zum Beispiel das eine Mal die umhüllende Fläche AEBD polirt, das andere Mal geschwärzt ist. In diesen beiden Fällen ist die Ausströmung von C, welchen Körper wir unverändert annehmen, gleich; aber die geschwärzte Umhüllung nimmt von dieser zuge- sandten Wärme vielleicht zehnmal so viel auf, als die polirte; jene müßte sich also mehr erwärmen als diese, wenn nicht auch die Menge der Wärme, die sie entläßt, zehnmal so groß als bei der andern wäre. Die Erfahrung, daß der Austausch der Wärme zwischen C und der umgebenden Hülle gleich gut statt findet, wenn die Temperatur der Körper gleich ist, und daß in diesem Falle nichts von der Beschaffenheit der Oberflächen abhängt, beweist also diese genaue Uebereinstimmung zwischen der Aufnahme der durch Strah- lung zugeführten und dem Verluste der durch Strahlung hervor- gehenden Wärme bei ungleicher Beschaffenheit der Oberflächen.
Hiernach lassen sich alle einzelnen Fragen beantworten. Wenn eine polirte Metallwand und eine schwarze Wand einander gegen- über stehen, die beide gleich warm sind, so sendet die letztere eine größere Menge Wärme aus als die erstere, aber der größte Theil derselben wird von der polirten zurückgeworfen, kömmt zu der schwarzen zurück, und ersetzt daher den Wärme-Abgang selbst wie- der, den diese schien erleiden zu müssen, und da die polirte Fläche doch auch einige Wärme aussendet und diese zum größten Theile in die geschwärzte Oberfläche eindringt, so findet, wie sich noch genauer nachweisen läßt, ein völliger Ersatz der verlornen Wärme statt. Sind die beiden Wände ungleich warm und die schwarze ist die kältere, so bekömmt sie von der wärmeren polirten Oberfläche erstlich einen Ersatz für den eignen Wärmeverlust, aber zweitens, nach Maaßgabe der höheren Temperatur, einen Ueberschuß von Wärme, der indeß langsamer ausströmt, als es der Fall wäre, wenn auch die polirte Oberfläche geschwärzt würde, der entgegen- gesetzte Fall läßt sich hiernach leicht beurtheilen; ich werde aber in Beziehung auf beide Fälle noch etwas sagen, wenn ich auf Fou- riers Untersuchungen komme. Hieher gehört Rumfords Ver- such, der neben einem sehr empfindlichen Luftthermometer an der einen Seite einen um 10 Gr. erwärmten, auf der andern Seite einen um 10 Gr. erkälteten, übrigens dem vorigen ganz gleichen, Körper aufstellte; die strahlende Wärme des einen Körpers bewirkte,
zum Beiſpiel das eine Mal die umhuͤllende Flaͤche AEBD polirt, das andere Mal geſchwaͤrzt iſt. In dieſen beiden Faͤllen iſt die Ausſtroͤmung von C, welchen Koͤrper wir unveraͤndert annehmen, gleich; aber die geſchwaͤrzte Umhuͤllung nimmt von dieſer zuge- ſandten Waͤrme vielleicht zehnmal ſo viel auf, als die polirte; jene muͤßte ſich alſo mehr erwaͤrmen als dieſe, wenn nicht auch die Menge der Waͤrme, die ſie entlaͤßt, zehnmal ſo groß als bei der andern waͤre. Die Erfahrung, daß der Austauſch der Waͤrme zwiſchen C und der umgebenden Huͤlle gleich gut ſtatt findet, wenn die Temperatur der Koͤrper gleich iſt, und daß in dieſem Falle nichts von der Beſchaffenheit der Oberflaͤchen abhaͤngt, beweiſt alſo dieſe genaue Uebereinſtimmung zwiſchen der Aufnahme der durch Strah- lung zugefuͤhrten und dem Verluſte der durch Strahlung hervor- gehenden Waͤrme bei ungleicher Beſchaffenheit der Oberflaͤchen.
