Auch einige kleinere Erscheinungen finden hier ihre Erklärung. Man hat schon früh bemerkt, daß Papierstückchen, die auf Glas liegen, nicht ganz so leicht als die, welche auf einer etwas größern Metallplatte liegen, gegen geriebenes Siegellack oder Glas herauf- fliegen, und man kann sich davon überzeugen, wenn man Glas und Metall an einander grenzend mit leichten Körpern bestreuet und dann gegen diese alle gleichmäßig eine geriebene Siegellack- stange nähert; -- die auf dem Metalle liegenden Körperchen wer- den zuerst angezogen. Der negativ electrisirte Körper D (Fig. 56.) (denn da ich Siegellack genannt habe, so ist er negativ,) kann nämlich in dem auf Glas AB liegenden Körper a die negative Electricität nur bis auf die Hinterseite dieses Körpers zurücktrei- ben, da das Glas keine Ableitung gestattet; der Körper b da- gegen kann in dem Metalle BC seine negativ-electrische Materie bis nach C zurücksenden, und wird daher viel stärker angezogen.
Ebenso leicht läßt sich eine bei den ersten Versuchen über Elec- tricität oft vorkommende Sonderbarkeit erklären. Wenn man zwei an seidenen Fäden hängende Kugeln, deren eine d sich hinter der andern e befindet, (Fig. 57.) der electrisirten Glasröhre nähert, so wird oft nur die hintere d abgestoßen, während die vordere e am Glase in Berührung bleibt. Dies geschieht dann, wenn beide Ku- geln den mit ihnen in Berührung kommenden Glastheilchen die Electricität geraubt haben; indem sie nun nämlich in der Nähe eines positiv electrisirten Körpers bleiben, wird alle aufgenommene positiv-electrische Materie der entferntern Kugel zu gedrängt, und diese wird abgestoßen, die nähere aber, oder wenigstens ihre dem Glase zugekehrte Seite bleibt negativ, und da das Glas von den etwas entlegneren Puncten her nur sehr langsam Electricität zu- führt, so dauert es oft lange, ehe auch sie genug Electricität, um abgestoßen zu werden, aufgenommen hat, und dieses tritt eher ein, wenn sie, nach und nach zu andern Puncten des Glases über- springend, sich in verschiedenen Puncten die zu ihrer Ladung nöthige Electricität sammelt.
Vertheilung der Electricität bei zwei Körpern, die beide geladen sind.
Wir nahmen vorhin an, der isolirte Leiter AB (Fig. 58.) sei im natürlichen Zustande; wir wollen jetzt ihn als positiv geladen
Auch einige kleinere Erſcheinungen finden hier ihre Erklaͤrung. Man hat ſchon fruͤh bemerkt, daß Papierſtuͤckchen, die auf Glas liegen, nicht ganz ſo leicht als die, welche auf einer etwas groͤßern Metallplatte liegen, gegen geriebenes Siegellack oder Glas herauf- fliegen, und man kann ſich davon uͤberzeugen, wenn man Glas und Metall an einander grenzend mit leichten Koͤrpern beſtreuet und dann gegen dieſe alle gleichmaͤßig eine geriebene Siegellack- ſtange naͤhert; — die auf dem Metalle liegenden Koͤrperchen wer- den zuerſt angezogen. Der negativ electriſirte Koͤrper D (Fig. 56.) (denn da ich Siegellack genannt habe, ſo iſt er negativ,) kann naͤmlich in dem auf Glas AB liegenden Koͤrper a die negative Electricitaͤt nur bis auf die Hinterſeite dieſes Koͤrpers zuruͤcktrei- ben, da das Glas keine Ableitung geſtattet; der Koͤrper b da- gegen kann in dem Metalle BC ſeine negativ-electriſche Materie bis nach C zuruͤckſenden, und wird daher viel ſtaͤrker angezogen.
