positiv zurück, wenn er alcalisch, negativ dagegen, wenn er ein Salz oder eine Säure ist. Hiernach würden also die Ausdünstun- gen des Meeres mit positiver Electricität beladen aufsteigen. In- dem aber Pouillet hierdurch die Meinung widerlegt zu haben glaubt, daß die gewöhnliche Ausdünstung die Electricität in der Atmosphäre hervorbringe, glaubt er die Wirksamkeit der Vegeta- tion an deren Stelle setzen zu können. Er ließ Saamen in Ver- bindung mit der Condensatorplatte keimen, und fand, daß wenn der Keim die Erde hob und hervorbrach, und wenn die Vegetation sich in stärkerm Fortschreiten entwickelte, bedeutende Spuren von Electricität hervorgingen.
Genügender als diese Versuche sind die von Pouillet über die Electricität bei der Verbrennung der Kohle angestellten. Schon Volta hatte 1782 angegeben, daß die Kohle beim Verbrennen negativ zurückbleibe, die entstandene kohlensaure Luft also positiv sei; aber dieser Versuch hatte später nicht immer gleiche Erfolge gegeben. Pouillet findet den Grund des Mißlingens darin, daß man gewöhnlich Kohlen anwende, die an allen Seiten bren- nen, wodurch die Regelmäßigkeit verloren geht. Seine Vorschrift, prismatische Kohlenstücke aufrecht auf die Condensatorplatte zu setzen und sie nur an ihrem obern Theile brennen zu lassen, wo dann die obere Condensatorplatte gewiß negativ werde, habe ich bewährt gefunden.
Entstehung der Electricität durch Erwärmung.
Als ein ausgezeichneter Körper wegen der in ihm durch Wärme erregbaren Electricität ist schon vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts der Turmalin bekannt gewesen. Dieser harte Stein, den man zu den Edelsteinen rechnet, wird durch Reibung zwar auch electrisch, aber er besitzt die Eigenschaft, die er nur mit we- nigen Körpern, dem Topas, Galmey, und einigen andern, gemein hat, auch bei Erhitzung Electricität, und zwar die positive am einen, die negative am andern Ende anzunehmen. Nach Haüys und Biots Angaben ist derjenige Turmalin, dessen prismatische Crystalle sich am einen Ende dreiseitig, am andern Ende sechsseitig zuspitzen, am geschicktesten zu dieser Erlangung von Electricität,
poſitiv zuruͤck, wenn er alcaliſch, negativ dagegen, wenn er ein Salz oder eine Saͤure iſt. Hiernach wuͤrden alſo die Ausduͤnſtun- gen des Meeres mit poſitiver Electricitaͤt beladen aufſteigen. In- dem aber Pouillet hierdurch die Meinung widerlegt zu haben glaubt, daß die gewoͤhnliche Ausduͤnſtung die Electricitaͤt in der Atmoſphaͤre hervorbringe, glaubt er die Wirkſamkeit der Vegeta- tion an deren Stelle ſetzen zu koͤnnen. Er ließ Saamen in Ver- bindung mit der Condenſatorplatte keimen, und fand, daß wenn der Keim die Erde hob und hervorbrach, und wenn die Vegetation ſich in ſtaͤrkerm Fortſchreiten entwickelte, bedeutende Spuren von Electricitaͤt hervorgingen.
Genuͤgender als dieſe Verſuche ſind die von Pouillet uͤber die Electricitaͤt bei der Verbrennung der Kohle angeſtellten. Schon Volta hatte 1782 angegeben, daß die Kohle beim Verbrennen negativ zuruͤckbleibe, die entſtandene kohlenſaure Luft alſo poſitiv ſei; aber dieſer Verſuch hatte ſpaͤter nicht immer gleiche Erfolge gegeben. Pouillet findet den Grund des Mißlingens darin, daß man gewoͤhnlich Kohlen anwende, die an allen Seiten bren- nen, wodurch die Regelmaͤßigkeit verloren geht. Seine Vorſchrift, prismatiſche Kohlenſtuͤcke aufrecht auf die Condenſatorplatte zu ſetzen und ſie nur an ihrem obern Theile brennen zu laſſen, wo dann die obere Condenſatorplatte gewiß negativ werde, habe ich bewaͤhrt gefunden.
