liegt; die von Volta entdeckte Differenz des electrischen Zustandes beider Metalle ist die Ursache des Hinüberführens der Stoffe, und dieses macht ferner den durch die ganze Säule gehenden electrischen Strom möglich, indem da, wo keine Hinüberführung eintritt, keine wirksame Kette gebildet werden kann. Einige Bemerkungen, die ich künftig anführen werde, geben dieser Ansicht noch mehr Befestigung.
Diese Aufklärung über einen schwierigen Punct der Theorie der Säule vermindert wenigstens die Schwierigkeit, wenn sie sie auch nicht völlig hebt. Für die trockne Säule, in welcher Körper, deren Theile uns unbeweglich erscheinen, die Leiter der zweiten Art darstellen, paßt jene Erklärung nicht, und doch wäre es wohl gewagt, bei ihr ein andres Erklärungsprincip anzunehmen. Man hat ein solches angenommen, und Davy selbst deutete darauf hin, nämlich daß die Zwischenschichten zwischen den Electromotoren, als Halbleiter, isolirend für so schwache Electricitäten wirken, und daß daher in der zweiten Zinkschichte durch Vertheilung mehr positive Electricität, unter dem Einflusse des durch die Zwischenschichte ge- trennten negativen Kupfers, condensatorisch hervorgerufen werde; aber diese Theorie scheint unzulässig, da dann dickere Zwischen- schichten aus jenen Halbleitern gebildet, viel nachtheiliger der Ver- stärkung der Säule entgegen wirken müßten, als es nach den Er- fahrungen der Fall ist.
Ich verlasse diese schwierigen Gegenstände, zu denen ich noch bei einer andern Gelegenheit zurückkehren muß, und füge jetzt noch einige merkwürdige Erscheinungen hinzu, die bei den chemischen Wirkungen der Säule vorkommen.
Unter den zahlreichen Merkwürdigkeiten, welche die Zersetzun- gen und Verbindungen unter dem Einfluß der electrischen Ströme darbieten, will ich hier nur eine erwähnen.
Wenn man in Auflösungen von Metallsalzen die beiden Polar- dräthe einander gegenüber stellt, so hängt sich in vielen Fällen das Metall in Blättchen, die sich an einander ansetzen, in andern mehr ohne bestimmte Form an, und die Oxydirung am andern Drathe
liegt; die von Volta entdeckte Differenz des electriſchen Zuſtandes beider Metalle iſt die Urſache des Hinuͤberfuͤhrens der Stoffe, und dieſes macht ferner den durch die ganze Saͤule gehenden electriſchen Strom moͤglich, indem da, wo keine Hinuͤberfuͤhrung eintritt, keine wirkſame Kette gebildet werden kann. Einige Bemerkungen, die ich kuͤnftig anfuͤhren werde, geben dieſer Anſicht noch mehr Befeſtigung.
Dieſe Aufklaͤrung uͤber einen ſchwierigen Punct der Theorie der Saͤule vermindert wenigſtens die Schwierigkeit, wenn ſie ſie auch nicht voͤllig hebt. Fuͤr die trockne Saͤule, in welcher Koͤrper, deren Theile uns unbeweglich erſcheinen, die Leiter der zweiten Art darſtellen, paßt jene Erklaͤrung nicht, und doch waͤre es wohl gewagt, bei ihr ein andres Erklaͤrungsprincip anzunehmen. Man hat ein ſolches angenommen, und Davy ſelbſt deutete darauf hin, naͤmlich daß die Zwiſchenſchichten zwiſchen den Electromotoren, als Halbleiter, iſolirend fuͤr ſo ſchwache Electricitaͤten wirken, und daß daher in der zweiten Zinkſchichte durch Vertheilung mehr poſitive Electricitaͤt, unter dem Einfluſſe des durch die Zwiſchenſchichte ge- trennten negativen Kupfers, condenſatoriſch hervorgerufen werde; aber dieſe Theorie ſcheint unzulaͤſſig, da dann dickere Zwiſchen- ſchichten aus jenen Halbleitern gebildet, viel nachtheiliger der Ver- ſtaͤrkung der Saͤule entgegen wirken muͤßten, als es nach den Er- fahrungen der Fall iſt.
