Da hier weder ein andrer electrischer Strom hervorgebracht ist, noch auch ein Magnet einwirkt, so werden wir auf electrische Ströme, welche die Erde selbst umkreisen mögen und die vermuth- lich die Ursache der magnetischen Erscheinungen enthalten, geführt. Nach Ampere sollen wir uns die Erde als mit electrischen Strömen um die Gegend des Aequators von Osten nach Westen umkreiset vorstellen, und wir müssen nun sehen, ob diese Hypo- these den Erscheinungen entspricht. Da ein horizontaler electrischer Strom, der von einem Mittelpuncte ausgehend nach Süden ge- richtet ist, gegen den Aequator zu geht, so wird die Anziehung der nachfolgenden, also östlichen Theile des den Aequator umkrei- senden Stromes, diesen Strom oder die Nadel, welche er durchläuft, von Süden nach Osten ziehen; dagegen wird die nach Norden gerichtete, den Strom vom Aequator abwärts leitende Nadel von Norden nach Westen, den vorangehenden Stromtheilen folgend angezogen; die nach Osten gerichtete Nadel wird, weil ihr Strom dem Strome des Aequators entgegengesetzt ist, abgestoßen nach Norden fortgehen, und in allen Lagen also wird die Nadel, in welcher der Strom vom Mittelpuncte aus geht, eine drehende Bewegung von Norden nach Westen, Süden, Osten, erlangen. Der entgegengesetzte Fall erhellt dann von selbst *).
Aber auch die Lagen, in welchen kreisförmige electrische Ströme vermöge der Einwirkung der Erde zur Ruhe kommen, stimmen mit dieser Hypothese überein. Wir haben nämlich oben gesehen, daß ein der Einwirkung der Schwere ganz entzogener ringförmiger electrischer Strom sich senkrecht auf die Richtung der Neigungs- nadel zu stellen strebt und zwar so, daß der von der nördlichen Seite der Neigungsnadel herabsteigende Strom an der östlichen Seite liegt; es kömmt also darauf an, zu sehen, ob diese Stellung der electrischen Ströme der Voraussetzung von einem die Erde um- kreisenden electrischen Strome entspricht. Ist dieser ringförmige Strom nicht ganz genau in der Stellung, daß der von Norden herabwärts gehende Strom an der Ostseite liegt, so wird er als ein dem Erd-Aequator sich nähernder Strom auf diesem zurück-
*) Wie es sich für Experimente, die in der südlichen Halbkugel der Erde angestellt würden, verhält, läßt sich leicht übersehen.
III. K
Da hier weder ein andrer electriſcher Strom hervorgebracht iſt, noch auch ein Magnet einwirkt, ſo werden wir auf electriſche Stroͤme, welche die Erde ſelbſt umkreiſen moͤgen und die vermuth- lich die Urſache der magnetiſchen Erſcheinungen enthalten, gefuͤhrt. Nach Ampère ſollen wir uns die Erde als mit electriſchen Stroͤmen um die Gegend des Aequators von Oſten nach Weſten umkreiſet vorſtellen, und wir muͤſſen nun ſehen, ob dieſe Hypo- theſe den Erſcheinungen entſpricht. Da ein horizontaler electriſcher Strom, der von einem Mittelpuncte ausgehend nach Suͤden ge- richtet iſt, gegen den Aequator zu geht, ſo wird die Anziehung der nachfolgenden, alſo oͤſtlichen Theile des den Aequator umkrei- ſenden Stromes, dieſen Strom oder die Nadel, welche er durchlaͤuft, von Suͤden nach Oſten ziehen; dagegen wird die nach Norden gerichtete, den Strom vom Aequator abwaͤrts leitende Nadel von Norden nach Weſten, den vorangehenden Stromtheilen folgend angezogen; die nach Oſten gerichtete Nadel wird, weil ihr Strom dem Strome des Aequators entgegengeſetzt iſt, abgeſtoßen nach Norden fortgehen, und in allen Lagen alſo wird die Nadel, in welcher der Strom vom Mittelpuncte aus geht, eine drehende Bewegung von Norden nach Weſten, Suͤden, Oſten, erlangen. Der entgegengeſetzte Fall erhellt dann von ſelbſt *).
