das andre bei M, (Fig. 61.) in Berührung bringt; trägt man die so erhaltene Electricität von L nach einem, und von M nach einem zweiten gleichen Electrometer hinüber, und wiederholt man dieses so lange, bis beide Electrometer hinreichend geladen sind; so sieht man allemal das vom Ende her seine Ladung empfangende Electro- meter mehr steigen, als das andre. Coulomb hat diese Ver- suche genauer mit seiner Drehwaage angestellt, und die Stärke der Electricität mehr als doppelt so stark am Ende als in der Mitte gefunden. Endigt sich der Cylinder, so wie es bei N gezeigt ist, in einen dünneren, am Ende halbkugelförmig abgerun- deten Cylinder, so ist bei N die Electricität noch stärker, als in M. Um die verschiedene Stärke der Electricität dem Auge darzustellen, habe ich (in Fig. 62.) um den Leiter PQ eine punctirte Linie gezogen, deren Abstand die verhältnißmäßig größere oder geringere Stärke der Electricität darstellt; wir könnten uns die den Körper umgebende Schichte frei wirkender electrischer Materie ungefähr so auf dem Körper ausgebreitet denken, aber wir müßten sie dann sehr dünne, jedoch bei P reichlich zweimal so dick als bei A ansehen.
Aehnliche Versuche hat Coulomb über die Austheilung der Electricität auf einer kreisförmigen Scheibe angestellt, und in Fig. 63. zeigt ebenfalls die punctirte Linie durch ihr Höhersteigen gegen die Ränder A, B, an, wie viel stärker man dort die Electri- cität als in der Mitte findet.
Daß diese ungleiche Austeilung der Electricität auf einem Leiter nothwendig so statt finden muß, läßt sich, wenn man keine genaue Zahlen-Angaben fordert, leicht übersehen. Die in der Mitte A des Leiters AP gesammelte positiv-electrische Materie, (Fig. 62.) wenn er positiv geladen ist, sucht sich nach allen Seiten auszubreiten, und da die Luft dieses nicht gestattet, so kann sie nur nach den Enden des Leiters hin gedrängt werden, wo demnach der Ueberfluß dieser einen electrischen Materie, die, nicht gebunden durch die andre, frei wirkend hervortritt, am merklichsten wird. Eben so ist es gegen den Rand der Scheibe zu. Auf der Kugel dagegen ist, wegen der überall gleichen Krümmung, kein Punct der Oberfläche mehr als der andre fähig, eine stärkere Ladung als der benachbarte aufzunehmen. Poisson hat diesen Gegenstand
das andre bei M, (Fig. 61.) in Beruͤhrung bringt; traͤgt man die ſo erhaltene Electricitaͤt von L nach einem, und von M nach einem zweiten gleichen Electrometer hinuͤber, und wiederholt man dieſes ſo lange, bis beide Electrometer hinreichend geladen ſind; ſo ſieht man allemal das vom Ende her ſeine Ladung empfangende Electro- meter mehr ſteigen, als das andre. Coulomb hat dieſe Ver- ſuche genauer mit ſeiner Drehwaage angeſtellt, und die Staͤrke der Electricitaͤt mehr als doppelt ſo ſtark am Ende als in der Mitte gefunden. Endigt ſich der Cylinder, ſo wie es bei N gezeigt iſt, in einen duͤnneren, am Ende halbkugelfoͤrmig abgerun- deten Cylinder, ſo iſt bei N die Electricitaͤt noch ſtaͤrker, als in M. Um die verſchiedene Staͤrke der Electricitaͤt dem Auge darzuſtellen, habe ich (in Fig. 62.) um den Leiter PQ eine punctirte Linie gezogen, deren Abſtand die verhaͤltnißmaͤßig groͤßere oder geringere Staͤrke der Electricitaͤt darſtellt; wir koͤnnten uns die den Koͤrper umgebende Schichte frei wirkender electriſcher Materie ungefaͤhr ſo auf dem Koͤrper ausgebreitet denken, aber wir muͤßten ſie dann ſehr duͤnne, jedoch bei P reichlich zweimal ſo dick als bei A anſehen.
