Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

einen Luftstrom in der Mitte der Flamme hinaufgehen läßt, oder
wenn man einen cylindrischen Docht anwendet, wie dies in den
Argandschen Lampen der Fall ist. Diese große Verbesserung der
Lampen, die Argand 1783 bekannt machte, hat nicht bloß vor
den gewöhnlichen, sondern selbst vor den bloß bandförmig nach
einer Richtung ausgedehnten Dochten den Vorzug. Der Luftzug
wird nämlich in dem so stark erhitzten innern Raume der Flamme
mehr befördert, und diese Erhitzung befördert auch schon an sich
das vollständige Verbrennen der aus dem Oele entwickelten Luft-
Arten. Der Vortheil, den jener innere Luftzug gewährt, wird
noch vermehrt, wenn man eine gläserne, unten und oben offene
Röhre die Flamme umgeben läßt. Diese, indem sie selbst erhitzt
wird, befördert den raschen Zutritt des Sauerstoffgas, und nöthiget
den hinaufgehenden Luftstrom, sich nahe an der Flamme hin zu
drängen, und sie so möglichst vollkommen mit Sauerstoff zu nähren.
Und so ist es denn wohl einzusehen, warum diese Argandschen
Lampen alles Brennbare ganz verzehren, so daß gar kein Rauch
sich oberhalb der Flamme findet, sondern Wasserdampf (aus der
Vereinigung der Hydrogen mit dem Oxygen,) und kohlensaures
Gas (aus der Vereinigung des Oxygen mit dem Kohlenstoffe), die
einzigen Producte des Verbrennens sind.

Rumford hat diese Anordnung noch dadurch vollkommener
gemacht, daß er die Lampen vielflammig machte. Dochte nämlich,
die neben einander in angemessenen Entfernungen stehen, und die
Rumford als platte Dochte anbringt, verstärken, indem sie zu-
gleich brennen, den Luftzug so sehr, und die entstandene Hitze
beschleunigt die Zersetzung aller brennbaren Bestandtheile so sehr,
daß das Licht noch viel stärker ist, als bei dem einfachen cylindri-
schen Dochte. Rumford giebt von seiner Lampe, mit vier
platten, 1 3/5 engl. Zoll breiten Dochten, an, daß sie mehr Licht als
sechs sehr schön brennende Argandsche Lampen gab, und bei ihrem
vollkommensten Glanze die Stelle von 40, gleichsam in einen
Punct vereinigten, Wachslichtern vertrat. Dabei ist dann freilich
auch der Aufwand an Oel größer, aber wenigstens lange nicht so
groß, als es das Verhältniß des Lichtes zu fordern scheint. Rum-
ford
hat mehrere Versuche mit dem Photometer angestellt, um
die Zunahme des Oelverbrauchs bei vermehrter Helligkeit zu finden.

einen Luftſtrom in der Mitte der Flamme hinaufgehen laͤßt, oder
wenn man einen cylindriſchen Docht anwendet, wie dies in den
Argandſchen Lampen der Fall iſt. Dieſe große Verbeſſerung der
Lampen, die Argand 1783 bekannt machte, hat nicht bloß vor
den gewoͤhnlichen, ſondern ſelbſt vor den bloß bandfoͤrmig nach
einer Richtung ausgedehnten Dochten den Vorzug. Der Luftzug
wird naͤmlich in dem ſo ſtark erhitzten innern Raume der Flamme
mehr befoͤrdert, und dieſe Erhitzung befoͤrdert auch ſchon an ſich
das vollſtaͤndige Verbrennen der aus dem Oele entwickelten Luft-
Arten. Der Vortheil, den jener innere Luftzug gewaͤhrt, wird
noch vermehrt, wenn man eine glaͤſerne, unten und oben offene
Roͤhre die Flamme umgeben laͤßt. Dieſe, indem ſie ſelbſt erhitzt
wird, befoͤrdert den raſchen Zutritt des Sauerſtoffgas, und noͤthiget
den hinaufgehenden Luftſtrom, ſich nahe an der Flamme hin zu
draͤngen, und ſie ſo moͤglichſt vollkommen mit Sauerſtoff zu naͤhren.
Und ſo iſt es denn wohl einzuſehen, warum dieſe Argandſchen
Lampen alles Brennbare ganz verzehren, ſo daß gar kein Rauch
ſich oberhalb der Flamme findet, ſondern Waſſerdampf (aus der
Vereinigung der Hydrogen mit dem Oxygen,) und kohlenſaures
Gas (aus der Vereinigung des Oxygen mit dem Kohlenſtoffe), die
einzigen Producte des Verbrennens ſind.