Aber auch die Lagen, in welchen kreisfoͤrmige electriſche Stroͤme vermoͤge der Einwirkung der Erde zur Ruhe kommen, ſtimmen mit dieſer Hypotheſe uͤberein. Wir haben naͤmlich oben geſehen, daß ein der Einwirkung der Schwere ganz entzogener ringfoͤrmiger electriſcher Strom ſich ſenkrecht auf die Richtung der Neigungs- nadel zu ſtellen ſtrebt und zwar ſo, daß der von der noͤrdlichen Seite der Neigungsnadel herabſteigende Strom an der oͤſtlichen Seite liegt; es koͤmmt alſo darauf an, zu ſehen, ob dieſe Stellung der electriſchen Stroͤme der Vorausſetzung von einem die Erde um- kreiſenden electriſchen Strome entſpricht. Iſt dieſer ringfoͤrmige Strom nicht ganz genau in der Stellung, daß der von Norden herabwaͤrts gehende Strom an der Oſtſeite liegt, ſo wird er als ein dem Erd-Aequator ſich naͤhernder Strom auf dieſem zuruͤck-
*) Wie es ſich fuͤr Experimente, die in der ſuͤdlichen Halbkugel der Erde angeſtellt wuͤrden, verhaͤlt, laͤßt ſich leicht uͤberſehen.
III. K
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Da hier weder ein andrer electriſcher Strom hervorgebracht
iſt, noch auch ein Magnet einwirkt, ſo werden wir auf electriſche
Stroͤme, welche die Erde ſelbſt umkreiſen moͤgen und die vermuth-
lich die Urſache der magnetiſchen Erſcheinungen enthalten, gefuͤhrt.
Nach Ampère ſollen wir uns die Erde als mit electriſchen
Stroͤmen um die Gegend des Aequators von Oſten nach Weſten
umkreiſet vorſtellen, und wir muͤſſen nun ſehen, ob dieſe Hypo-
theſe den Erſcheinungen entſpricht. Da ein horizontaler electriſcher
Strom, der von einem Mittelpuncte ausgehend nach Suͤden ge-
richtet iſt, gegen den Aequator zu geht, ſo wird die Anziehung
der nachfolgenden, alſo oͤſtlichen Theile des den Aequator umkrei-
ſenden Stromes, dieſen Strom oder die Nadel, welche er durchlaͤuft,
von Suͤden nach Oſten ziehen; dagegen wird die nach Norden
gerichtete, den Strom vom Aequator abwaͤrts leitende Nadel von
Norden nach Weſten, den vorangehenden Stromtheilen folgend
angezogen; die nach Oſten gerichtete Nadel wird, weil ihr Strom
dem Strome des Aequators entgegengeſetzt iſt, abgeſtoßen nach
Norden fortgehen, und in allen Lagen alſo wird die Nadel, in
welcher der Strom vom Mittelpuncte aus geht, eine drehende
Bewegung von Norden nach Weſten, Suͤden, Oſten, erlangen.
Der entgegengeſetzte Fall erhellt dann von ſelbſt *).
Aber auch die Lagen, in welchen kreisfoͤrmige electriſche Stroͤme
vermoͤge der Einwirkung der Erde zur Ruhe kommen, ſtimmen
mit dieſer Hypotheſe uͤberein. Wir haben naͤmlich oben geſehen,
daß ein der Einwirkung der Schwere ganz entzogener ringfoͤrmiger
electriſcher Strom ſich ſenkrecht auf die Richtung der Neigungs-
nadel zu ſtellen ſtrebt und zwar ſo, daß der von der noͤrdlichen
Seite der Neigungsnadel herabſteigende Strom an der oͤſtlichen
Seite liegt; es koͤmmt alſo darauf an, zu ſehen, ob dieſe Stellung
der electriſchen Stroͤme der Vorausſetzung von einem die Erde um-
kreiſenden electriſchen Strome entſpricht. Iſt dieſer ringfoͤrmige
Strom nicht ganz genau in der Stellung, daß der von Norden
herabwaͤrts gehende Strom an der Oſtſeite liegt, ſo wird er als
ein dem Erd-Aequator ſich naͤhernder Strom auf dieſem zuruͤck-
*) Wie es ſich fuͤr Experimente, die in der ſuͤdlichen Halbkugel der
Erde angeſtellt wuͤrden, verhaͤlt, laͤßt ſich leicht uͤberſehen.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/527>, abgerufen am 25.11.2024.
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