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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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einen sehr brennbaren Körper in die Mitte der Flamme bringt,
wo er wohl schmilzt, aber nicht brennt; selbst Phosphor in
der Mitte einer großen Weingeistflamme brennt nicht, sondern
bleibt geschmolzen und unentzündet, bis bei Verminderung des
Weingeistes die kleiner werdende Flamme den Zutritt der Luft zu
ihm gestattet, wo er sich dann entzündet. Diese hohle Kegelform
der Flamme wird am besten sichtbar, wenn man ein aus sehr dün-
nem Drath mit sehr engen Maschen verfertigtes Drathgewebe von
oben herab in die Flamme bringt; dann ist nur der kreisförmige
Umfang dieser Durchschnittsfläche leuchtend, der mittlere Raum
dagegen enthält unverbrannte Bestandtheile, die sich beim Brennen
fetter Körper als Ruß anlegen. Die Flamme nimmt eine spitzige
Form an. Der hinaufsteigende Strom erwärmter Luft, welcher
unten an den Seiten des mit brennbaren Luft-Arten erfüllten
Raumes in der Breite, welche die entwickelten brennbaren Luft-
Arten einnehmen, zurückgehalten wird, drängt sich oberwärts, wo
diese Raum finden, sich höher hinauf auszudehnen und wo sie zum
Theil schon verzehrt sind, von allen Seiten nach der Mitte, und
hier wird der hinaufgehende Strom dieser Luft-Arten verengert
und endlich schmal genug und hinreichend mit atmosphärischer Luft
gemischt, um durch und durch brennend den Kegel zu schließen.
Im untern Theile der Flamme, wo die zerstörende Destillation des
fetten Körpers in unsern Lichtern und Lampen erst statt findet, ist
sehr wenig Zersetzung der erzeugten Luft-Arten, eine Menge von
Kohlenstoff legt sich hier, wenn man die Flamme unterbricht, als
Ruß an. Höher hinauf, wo die Verbrennung am lebhaftesten
fortgeht, wo der blaue Theil der Lampenflamme aufhört, ist die
Hitze der Flamme am größesten und der unverbrannt sich anlegen-
den Theile sind wenigere, obgleich bei der gewöhnlichen Lichtflamme
und Lampenflamme noch erhebliche Mengen unverbrannter Stoffe
oberhalb der Flamme als Rauch verloren gehen. Nähert man
zwei Flammen einander, so brennen sie höher auf, und geben ein
stärkeres Licht, offenbar weil die sich gegenseitig unterstützende
Hitze noch Theile verbrennt, die an der Oberfläche der einzelnen
Flamme, unvollkommen verbrannt, verloren gingen.

Da die Mitte der Flamme aus Mangel an Oxygen nicht
leuchtet, so begreift man leicht, wie viel gewonnen wird, wenn man

einen ſehr brennbaren Koͤrper in die Mitte der Flamme bringt,
wo er wohl ſchmilzt, aber nicht brennt; ſelbſt Phosphor in
der Mitte einer großen Weingeiſtflamme brennt nicht, ſondern
bleibt geſchmolzen und unentzuͤndet, bis bei Verminderung des
Weingeiſtes die kleiner werdende Flamme den Zutritt der Luft zu
ihm geſtattet, wo er ſich dann entzuͤndet. Dieſe hohle Kegelform
der Flamme wird am beſten ſichtbar, wenn man ein aus ſehr duͤn-
nem Drath mit ſehr engen Maſchen verfertigtes Drathgewebe von
oben herab in die Flamme bringt; dann iſt nur der kreisfoͤrmige
Umfang dieſer Durchſchnittsflaͤche leuchtend, der mittlere Raum
dagegen enthaͤlt unverbrannte Beſtandtheile, die ſich beim Brennen
fetter Koͤrper als Ruß anlegen. Die Flamme nimmt eine ſpitzige
Form an. Der hinaufſteigende Strom erwaͤrmter Luft, welcher
unten an den Seiten des mit brennbaren Luft-Arten erfuͤllten
Raumes in der Breite, welche die entwickelten brennbaren Luft-
Arten einnehmen, zuruͤckgehalten wird, draͤngt ſich oberwaͤrts, wo
dieſe Raum finden, ſich hoͤher hinauf auszudehnen und wo ſie zum
Theil ſchon verzehrt ſind, von allen Seiten nach der Mitte, und
hier wird der hinaufgehende Strom dieſer Luft-Arten verengert
und endlich ſchmal genug und hinreichend mit atmoſphaͤriſcher Luft
gemiſcht, um durch und durch brennend den Kegel zu ſchließen.
Im untern Theile der Flamme, wo die zerſtoͤrende Deſtillation des
fetten Koͤrpers in unſern Lichtern und Lampen erſt ſtatt findet, iſt
ſehr wenig Zerſetzung der erzeugten Luft-Arten, eine Menge von
Kohlenſtoff legt ſich hier, wenn man die Flamme unterbricht, als
Ruß an. Hoͤher hinauf, wo die Verbrennung am lebhafteſten
fortgeht, wo der blaue Theil der Lampenflamme aufhoͤrt, iſt die
Hitze der Flamme am groͤßeſten und der unverbrannt ſich anlegen-
den Theile ſind wenigere, obgleich bei der gewoͤhnlichen Lichtflamme
und Lampenflamme noch erhebliche Mengen unverbrannter Stoffe
oberhalb der Flamme als Rauch verloren gehen. Naͤhert man
zwei Flammen einander, ſo brennen ſie hoͤher auf, und geben ein
ſtaͤrkeres Licht, offenbar weil die ſich gegenſeitig unterſtuͤtzende
Hitze noch Theile verbrennt, die an der Oberflaͤche der einzelnen
Flamme, unvollkommen verbrannt, verloren gingen.

