setzt wurde, so diente die Drehungskraft des Drathes, welche endlich die weitere Rotation der Scheibe hinderte, als ein Maaß der Kraft, mit welcher die Magnete die Scheibe zur Drehung antrieben. Die Magnete wurden bei den verschiedenen Versuchen bald der Axe näher, bald entfernter, also dem Rande der Scheibe näher rückend, aufgestellt, und nun beobachtet, wie viele Umläufe und Theile eines Umlaufes der an dem Faden und an der Scheibe befestigte Zeiger durchlief, ehe die Scheibe, wegen zu starker Drehung des Fadens, eine rückgängige Drehung anfing. Hier zeigte sich nun, daß die nahe am Mittelpuncte aufgestellten Magnete die Kupfer- scheibe weniger mächtig mit fortzogen, daß sie in der Mitte des Halbmessers stehend 6 Umdrehungen, auf drei Viertel des Halb- messers stehend 81/4 Umdr. bewirkten, aber nahe am Rande stehend kaum 4 Umdrehungen. Da nun schon andre Versuche von Arago sowohl als von Babbage und Herschel gezeigt hatten, daß Einschnitte in die Scheibe die Wirkung sehr änderten, so ließ Chri- stie einen Ring von 1/4 des Halbmessers breit am Rande so abtren- nen, daß er anfangs noch an vier Stellen, dann nur an zwei Stellen, endlich gar nicht mehr mit dem innern Kreise zusammen- hing. Dieses hatte den Erfolg, daß der unter dem mittlern Theile des Ringes rotirende Magnet die Scheibe nur ungefähr mit 2/3 der Kraft, die er auf die unzerschnittene Scheibe gezeigt hatte, fortzog, als der Ring noch an vier Zoll breiten Stellen festsaß, und nur kaum mit 1/3 jener Kraft, als der Schnitt die Trennung ganz voll- endet hatte. Wurde die Scheibe durch mehrere concentrische Schnitte getheilt, so ward durch das bloße Zerschneiden fast eben das bewirkt, wie durch das völlige Wegnehmen der etwas entfern- tern innern Theile. Die Magnete befanden sich einen Zoll vom Rande der 4 1/5 Zoll Halbmesser habenden Scheibe, und es wurden nach und nach Schnitte auf 0,7 Zoll, 1,2 Zoll, 1,7 Zoll, und 2,2 Zoll vom Mittelpuncte angebracht; die Kraft, die zuerst eine ge- wisse Drehung = 100 hervorbrachte, als die Scheibe ganz war, sank auf 94 nach dem innern Schnitte, auf 88 nach dem zweiten Schnitte, auf 76 nach dem dritten, auf 58 nach dem vierten Schnitte herab, und als der 2 Zoll breite Ring, der zuletzt außen noch übrig blieb, allein angewandt wurde, zeigte der unter seiner Mittellinie kreisende Magnet auf ihn eben die Wirkung, wie vor-
ſetzt wurde, ſo diente die Drehungskraft des Drathes, welche endlich die weitere Rotation der Scheibe hinderte, als ein Maaß der Kraft, mit welcher die Magnete die Scheibe zur Drehung antrieben. Die Magnete wurden bei den verſchiedenen Verſuchen bald der Axe naͤher, bald entfernter, alſo dem Rande der Scheibe naͤher ruͤckend, aufgeſtellt, und nun beobachtet, wie viele Umlaͤufe und Theile eines Umlaufes der an dem Faden und an der Scheibe befeſtigte Zeiger durchlief, ehe die Scheibe, wegen zu ſtarker Drehung des Fadens, eine ruͤckgaͤngige Drehung anfing. Hier zeigte ſich nun, daß die nahe am Mittelpuncte aufgeſtellten Magnete die Kupfer- ſcheibe weniger maͤchtig mit fortzogen, daß ſie in der Mitte des Halbmeſſers ſtehend 6 Umdrehungen, auf drei Viertel des Halb- meſſers ſtehend 8¼ Umdr. bewirkten, aber nahe am Rande ſtehend kaum 4 Umdrehungen. Da nun ſchon andre Verſuche von Arago ſowohl als von Babbage und Herſchel gezeigt hatten, daß Einſchnitte in die Scheibe die Wirkung ſehr aͤnderten, ſo ließ Chri- ſtie einen Ring von ¼ des Halbmeſſers breit am Rande ſo abtren- nen, daß er anfangs noch an vier Stellen, dann nur an zwei Stellen, endlich gar nicht mehr mit dem innern Kreiſe zuſammen- hing. Dieſes hatte den Erfolg, daß der unter dem