andre rotirende Scheiben nach ihrer verschiedenen Beschaffenheit ge- ringere Wirkungen als Kupfer zeigen. Die letztere Verschiedenheit ist so bedeutend, daß zum Beispiel unter gleichem Abstande und bei gleicher Schnelligkeit der Drehung eine Kupferscheibe die Nadel um 55°, eine Zinkscheibe sie nur um 14°, eine Bleischeibe nur um 8° ablenkte.
Diese von Arago zuerst angestellten Versuche änderten Bab- bage und Herschel so ab, daß sie einen starken Magnet, der beide Pole aufwärts kehrte, so in rotirende Bewegung setzten, daß diese Pole um einen in ihrer Mitte liegenden Punct kreisten, darüber aber eine am ungedrehten Faden hängende Metallscheibe angebracht war. Sobald der Magnet rotirte, so folgte auch die so aufgehängte Metallscheibe der Drehung. Prevost und Colladon hingen über der rotirenden Scheibe zwei verbundene Magnetnadeln auf, und fanden die Ablenkung ganz aufhörend, wenn die Nadeln mit den entgegengesetzten Polen vereinigt neben einander lagen, wo- gegen die Ablenkung mehr betrug, wenn die gleichnamigen Pole vereinigt waren.
Wirkungsgesetze dieses Rotationsmagnetismus.
Daß diese Erfolge sich wohl durch eine vorübergehende Ma- gnetisirung des Kupfers und der übrigen Metalle erklären ließen, war leicht zu übersehen; denn wenn der Nordpol des Magnets den unter ihm liegenden Punct der Scheibe südpolarisch macht, so wird beim Fortrücken des Nordpols dieser Südpol ihm zu folgen geneigt sein, wenn auch nur die kürzeste Zeit verfließt, ehe der bei der neuen Stellung des Magnetes unter ihm liegende Punct eine gleiche Südpolarität annimmt. Aber diese Meinung, die sich allerdings durch ihre Einfachheit empfiehlt, paßt nicht auf alle Erscheinungen. Arago nämlich, von dem ich schon erzählt habe, daß er diese Meinung widerlegte, ehe sie von jemand ausgesprochen war, stellte die richtige mathematische Ueberlegung an, daß da, wo eine Kraft wirksam ist, es nicht genüge, ihre nach einer bestimmt vorgeschriebenen Richtung hervorgehende Wirkung zu kennen, son- dern man müsse Mittel suchen, die eigentliche wa hre Richtung dieser Kraft, und daraus ihre Wirkung nach jeder Richtung zu finden. In der bewegten Kupferscheibe erkennen wir eine Kraft,
andre rotirende Scheiben nach ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit ge- ringere Wirkungen als Kupfer zeigen. Die letztere Verſchiedenheit iſt ſo bedeutend, daß zum Beiſpiel unter gleichem Abſtande und bei gleicher Schnelligkeit der Drehung eine Kupferſcheibe die Nadel um 55°, eine Zinkſcheibe ſie nur um 14°, eine Bleiſcheibe nur um 8° ablenkte.
Dieſe von Arago zuerſt angeſtellten Verſuche aͤnderten Bab- bage und Herſchel ſo ab, daß ſie einen ſtarken Magnet, der beide Pole aufwaͤrts kehrte, ſo in rotirende Bewegung ſetzten, daß dieſe Pole um einen in ihrer Mitte liegenden Punct kreiſten, daruͤber aber eine am ungedrehten Faden haͤngende Metallſcheibe angebracht war. Sobald der Magnet rotirte, ſo folgte auch die ſo aufgehaͤngte Metallſcheibe der Drehung. Prevoſt und Colladon hingen uͤber der rotirenden Scheibe zwei verbundene Magnetnadeln auf, und fanden die Ablenkung ganz aufhoͤrend, wenn die Nadeln mit den entgegengeſetzten Polen vereinigt neben einander lagen, wo- gegen die Ablenkung mehr betrug, wenn die gleichnamigen Pole vereinigt waren.
Wirkungsgeſetze dieſes Rotationsmagnetismus.
