Die Luftthermometer sind die ersten Thermometer gewesen, deren Drebbel sich schon im Anfange des 17ten Jahrhunderts bediente; aber die von ihm gewählte Einrichtung war, weil die Angaben zugleich vom Drucke der Luft abhingen, nicht angemessen. Für den gewöhnlichen Gebrauch, wo sehr kleine Aenderungen der Wärme anzumerken unnöthig und sogar störend ist, verdienen ohne Zweifel die Quecksilberthermometer den Vorzug; aber da, wo man sehr geringe Unterschiede der Wärme anzugeben nöthig findet, da gewährt das Luftthermometer große Vortheile. Um so kleine Wärme- Unterschiede wahrzunehmen, hat zuerst G. G. Schmidt, nachher Rumford ein Instrument in Vorschlag gebracht, das Leslie passend ein Differentialthermometer genannt hat. Das Instrument besteht aus zwei Glaskugeln A, B, (Fig. 3. ), die durch die gekrümmte Röhre ACDB verbunden sind. In dem untern Theile der letztern befindet sich ein Quecksilbertropfen ab, der die in beiden Kugeln enthaltene Luft von einander trennt. So lange nun die Luft in beiden Kugeln gleich erwärmt bleibt, nimmt der Quecksilbertropfen bei horizontaler Lage der Röhre CD immer die- selbe Stelle ein, die dem Gleichgewichte gemäß ist; diese Lage bezeichnet man mit 0, und bringt an der Röhre von da an eine Theilung an. Erhält nun die Kugel B nur die mindeste Erwär- mung, so daß die Luft in B mehr als in A erwärmt wird, so drängt die Luft den Quecksilbertropfen nach C hin, und die Scale zeigt, wie viel diese Ausdehnung der Luft beträgt. Hat man also einmal durch Versuche ausgemacht, wie viel Theile der Scale einer Differenz von 1°, von 2° u. s. w. entsprechen, so hat man hier ein sehr empfindliches Thermometer für die Differenz der Wärme. Diese Einrichtung wäre ein wirkliches Luftthermometer, das aber darum nicht ganz bequem sein würde, weil die in A ver- dichtete Luft der in B erwärmten und zugleich ausgedehnten Luft entgegen wirken würde. Man läßt daher den Raum in A, B, (Fig. 4.) nicht mit Luft gefüllt, sondern entfernt vor dem Zu- schmelzen der Kugeln die Luft, nachdem Schwefel-Aether hinein- gebracht ist, der ungefähr den Raum fg füllt. Wenn dann die Ku- geln und die Röhre vollkommen geschlossen worden, so füllet sich der Raum A sowohl als der Raum gB mit Aetherdampf, der in Be- ziehung auf die Ausdehnung durch die Wärme sich ebenso wie die
III. B
Die Luftthermometer ſind die erſten Thermometer geweſen, deren Drebbel ſich ſchon im Anfange des 17ten Jahrhunderts bediente; aber die von ihm gewaͤhlte Einrichtung war, weil die Angaben zugleich vom Drucke der Luft abhingen, nicht angemeſſen. Fuͤr den gewoͤhnlichen Gebrauch, wo ſehr kleine Aenderungen der Waͤrme anzumerken unnoͤthig und ſogar ſtoͤrend iſt, verdienen ohne Zweifel die Queckſilberthermometer den Vorzug; aber da, wo man ſehr geringe Unterſchiede der Waͤrme anzugeben noͤthig findet, da gewaͤhrt das Luftthermometer große Vortheile. Um ſo kleine Waͤrme- Unterſchiede wahrzunehmen, hat zuerſt G. G. Schmidt, nachher Rumford ein Inſtrument in Vorſchlag gebracht, das Leslie paſſend ein Differentialthermometer genannt hat. Das Inſtrument beſteht aus zwei Glaskugeln A, B, (Fig. 3. ), die durch die gekruͤmmte Roͤhre ACDB verbunden ſind. In dem untern Theile der letztern befindet ſich ein Queckſilbertropfen ab, der die in beiden Kugeln enthaltene Luft von einander trennt. So lange nun die Luft in beiden Kugeln gleich erwaͤrmt bleibt, nimmt der Queckſilbertropfen bei horizontaler Lage der