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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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Säule gehende Drath dagegen von einem leichter oxydirbaren Me-
talle, so oxydirt dieser sich, während an dem andern Drathe, der
nämlich mit dem negativen Pole in Verbindung steht, immer auf
gleiche Weise Bläschen hervorgehen.

Diese Wahrnehmung zeigt schon, daß die Wasserzersetzung
hier auf eine ungewöhnliche Weise statt findet, daß nämlich am
negativen Drathe nur der eine Bestandtheil, am andern Drathe
nur der andre Bestandtheil sich uns kenntlich darstellt. Da diese
Erscheinung der Vorstellung von einer Zersetzung des Wassers nicht
entsprechend schien, so glaubten zuerst einige Physiker, man müsse
die Lehre von der Wasserzersetzung aufgeben; aber spätere Versuche,
die auch bei andern Zersetzungen dasselbe Gesetz, daß nur der eine
Bestandtheil am einen Pole, der andre Bestandtheil am andern
Pole ausgeschieden hervorgeht, beweisen, ließen keinen Zweifel
übrig, daß auch hier die wahren Bestandtheile des Wassers, als
durch Zerlegung des Wassers hervorgehend, sich uns darstellen.
Um die beiden Luft-Arten, die bei der Zerlegung des Wassers ent-
stehen, abgesondert zu erhalten, dient, da die Wirkung einer nicht
allzu schwachen Säule sich weit genug erstreckt, ein Instrument,
wo die Dräthe sich am untern Ende zweier Röhren finden. Es
sei die Röhre (Fig. 112) ABC ganz mit Wasser gefüllt, und
befinde sich in das weitere, mit reinem Wasser gefüllte Gefäß DE
eingetaucht; über die Oeffnungen der Röhre ABC sind zwei oben
geschlossene, aber ganz mit Wasser gefüllte Röhren oder Glöckchen
AF, CG gestürzt, damit diese die bei B etwa sich entwickelnde Luft
aufnehmen. In diese Glöckchen sind die Platindräthe FH, GK,
durch Einschmelzen befestigt, deren Enden sich ziemlich tief im un-
tern Theile der Röhren befinden. Daß die Gefäße AF, CG,
sich wegen des auf die Oberfläche LM des Wassers wirkenden Luft-
druckes mit Wasser gefüllt erhalten, wenn man sie angefüllt mit
ihren Mündungen unter die Oberfläche LM bringt, brauche ich
nicht zu sagen. Wird nun der eine der Platindräthe bei N mit
dem einen, der andre bei O mit dem andern Pole der Säule in
Verbindung gesetzt, so bildet sich eine, theils aus den Metalldrä-
then NH, OK, theils aus der Wassermasse HBK bestehende,
Schließung der Kette, und indem die electrischen Ströme von der
Spitze des einen Draths zur Spitze des andern übergehen, zersetzen

Saͤule gehende Drath dagegen von einem leichter oxydirbaren Me-
talle, ſo oxydirt dieſer ſich, waͤhrend an dem andern Drathe, der
naͤmlich mit dem negativen Pole in Verbindung ſteht, immer auf
gleiche Weiſe Blaͤschen hervorgehen.

