Norden nach Süden über sie hin, so stellt die Nadel sich genau nach einem rechten Winkel mit dem Nordpole nach Osten; bei horizontal aufgestellten Nadeln tritt dies wegen der entgegen wir- kenden Richtungskraft des natürlichen Magnetismus nicht voll- kommen ein, sondern die ablenkende Kraft des Stromes treibt die Nadel nur so weit seitwärts, bis beide Kräfte einander das Gleich- gewicht halten.
Einwirkung des Erdmagnetismus auf Nadeln mit electrischen Strömen umwunden.
Die Hypothese, die Magnetnadel gleiche einem Systeme um- kreisender electrischer Ströme um die Nadel, scheint Ihnen viel- leicht etwas voreilig aufgestellt, da nur eine einzige Reihe von Ver- suchen bisher zu ihr hinleitete; aber unstreitig gewinnt diese Hypo- these gar sehr an Begründung, wenn ich Ihnen zeige, daß sich aus einem Glasstabe eine nach Norden weisende künstliche Magnet- nadel machen läßt, wenn man den Glasstab mit electrischen Strö- men umwindet. Nimmt man nämlich einen Glasstab AB und umwickelt ihn in zahlreichen Schraubenwindungen vom einen Ende bis zum andern mit einem mit Seide übersponnenen Silberdrathe oder Kupferdrathe, läßt man dann die Enden CD, EF, in grader Richtung wieder bis zur Mitte zurückgehen, (Fig. 170.) und löthet eine Kupferplatte K an den einen, eine Zinkplatte Z an den an- dern; so hat man, sobald diese Verbindung an einem ungedrehten Faden bei W aufgehangen wird, und K, Z in gesäuertes Wasser getaucht werden, eine sich in den magnetischen Meridian stellende Nadel. Die Richtung, wie die Nadel sich stellt, können Sie leicht selbst finden, wenn Sie sich erinnern, daß unsre Hypothese der richtig nach Norden gekehrten Magnetnadel positiv-electrische Ströme hinaufwärts gehend an der Westseite zuschrieb. Nehmen Sie in unsrer Zeichnung an, daß von C aus die Umwickelung CG gegen uns zugekehrt sei, so ist in CG, und so in allen einzelnen Umwickelungen, ein gegen uns zu liegender aufwärts gehender po- sitiver Strom, der vom Kupfer K durch den Leitungsdrath nach dem Zink Z geht, sobald KZ in gesäuertes Wasser getaucht ist; die Nadel wird sich also so stellen, daß diese hinaufwärts gehenden Ströme an der Westseite liegen und A wird also ein Nordpol,
Norden nach Suͤden uͤber ſie hin, ſo ſtellt die Nadel ſich genau nach einem rechten Winkel mit dem Nordpole nach Oſten; bei horizontal aufgeſtellten Nadeln tritt dies wegen der entgegen wir- kenden Richtungskraft des natuͤrlichen Magnetismus nicht voll- kommen ein, ſondern die ablenkende Kraft des Stromes treibt die Nadel nur ſo weit ſeitwaͤrts, bis beide Kraͤfte einander das Gleich- gewicht halten.
Einwirkung des Erdmagnetismus auf Nadeln mit electriſchen Stroͤmen umwunden.