Rumford hat dieſe Anordnung noch dadurch vollkommener
gemacht, daß er die Lampen vielflammig machte. Dochte naͤmlich,
die neben einander in angemeſſenen Entfernungen ſtehen, und die
Rumford als platte Dochte anbringt, verſtaͤrken, indem ſie zu-
gleich brennen, den Luftzug ſo ſehr, und die entſtandene Hitze
beſchleunigt die Zerſetzung aller brennbaren Beſtandtheile ſo ſehr,
daß das Licht noch viel ſtaͤrker iſt, als bei dem einfachen cylindri-
ſchen Dochte. Rumford giebt von ſeiner Lampe, mit vier
platten, 1⅗ engl. Zoll breiten Dochten, an, daß ſie mehr Licht als
ſechs ſehr ſchoͤn brennende Argandſche Lampen gab, und bei ihrem
vollkommenſten Glanze die Stelle von 40, gleichſam in einen
Punct vereinigten, Wachslichtern vertrat. Dabei iſt dann freilich
auch der Aufwand an Oel groͤßer, aber wenigſtens lange nicht ſo
groß, als es das Verhaͤltniß des Lichtes zu fordern ſcheint. Rum-
ford
hat mehrere Verſuche mit dem Photometer angeſtellt, um
die Zunahme des Oelverbrauchs bei vermehrter Helligkeit zu finden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0201" n="187"/>
einen Luft&#x017F;trom in der Mitte der Flamme hinaufgehen la&#x0364;ßt, oder<lb/>
wenn man einen cylindri&#x017F;chen Docht anwendet, wie dies in den<lb/>
Argand&#x017F;chen Lampen der Fall i&#x017F;t. Die&#x017F;e große Verbe&#x017F;&#x017F;erung der<lb/>
Lampen, die <hi rendition="#g">Argand</hi> 1783 bekannt machte, hat nicht bloß vor<lb/>
den gewo&#x0364;hnlichen, &#x017F;ondern &#x017F;elb&#x017F;t vor den bloß bandfo&#x0364;rmig nach<lb/>
einer Richtung ausgedehnten Dochten den Vorzug. Der Luftzug<lb/>
wird na&#x0364;mlich in dem &#x017F;o &#x017F;tark erhitzten innern Raume der Flamme<lb/>
mehr befo&#x0364;rdert, und die&#x017F;e Erhitzung befo&#x0364;rdert auch &#x017F;chon an &#x017F;ich<lb/>
das voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Verbrennen der aus dem Oele entwickelten Luft-<lb/>
Arten. Der Vortheil, den jener innere Luftzug gewa&#x0364;hrt, wird<lb/>
noch vermehrt, wenn man eine gla&#x0364;&#x017F;erne, unten und oben offene<lb/>
Ro&#x0364;hre die Flamme umgeben la&#x0364;ßt. Die&#x017F;e, indem &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t erhitzt<lb/>
wird, befo&#x0364;rdert den ra&#x017F;chen Zutritt des Sauer&#x017F;toffgas, und no&#x0364;thiget<lb/>
den hinaufgehenden Luft&#x017F;trom, &#x017F;ich nahe an der Flamme hin zu<lb/>
dra&#x0364;ngen, und &#x017F;ie &#x017F;o mo&#x0364;glich&#x017F;t vollkommen mit Sauer&#x017F;toff zu na&#x0364;hren.<lb/>
Und &#x017F;o i&#x017F;t es denn wohl einzu&#x017F;ehen, warum die&#x017F;e Argand&#x017F;chen<lb/>
Lampen alles Brennbare ganz verzehren, &#x017F;o daß gar kein Rauch<lb/>
&#x017F;ich oberhalb der Flamme findet, &#x017F;ondern Wa&#x017F;&#x017F;erdampf (aus der<lb/>
Vereinigung der Hydrogen mit dem Oxygen,) und kohlen&#x017F;aures<lb/>
Gas (aus der Vereinigung des Oxygen mit dem Kohlen&#x017F;toffe), die<lb/>
einzigen Producte des Verbrennens &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Rumford</hi> hat die&#x017F;e Anordnung noch dadurch vollkommener<lb/>
gemacht, daß er die Lampen vielflammig machte. Dochte na&#x0364;mlich,<lb/>
die neben einander in angeme&#x017F;&#x017F;enen Entfernungen &#x017F;tehen, und die<lb/><hi rendition="#g">Rumford</hi> als platte Dochte anbringt, ver&#x017F;ta&#x0364;rken, indem &#x017F;ie zu-<lb/>
gleich brennen, den Luftzug &#x017F;o &#x017F;ehr, und die ent&#x017F;tandene Hitze<lb/>