Dieſe Wahrnehmung zeigt ſchon, daß die Waſſerzerſetzung
hier auf eine ungewoͤhnliche Weiſe ſtatt findet, daß naͤmlich am
negativen Drathe nur der eine Beſtandtheil, am andern Drathe
nur der andre Beſtandtheil ſich uns kenntlich darſtellt. Da dieſe
Erſcheinung der Vorſtellung von einer Zerſetzung des Waſſers nicht
entſprechend ſchien, ſo glaubten zuerſt einige Phyſiker, man muͤſſe
die Lehre von der Waſſerzerſetzung aufgeben; aber ſpaͤtere Verſuche,
die auch bei andern Zerſetzungen dasſelbe Geſetz, daß nur der eine
Beſtandtheil am einen Pole, der andre Beſtandtheil am andern
Pole ausgeſchieden hervorgeht, beweiſen, ließen keinen Zweifel
uͤbrig, daß auch hier die wahren Beſtandtheile des Waſſers, als
durch Zerlegung des Waſſers hervorgehend, ſich uns darſtellen.
Um die beiden Luft-Arten, die bei der Zerlegung des Waſſers ent-
ſtehen, abgeſondert zu erhalten, dient, da die Wirkung einer nicht
allzu ſchwachen Saͤule ſich weit genug erſtreckt, ein Inſtrument,
wo die Draͤthe ſich am untern Ende zweier Roͤhren finden. Es
ſei die Roͤhre (Fig. 112) ABC ganz mit Waſſer gefuͤllt, und
befinde ſich in das weitere, mit reinem Waſſer gefuͤllte Gefaͤß DE
eingetaucht; uͤber die Oeffnungen der Roͤhre ABC ſind zwei oben
geſchloſſene, aber ganz mit Waſſer gefuͤllte Roͤhren oder Gloͤckchen
AF, CG geſtuͤrzt, damit dieſe die bei B etwa ſich entwickelnde Luft
aufnehmen. In dieſe Gloͤckchen ſind die Platindraͤthe FH, GK,
durch Einſchmelzen befeſtigt, deren Enden ſich ziemlich tief im un-
tern Theile der Roͤhren befinden. Daß die Gefaͤße AF, CG,
ſich wegen des auf die Oberflaͤche LM des Waſſers wirkenden Luft-
druckes mit Waſſer gefuͤllt erhalten, wenn man ſie angefuͤllt mit
ihren Muͤndungen unter die Oberflaͤche LM bringt, brauche ich
nicht zu ſagen. Wird nun der eine der Platindraͤthe bei N mit
dem einen, der andre bei O mit dem andern Pole der Saͤule in
Verbindung geſetzt, ſo bildet ſich eine, theils aus den Metalldraͤ-
then NH, OK, theils aus der Waſſermaſſe HBK beſtehende,
Schließung der Kette, und indem die electriſchen Stroͤme von der
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[358/0372] Saͤule gehende Drath dagegen von einem leichter oxydirbaren Me- talle, ſo oxydirt dieſer ſich, waͤhrend an dem andern Drathe, der naͤmlich mit dem negativen Pole in Verbindung ſteht, immer auf gleiche Weiſe Blaͤschen hervorgehen. Dieſe Wahrnehmung zeigt ſchon, daß die Waſſerzerſetzung hier auf eine ungewoͤhnliche Weiſe ſtatt findet, daß naͤmlich am negativen Drathe nur der eine Beſtandtheil, am andern Drathe nur der andre Beſtandtheil ſich uns kenntlich darſtellt. Da dieſe Erſcheinung der Vorſtellung von einer Zerſetzung des Waſſers nicht entſprechend ſchien, ſo glaubten zuerſt einige Phyſiker, man muͤſſe die Lehre von der Waſſerzerſetzung aufgeben; aber ſpaͤtere Verſuche, die auch bei andern Zerſetzungen dasſelbe Geſetz, daß nur der eine Beſtandtheil am einen Pole, der andre Beſtandtheil am andern Pole ausgeſchieden hervorgeht, beweiſen, ließen keinen Zweifel uͤbrig, daß auch hier die wahren Beſtandtheile des Waſſers, als durch Zerlegung des Waſſers hervorgehend, ſich uns darſtellen. Um die beiden Luft-Arten, die bei der Zerlegung des Waſſers ent- ſtehen, abgeſondert zu erhalten, dient, da die Wirkung einer nicht allzu ſchwachen Saͤule ſich weit genug erſtreckt, ein Inſtrument, wo die Draͤthe ſich am untern Ende zweier Roͤhren finden. Es ſei die Roͤhre (Fig. 112) ABC ganz mit Waſſer gefuͤllt, und befinde ſich in das weitere, mit reinem Waſſer gefuͤllte Gefaͤß DE eingetaucht; uͤber die Oeffnungen der Roͤhre ABC ſind zwei oben geſchloſſene, aber ganz mit Waſſer gefuͤllte Roͤhren oder Gloͤckchen AF, CG geſtuͤrzt, damit dieſe die bei B etwa ſich entwickelnde Luft aufnehmen. In dieſe Gloͤckchen ſind die Platindraͤthe FH, GK, durch Einſchmelzen befeſtigt, deren Enden ſich ziemlich tief im un- tern Theile der Roͤhren befinden. Daß die Gefaͤße AF, CG, ſich wegen des auf die Oberflaͤche LM des Waſſers wirkenden Luft- druckes mit Waſſer gefuͤllt erhalten, wenn man ſie angefuͤllt mit ihren Muͤndungen unter die Oberflaͤche LM bringt, brauche ich nicht zu ſagen. Wird nun der eine der Platindraͤthe bei N mit dem einen, der andre bei O mit dem andern Pole der Saͤule in Verbindung geſetzt, ſo bildet ſich eine, theils aus den Metalldraͤ- then NH, OK, theils aus der Waſſermaſſe HBK beſtehende, Schließung der Kette, und indem die electriſchen Stroͤme von der Spitze des einen Draths zur Spitze des andern uͤbergehen, zerſetzen

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/372>, abgerufen am 24.11.2024.