Die Hypotheſe, die Magnetnadel gleiche einem Syſteme um- kreiſender electriſcher Stroͤme um die Nadel, ſcheint Ihnen viel- leicht etwas voreilig aufgeſtellt, da nur eine einzige Reihe von Ver- ſuchen bisher zu ihr hinleitete; aber unſtreitig gewinnt dieſe Hypo- theſe gar ſehr an Begruͤndung, wenn ich Ihnen zeige, daß ſich aus einem Glasſtabe eine nach Norden weiſende kuͤnſtliche Magnet- nadel machen laͤßt, wenn man den Glasſtab mit electriſchen Stroͤ- men umwindet. Nimmt man naͤmlich einen Glasſtab AB und umwickelt ihn in zahlreichen Schraubenwindungen vom einen Ende bis zum andern mit einem mit Seide uͤberſponnenen Silberdrathe oder Kupferdrathe, laͤßt man dann die Enden CD, EF, in grader Richtung wieder bis zur Mitte zuruͤckgehen, (Fig. 170.) und loͤthet eine Kupferplatte K an den einen, eine Zinkplatte Z an den an- dern; ſo hat man, ſobald dieſe Verbindung an einem ungedrehten Faden bei W aufgehangen wird, und K, Z in geſaͤuertes Waſſer getaucht werden, eine ſich in den magnetiſchen Meridian ſtellende Nadel. Die Richtung, wie die Nadel ſich ſtellt, koͤnnen Sie leicht ſelbſt finden, wenn Sie ſich erinnern, daß unſre Hypotheſe der richtig nach Norden gekehrten Magnetnadel poſitiv-electriſche Stroͤme hinaufwaͤrts gehend an der Weſtſeite zuſchrieb. Nehmen Sie in unſrer Zeichnung an, daß von C aus die Umwickelung CG gegen uns zugekehrt ſei, ſo iſt in CG, und ſo in allen einzelnen Umwickelungen, ein gegen uns zu liegender aufwaͤrts gehender po- ſitiver Strom, der vom Kupfer K durch den Leitungsdrath nach dem Zink Z geht, ſobald KZ in geſaͤuertes Waſſer getaucht iſt; die Nadel wird ſich alſo ſo ſtellen, daß dieſe hinaufwaͤrts gehenden Stroͤme an der Weſtſeite liegen und A wird alſo ein Nordpol,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0502"n="488"/>
Norden nach Suͤden uͤber ſie hin, ſo ſtellt die Nadel ſich genau<lb/>
nach einem rechten Winkel mit dem Nordpole nach Oſten; bei<lb/>
horizontal aufgeſtellten Nadeln tritt dies wegen der entgegen wir-<lb/>
kenden Richtungskraft des natuͤrlichen Magnetismus nicht voll-<lb/>
kommen ein, ſondern die ablenkende Kraft des Stromes treibt die<lb/>
Nadel nur ſo weit ſeitwaͤrts, bis beide Kraͤfte einander das Gleich-<lb/>
gewicht halten.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Einwirkung des Erdmagnetismus auf Nadeln mit<lb/>
electriſchen Stroͤmen umwunden</hi>.</head><lb/><p>Die Hypotheſe, die Magnetnadel gleiche einem Syſteme um-<lb/>
kreiſender electriſcher Stroͤme um die Nadel, ſcheint Ihnen viel-<lb/>
leicht etwas voreilig aufgeſtellt, da nur eine einzige Reihe von Ver-<lb/>ſuchen bisher zu ihr hinleitete; aber unſtreitig gewinnt dieſe Hypo-<lb/>
theſe gar ſehr an Begruͤndung, wenn ich Ihnen zeige, daß ſich<lb/>
aus einem Glasſtabe eine nach Norden weiſende kuͤnſtliche Magnet-<lb/>
nadel machen laͤßt, wenn man den Glasſtab mit electriſchen Stroͤ-<lb/>
men umwindet. Nimmt man naͤmlich einen Glasſtab <hirendition="#aq"><hirendition="#b">AB</hi></hi> und<lb/>
umwickelt ihn in zahlreichen Schraubenwindungen vom einen Ende<lb/>
bis zum andern mit einem mit Seide uͤberſponnenen Silberdrathe<lb/>
oder Kupferdrathe, laͤßt man dann die Enden <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CD, EF,</hi></hi> in grader<lb/>
Richtung wieder bis zur Mitte zuruͤckgehen, (<hirendition="#aq"><hirendition="#b">Fig. 170.</hi></hi>) und loͤthet<lb/>
eine Kupferplatte <hirendition="#aq"><hirendition="#b">K</hi></hi> an den einen, eine Zinkplatte <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Z</hi></hi> an den an-<lb/>
dern; ſo hat man, ſobald dieſe Verbindung an einem ungedrehten<lb/>
