des Stromes beinahe senkrecht ist, zwei Nordpole in N und n erhielt, wenn die Nadel auf der Spirale lag und der Strom von K in den Mittelpunct, von dort aber durch die Umläufe nach Z geleitet wurde. Dies ist ganz richtig; denn der electrische Strom, den wir als den Magnet umkreisend ansehen, geht unten von der Ostseite nach der Westseite der Nadel, also wird nS ein Magnet, dessen Südpol S, dessen Nordpol n ist, dem unter ihm von der Ostseite O nach der Westseite W fließenden Strome gemäß; aber umgekehrt wird SN ein Magnet, der seinen Nordpol in N hat, weil der hier von o nach w eintretende Strom es so fordert, und dieser o zur Ostseite der Nadel macht.
Aus denselben Grundsätzen erklärt sich auch folgender anfangs unerwartet scheinender Versuch. Wenn man einen in sich selbst zurückkehrenden Ring ABC von Stahldrath (Fig. 177.) so auf- stellt, daß der Leitungsdrath senkrecht gegen die Ebne desselben durch seinen Mittelpunct D geführt wird; so zeigt der Ring, nach- dem man Entladungsschläge durch D hat gehen lassen, keine ma- gnetische Kraft; aber wenn man den Ring zerschneidet, so ist jedes Stück ein Magnet und die Pole aller Stücke finden sich in derselben Richtung liegend. Wäre bloß der Stahldrath AB da und ginge der positive Strom in D von oben nach unten, so wissen wir, daß die nach dem Mittelpuncte zu gekehrte, dem herabgehen- den Strome zu gekehrte Seite eine Ostseite des Magnets, also B ein Nordpol, A ein Südpol würde; wäre bloß der Stahldrath AC da, so würde durch denselben Strom die innere Seite eine Ostseite und A ein Nordpol; alle einzelnen Theile des Drathes würden also sämmtlich ihre innere Seite als eine Ostseite zeigen und der Südpol jedes nächsten Stückes würde an den Nordpol des andern Stückes grenzen, woraus eine völlige Aufhebung der magnetischen Wirkungen, so lange der Ring ganz bleibt, hervorgeht. Eben so hat man den Schlag durch den Mittelpunct einer Stahlscheibe gehen lassen, deren einzelne Theile sich dann erst nach der Zer- legung magnetisch zeigen.
Savary hat bei Versuchen, wo der electrische Schlag in einem gradlinigten Drathe senkrecht gegen die Richtung der Stahl- nadel an ihr vorbe geführt wurde, die Bemerkung gemacht, daß nur bei der Berührung und in großer Nähe die Pole der Nadel so
des Stromes beinahe ſenkrecht iſt, zwei Nordpole in N und n erhielt, wenn die Nadel auf der Spirale lag und der Strom von K in den Mittelpunct, von dort aber durch die Umlaͤufe nach Z geleitet wurde. Dies iſt ganz richtig; denn der electriſche Strom, den wir als den Magnet umkreiſend anſehen, geht unten von der Oſtſeite nach der Weſtſeite der Nadel, alſo wird nS ein Magnet, deſſen Suͤdpol S, deſſen Nordpol n iſt, dem unter ihm von der Oſtſeite O nach der Weſtſeite W fließenden Strome gemaͤß; aber umgekehrt wird SN ein Magnet, der ſeinen Nordpol in N hat, weil der hier von o nach w eintretende Strom es ſo fordert, und dieſer o zur Oſtſeite der Nadel macht.