Hiernach laſſen ſich alle einzelnen Fragen beantworten. Wenn eine polirte Metallwand und eine ſchwarze Wand einander gegen- uͤber ſtehen, die beide gleich warm ſind, ſo ſendet die letztere eine groͤßere Menge Waͤrme aus als die erſtere, aber der groͤßte Theil derſelben wird von der polirten zuruͤckgeworfen, koͤmmt zu der ſchwarzen zuruͤck, und erſetzt daher den Waͤrme-Abgang ſelbſt wie- der, den dieſe ſchien erleiden zu muͤſſen, und da die polirte Flaͤche doch auch einige Waͤrme ausſendet und dieſe zum groͤßten Theile in die geſchwaͤrzte Oberflaͤche eindringt, ſo findet, wie ſich noch genauer nachweiſen laͤßt, ein voͤlliger Erſatz der verlornen Waͤrme ſtatt. Sind die beiden Waͤnde ungleich warm und die ſchwarze iſt die kaͤltere, ſo bekoͤmmt ſie von der waͤrmeren polirten Oberflaͤche erſtlich einen Erſatz fuͤr den eignen Waͤrmeverluſt, aber zweitens, nach Maaßgabe der hoͤheren Temperatur, einen Ueberſchuß von Waͤrme, der indeß langſamer ausſtroͤmt, als es der Fall waͤre, wenn auch die polirte Oberflaͤche geſchwaͤrzt wuͤrde, der entgegen- geſetzte Fall laͤßt ſich hiernach leicht beurtheilen; ich werde aber in Beziehung auf beide Faͤlle noch etwas ſagen, wenn ich auf Fou- riers Unterſuchungen komme. Hieher gehoͤrt Rumfords Ver- ſuch, der neben einem ſehr empfindlichen Luftthermometer an der einen Seite einen um 10 Gr. erwaͤrmten, auf der andern Seite einen um 10 Gr. erkaͤlteten, uͤbrigens dem vorigen ganz gleichen, Koͤrper aufſtellte; die ſtrahlende Waͤrme des einen Koͤrpers bewirkte,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0060"n="46"/>
zum Beiſpiel das eine Mal die umhuͤllende Flaͤche <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AEBD</hi></hi> polirt,<lb/>
das andere Mal geſchwaͤrzt iſt. In dieſen beiden Faͤllen iſt die<lb/>
Ausſtroͤmung von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C,</hi></hi> welchen Koͤrper wir unveraͤndert annehmen,<lb/>
gleich; aber die geſchwaͤrzte Umhuͤllung nimmt von dieſer zuge-<lb/>ſandten Waͤrme vielleicht zehnmal ſo viel auf, als die polirte; jene<lb/>
muͤßte ſich alſo mehr erwaͤrmen als dieſe, wenn nicht auch die<lb/>
Menge der Waͤrme, die ſie entlaͤßt, zehnmal ſo groß als bei der<lb/>
andern waͤre. Die Erfahrung, daß der Austauſch der Waͤrme<lb/>
zwiſchen <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> und der umgebenden Huͤlle gleich gut ſtatt findet, wenn<lb/>
die Temperatur der Koͤrper gleich iſt, und daß in dieſem Falle nichts<lb/>
von der Beſchaffenheit der Oberflaͤchen abhaͤngt, beweiſt alſo dieſe<lb/>
genaue Uebereinſtimmung zwiſchen der Aufnahme der durch Strah-<lb/>
lung zugefuͤhrten und dem Verluſte der durch Strahlung hervor-<lb/>
gehenden Waͤrme bei ungleicher Beſchaffenheit der Oberflaͤchen.</p><lb/><p>Hiernach laſſen ſich alle einzelnen Fragen beantworten. Wenn<lb/>
eine polirte Metallwand und eine ſchwarze Wand einander gegen-<lb/>
uͤber ſtehen, die beide gleich warm ſind, ſo ſendet die letztere eine<lb/>
groͤßere Menge Waͤrme aus als die erſtere, aber der groͤßte Theil<lb/>
derſelben wird von der polirten zuruͤckgeworfen, koͤmmt zu der<lb/>ſchwarzen zuruͤck, und erſetzt daher den Waͤrme-Abgang ſelbſt wie-<lb/>
der, den dieſe ſchien erleiden zu muͤſſen, und da die polirte Flaͤche<lb/>
doch auch einige Waͤrme ausſendet und dieſe zum groͤßten Theile in<lb/>
die geſchwaͤrzte Oberflaͤche eindringt, ſo findet, wie ſich noch genauer<lb/>
nachweiſen laͤßt, ein voͤlliger Erſatz der verlornen Waͤrme ſtatt.<lb/>
Sind die beiden Waͤnde ungleich warm und die ſchwarze iſt die<lb/>