Roͤhre CD immer die- ſelbe Stelle ein, die dem Gleichgewichte gemaͤß iſt; dieſe Lage bezeichnet man mit 0, und bringt an der Roͤhre von da an eine Theilung an. Erhaͤlt nun die Kugel B nur die mindeſte Erwaͤr- mung, ſo daß die Luft in B mehr als in A erwaͤrmt wird, ſo draͤngt die Luft den Queckſilbertropfen nach C hin, und die Scale zeigt, wie viel dieſe Ausdehnung der Luft betraͤgt. Hat man alſo einmal durch Verſuche ausgemacht, wie viel Theile der Scale einer Differenz von 1°, von 2° u. ſ. w. entſprechen, ſo hat man hier ein ſehr empfindliches Thermometer fuͤr die Differenz der Waͤrme. Dieſe Einrichtung waͤre ein wirkliches Luftthermometer, das aber darum nicht ganz bequem ſein wuͤrde, weil die in A ver- dichtete Luft der in B erwaͤrmten und zugleich ausgedehnten Luft entgegen wirken wuͤrde. Man laͤßt daher den Raum in A, B, (Fig. 4.) nicht mit Luft gefuͤllt, ſondern entfernt vor dem Zu- ſchmelzen der Kugeln die Luft, nachdem Schwefel-Aether hinein- gebracht iſt, der ungefaͤhr den Raum fg fuͤllt. Wenn dann die Ku- geln und die Roͤhre vollkommen geſchloſſen worden, ſo fuͤllet ſich der Raum A ſowohl als der Raum gB mit Aetherdampf, der in Be- ziehung auf die Ausdehnung durch die Waͤrme ſich ebenſo wie die
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Die Luftthermometer ſind die erſten Thermometer geweſen,
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Angaben zugleich vom Drucke der Luft abhingen, nicht angemeſſen.
Fuͤr den gewoͤhnlichen Gebrauch, wo ſehr kleine Aenderungen der
Waͤrme anzumerken unnoͤthig und ſogar ſtoͤrend iſt, verdienen ohne
Zweifel die Queckſilberthermometer den Vorzug; aber da, wo man
ſehr geringe Unterſchiede der Waͤrme anzugeben noͤthig findet, da
gewaͤhrt das Luftthermometer große Vortheile. Um ſo kleine Waͤrme-
Unterſchiede wahrzunehmen, hat zuerſt G. G. Schmidt, nachher
Rumford ein Inſtrument in Vorſchlag gebracht, das Leslie
paſſend ein Differentialthermometer genannt hat. Das
Inſtrument beſteht aus zwei Glaskugeln A, B, (Fig. 3. ), die durch
die gekruͤmmte Roͤhre ACDB verbunden ſind. In dem untern
Theile der letztern befindet ſich ein Queckſilbertropfen ab, der die
in beiden Kugeln enthaltene Luft von einander trennt. So lange
nun die Luft in beiden Kugeln gleich erwaͤrmt bleibt, nimmt der
Queckſilbertropfen bei horizontaler Lage der Roͤhre CD immer die-
ſelbe Stelle ein, die dem Gleichgewichte gemaͤß iſt; dieſe Lage
bezeichnet man mit 0, und bringt an der Roͤhre von da an eine
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draͤngt die Luft den Queckſilbertropfen nach C hin, und die Scale
zeigt, wie viel dieſe Ausdehnung der Luft betraͤgt. Hat man alſo
einmal durch Verſuche ausgemacht, wie viel Theile der Scale einer
Differenz von 1°, von 2° u. ſ. w. entſprechen, ſo hat man
hier ein ſehr empfindliches Thermometer fuͤr die Differenz der
Waͤrme. Dieſe Einrichtung waͤre ein wirkliches Luftthermometer,
das aber darum nicht ganz bequem ſein wuͤrde, weil die in A ver-
dichtete Luft der in B erwaͤrmten und zugleich ausgedehnten Luft
entgegen wirken wuͤrde. Man laͤßt daher den Raum in A, B,
(Fig. 4.) nicht mit Luft gefuͤllt, ſondern entfernt vor dem Zu-
ſchmelzen der Kugeln die Luft, nachdem Schwefel-Aether hinein-
gebracht iſt, der ungefaͤhr den Raum fg fuͤllt. Wenn dann die Ku-
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/31>, abgerufen am 24.11.2024.
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