Aus denſelben Grundſaͤtzen erklaͤrt ſich auch folgender anfangs unerwartet ſcheinender Verſuch. Wenn man einen in ſich ſelbſt zuruͤckkehrenden Ring ABC von Stahldrath (Fig. 177.) ſo auf- ſtellt, daß der Leitungsdrath ſenkrecht gegen die Ebne desſelben durch ſeinen Mittelpunct D gefuͤhrt wird; ſo zeigt der Ring, nach- dem man Entladungsſchlaͤge durch D hat gehen laſſen, keine ma- gnetiſche Kraft; aber wenn man den Ring zerſchneidet, ſo iſt jedes Stuͤck ein Magnet und die Pole aller Stuͤcke finden ſich in derſelben Richtung liegend. Waͤre bloß der Stahldrath AB da und ginge der poſitive Strom in D von oben nach unten, ſo wiſſen wir, daß die nach dem Mittelpuncte zu gekehrte, dem herabgehen- den Strome zu gekehrte Seite eine Oſtſeite des Magnets, alſo B ein Nordpol, A ein Suͤdpol wuͤrde; waͤre bloß der Stahldrath AC da, ſo wuͤrde durch denſelben Strom die innere Seite eine Oſtſeite und A ein Nordpol; alle einzelnen Theile des Drathes wuͤrden alſo ſaͤmmtlich ihre innere Seite als eine Oſtſeite zeigen und der Suͤdpol jedes naͤchſten Stuͤckes wuͤrde an den Nordpol des andern Stuͤckes grenzen, woraus eine voͤllige Aufhebung der magnetiſchen Wirkungen, ſo lange der Ring ganz bleibt, hervorgeht. Eben ſo hat man den Schlag durch den Mittelpunct einer Stahlſcheibe gehen laſſen, deren einzelne Theile ſich dann erſt nach der Zer- legung magnetiſch zeigen.
Savary hat bei Verſuchen, wo der electriſche Schlag in einem gradlinigten Drathe ſenkrecht gegen die Richtung der Stahl- nadel an ihr vorbe gefuͤhrt wurde, die Bemerkung gemacht, daß nur bei der Beruͤhrung und in großer Naͤhe die Pole der Nadel ſo
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des Stromes beinahe ſenkrecht iſt, zwei Nordpole in N und n
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K in den Mittelpunct, von dort aber durch die Umlaͤufe nach Z
geleitet wurde. Dies iſt ganz richtig; denn der electriſche Strom,
den wir als den Magnet umkreiſend anſehen, geht unten von der
Oſtſeite nach der Weſtſeite der Nadel, alſo wird nS ein Magnet,
deſſen Suͤdpol S, deſſen Nordpol n iſt, dem unter ihm von der
Oſtſeite O nach der Weſtſeite W fließenden Strome gemaͤß; aber
umgekehrt wird SN ein Magnet, der ſeinen Nordpol in N hat,
weil der hier von o nach w eintretende Strom es ſo fordert, und
dieſer o zur Oſtſeite der Nadel macht.
Aus denſelben Grundſaͤtzen erklaͤrt ſich auch folgender anfangs
unerwartet ſcheinender Verſuch. Wenn man einen in ſich ſelbſt
zuruͤckkehrenden Ring ABC von Stahldrath (Fig. 177.) ſo auf-
ſtellt, daß der Leitungsdrath ſenkrecht gegen die Ebne desſelben
durch ſeinen Mittelpunct D gefuͤhrt wird; ſo zeigt der Ring, nach-
dem man Entladungsſchlaͤge durch D hat gehen laſſen, keine ma-
gnetiſche Kraft; aber wenn man den Ring zerſchneidet, ſo iſt
jedes Stuͤck ein Magnet und die Pole aller Stuͤcke finden ſich in
derſelben Richtung liegend. Waͤre bloß der Stahldrath AB da
und ginge der poſitive Strom in D von oben nach unten, ſo wiſſen
wir, daß die nach dem Mittelpuncte zu gekehrte, dem herabgehen-
den Strome zu gekehrte Seite eine Oſtſeite des Magnets, alſo B
ein Nordpol, A ein Suͤdpol wuͤrde; waͤre bloß der Stahldrath AC
da, ſo wuͤrde durch denſelben Strom die innere Seite eine Oſtſeite
und A ein Nordpol; alle einzelnen Theile des Drathes wuͤrden
alſo ſaͤmmtlich ihre innere Seite als eine Oſtſeite zeigen und der
Suͤdpol jedes naͤchſten Stuͤckes wuͤrde an den Nordpol des andern
Stuͤckes grenzen, woraus eine voͤllige Aufhebung der magnetiſchen
Wirkungen, ſo lange der Ring ganz bleibt, hervorgeht. Eben ſo
hat man den Schlag durch den Mittelpunct einer Stahlſcheibe
gehen laſſen, deren einzelne Theile ſich dann erſt nach der Zer-
legung magnetiſch zeigen.
Savary hat bei Verſuchen, wo der electriſche Schlag in
einem gradlinigten Drathe ſenkrecht gegen die Richtung der Stahl-
nadel an ihr vorbe gefuͤhrt wurde, die Bemerkung gemacht, daß
nur bei der Beruͤhrung und in großer Naͤhe die Pole der Nadel ſo
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/509>, abgerufen am 22.11.2024.
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