Aehnliche Verſuche hat Coulomb uͤber die Austheilung der Electricitaͤt auf einer kreisfoͤrmigen Scheibe angeſtellt, und in Fig. 63. zeigt ebenfalls die punctirte Linie durch ihr Hoͤherſteigen gegen die Raͤnder A, B, an, wie viel ſtaͤrker man dort die Electri- citaͤt als in der Mitte findet.
Daß dieſe ungleiche Austeilung der Electricitaͤt auf einem Leiter nothwendig ſo ſtatt finden muß, laͤßt ſich, wenn man keine genaue Zahlen-Angaben fordert, leicht uͤberſehen. Die in der Mitte A des Leiters AP geſammelte poſitiv-electriſche Materie, (Fig. 62.) wenn er poſitiv geladen iſt, ſucht ſich nach allen Seiten auszubreiten, und da die Luft dieſes nicht geſtattet, ſo kann ſie nur nach den Enden des Leiters hin gedraͤngt werden, wo demnach der Ueberfluß dieſer einen electriſchen Materie, die, nicht gebunden durch die andre, frei wirkend hervortritt, am merklichſten wird. Eben ſo iſt es gegen den Rand der Scheibe zu. Auf der Kugel dagegen iſt, wegen der uͤberall gleichen Kruͤmmung, kein Punct der Oberflaͤche mehr als der andre faͤhig, eine ſtaͤrkere Ladung als der benachbarte aufzunehmen. Poiſſon hat dieſen Gegenſtand
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[254/0268]
das andre bei M, (Fig. 61.) in Beruͤhrung bringt; traͤgt man die
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ſo lange, bis beide Electrometer hinreichend geladen ſind; ſo ſieht
man allemal das vom Ende her ſeine Ladung empfangende Electro-
meter mehr ſteigen, als das andre. Coulomb hat dieſe Ver-
ſuche genauer mit ſeiner Drehwaage angeſtellt, und die Staͤrke
der Electricitaͤt mehr als doppelt ſo ſtark am Ende als in der
Mitte gefunden. Endigt ſich der Cylinder, ſo wie es bei N
gezeigt iſt, in einen duͤnneren, am Ende halbkugelfoͤrmig abgerun-
deten Cylinder, ſo iſt bei N die Electricitaͤt noch ſtaͤrker, als in M.
Um die verſchiedene Staͤrke der Electricitaͤt dem Auge darzuſtellen,
habe ich (in Fig. 62.) um den Leiter PQ eine punctirte Linie
gezogen, deren Abſtand die verhaͤltnißmaͤßig groͤßere oder geringere
Staͤrke der Electricitaͤt darſtellt; wir koͤnnten uns die den Koͤrper
umgebende Schichte frei wirkender electriſcher Materie ungefaͤhr ſo
auf dem Koͤrper ausgebreitet denken, aber wir muͤßten ſie dann
ſehr duͤnne, jedoch bei P reichlich zweimal ſo dick als bei A anſehen.
Aehnliche Verſuche hat Coulomb uͤber die Austheilung
der Electricitaͤt auf einer kreisfoͤrmigen Scheibe angeſtellt, und in
Fig. 63. zeigt ebenfalls die punctirte Linie durch ihr Hoͤherſteigen
gegen die Raͤnder A, B, an, wie viel ſtaͤrker man dort die Electri-
citaͤt als in der Mitte findet.
Daß dieſe ungleiche Austeilung der Electricitaͤt auf einem
Leiter nothwendig ſo ſtatt finden muß, laͤßt ſich, wenn man keine
genaue Zahlen-Angaben fordert, leicht uͤberſehen. Die in der
Mitte A des Leiters AP geſammelte poſitiv-electriſche Materie,
(Fig. 62.) wenn er poſitiv geladen iſt, ſucht ſich nach allen Seiten
auszubreiten, und da die Luft dieſes nicht geſtattet, ſo kann ſie
nur nach den Enden des Leiters hin gedraͤngt werden, wo demnach
der Ueberfluß dieſer einen electriſchen Materie, die, nicht gebunden
durch die andre, frei wirkend hervortritt, am merklichſten wird.
Eben ſo iſt es gegen den Rand der Scheibe zu. Auf der Kugel
dagegen iſt, wegen der uͤberall gleichen Kruͤmmung, kein Punct
der Oberflaͤche mehr als der andre faͤhig, eine ſtaͤrkere Ladung als
der benachbarte aufzunehmen. Poiſſon hat dieſen Gegenſtand
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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