Faden bei <hirendition="#aq"><hirendition="#b">W</hi></hi> aufgehangen wird, und <hirendition="#aq"><hirendition="#b">K, Z</hi></hi> in geſaͤuertes Waſſer<lb/>
getaucht werden, eine ſich in den magnetiſchen Meridian ſtellende<lb/>
Nadel. Die Richtung, wie die Nadel ſich ſtellt, koͤnnen Sie leicht<lb/>ſelbſt finden, wenn Sie ſich erinnern, daß unſre Hypotheſe der<lb/>
richtig nach Norden gekehrten Magnetnadel poſitiv-electriſche<lb/>
Stroͤme hinaufwaͤrts gehend an der Weſtſeite zuſchrieb. Nehmen<lb/>
Sie in unſrer Zeichnung an, daß von <hirendition="#aq"><hirendition="#b">C</hi></hi> aus die Umwickelung <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CG</hi></hi><lb/>
gegen uns zugekehrt ſei, ſo iſt in <hirendition="#aq"><hirendition="#b">CG,</hi></hi> und ſo in allen einzelnen<lb/>
Umwickelungen, ein gegen uns zu liegender aufwaͤrts gehender po-<lb/>ſitiver Strom, der vom Kupfer <hirendition="#aq"><hirendition="#b">K</hi></hi> durch den Leitungsdrath nach<lb/>
dem Zink <hirendition="#aq"><hirendition="#b">Z</hi></hi> geht, ſobald <hirendition="#aq"><hirendition="#b">KZ</hi></hi> in geſaͤuertes Waſſer getaucht iſt;<lb/>
die Nadel wird ſich alſo ſo ſtellen, daß dieſe hinaufwaͤrts gehenden<lb/>
Stroͤme an der Weſtſeite liegen und <hirendition="#aq"><hirendition="#b">A</hi></hi> wird alſo ein Nordpol,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[488/0502]
Norden nach Suͤden uͤber ſie hin, ſo ſtellt die Nadel ſich genau
nach einem rechten Winkel mit dem Nordpole nach Oſten; bei
horizontal aufgeſtellten Nadeln tritt dies wegen der entgegen wir-
kenden Richtungskraft des natuͤrlichen Magnetismus nicht voll-
kommen ein, ſondern die ablenkende Kraft des Stromes treibt die
Nadel nur ſo weit ſeitwaͤrts, bis beide Kraͤfte einander das Gleich-
gewicht halten.
Einwirkung des Erdmagnetismus auf Nadeln mit
electriſchen Stroͤmen umwunden.
Die Hypotheſe, die Magnetnadel gleiche einem Syſteme um-
kreiſender electriſcher Stroͤme um die Nadel, ſcheint Ihnen viel-
leicht etwas voreilig aufgeſtellt, da nur eine einzige Reihe von Ver-
ſuchen bisher zu ihr hinleitete; aber unſtreitig gewinnt dieſe Hypo-
theſe gar ſehr an Begruͤndung, wenn ich Ihnen zeige, daß ſich
aus einem Glasſtabe eine nach Norden weiſende kuͤnſtliche Magnet-
nadel machen laͤßt, wenn man den Glasſtab mit electriſchen Stroͤ-
men umwindet. Nimmt man naͤmlich einen Glasſtab AB und
umwickelt ihn in zahlreichen Schraubenwindungen vom einen Ende
bis zum andern mit einem mit Seide uͤberſponnenen Silberdrathe
oder Kupferdrathe, laͤßt man dann die Enden CD, EF, in grader
Richtung wieder bis zur Mitte zuruͤckgehen, (Fig. 170.) und loͤthet
eine Kupferplatte K an den einen, eine Zinkplatte Z an den an-
dern; ſo hat man, ſobald dieſe Verbindung an einem ungedrehten
Faden bei W aufgehangen wird, und K, Z in geſaͤuertes Waſſer
getaucht werden, eine ſich in den magnetiſchen Meridian ſtellende
Nadel. Die Richtung, wie die Nadel ſich ſtellt, koͤnnen Sie leicht
ſelbſt finden, wenn Sie ſich erinnern, daß unſre Hypotheſe der
richtig nach Norden gekehrten Magnetnadel poſitiv-electriſche
Stroͤme hinaufwaͤrts gehend an der Weſtſeite zuſchrieb. Nehmen
Sie in unſrer Zeichnung an, daß von C aus die Umwickelung CG
gegen uns zugekehrt ſei, ſo iſt in CG, und ſo in allen einzelnen
Umwickelungen, ein gegen uns zu liegender aufwaͤrts gehender po-
ſitiver Strom, der vom Kupfer K durch den Leitungsdrath nach
dem Zink Z geht, ſobald KZ in geſaͤuertes Waſſer getaucht iſt;
die Nadel wird ſich alſo ſo ſtellen, daß dieſe hinaufwaͤrts gehenden
Stroͤme an der Weſtſeite liegen und A wird alſo ein Nordpol,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/502>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.