be&#x017F;chleunigt die Zer&#x017F;etzung aller brennbaren Be&#x017F;tandtheile &#x017F;o &#x017F;ehr,<lb/>
daß das Licht noch viel &#x017F;ta&#x0364;rker i&#x017F;t, als bei dem einfachen cylindri-<lb/>
&#x017F;chen Dochte. <hi rendition="#g">Rumford</hi> giebt von &#x017F;einer Lampe, mit vier<lb/>
platten, 1&#x2157; engl. Zoll breiten Dochten, an, daß &#x017F;ie mehr Licht als<lb/>
&#x017F;echs &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n brennende Argand&#x017F;che Lampen gab, und bei ihrem<lb/>
vollkommen&#x017F;ten Glanze die Stelle von 40, gleich&#x017F;am in einen<lb/>
Punct vereinigten, Wachslichtern vertrat. Dabei i&#x017F;t dann freilich<lb/>
auch der Aufwand an Oel gro&#x0364;ßer, aber wenig&#x017F;tens lange nicht &#x017F;o<lb/>
groß, als es das Verha&#x0364;ltniß des Lichtes zu fordern &#x017F;cheint. <hi rendition="#g">Rum-<lb/>
ford</hi> hat mehrere Ver&#x017F;uche mit dem Photometer ange&#x017F;tellt, um<lb/>
die Zunahme des Oelverbrauchs bei vermehrter Helligkeit zu finden.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0201] einen Luftſtrom in der Mitte der Flamme hinaufgehen laͤßt, oder wenn man einen cylindriſchen Docht anwendet, wie dies in den Argandſchen Lampen der Fall iſt. Dieſe große Verbeſſerung der Lampen, die Argand 1783 bekannt machte, hat nicht bloß vor den gewoͤhnlichen, ſondern ſelbſt vor den bloß bandfoͤrmig nach einer Richtung ausgedehnten Dochten den Vorzug. Der Luftzug wird naͤmlich in dem ſo ſtark erhitzten innern Raume der Flamme mehr befoͤrdert, und dieſe Erhitzung befoͤrdert auch ſchon an ſich das vollſtaͤndige Verbrennen der aus dem Oele entwickelten Luft- Arten. Der Vortheil, den jener innere Luftzug gewaͤhrt, wird noch vermehrt, wenn man eine glaͤſerne, unten und oben offene Roͤhre die Flamme umgeben laͤßt. Dieſe, indem ſie ſelbſt erhitzt wird, befoͤrdert den raſchen Zutritt des Sauerſtoffgas, und noͤthiget den hinaufgehenden Luftſtrom, ſich nahe an der Flamme hin zu draͤngen, und ſie ſo moͤglichſt vollkommen mit Sauerſtoff zu naͤhren. Und ſo iſt es denn wohl einzuſehen, warum dieſe Argandſchen Lampen alles Brennbare ganz verzehren, ſo daß gar kein Rauch ſich oberhalb der Flamme findet, ſondern Waſſerdampf (aus der Vereinigung der Hydrogen mit dem Oxygen,) und kohlenſaures Gas (aus der Vereinigung des Oxygen mit dem Kohlenſtoffe), die einzigen Producte des Verbrennens ſind. Rumford hat dieſe Anordnung noch dadurch vollkommener gemacht, daß er die Lampen vielflammig machte. Dochte naͤmlich, die neben einander in angemeſſenen Entfernungen ſtehen, und die Rumford als platte Dochte anbringt, verſtaͤrken, indem ſie zu- gleich brennen, den Luftzug ſo ſehr, und die entſtandene Hitze beſchleunigt die Zerſetzung aller brennbaren Beſtandtheile ſo ſehr, daß das Licht noch viel ſtaͤrker iſt, als bei dem einfachen cylindri- ſchen Dochte. Rumford giebt von ſeiner Lampe, mit vier platten, 1⅗ engl. Zoll breiten Dochten, an, daß ſie mehr Licht als ſechs ſehr ſchoͤn brennende Argandſche Lampen gab, und bei ihrem vollkommenſten Glanze die Stelle von 40, gleichſam in einen Punct vereinigten, Wachslichtern vertrat. Dabei iſt dann freilich auch der Aufwand an Oel groͤßer, aber wenigſtens lange nicht ſo groß, als es das Verhaͤltniß des Lichtes zu fordern ſcheint. Rum- ford hat mehrere Verſuche mit dem Photometer angeſtellt, um die Zunahme des Oelverbrauchs bei vermehrter Helligkeit zu finden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/201
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/201>, abgerufen am 22.11.2024.