werden daher hier schneller sein, als in jeder andern Stellung; weicht dagegen die Drehungs-Ebne, die ich noch immer als verti- cal, die Lage der Axe der Nadel als genau horizontal, voraussetze, vom magnetischen Meridiane ab, so müssen wir so rechnen. Im- mer bleibt die vertical wirkende Kraft (Fig. 140. 141.) CE in gleicher Stärke wirksam; aber wenn (Fig. 141.) DCF einen in der horizontalen Ebne gezeichneten rechten Winkel bedeutet, CD der magnetische Meridian ist, und die Nadel ihre Bewegungen in der Vertical-Ebne GCE macht, so muß man die Horizontalkraft CD in zwei, gleichfalls horizontale, auf einander senkrechte Seiten- kräfte CH, CI, zerlegen, und nur CI trägt zur Drehung der Nadel bei, weil CH nichts als einen unmerklichen Druck auf den einen Endpunct der Drehungs-Axe hervorbringt. Da nun CI desto kleiner wird, je mehr CG sich der rechtwinklichen Stellung gegen den magnetischen Meridian nähert, so ist, eben so fortschrei- tend, die horizontale, auf die Nadel wirkende Kraft desto kleiner, und wenn die Nadel sich senkrecht auf den magnetischen Meridian bewegt, so ist gar keine Horizontalkraft mehr wirksam, weshalb dann die Nadel sich, wegen der noch immer auf sie wirkenden Ver- ticalkraft, vertical stellt. Beobachtet man die Oscillationszeiten einer recht guten, mit möglichst geringer Reibung an der Axe sich drehenden, Nadel, so zeigen auch diese, daß die Kraft, welche in der Stellung von Ost nach West, (dies nämlich auf den magne- tischen Nordpunct bezogen,) die Nadel zur verticalen Stellung zieht, nur ungefähr neun Zehntel derjenigen ist, mit welcher die Nadel zu ihrer Neigungsstellung im Meridiane selbst zurück geführt wird.
Giebt man eben dieser Nadel dadurch, daß man die Axe der Nadel in einer verticalen Stellung festhält, die Lage einer horizon- talen Nadel, so ist die Horizontalkraft es allein, welche die Nadel zum Meridiane zurückführt; die Oscillationen der Horizontalnadel werden also noch langsamer sein, so daß eine Nadel die 10 Schwin- gungen in bestimmter Zeit in ihrer natürlichen Inclinationslage machte, nur etwa 6 in eben der Zeit in horizontaler Stellung macht.
Astatische Nadel.
Auf diese Ueberlegungen gründet sich eine Aufstellung der Nadel, welche die Nadel eben so der Einwirkung der magnetischen
werden daher hier ſchneller ſein, als in jeder andern Stellung; weicht dagegen die Drehungs-Ebne, die ich noch immer als verti- cal, die Lage der Axe der Nadel als genau horizontal, vorausſetze, vom magnetiſchen Meridiane ab, ſo muͤſſen wir ſo rechnen. Im- mer bleibt die vertical wirkende Kraft (Fig. 140. 141.) CE in gleicher Staͤrke wirkſam; aber wenn (Fig. 141.) DCF einen in der horizontalen Ebne gezeichneten rechten Winkel bedeutet, CD der magnetiſche Meridian iſt, und die Nadel ihre Bewegungen in der Vertical-Ebne GCE macht, ſo muß man die Horizontalkraft CD in zwei, gleichfalls horizontale, auf einander ſenkrechte Seiten- kraͤfte CH, CI, zerlegen, und nur CI traͤgt zur Drehung der Nadel bei, weil CH nichts als einen unmerklichen Druck auf den einen Endpunct der Drehungs-Axe hervorbringt. Da nun CI deſto kleiner wird, je mehr CG ſich der rechtwinklichen Stellung gegen den magnetiſchen Meridian naͤhert, ſo iſt, eben ſo fortſchrei- tend, die horizontale, auf die Nadel wirkende Kraft deſto kleiner, und wenn die Nadel ſich ſenkrecht auf den magnetiſchen Meridian bewegt, ſo iſt gar keine Horizontalkraft mehr wirkſam, weshalb dann die Nadel ſich, wegen der noch immer auf ſie wirkenden Ver- ticalkraft, vertical ſtellt. Beobachtet man die Oſcillationszeiten einer recht guten, mit moͤglichſt geringer Reibung an der Axe ſich drehenden, Nadel, ſo zeigen auch dieſe, daß die Kraft, welche in der Stellung von Oſt nach Weſt, (dies naͤmlich auf den magne- tiſchen Nordpunct bezogen,) die Nadel zur verticalen Stellung zieht, nur ungefaͤhr neun Zehntel derjenigen iſt, mit welcher die Nadel zu ihrer Neigungsſtellung im Meridiane ſelbſt zuruͤck gefuͤhrt wird.