Ich verlaſſe dieſe ſchwierigen Gegenſtaͤnde, zu denen ich noch bei einer andern Gelegenheit zuruͤckkehren muß, und fuͤge jetzt noch einige merkwuͤrdige Erſcheinungen hinzu, die bei den chemiſchen Wirkungen der Saͤule vorkommen.
Unter den zahlreichen Merkwuͤrdigkeiten, welche die Zerſetzun- gen und Verbindungen unter dem Einfluß der electriſchen Stroͤme darbieten, will ich hier nur eine erwaͤhnen.
Wenn man in Aufloͤſungen von Metallſalzen die beiden Polar- draͤthe einander gegenuͤber ſtellt, ſo haͤngt ſich in vielen Faͤllen das Metall in Blaͤttchen, die ſich an einander anſetzen, in andern mehr ohne beſtimmte Form an, und die Oxydirung am andern Drathe
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liegt; die von Volta entdeckte Differenz des electriſchen Zuſtandes
beider Metalle iſt die Urſache des Hinuͤberfuͤhrens der Stoffe, und
dieſes macht ferner den durch die ganze Saͤule gehenden electriſchen
Strom moͤglich, indem da, wo keine Hinuͤberfuͤhrung eintritt,
keine wirkſame Kette gebildet werden kann. Einige Bemerkungen,
die ich kuͤnftig anfuͤhren werde, geben dieſer Anſicht noch mehr
Befeſtigung.
Dieſe Aufklaͤrung uͤber einen ſchwierigen Punct der Theorie
der Saͤule vermindert wenigſtens die Schwierigkeit, wenn ſie ſie
auch nicht voͤllig hebt. Fuͤr die trockne Saͤule, in welcher Koͤrper,
deren Theile uns unbeweglich erſcheinen, die Leiter der zweiten Art
darſtellen, paßt jene Erklaͤrung nicht, und doch waͤre es wohl
gewagt, bei ihr ein andres Erklaͤrungsprincip anzunehmen. Man
hat ein ſolches angenommen, und Davy ſelbſt deutete darauf hin,
naͤmlich daß die Zwiſchenſchichten zwiſchen den Electromotoren, als
Halbleiter, iſolirend fuͤr ſo ſchwache Electricitaͤten wirken, und daß
daher in der zweiten Zinkſchichte durch Vertheilung mehr poſitive
Electricitaͤt, unter dem Einfluſſe des durch die Zwiſchenſchichte ge-
trennten negativen Kupfers, condenſatoriſch hervorgerufen werde;
aber dieſe Theorie ſcheint unzulaͤſſig, da dann dickere Zwiſchen-
ſchichten aus jenen Halbleitern gebildet, viel nachtheiliger der Ver-
ſtaͤrkung der Saͤule entgegen wirken muͤßten, als es nach den Er-
fahrungen der Fall iſt.
Ich verlaſſe dieſe ſchwierigen Gegenſtaͤnde, zu denen ich noch
bei einer andern Gelegenheit zuruͤckkehren muß, und fuͤge jetzt noch
einige merkwuͤrdige Erſcheinungen hinzu, die bei den chemiſchen
Wirkungen der Saͤule vorkommen.
Beſondere chemiſche Wirkungen. Nobili's electro-
chemiſche Figuren.
Unter den zahlreichen Merkwuͤrdigkeiten, welche die Zerſetzun-
gen und Verbindungen unter dem Einfluß der electriſchen Stroͤme
darbieten, will ich hier nur eine erwaͤhnen.
Wenn man in Aufloͤſungen von Metallſalzen die beiden Polar-
draͤthe einander gegenuͤber ſtellt, ſo haͤngt ſich in vielen Faͤllen das
Metall in Blaͤttchen, die ſich an einander anſetzen, in andern mehr
ohne beſtimmte Form an, und die Oxydirung am andern Drathe
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/390>, abgerufen am 13.11.2024.
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