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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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dem magnetischen Einflusse so leicht nachgiebt, während dieses
Einflusses noch viel mehr magnetische Kraft zeigen müsse. Dieser
Gedanke war es ohne Zweifel, der Sturgeon zu dem Versuche
leitete, um einen in die Form eines Huf-Eisens gebogenen Stab
ABC weichen Eisens (Fig. 178.) einen starken Kupferdrath schrau-
benförmig zu wickeln, einen kräftigen electrischen Strom diesen
durchlaufen zu lassen und dann das Eisen AC als angehängten
Anker diesem Electromagnete darzubieten. Der Versuch gehört
zu den überraschendsten, die man sehen kann, wegen des schnellen
Wechsels einer schnell entstehenden und schnell verschwindenden
Magnetisirung. Wenn alles zum Versuche vorbereitet ist, aber die
Leiter, die von den Quecksilbergefäßen D, E aus, worin die En-
den des Kupferdrathes sich befinden, zu den beiden Polen des gal-
vanischen Apparates gehen und dort in Quecksilber eingetaucht die
Leitung des Stromes bewirken sollen, noch nicht angebracht sind;
so ist das Eisen unmagnetisch oder nach öfterem Gebrauche allen-
falls nur so unbedeutend magnetisch, daß das Eisen AC doch im-
mer fast mit gar keiner Kraft an dem gekrümmten Stabe anhängt;
aber bringt man nun die leitende Verbindung zu Stande, so ist
die Anziehung sogleich so groß, daß sie Lasten, die ungemein bedeu-
tend sind, trägt. Ein gebogener Eisenstab von etwa 20 bis 24
Zoll Länge und 1/2 Zoll Dicke mit 170 Windungen starken Kupfer-
draths umwunden, erhält, mit Hülfe eines galvanischen Apparates
von einer Zinkplatte, die lange keinen Quadratfuß groß zu sein
braucht, und zwei eben so großen Kupferplatten, fast im Augen-
blick der anfangenden Wirkung des Stromes eine Tragkraft von
20 Pfund, die aber in einem Momente verloren ist, wenn man
den einen Leitungsdrath oder beide aus den Quecksilberschälchen
aushebt, und sich augenblicklich wieder herstellt, wenn der Kreislauf
des Stromes hergestellt ist. Welcher Pol dieses künstlichen Ma-
gnetes Nordpol, welcher Südpol ist, will ich nicht umständlich an-
geben, da die Anleitung zu dieser Bestimmung im Vorigen gegeben
ist, und diese Anleitung sich allemal richtig zeigt.

Dagegen muß ich die riesenmäßige Ausführung dieses Ver-
suches noch erwähnen, die von einigen americanischen Naturfor-
schern zu Stande gebracht ist. Sturgeon selbst hat jenen Ver-
such schon etwas mehr im Großen ausgeführt, indem er einen

III.Ii

dem magnetiſchen Einfluſſe ſo leicht nachgiebt, waͤhrend dieſes
Einfluſſes noch viel mehr magnetiſche Kraft zeigen muͤſſe. Dieſer
Gedanke war es ohne Zweifel, der Sturgeon zu dem Verſuche
leitete, um einen in die Form eines Huf-Eiſens gebogenen Stab
ABC weichen Eiſens (Fig. 178.) einen ſtarken Kupferdrath ſchrau-
benfoͤrmig zu wickeln, einen kraͤftigen electriſchen Strom dieſen
durchlaufen zu laſſen und dann das Eiſen AC als angehaͤngten
Anker dieſem Electromagnete darzubieten. Der Verſuch gehoͤrt
zu den uͤberraſchendſten, die man ſehen kann, wegen des ſchnellen
Wechſels einer ſchnell entſtehenden und ſchnell verſchwindenden
Magnetiſirung. Wenn alles zum Verſuche vorbereitet iſt, aber die
Leiter, die von den Queckſilbergefaͤßen D, E aus, worin die En-
den des Kupferdrathes ſich befinden, zu den beiden Polen des gal-
vaniſchen Apparates gehen und dort in Queckſilber eingetaucht die
Leitung des Stromes bewirken ſollen, noch nicht angebracht ſind;
ſo iſt das Eiſen unmagnetiſch oder nach oͤfterem Gebrauche allen-
falls nur ſo unbedeutend magnetiſch, daß das Eiſen AC doch im-
mer faſt mit gar keiner Kraft an dem gekruͤmmten Stabe anhaͤngt;
aber bringt man nun die leitende Verbindung zu Stande, ſo iſt
die Anziehung ſogleich ſo groß, daß ſie Laſten, die ungemein bedeu-
tend ſind, traͤgt. Ein gebogener Eiſenſtab von etwa 20 bis 24
Zoll Laͤnge und ½ Zoll Dicke mit 170 Windungen ſtarken Kupfer-
draths umwunden, erhaͤlt, mit Huͤlfe eines galvaniſchen Apparates
von einer Zinkplatte, die lange keinen Quadratfuß groß zu ſein
braucht, und zwei eben ſo großen Kupferplatten, faſt im Augen-
blick der anfangenden Wirkung des Stromes eine Tragkraft von
20 Pfund, die aber in einem Momente verloren iſt, wenn man
den einen Leitungsdrath oder beide aus den Queckſilberſchaͤlchen
aushebt, und ſich augenblicklich wieder herſtellt, wenn der Kreislauf
des Stromes hergeſtellt iſt. Welcher Pol dieſes kuͤnſtlichen Ma-
gnetes Nordpol, welcher Suͤdpol iſt, will ich nicht umſtaͤndlich an-
geben, da die Anleitung zu dieſer Beſtimmung im Vorigen gegeben
iſt, und dieſe Anleitung ſich allemal richtig zeigt.