Entſtehung der Electricitaͤt durch Erwaͤrmung.
Als ein ausgezeichneter Koͤrper wegen der in ihm durch Waͤrme erregbaren Electricitaͤt iſt ſchon vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts der Turmalin bekannt geweſen. Dieſer harte Stein, den man zu den Edelſteinen rechnet, wird durch Reibung zwar auch electriſch, aber er beſitzt die Eigenſchaft, die er nur mit we- nigen Koͤrpern, dem Topas, Galmey, und einigen andern, gemein hat, auch bei Erhitzung Electricitaͤt, und zwar die poſitive am einen, die negative am andern Ende anzunehmen. Nach Hauͤys und Biots Angaben iſt derjenige Turmalin, deſſen prismatiſche Cryſtalle ſich am einen Ende dreiſeitig, am andern Ende ſechsſeitig zuſpitzen, am geſchickteſten zu dieſer Erlangung von Electricitaͤt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0338"n="324"/>
poſitiv zuruͤck, wenn er alcaliſch, negativ dagegen, wenn er ein<lb/>
Salz oder eine Saͤure iſt. Hiernach wuͤrden alſo die Ausduͤnſtun-<lb/>
gen des Meeres mit poſitiver Electricitaͤt beladen aufſteigen. In-<lb/>
dem aber <hirendition="#g">Pouillet</hi> hierdurch die Meinung widerlegt zu haben<lb/>
glaubt, daß die gewoͤhnliche Ausduͤnſtung die Electricitaͤt in der<lb/>
Atmoſphaͤre hervorbringe, glaubt er die Wirkſamkeit der Vegeta-<lb/>
tion an deren Stelle ſetzen zu koͤnnen. Er ließ Saamen in Ver-<lb/>
bindung mit der Condenſatorplatte keimen, und fand, daß wenn<lb/>
der Keim die Erde hob und hervorbrach, und wenn die Vegetation<lb/>ſich in ſtaͤrkerm Fortſchreiten entwickelte, bedeutende Spuren von<lb/>
Electricitaͤt hervorgingen.</p><lb/><p>Genuͤgender als dieſe Verſuche ſind die von <hirendition="#g">Pouillet</hi> uͤber<lb/>
die Electricitaͤt bei der Verbrennung der Kohle angeſtellten. Schon<lb/><hirendition="#g">Volta</hi> hatte 1782 angegeben, daß die Kohle beim Verbrennen<lb/>
negativ zuruͤckbleibe, die entſtandene kohlenſaure Luft alſo poſitiv<lb/>ſei; aber dieſer Verſuch hatte ſpaͤter nicht immer gleiche Erfolge<lb/>
gegeben. <hirendition="#g">Pouillet</hi> findet den Grund des Mißlingens darin,<lb/>
daß man gewoͤhnlich Kohlen anwende, die an allen Seiten bren-<lb/>
nen, wodurch die Regelmaͤßigkeit verloren geht. Seine Vorſchrift,<lb/>
prismatiſche Kohlenſtuͤcke aufrecht auf die Condenſatorplatte zu<lb/>ſetzen und ſie nur an ihrem obern Theile brennen zu laſſen, wo<lb/>
dann die obere Condenſatorplatte gewiß negativ werde, habe ich<lb/>
bewaͤhrt gefunden.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Entſtehung der Electricitaͤt durch Erwaͤrmung</hi>.</head><lb/><p>Als ein ausgezeichneter Koͤrper wegen der in ihm durch<lb/>
Waͤrme erregbaren Electricitaͤt iſt ſchon vor der Mitte des vorigen<lb/>
Jahrhunderts der Turmalin bekannt geweſen. Dieſer harte Stein,<lb/>
den man zu den Edelſteinen rechnet, wird durch Reibung zwar<lb/>