Ebenſo leicht laͤßt ſich eine bei den erſten Verſuchen uͤber Elec- tricitaͤt oft vorkommende Sonderbarkeit erklaͤren. Wenn man zwei an ſeidenen Faͤden haͤngende Kugeln, deren eine d ſich hinter der andern e befindet, (Fig. 57.) der electriſirten Glasroͤhre naͤhert, ſo wird oft nur die hintere d abgeſtoßen, waͤhrend die vordere e am Glaſe in Beruͤhrung bleibt. Dies geſchieht dann, wenn beide Ku- geln den mit ihnen in Beruͤhrung kommenden Glastheilchen die Electricitaͤt geraubt haben; indem ſie nun naͤmlich in der Naͤhe eines poſitiv electriſirten Koͤrpers bleiben, wird alle aufgenommene poſitiv-electriſche Materie der entferntern Kugel zu gedraͤngt, und dieſe wird abgeſtoßen, die naͤhere aber, oder wenigſtens ihre dem Glaſe zugekehrte Seite bleibt negativ, und da das Glas von den etwas entlegneren Puncten her nur ſehr langſam Electricitaͤt zu- fuͤhrt, ſo dauert es oft lange, ehe auch ſie genug Electricitaͤt, um abgeſtoßen zu werden, aufgenommen hat, und dieſes tritt eher ein, wenn ſie, nach und nach zu andern Puncten des Glaſes uͤber- ſpringend, ſich in verſchiedenen Puncten die zu ihrer Ladung noͤthige Electricitaͤt ſammelt.
Vertheilung der Electricitaͤt bei zwei Koͤrpern, die beide geladen ſind.
Wir nahmen vorhin an, der iſolirte Leiter AB (Fig. 58.) ſei im natuͤrlichen Zuſtande; wir wollen jetzt ihn als poſitiv geladen
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Auch einige kleinere Erſcheinungen finden hier ihre Erklaͤrung.
Man hat ſchon fruͤh bemerkt, daß Papierſtuͤckchen, die auf Glas
liegen, nicht ganz ſo leicht als die, welche auf einer etwas groͤßern
Metallplatte liegen, gegen geriebenes Siegellack oder Glas herauf-
fliegen, und man kann ſich davon uͤberzeugen, wenn man Glas
und Metall an einander grenzend mit leichten Koͤrpern beſtreuet
und dann gegen dieſe alle gleichmaͤßig eine geriebene Siegellack-
ſtange naͤhert; — die auf dem Metalle liegenden Koͤrperchen wer-
den zuerſt angezogen. Der negativ electriſirte Koͤrper D (Fig. 56.)
(denn da ich Siegellack genannt habe, ſo iſt er negativ,) kann
naͤmlich in dem auf Glas AB liegenden Koͤrper a die negative
Electricitaͤt nur bis auf die Hinterſeite dieſes Koͤrpers zuruͤcktrei-
ben, da das Glas keine Ableitung geſtattet; der Koͤrper b da-
gegen kann in dem Metalle BC ſeine negativ-electriſche Materie
bis nach C zuruͤckſenden, und wird daher viel ſtaͤrker angezogen.
Ebenſo leicht laͤßt ſich eine bei den erſten Verſuchen uͤber Elec-
tricitaͤt oft vorkommende Sonderbarkeit erklaͤren. Wenn man zwei
an ſeidenen Faͤden haͤngende Kugeln, deren eine d ſich hinter der
andern e befindet, (Fig. 57.) der electriſirten Glasroͤhre naͤhert, ſo
wird oft nur die hintere d abgeſtoßen, waͤhrend die vordere e am
Glaſe in Beruͤhrung bleibt. Dies geſchieht dann, wenn beide Ku-
geln den mit ihnen in Beruͤhrung kommenden Glastheilchen die
Electricitaͤt geraubt haben; indem ſie nun naͤmlich in der Naͤhe
eines poſitiv electriſirten Koͤrpers bleiben, wird alle aufgenommene
poſitiv-electriſche Materie der entferntern Kugel zu gedraͤngt, und
dieſe wird abgeſtoßen, die naͤhere aber, oder wenigſtens ihre dem
Glaſe zugekehrte Seite bleibt negativ, und da das Glas von den
etwas entlegneren Puncten her nur ſehr langſam Electricitaͤt zu-
fuͤhrt, ſo dauert es oft lange, ehe auch ſie genug Electricitaͤt, um
abgeſtoßen zu werden, aufgenommen hat, und dieſes tritt eher ein,
wenn ſie, nach und nach zu andern Puncten des Glaſes uͤber-
ſpringend, ſich in verſchiedenen Puncten die zu ihrer Ladung noͤthige
Electricitaͤt ſammelt.
Vertheilung der Electricitaͤt bei zwei Koͤrpern, die
beide geladen ſind.
Wir nahmen vorhin an, der iſolirte Leiter AB (Fig. 58.)
ſei im natuͤrlichen Zuſtande; wir wollen jetzt ihn als poſitiv geladen
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/263>, abgerufen am 22.11.2024.
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