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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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so dauerte es doch noch wieder fast ein Jahrhundert, bis neue
Erweiterungen dieser Lehre entdeckt wurden. Erst im letzten Drittel
des siebzehnten Jahrhunderts stellte Guericke und fast zu eben
der Zeit Boyle eine neue Reihe von Versuchen an. Der erstere
bediente sich einer Schwefelkugel, die er in einem gläsernen Gefäße
gegossen und mit einer Axe und Handgriff zum Drehen versehen
hatte, um durch Reiben mit der Hand sie electrisch zu machen.
Er bemerkte, daß dieser electrisch gemachte Körper nicht allein alle
leichten Körper an sich zog, und selbst Wassertropfen in seiner
Nähe gegen sich zu ausgedehnter machte, sondern daß auch eine
Abstoßung statt fand, daß nämlich der einmal angezogene Körper sich
nun von dem electrischen Körper entfernte und erst dann zum zwei-
ten Male angezogen wurde, wenn er einen andern Körper berührt
hatte. Das letztere zeigte Guericke an Federchen, die in der
Luft schwebend, nach einmaliger Berührung der electrischen Kugel
vor dieser flohen, wenn man die Kugel ihnen näherte. Guericke
bemerkte, daß diese Federchen selbst wieder fähig waren, andre
Körper anzuziehen, daß sie also selbst electrisch geworden waren oder
Electricität durch Mittheilung von dem geriebenen Körper erhalten
und aufgenommen hatten. Eine Flaumfeder breitete sich aus, so
daß die einzelnen Theile abstoßend auf einander wirkten; dagegen
ward sie vom Finger angezogen oder übte vielmehr selbst diese an-
ziehende Kraft aus, und wenn sie den Finger berührt hatte, so war
sie wieder fähig von der electrischen Kugel angezogen zu werden.
Einige andere Erfahrungen, die Guericke sich noch nicht erklä-
ren konnte, übergehe ich hier; aber die Erfahrung, daß der gerie-
bene Schwefel im Dunkeln leuchte, also ein electrisches Licht ent-
stehe, kann ich doch nicht unerwähnt lassen.

Boyle stellte ähnliche Versuche, aber unvollkommner, an,
und Wall bemerkte, daß das electrische Licht des Bernsteins mit
einem Knistern begleitet war. -- Newton scheint zuerst bemerkt
zu haben, daß die untere Seite einer Glasscheibe die Wirkungen der
Electricität zeigte, wenn man die obere gerieben hatte, und auch
diese Bemerkung ist für jenen Zustand der Kenntnisse keine ganz
unerhebliche. Daß Wollenzeug zum Reiben des Glases besser als
Leinen sei, daß es also einen Unterschied der Wirksamkeit des Reibe-
zeuges gebe, gehört auch zu den kleinen Entdeckungen Newtons.


ſo dauerte es doch noch wieder faſt ein Jahrhundert, bis neue
Erweiterungen dieſer Lehre entdeckt wurden. Erſt im letzten Drittel
des ſiebzehnten Jahrhunderts ſtellte Guericke und faſt zu eben
der Zeit Boyle eine neue Reihe von Verſuchen an. Der erſtere
bediente ſich einer Schwefelkugel, die er in einem glaͤſernen Gefaͤße
gegoſſen und mit einer Axe und Handgriff zum Drehen verſehen
hatte, um durch Reiben mit der Hand ſie electriſch zu machen.
Er bemerkte, daß dieſer electriſch gemachte Koͤrper nicht allein alle
leichten Koͤrper an ſich zog, und ſelbſt Waſſertropfen in ſeiner
Naͤhe gegen ſich zu ausgedehnter machte, ſondern daß auch eine
Abſtoßung ſtatt fand, daß naͤmlich der einmal angezogene Koͤrper ſich
nun von dem electriſchen Koͤrper entfernte und erſt dann zum zwei-
ten Male angezogen wurde, wenn er einen andern Koͤrper beruͤhrt
hatte. Das letztere zeigte Guericke an Federchen, die in der
Luft ſchwebend, nach einmaliger Beruͤhrung der electriſchen Kugel
vor dieſer flohen, wenn man die Kugel ihnen naͤherte. Guericke
bemerkte, daß dieſe Federchen ſelbſt wieder faͤhig waren, andre
Koͤrper anzuziehen, daß ſie alſo ſelbſt electriſch geworden waren oder
Electricitaͤt durch Mittheilung von dem geriebenen Koͤrper erhalten
und aufgenommen hatten. Eine Flaumfeder breitete ſich aus, ſo
daß die einzelnen Theile abſtoßend auf einander wirkten; dagegen
ward ſie vom Finger angezogen oder uͤbte vielmehr ſelbſt dieſe an-
ziehende Kraft aus, und wenn ſie den Finger beruͤhrt hatte, ſo war
ſie wieder faͤhig von der electriſchen Kugel angezogen zu werden.
Einige andere Erfahrungen, die Guericke ſich noch nicht erklaͤ-
ren konnte, uͤbergehe ich hier; aber die Erfahrung, daß der gerie-
bene Schwefel im Dunkeln leuchte, alſo ein electriſches Licht ent-
ſtehe, kann ich doch nicht unerwaͤhnt laſſen.

Boyle ſtellte aͤhnliche Verſuche, aber unvollkommner, an,
und Wall bemerkte, daß das electriſche Licht des Bernſteins mit
einem Kniſtern begleitet war. — Newton ſcheint zuerſt bemerkt
zu haben, daß die untere Seite einer Glasſcheibe die Wirkungen der
Electricitaͤt zeigte, wenn man die obere gerieben hatte, und auch
dieſe Bemerkung iſt fuͤr jenen Zuſtand der Kenntniſſe keine ganz
unerhebliche. Daß Wollenzeug zum Reiben des Glaſes beſſer als
Leinen ſei, daß es alſo einen Unterſchied der Wirkſamkeit des Reibe-
zeuges gebe, gehoͤrt auch zu den kleinen Entdeckungen Newtons.


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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/221>, abgerufen am 24.11.2024.