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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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linie übereinstimmende Lage an, wie Fig. 146. zeigt, indem die
nach ED wirkende Kraft des Magnetismus nun B zu heben sucht
und dem Bestreben des Schwerpunctes C herabzusinken, auf die
entgegengesetzte Art entgegenwirken muß. Daß sich aus zwei solchen
Beobachtungen die wahre Neigung finden läßt, erhellt wohl, jedoch
wird vorausgesetzt, daß die unmagnetisirte Nadel für die horizon-
tale Stellung ganz genau berichtiget war; wenn das ungewiß ist,
so muß man durch neues Bestreichen der Nadel den Nordpol in
einen Südpol verwandeln und jene beiden Beobachtungen wieder-
holen. Diese Einrichtung giebt den Vortheil, daß die Nadel, wie
Sabine bestätigt fand, mit großer Genauigkeit immer dieselbe
Stellung annimmt, weil die Drehungskraft, selbst nahe bei der
Gleichgewichtsstellung, noch ziemlich erheblich bleibt.

Intensität der magnetischen Kraft.

Die bisherigen Untersuchungen betrafen die Richtung der
magnetischen Kraft an jedem Orte auf der Erde, und diese ist
durch Neigung und Abweichung so angegeben, daß man alle Be-
ziehungen, die bloß die Richtung der magnetischen Kraft be-
treffen, dadurch kennen lernt. Aber auch die Stärke der magne-
tischen Kraft ist in verschiedenen Gegenden ungleich. Um hierüber
Versuche anzustellen, muß man sehr vollkommen gehärtete Magnet-
nadeln haben, damit man sicher sei, daß diese an sich selbst als un-
veränderlich dürfen angesehen werden; die Versuche über ihre
Oscillationszeiten geben dann die Bestimmungen über die Ungleich-
heit der wirkenden magnetischen Kraft. Bedient man sich einer
solchen Neigungsnadel, die nach allen Richtungen äquilibrirt war,
ehe sie magnetisirt wurde, so dienen die Oscillationszeiten unmit-
telbar zu Bestimmung der Kraft, indem schnellere Oscillationen
größere Kraft anzeigen; bedient man sich der horizontalen Nadel,
so muß man bedenken, daß die horizontal wirkende magnetische
Kraft vorzüglich da, wo die Neigung der Magnetnadel bedeutend
ist, geringer ist, daß also die Bestimmung der gesammten ma-
gnetischen Kraft erst aus dieser Rücksicht auf die Neigung her-
vorgeht.

Eine in der natürlichen Richtung der magnetischen Kraft
oscillirende Nadel machte in Peru unter dem magnetischen Ae-

linie uͤbereinſtimmende Lage an, wie Fig. 146. zeigt, indem die
nach ED wirkende Kraft des Magnetismus nun B zu heben ſucht
und dem Beſtreben des Schwerpunctes C herabzuſinken, auf die
entgegengeſetzte Art entgegenwirken muß. Daß ſich aus zwei ſolchen
Beobachtungen die wahre Neigung finden laͤßt, erhellt wohl, jedoch
wird vorausgeſetzt, daß die unmagnetiſirte Nadel fuͤr die horizon-
tale Stellung ganz genau berichtiget war; wenn das ungewiß iſt,
ſo muß man durch neues Beſtreichen der Nadel den Nordpol in
einen Suͤdpol verwandeln und jene beiden Beobachtungen wieder-
holen. Dieſe Einrichtung giebt den Vortheil, daß die Nadel, wie
Sabine beſtaͤtigt fand, mit großer Genauigkeit immer dieſelbe
Stellung annimmt, weil die Drehungskraft, ſelbſt nahe bei der
Gleichgewichtsſtellung, noch ziemlich erheblich bleibt.

Intenſitaͤt der magnetiſchen Kraft.