Giebt man eben dieſer Nadel dadurch, daß man die Axe der Nadel in einer verticalen Stellung feſthaͤlt, die Lage einer horizon- talen Nadel, ſo iſt die Horizontalkraft es allein, welche die Nadel zum Meridiane zuruͤckfuͤhrt; die Oſcillationen der Horizontalnadel werden alſo noch langſamer ſein, ſo daß eine Nadel die 10 Schwin- gungen in beſtimmter Zeit in ihrer natuͤrlichen Inclinationslage machte, nur etwa 6 in eben der Zeit in horizontaler Stellung macht.
Aſtatiſche Nadel.
Auf dieſe Ueberlegungen gruͤndet ſich eine Aufſtellung der Nadel, welche die Nadel eben ſo der Einwirkung der magnetiſchen
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werden daher hier ſchneller ſein, als in jeder andern Stellung;
weicht dagegen die Drehungs-Ebne, die ich noch immer als verti-
cal, die Lage der Axe der Nadel als genau horizontal, vorausſetze,
vom magnetiſchen Meridiane ab, ſo muͤſſen wir ſo rechnen. Im-
mer bleibt die vertical wirkende Kraft (Fig. 140. 141.) CE in
gleicher Staͤrke wirkſam; aber wenn (Fig. 141.) DCF einen in
der horizontalen Ebne gezeichneten rechten Winkel bedeutet, CD
der magnetiſche Meridian iſt, und die Nadel ihre Bewegungen in
der Vertical-Ebne GCE macht, ſo muß man die Horizontalkraft
CD in zwei, gleichfalls horizontale, auf einander ſenkrechte Seiten-
kraͤfte CH, CI, zerlegen, und nur CI traͤgt zur Drehung der
Nadel bei, weil CH nichts als einen unmerklichen Druck auf den
einen Endpunct der Drehungs-Axe hervorbringt. Da nun CI
deſto kleiner wird, je mehr CG ſich der rechtwinklichen Stellung
gegen den magnetiſchen Meridian naͤhert, ſo iſt, eben ſo fortſchrei-
tend, die horizontale, auf die Nadel wirkende Kraft deſto kleiner,
und wenn die Nadel ſich ſenkrecht auf den magnetiſchen Meridian
bewegt, ſo iſt gar keine Horizontalkraft mehr wirkſam, weshalb
dann die Nadel ſich, wegen der noch immer auf ſie wirkenden Ver-
ticalkraft, vertical ſtellt. Beobachtet man die Oſcillationszeiten
einer recht guten, mit moͤglichſt geringer Reibung an der Axe ſich
drehenden, Nadel, ſo zeigen auch dieſe, daß die Kraft, welche in
der Stellung von Oſt nach Weſt, (dies naͤmlich auf den magne-
tiſchen Nordpunct bezogen,) die Nadel zur verticalen Stellung zieht,
nur ungefaͤhr neun Zehntel derjenigen iſt, mit welcher die Nadel
zu ihrer Neigungsſtellung im Meridiane ſelbſt zuruͤck gefuͤhrt wird.
Giebt man eben dieſer Nadel dadurch, daß man die Axe der
Nadel in einer verticalen Stellung feſthaͤlt, die Lage einer horizon-
talen Nadel, ſo iſt die Horizontalkraft es allein, welche die Nadel
zum Meridiane zuruͤckfuͤhrt; die Oſcillationen der Horizontalnadel
werden alſo noch langſamer ſein, ſo daß eine Nadel die 10 Schwin-
gungen in beſtimmter Zeit in ihrer natuͤrlichen Inclinationslage
machte, nur etwa 6 in eben der Zeit in horizontaler Stellung
macht.
Aſtatiſche Nadel.
Auf dieſe Ueberlegungen gruͤndet ſich eine Aufſtellung der
Nadel, welche die Nadel eben ſo der Einwirkung der magnetiſchen
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/443>, abgerufen am 13.11.2024.
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