kaͤltere, ſo bekoͤmmt ſie von der waͤrmeren polirten Oberflaͤche<lb/>
erſtlich einen Erſatz fuͤr den eignen Waͤrmeverluſt, aber zweitens,<lb/>
nach Maaßgabe der hoͤheren Temperatur, einen Ueberſchuß von<lb/>
Waͤrme, der indeß langſamer ausſtroͤmt, als es der Fall waͤre,<lb/>
wenn auch die polirte Oberflaͤche geſchwaͤrzt wuͤrde, der entgegen-<lb/>
geſetzte Fall laͤßt ſich hiernach leicht beurtheilen; ich werde aber in<lb/>
Beziehung auf beide Faͤlle noch etwas ſagen, wenn ich auf <hirendition="#g">Fou-<lb/>
riers</hi> Unterſuchungen komme. Hieher gehoͤrt <hirendition="#g">Rumfords</hi> Ver-<lb/>ſuch, der neben einem ſehr empfindlichen Luftthermometer an der<lb/>
einen Seite einen um 10 Gr. erwaͤrmten, auf der andern Seite<lb/>
einen um 10 Gr. erkaͤlteten, uͤbrigens dem vorigen ganz gleichen,<lb/>
Koͤrper aufſtellte; die ſtrahlende Waͤrme des einen Koͤrpers bewirkte,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[46/0060]
zum Beiſpiel das eine Mal die umhuͤllende Flaͤche AEBD polirt,
das andere Mal geſchwaͤrzt iſt. In dieſen beiden Faͤllen iſt die
Ausſtroͤmung von C, welchen Koͤrper wir unveraͤndert annehmen,
gleich; aber die geſchwaͤrzte Umhuͤllung nimmt von dieſer zuge-
ſandten Waͤrme vielleicht zehnmal ſo viel auf, als die polirte; jene
muͤßte ſich alſo mehr erwaͤrmen als dieſe, wenn nicht auch die
Menge der Waͤrme, die ſie entlaͤßt, zehnmal ſo groß als bei der
andern waͤre. Die Erfahrung, daß der Austauſch der Waͤrme
zwiſchen C und der umgebenden Huͤlle gleich gut ſtatt findet, wenn
die Temperatur der Koͤrper gleich iſt, und daß in dieſem Falle nichts
von der Beſchaffenheit der Oberflaͤchen abhaͤngt, beweiſt alſo dieſe
genaue Uebereinſtimmung zwiſchen der Aufnahme der durch Strah-
lung zugefuͤhrten und dem Verluſte der durch Strahlung hervor-
gehenden Waͤrme bei ungleicher Beſchaffenheit der Oberflaͤchen.
Hiernach laſſen ſich alle einzelnen Fragen beantworten. Wenn
eine polirte Metallwand und eine ſchwarze Wand einander gegen-
uͤber ſtehen, die beide gleich warm ſind, ſo ſendet die letztere eine
groͤßere Menge Waͤrme aus als die erſtere, aber der groͤßte Theil
derſelben wird von der polirten zuruͤckgeworfen, koͤmmt zu der
ſchwarzen zuruͤck, und erſetzt daher den Waͤrme-Abgang ſelbſt wie-
der, den dieſe ſchien erleiden zu muͤſſen, und da die polirte Flaͤche
doch auch einige Waͤrme ausſendet und dieſe zum groͤßten Theile in
die geſchwaͤrzte Oberflaͤche eindringt, ſo findet, wie ſich noch genauer
nachweiſen laͤßt, ein voͤlliger Erſatz der verlornen Waͤrme ſtatt.
Sind die beiden Waͤnde ungleich warm und die ſchwarze iſt die
kaͤltere, ſo bekoͤmmt ſie von der waͤrmeren polirten Oberflaͤche
erſtlich einen Erſatz fuͤr den eignen Waͤrmeverluſt, aber zweitens,
nach Maaßgabe der hoͤheren Temperatur, einen Ueberſchuß von
Waͤrme, der indeß langſamer ausſtroͤmt, als es der Fall waͤre,
wenn auch die polirte Oberflaͤche geſchwaͤrzt wuͤrde, der entgegen-
geſetzte Fall laͤßt ſich hiernach leicht beurtheilen; ich werde aber in
Beziehung auf beide Faͤlle noch etwas ſagen, wenn ich auf Fou-
riers Unterſuchungen komme. Hieher gehoͤrt Rumfords Ver-
ſuch, der neben einem ſehr empfindlichen Luftthermometer an der
einen Seite einen um 10 Gr. erwaͤrmten, auf der andern Seite
einen um 10 Gr. erkaͤlteten, uͤbrigens dem vorigen ganz gleichen,
Koͤrper aufſtellte; die ſtrahlende Waͤrme des einen Koͤrpers bewirkte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/60>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.