Daß dieſe Erfolge ſich wohl durch eine voruͤbergehende Ma- gnetiſirung des Kupfers und der uͤbrigen Metalle erklaͤren ließen, war leicht zu uͤberſehen; denn wenn der Nordpol des Magnets den unter ihm liegenden Punct der Scheibe ſuͤdpolariſch macht, ſo wird beim Fortruͤcken des Nordpols dieſer Suͤdpol ihm zu folgen geneigt ſein, wenn auch nur die kuͤrzeſte Zeit verfließt, ehe der bei der neuen Stellung des Magnetes unter ihm liegende Punct eine gleiche Suͤdpolaritaͤt annimmt. Aber dieſe Meinung, die ſich allerdings durch ihre Einfachheit empfiehlt, paßt nicht auf alle Erſcheinungen. Arago naͤmlich, von dem ich ſchon erzaͤhlt habe, daß er dieſe Meinung widerlegte, ehe ſie von jemand ausgeſprochen war, ſtellte die richtige mathematiſche Ueberlegung an, daß da, wo eine Kraft wirkſam iſt, es nicht genuͤge, ihre nach einer beſtimmt vorgeſchriebenen Richtung hervorgehende Wirkung zu kennen, ſon- dern man muͤſſe Mittel ſuchen, die eigentliche wa hre Richtung dieſer Kraft, und daraus ihre Wirkung nach jeder Richtung zu finden. In der bewegten Kupferſcheibe erkennen wir eine Kraft,
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andre rotirende Scheiben nach ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit ge-
ringere Wirkungen als Kupfer zeigen. Die letztere Verſchiedenheit
iſt ſo bedeutend, daß zum Beiſpiel unter gleichem Abſtande und
bei gleicher Schnelligkeit der Drehung eine Kupferſcheibe die Nadel
um 55°, eine Zinkſcheibe ſie nur um 14°, eine Bleiſcheibe nur
um 8° ablenkte.
Dieſe von Arago zuerſt angeſtellten Verſuche aͤnderten Bab-
bage und Herſchel ſo ab, daß ſie einen ſtarken Magnet, der beide
Pole aufwaͤrts kehrte, ſo in rotirende Bewegung ſetzten, daß dieſe
Pole um einen in ihrer Mitte liegenden Punct kreiſten, daruͤber
aber eine am ungedrehten Faden haͤngende Metallſcheibe angebracht
war. Sobald der Magnet rotirte, ſo folgte auch die ſo aufgehaͤngte
Metallſcheibe der Drehung. Prevoſt und Colladon hingen
uͤber der rotirenden Scheibe zwei verbundene Magnetnadeln auf,
und fanden die Ablenkung ganz aufhoͤrend, wenn die Nadeln mit
den entgegengeſetzten Polen vereinigt neben einander lagen, wo-
gegen die Ablenkung mehr betrug, wenn die gleichnamigen Pole
vereinigt waren.
Wirkungsgeſetze dieſes Rotationsmagnetismus.
Daß dieſe Erfolge ſich wohl durch eine voruͤbergehende Ma-
gnetiſirung des Kupfers und der uͤbrigen Metalle erklaͤren ließen,
war leicht zu uͤberſehen; denn wenn der Nordpol des Magnets den
unter ihm liegenden Punct der Scheibe ſuͤdpolariſch macht, ſo wird
beim Fortruͤcken des Nordpols dieſer Suͤdpol ihm zu folgen geneigt
ſein, wenn auch nur die kuͤrzeſte Zeit verfließt, ehe der bei der
neuen Stellung des Magnetes unter ihm liegende Punct eine
gleiche Suͤdpolaritaͤt annimmt. Aber dieſe Meinung, die ſich
allerdings durch ihre Einfachheit empfiehlt, paßt nicht auf alle
Erſcheinungen. Arago naͤmlich, von dem ich ſchon erzaͤhlt habe,
daß er dieſe Meinung widerlegte, ehe ſie von jemand ausgeſprochen
war, ſtellte die richtige mathematiſche Ueberlegung an, daß da, wo
eine Kraft wirkſam iſt, es nicht genuͤge, ihre nach einer beſtimmt
vorgeſchriebenen Richtung hervorgehende Wirkung zu kennen, ſon-
dern man muͤſſe Mittel ſuchen, die eigentliche wa hre Richtung
dieſer Kraft, und daraus ihre Wirkung nach jeder Richtung zu
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/486>, abgerufen am 25.11.2024.
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