Da die Mitte der Flamme aus Mangel an Oxygen nicht
leuchtet, ſo begreift man leicht, wie viel gewonnen wird, wenn man

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[186/0200] einen ſehr brennbaren Koͤrper in die Mitte der Flamme bringt, wo er wohl ſchmilzt, aber nicht brennt; ſelbſt Phosphor in der Mitte einer großen Weingeiſtflamme brennt nicht, ſondern bleibt geſchmolzen und unentzuͤndet, bis bei Verminderung des Weingeiſtes die kleiner werdende Flamme den Zutritt der Luft zu ihm geſtattet, wo er ſich dann entzuͤndet. Dieſe hohle Kegelform der Flamme wird am beſten ſichtbar, wenn man ein aus ſehr duͤn- nem Drath mit ſehr engen Maſchen verfertigtes Drathgewebe von oben herab in die Flamme bringt; dann iſt nur der kreisfoͤrmige Umfang dieſer Durchſchnittsflaͤche leuchtend, der mittlere Raum dagegen enthaͤlt unverbrannte Beſtandtheile, die ſich beim Brennen fetter Koͤrper als Ruß anlegen. Die Flamme nimmt eine ſpitzige Form an. Der hinaufſteigende Strom erwaͤrmter Luft, welcher unten an den Seiten des mit brennbaren Luft-Arten erfuͤllten Raumes in der Breite, welche die entwickelten brennbaren Luft- Arten einnehmen, zuruͤckgehalten wird, draͤngt ſich oberwaͤrts, wo dieſe Raum finden, ſich hoͤher hinauf auszudehnen und wo ſie zum Theil ſchon verzehrt ſind, von allen Seiten nach der Mitte, und hier wird der hinaufgehende Strom dieſer Luft-Arten verengert und endlich ſchmal genug und hinreichend mit atmoſphaͤriſcher Luft gemiſcht, um durch und durch brennend den Kegel zu ſchließen. Im untern Theile der Flamme, wo die zerſtoͤrende Deſtillation des fetten Koͤrpers in unſern Lichtern und Lampen erſt ſtatt findet, iſt ſehr wenig Zerſetzung der erzeugten Luft-Arten, eine Menge von Kohlenſtoff legt ſich hier, wenn man die Flamme unterbricht, als Ruß an. Hoͤher hinauf, wo die Verbrennung am lebhafteſten fortgeht, wo der blaue Theil der Lampenflamme aufhoͤrt, iſt die Hitze der Flamme am groͤßeſten und der unverbrannt ſich anlegen- den Theile ſind wenigere, obgleich bei der gewoͤhnlichen Lichtflamme und Lampenflamme noch erhebliche Mengen unverbrannter Stoffe oberhalb der Flamme als Rauch verloren gehen. Naͤhert man zwei Flammen einander, ſo brennen ſie hoͤher auf, und geben ein ſtaͤrkeres Licht, offenbar weil die ſich gegenſeitig unterſtuͤtzende Hitze noch Theile verbrennt, die an der Oberflaͤche der einzelnen Flamme, unvollkommen verbrannt, verloren gingen. Da die Mitte der Flamme aus Mangel an Oxygen nicht leuchtet, ſo begreift man leicht, wie viel gewonnen wird, wenn man

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/200>, abgerufen am 21.11.2024.