Ausdehnungen noch etwas anders ausfallen, die Compensation ganz strenge zu erreichen.
Eine ähnliche Compensation, wie das Pendel, fordert die Un- ruhe der Feder-Uhren, und diese ist um so wichtiger, da gerade die See-Uhren, die Chronometer, auf deren gleichförmigen Gang man bei den längsten Reisen muß trauen können, nicht durch Pen- del, deren Bewegung auf Schiffen ohne alle Regelmäßigkeit sein würde, regulirt werden können. Die Spiralfeder einer Uhr ver- längert sich bei der Wärme, und macht dann, wenn sie keine andre Masse mit fortzubewegen hat, langsamere Schwingungen; da sie aber die Masse der Unruhe, die als ein kleines Schwungrad anzu- sehen ist, mit in Schwung setzen muß, so kann man hier die Compensation dadurch bewirken, daß man mit der minder kräftig wirkenden erwärmten Feder eine dem Mittelpuncte näher gerückte, also leichter in Bewegung zu setzende, Masse in Verbindung bringt, oder daß man einen Theil der Masse der Unruhe so anbringt, daß er bei der Erwärmung näher an die Axe rückt. Dies bewirkt man auf folgende Weise. Sie wissen, daß eine aus Messing und Stahl zusammengesetzte gekrümmte Platte ad (Fig. 11.), deren innerer Theil ed aus Stahl, der äußere ab aus Messing besteht, sich bei zunehmender Wärme immer stärker krümmt, weil das Messing sich mehr als der Stahl verlängert; tragen nun zwei solche Strei- fen die schweren Massen M, M und sind mit der Axe B der Unruhe so verbunden, daß diese Massen alle Schwingungen mit machen müssen, so werden bei gleicher Kraft der Feder die Schwingungen schneller, wenn die Massen M näher gegen die Axe B rücken. Hier, wo dieses Näherrücken durch die Erwärmung, durch die zuneh- mende Krümmung der Streifen ad, bewirkt wird, und wo die zugleich mit erwärmte und verlängerte Spiralfeder an Kraft ver- liert, läßt sich beides so gegen einander ausgleichen, daß die Schwin- gungen der Unruhe gleich schnell bleiben, und Versuche müssen über die dazu nöthigen genauen Abmessungen entscheiden.
Aehnliche Compensationen könnte man auch in andern Fäl- len, wo eine unveränderliche Länge erhalten werden soll, an- wenden.
Ausdehnungen noch etwas anders ausfallen, die Compenſation ganz ſtrenge zu erreichen.
Eine aͤhnliche Compenſation, wie das Pendel, fordert die Un- ruhe der Feder-Uhren, und dieſe iſt um ſo wichtiger, da gerade die See-Uhren, die Chronometer, auf deren gleichfoͤrmigen Gang man bei den laͤngſten Reiſen muß trauen koͤnnen, nicht durch Pen- del, deren Bewegung auf Schiffen ohne alle Regelmaͤßigkeit ſein wuͤrde, regulirt werden koͤnnen. Die Spiralfeder einer Uhr ver- laͤngert ſich bei der Waͤrme, und macht dann, wenn ſie keine andre Maſſe mit fortzubewegen hat, langſamere Schwingungen; da ſie aber die Maſſe der Unruhe, die als ein kleines Schwungrad anzu- ſehen iſt, mit in Schwung ſetzen muß, ſo kann man hier die Compenſation dadurch bewirken, daß man mit der minder kraͤftig wirkenden erwaͤrmten Feder eine dem Mittelpuncte naͤher geruͤckte, alſo leichter in Bewegung zu ſetzende, Maſſe in Verbindung bringt, oder daß man einen Theil der Maſſe der Unruhe ſo anbringt, daß er bei der Erwaͤrmung naͤher an die Axe ruͤckt. Dies bewirkt man auf folgende Weiſe. Sie wiſſen, daß eine aus Meſſing und Stahl zuſammengeſetzte gekruͤmmte Platte ad (Fig. 11.), deren innerer Theil ed aus Stahl, der aͤußere ab aus Meſſing beſteht, ſich bei zunehmender Waͤrme immer ſtaͤrker kruͤmmt, weil das Meſſing ſich mehr als der Stahl verlaͤngert; tragen nun zwei ſolche Strei- fen die ſchweren Maſſen M, M und ſind mit der Axe B der Unruhe ſo verbunden, daß dieſe Maſſen alle Schwingungen mit machen muͤſſen, ſo werden bei gleicher Kraft der Feder die Schwingungen ſchneller, wenn die Maſſen M naͤher gegen die Axe B ruͤcken. Hier, wo dieſes Naͤherruͤcken durch die Erwaͤrmung, durch die zuneh- mende Kruͤmmung der Streifen ad, bewirkt wird, und wo die zugleich mit erwaͤrmte und verlaͤngerte Spiralfeder an Kraft ver- liert, laͤßt ſich beides ſo gegen einander ausgleichen, daß die Schwin- gungen der Unruhe gleich ſchnell bleiben, und Verſuche muͤſſen uͤber die dazu noͤthigen genauen Abmeſſungen entſcheiden.