auch electriſch, aber er beſitzt die Eigenſchaft, die er nur mit we-<lb/>
nigen Koͤrpern, dem Topas, Galmey, und einigen andern, gemein<lb/>
hat, auch bei Erhitzung Electricitaͤt, und zwar die poſitive am<lb/>
einen, die negative am andern Ende anzunehmen. Nach <hirendition="#g">Hauͤys</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Biots</hi> Angaben iſt derjenige Turmalin, deſſen prismatiſche<lb/>
Cryſtalle ſich am einen Ende dreiſeitig, am andern Ende ſechsſeitig<lb/>
zuſpitzen, am geſchickteſten zu dieſer Erlangung von Electricitaͤt,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[324/0338]
poſitiv zuruͤck, wenn er alcaliſch, negativ dagegen, wenn er ein
Salz oder eine Saͤure iſt. Hiernach wuͤrden alſo die Ausduͤnſtun-
gen des Meeres mit poſitiver Electricitaͤt beladen aufſteigen. In-
dem aber Pouillet hierdurch die Meinung widerlegt zu haben
glaubt, daß die gewoͤhnliche Ausduͤnſtung die Electricitaͤt in der
Atmoſphaͤre hervorbringe, glaubt er die Wirkſamkeit der Vegeta-
tion an deren Stelle ſetzen zu koͤnnen. Er ließ Saamen in Ver-
bindung mit der Condenſatorplatte keimen, und fand, daß wenn
der Keim die Erde hob und hervorbrach, und wenn die Vegetation
ſich in ſtaͤrkerm Fortſchreiten entwickelte, bedeutende Spuren von
Electricitaͤt hervorgingen.
Genuͤgender als dieſe Verſuche ſind die von Pouillet uͤber
die Electricitaͤt bei der Verbrennung der Kohle angeſtellten. Schon
Volta hatte 1782 angegeben, daß die Kohle beim Verbrennen
negativ zuruͤckbleibe, die entſtandene kohlenſaure Luft alſo poſitiv
ſei; aber dieſer Verſuch hatte ſpaͤter nicht immer gleiche Erfolge
gegeben. Pouillet findet den Grund des Mißlingens darin,
daß man gewoͤhnlich Kohlen anwende, die an allen Seiten bren-
nen, wodurch die Regelmaͤßigkeit verloren geht. Seine Vorſchrift,
prismatiſche Kohlenſtuͤcke aufrecht auf die Condenſatorplatte zu
ſetzen und ſie nur an ihrem obern Theile brennen zu laſſen, wo
dann die obere Condenſatorplatte gewiß negativ werde, habe ich
bewaͤhrt gefunden.
Entſtehung der Electricitaͤt durch Erwaͤrmung.
Als ein ausgezeichneter Koͤrper wegen der in ihm durch
Waͤrme erregbaren Electricitaͤt iſt ſchon vor der Mitte des vorigen
Jahrhunderts der Turmalin bekannt geweſen. Dieſer harte Stein,
den man zu den Edelſteinen rechnet, wird durch Reibung zwar
auch electriſch, aber er beſitzt die Eigenſchaft, die er nur mit we-
nigen Koͤrpern, dem Topas, Galmey, und einigen andern, gemein
hat, auch bei Erhitzung Electricitaͤt, und zwar die poſitive am
einen, die negative am andern Ende anzunehmen. Nach Hauͤys
und Biots Angaben iſt derjenige Turmalin, deſſen prismatiſche
Cryſtalle ſich am einen Ende dreiſeitig, am andern Ende ſechsſeitig
zuſpitzen, am geſchickteſten zu dieſer Erlangung von Electricitaͤt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/338>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.