Dagegen muß ich die rieſenmaͤßige Ausfuͤhrung dieſes Ver-
ſuches noch erwaͤhnen, die von einigen americaniſchen Naturfor-
ſchern zu Stande gebracht iſt. Sturgeon ſelbſt hat jenen Ver-
ſuch ſchon etwas mehr im Großen ausgefuͤhrt, indem er einen

III.Ii
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[497/0511] dem magnetiſchen Einfluſſe ſo leicht nachgiebt, waͤhrend dieſes Einfluſſes noch viel mehr magnetiſche Kraft zeigen muͤſſe. Dieſer Gedanke war es ohne Zweifel, der Sturgeon zu dem Verſuche leitete, um einen in die Form eines Huf-Eiſens gebogenen Stab ABC weichen Eiſens (Fig. 178.) einen ſtarken Kupferdrath ſchrau- benfoͤrmig zu wickeln, einen kraͤftigen electriſchen Strom dieſen durchlaufen zu laſſen und dann das Eiſen AC als angehaͤngten Anker dieſem Electromagnete darzubieten. Der Verſuch gehoͤrt zu den uͤberraſchendſten, die man ſehen kann, wegen des ſchnellen Wechſels einer ſchnell entſtehenden und ſchnell verſchwindenden Magnetiſirung. Wenn alles zum Verſuche vorbereitet iſt, aber die Leiter, die von den Queckſilbergefaͤßen D, E aus, worin die En- den des Kupferdrathes ſich befinden, zu den beiden Polen des gal- vaniſchen Apparates gehen und dort in Queckſilber eingetaucht die Leitung des Stromes bewirken ſollen, noch nicht angebracht ſind; ſo iſt das Eiſen unmagnetiſch oder nach oͤfterem Gebrauche allen- falls nur ſo unbedeutend magnetiſch, daß das Eiſen AC doch im- mer faſt mit gar keiner Kraft an dem gekruͤmmten Stabe anhaͤngt; aber bringt man nun die leitende Verbindung zu Stande, ſo iſt die Anziehung ſogleich ſo groß, daß ſie Laſten, die ungemein bedeu- tend ſind, traͤgt. Ein gebogener Eiſenſtab von etwa 20 bis 24 Zoll Laͤnge und ½ Zoll Dicke mit 170 Windungen ſtarken Kupfer- draths umwunden, erhaͤlt, mit Huͤlfe eines galvaniſchen Apparates von einer Zinkplatte, die lange keinen Quadratfuß groß zu ſein braucht, und zwei eben ſo großen Kupferplatten, faſt im Augen- blick der anfangenden Wirkung des Stromes eine Tragkraft von 20 Pfund, die aber in einem Momente verloren iſt, wenn man den einen Leitungsdrath oder beide aus den Queckſilberſchaͤlchen aushebt, und ſich augenblicklich wieder herſtellt, wenn der Kreislauf des Stromes hergeſtellt iſt. Welcher Pol dieſes kuͤnſtlichen Ma- gnetes Nordpol, welcher Suͤdpol iſt, will ich nicht umſtaͤndlich an- geben, da die Anleitung zu dieſer Beſtimmung im Vorigen gegeben iſt, und dieſe Anleitung ſich allemal richtig zeigt. Dagegen muß ich die rieſenmaͤßige Ausfuͤhrung dieſes Ver- ſuches noch erwaͤhnen, die von einigen americaniſchen Naturfor- ſchern zu Stande gebracht iſt. Sturgeon ſelbſt hat jenen Ver- ſuch ſchon etwas mehr im Großen ausgefuͤhrt, indem er einen III.Ii

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/511>, abgerufen am 22.11.2024.