Aehnliche Compenſationen koͤnnte man auch in andern Faͤl- len, wo eine unveraͤnderliche Laͤnge erhalten werden ſoll, an- wenden.
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Ausdehnungen noch etwas anders ausfallen, die Compenſation ganz
ſtrenge zu erreichen.
Eine aͤhnliche Compenſation, wie das Pendel, fordert die Un-
ruhe der Feder-Uhren, und dieſe iſt um ſo wichtiger, da gerade
die See-Uhren, die Chronometer, auf deren gleichfoͤrmigen Gang
man bei den laͤngſten Reiſen muß trauen koͤnnen, nicht durch Pen-
del, deren Bewegung auf Schiffen ohne alle Regelmaͤßigkeit ſein
wuͤrde, regulirt werden koͤnnen. Die Spiralfeder einer Uhr ver-
laͤngert ſich bei der Waͤrme, und macht dann, wenn ſie keine andre
Maſſe mit fortzubewegen hat, langſamere Schwingungen; da ſie
aber die Maſſe der Unruhe, die als ein kleines Schwungrad anzu-
ſehen iſt, mit in Schwung ſetzen muß, ſo kann man hier die
Compenſation dadurch bewirken, daß man mit der minder kraͤftig
wirkenden erwaͤrmten Feder eine dem Mittelpuncte naͤher geruͤckte,
alſo leichter in Bewegung zu ſetzende, Maſſe in Verbindung bringt,
oder daß man einen Theil der Maſſe der Unruhe ſo anbringt, daß
er bei der Erwaͤrmung naͤher an die Axe ruͤckt. Dies bewirkt man
auf folgende Weiſe. Sie wiſſen, daß eine aus Meſſing und Stahl
zuſammengeſetzte gekruͤmmte Platte ad (Fig. 11.), deren innerer
Theil ed aus Stahl, der aͤußere ab aus Meſſing beſteht, ſich bei
zunehmender Waͤrme immer ſtaͤrker kruͤmmt, weil das Meſſing
ſich mehr als der Stahl verlaͤngert; tragen nun zwei ſolche Strei-
fen die ſchweren Maſſen M, M und ſind mit der Axe B der Unruhe
ſo verbunden, daß dieſe Maſſen alle Schwingungen mit machen
muͤſſen, ſo werden bei gleicher Kraft der Feder die Schwingungen
ſchneller, wenn die Maſſen M naͤher gegen die Axe B ruͤcken. Hier,
wo dieſes Naͤherruͤcken durch die Erwaͤrmung, durch die zuneh-
mende Kruͤmmung der Streifen ad, bewirkt wird, und wo die
zugleich mit erwaͤrmte und verlaͤngerte Spiralfeder an Kraft ver-
liert, laͤßt ſich beides ſo gegen einander ausgleichen, daß die Schwin-
gungen der Unruhe gleich ſchnell bleiben, und Verſuche muͤſſen uͤber
die dazu noͤthigen genauen Abmeſſungen entſcheiden.
Aehnliche Compenſationen koͤnnte man auch in andern Faͤl-
len, wo eine unveraͤnderliche Laͤnge erhalten werden ſoll, an-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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