten Luftſtrom durchzulaſſen, und die von demſelben zuge-
fuͤhrte Waͤrme aufzunehmen. Ein ſolches Inſtrument iſt das
Waſſer-Calorimeter, deſſen Hauptheil (Fig. 17.) ein mit kaltem
Waſſer gefuͤlltes Gefaͤß AB iſt, auf deſſen Boden eine gekruͤmmte
Roͤhre DE ſich fortzieht, durch welche man, um die ſpecifiſche
Waͤrme der Luft zu beſtimmen, einen Strom warmer Luft gehen
laͤßt, um durch ſeine an das Waſſer mitgetheilte Waͤrme die Menge
der zugefuͤhrten Waͤrme zu beſtimmen. Hier liegt der Vorzug vor
dem vorhin beſchriebenen Inſtrumente darin, daß die im Innern
des Waſſergefaͤßes fortgefuͤhrte Roͤhre DE, deren Kruͤmmungen in
horizontaler Richtung die Zeichnung nicht angeben kann, nicht durch
einmalige Fuͤllung eine erhebliche Waͤrme des Waſſers zu bewirken
braucht, ſondern daß, indem man die beim Durchzuge abgekuͤhlte
Luft immer durch neue, bei F eintretende, erſetzt, eine große Menge
Luft zu jenem Zwecke mitwirkt. Bei dieſem Verſuche muß man
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/85>, abgerufen am 13.11.2024.
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