mittlern Theile des Ringes rotirende Magnet die Scheibe nur ungefaͤhr mit ⅔ der Kraft, die er auf die unzerſchnittene Scheibe gezeigt hatte, fortzog, als der Ring noch an vier Zoll breiten Stellen feſtſaß, und nur kaum mit ⅓ jener Kraft, als der Schnitt die Trennung ganz voll- endet hatte. Wurde die Scheibe durch mehrere concentriſche Schnitte getheilt, ſo ward durch das bloße Zerſchneiden faſt eben das bewirkt, wie durch das voͤllige Wegnehmen der etwas entfern- tern innern Theile. Die Magnete befanden ſich einen Zoll vom Rande der 4⅕ Zoll Halbmeſſer habenden Scheibe, und es wurden nach und nach Schnitte auf 0,7 Zoll, 1,2 Zoll, 1,7 Zoll, und 2,2 Zoll vom Mittelpuncte angebracht; die Kraft, die zuerſt eine ge- wiſſe Drehung = 100 hervorbrachte, als die Scheibe ganz war, ſank auf 94 nach dem innern Schnitte, auf 88 nach dem zweiten Schnitte, auf 76 nach dem dritten, auf 58 nach dem vierten Schnitte herab, und als der 2 Zoll breite Ring, der zuletzt außen noch uͤbrig blieb, allein angewandt wurde, zeigte der unter ſeiner Mittellinie kreiſende Magnet auf ihn eben die Wirkung, wie vor-
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ſetzt wurde, ſo diente die Drehungskraft des Drathes, welche endlich
die weitere Rotation der Scheibe hinderte, als ein Maaß der Kraft,
mit welcher die Magnete die Scheibe zur Drehung antrieben. Die
Magnete wurden bei den verſchiedenen Verſuchen bald der Axe
naͤher, bald entfernter, alſo dem Rande der Scheibe naͤher ruͤckend,
aufgeſtellt, und nun beobachtet, wie viele Umlaͤufe und Theile
eines Umlaufes der an dem Faden und an der Scheibe befeſtigte
Zeiger durchlief, ehe die Scheibe, wegen zu ſtarker Drehung des
Fadens, eine ruͤckgaͤngige Drehung anfing. Hier zeigte ſich nun,
daß die nahe am Mittelpuncte aufgeſtellten Magnete die Kupfer-
ſcheibe weniger maͤchtig mit fortzogen, daß ſie in der Mitte des
Halbmeſſers ſtehend 6 Umdrehungen, auf drei Viertel des Halb-
meſſers ſtehend 8¼ Umdr. bewirkten, aber nahe am Rande ſtehend
kaum 4 Umdrehungen. Da nun ſchon andre Verſuche von Arago
ſowohl als von Babbage und Herſchel gezeigt hatten, daß
Einſchnitte in die Scheibe die Wirkung ſehr aͤnderten, ſo ließ Chri-
ſtie einen Ring von ¼ des Halbmeſſers breit am Rande ſo abtren-
nen, daß er anfangs noch an vier Stellen, dann nur an zwei
Stellen, endlich gar nicht mehr mit dem innern Kreiſe zuſammen-
hing. Dieſes hatte den Erfolg, daß der unter dem mittlern Theile
des Ringes rotirende Magnet die Scheibe nur ungefaͤhr mit ⅔ der
Kraft, die er auf die unzerſchnittene Scheibe gezeigt hatte, fortzog,
als der Ring noch an vier Zoll breiten Stellen feſtſaß, und nur
kaum mit ⅓ jener Kraft, als der Schnitt die Trennung ganz voll-
endet hatte. Wurde die Scheibe durch mehrere concentriſche
Schnitte getheilt, ſo ward durch das bloße Zerſchneiden faſt eben
das bewirkt, wie durch das voͤllige Wegnehmen der etwas entfern-
tern innern Theile. Die Magnete befanden ſich einen Zoll vom
Rande der 4⅕ Zoll Halbmeſſer habenden Scheibe, und es wurden
nach und nach Schnitte auf 0,7 Zoll, 1,2 Zoll, 1,7 Zoll, und 2,2
Zoll vom Mittelpuncte angebracht; die Kraft, die zuerſt eine ge-
wiſſe Drehung = 100 hervorbrachte, als die Scheibe ganz war,
ſank auf 94 nach dem innern Schnitte, auf 88 nach dem zweiten
Schnitte, auf 76 nach dem dritten, auf 58 nach dem vierten
Schnitte herab, und als der 2 Zoll breite Ring, der zuletzt außen
noch uͤbrig blieb, allein angewandt wurde, zeigte der unter ſeiner
Mittellinie kreiſende Magnet auf ihn eben die Wirkung, wie vor-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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