Die bisherigen Unterſuchungen betrafen die Richtung der
magnetiſchen Kraft an jedem Orte auf der Erde, und dieſe iſt
durch Neigung und Abweichung ſo angegeben, daß man alle Be-
ziehungen, die bloß die Richtung der magnetiſchen Kraft be-
treffen, dadurch kennen lernt. Aber auch die Staͤrke der magne-
tiſchen Kraft iſt in verſchiedenen Gegenden ungleich. Um hieruͤber
Verſuche anzuſtellen, muß man ſehr vollkommen gehaͤrtete Magnet-
nadeln haben, damit man ſicher ſei, daß dieſe an ſich ſelbſt als un-
veraͤnderlich duͤrfen angeſehen werden; die Verſuche uͤber ihre
Oſcillationszeiten geben dann die Beſtimmungen uͤber die Ungleich-
heit der wirkenden magnetiſchen Kraft. Bedient man ſich einer
ſolchen Neigungsnadel, die nach allen Richtungen aͤquilibrirt war,
ehe ſie magnetiſirt wurde, ſo dienen die Oſcillationszeiten unmit-
telbar zu Beſtimmung der Kraft, indem ſchnellere Oſcillationen
groͤßere Kraft anzeigen; bedient man ſich der horizontalen Nadel,
ſo muß man bedenken, daß die horizontal wirkende magnetiſche
Kraft vorzuͤglich da, wo die Neigung der Magnetnadel bedeutend
iſt, geringer iſt, daß alſo die Beſtimmung der geſammten ma-
gnetiſchen Kraft erſt aus dieſer Ruͤckſicht auf die Neigung her-
vorgeht.

Eine in der natuͤrlichen Richtung der magnetiſchen Kraft
oſcillirende Nadel machte in Peru unter dem magnetiſchen Ae-

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[441/0455] linie uͤbereinſtimmende Lage an, wie Fig. 146. zeigt, indem die nach ED wirkende Kraft des Magnetismus nun B zu heben ſucht und dem Beſtreben des Schwerpunctes C herabzuſinken, auf die entgegengeſetzte Art entgegenwirken muß. Daß ſich aus zwei ſolchen Beobachtungen die wahre Neigung finden laͤßt, erhellt wohl, jedoch wird vorausgeſetzt, daß die unmagnetiſirte Nadel fuͤr die horizon- tale Stellung ganz genau berichtiget war; wenn das ungewiß iſt, ſo muß man durch neues Beſtreichen der Nadel den Nordpol in einen Suͤdpol verwandeln und jene beiden Beobachtungen wieder- holen. Dieſe Einrichtung giebt den Vortheil, daß die Nadel, wie Sabine beſtaͤtigt fand, mit großer Genauigkeit immer dieſelbe Stellung annimmt, weil die Drehungskraft, ſelbſt nahe bei der Gleichgewichtsſtellung, noch ziemlich erheblich bleibt. Intenſitaͤt der magnetiſchen Kraft. Die bisherigen Unterſuchungen betrafen die Richtung der magnetiſchen Kraft an jedem Orte auf der Erde, und dieſe iſt durch Neigung und Abweichung ſo angegeben, daß man alle Be- ziehungen, die bloß die Richtung der magnetiſchen Kraft be- treffen, dadurch kennen lernt. Aber auch die Staͤrke der magne- tiſchen Kraft iſt in verſchiedenen Gegenden ungleich. Um hieruͤber Verſuche anzuſtellen, muß man ſehr vollkommen gehaͤrtete Magnet- nadeln haben, damit man ſicher ſei, daß dieſe an ſich ſelbſt als un- veraͤnderlich duͤrfen angeſehen werden; die Verſuche uͤber ihre Oſcillationszeiten geben dann die Beſtimmungen uͤber die Ungleich- heit der wirkenden magnetiſchen Kraft. Bedient man ſich einer ſolchen Neigungsnadel, die nach allen Richtungen aͤquilibrirt war, ehe ſie magnetiſirt wurde, ſo dienen die Oſcillationszeiten unmit- telbar zu Beſtimmung der Kraft, indem ſchnellere Oſcillationen groͤßere Kraft anzeigen; bedient man ſich der horizontalen Nadel, ſo muß man bedenken, daß die horizontal wirkende magnetiſche Kraft vorzuͤglich da, wo die Neigung der Magnetnadel bedeutend iſt, geringer iſt, daß alſo die Beſtimmung der geſammten ma- gnetiſchen Kraft erſt aus dieſer Ruͤckſicht auf die Neigung her- vorgeht. Eine in der natuͤrlichen Richtung der magnetiſchen Kraft oſcillirende Nadel machte in Peru unter dem magnetiſchen Ae-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/455>, abgerufen am 22.11.2024.