sie einen bis in die Wolkenregion herabgehenden warmen Wind verrathen. Warum diese Wolken die so bestimmten kugeligen For- men annehmen, warum zu andern Zeiten sich die Wolken in so lange, oft seltsam gewundene Fäden ausdehnen, und diese Form so lange unverändert beibehalten, darüber sind wir noch gar nicht recht belehrt. Die Vermuthung, daß diese glänzend weißen Wol- ken aus Schneenadeln, so klein, daß sie wie Sonnenstäubchen in der Luft schweben, bestehen mögen, ist sehr wahrscheinlich, und wird besonders durch die oft in diesen glänzenden Wölkchen erscheinenden Nebensonnen bestätigt. Dagegen scheinen zu andrer Zeit die feinen Wölkchen mehr zu Hervorbringung der kleinen Höfe um Sonne und Mond geeignet.
Auch die Erscheinung der Wolken über Inseln, so daß man schon aus der Ferne die Lage der Inseln aus der Lage der Wolken schließen kann, gehört hieher. Da nämlich am Tage der Boden der Inseln, am meisten in heißen Gegenden, mehr als das Meer erhitzt wird, so bildet sich hier ein warmer, offenbar aber auch mit Dämpfen beladener Luftstrom, der oben, wo er sich abkühlt, diese als Wolken niederschlägt; über die Grenzen der Insel hinaus wird dieser Niederschlag sich nicht erstrecken, indem dahin nicht die so sehr erwärmte, mit Dämpfen beladene Luft gelangt. Und umgekehrt kann auch dieser heiße Luftstrom eine völlige Wolkenlosigkeit hervor- bringen, wenn er von trockenen Gegenden aufsteigt. Die africa- nischen Sandwüsten sind bekanntlich so heiß und so dürr zugleich, daß für sie aus Gründen, die früher angeführt sind, ein beständiges Herzuströmen der kalten Luft aus den benachbarten Gegenden in den untern Luftschichten, dagegen ein beständiges Abwärtsströmen nach den kalten Gegenden zu in den höhern Luftschichten statt finden muß. Die aus den kühlern und feuchten Gegenden über die heiße Wüste geführte Luft enthält nicht Dämpfe genug, um in so großer Wärme den Dämpfen ihre größte Dichtigkeit zu geben, sondern jene Wassertheilchen, wenn sie auch als Nebel und Wolken heran gezogen wären, gehen als durchsichtige Dämpfe aufwärts und wer- den in hohen Regionen wieder zu den Umgebungen, woher sie kamen, zurückgeführt, so daß über der Wüste, eben weil sie trocken und heiß ist, sich nicht einmal Wolken bilden können, viel weniger Regen. In einigem Grade ähnlich geschieht es bei uns in den mit
ſie einen bis in die Wolkenregion herabgehenden warmen Wind verrathen. Warum dieſe Wolken die ſo beſtimmten kugeligen For- men annehmen, warum zu andern Zeiten ſich die Wolken in ſo lange, oft ſeltſam gewundene Faͤden ausdehnen, und dieſe Form ſo lange unveraͤndert beibehalten, daruͤber ſind wir noch gar nicht recht belehrt. Die Vermuthung, daß dieſe glaͤnzend weißen Wol- ken aus Schneenadeln, ſo klein, daß ſie wie Sonnenſtaͤubchen in der Luft ſchweben, beſtehen moͤgen, iſt ſehr wahrſcheinlich, und wird beſonders durch die oft in dieſen glaͤnzenden Woͤlkchen erſcheinenden Nebenſonnen beſtaͤtigt. Dagegen ſcheinen zu andrer Zeit die feinen Woͤlkchen mehr zu Hervorbringung der kleinen Hoͤfe um Sonne und Mond geeignet.
Auch die Erſcheinung der Wolken uͤber Inſeln, ſo daß man ſchon aus der Ferne die Lage der Inſeln aus der Lage der Wolken ſchließen kann, gehoͤrt hieher. Da naͤmlich am Tage der Boden der Inſeln, am meiſten in heißen Gegenden, mehr als das Meer erhitzt wird, ſo bildet ſich hier ein warmer, offenbar aber auch mit Daͤmpfen beladener Luftſtrom, der oben, wo er ſich abkuͤhlt, dieſe als Wolken niederſchlaͤgt; uͤber die Grenzen der Inſel hinaus wird dieſer Niederſchlag ſich nicht erſtrecken, indem dahin nicht die ſo ſehr erwaͤrmte, mit Daͤmpfen beladene Luft gelangt. Und umgekehrt kann auch dieſer heiße Luftſtrom eine voͤllige Wolkenloſigkeit hervor- bringen, wenn er von trockenen Gegenden aufſteigt. Die africa- niſchen Sandwuͤſten ſind bekanntlich ſo heiß und ſo duͤrr zugleich, daß fuͤr ſie aus Gruͤnden, die fruͤher angefuͤhrt ſind, ein beſtaͤndiges Herzuſtroͤmen der kalten Luft aus den benachbarten Gegenden in den untern Luftſchichten, dagegen ein beſtaͤndiges Abwaͤrtsſtroͤmen nach den kalten Gegenden zu in den hoͤhern Luftſchichten ſtatt finden muß. Die aus den kuͤhlern und feuchten Gegenden uͤber die heiße Wuͤſte gefuͤhrte Luft enthaͤlt nicht Daͤmpfe genug, um in ſo großer Waͤrme den Daͤmpfen ihre groͤßte Dichtigkeit zu geben, ſondern jene Waſſertheilchen, wenn ſie auch als Nebel und Wolken heran gezogen waͤren, gehen als durchſichtige Daͤmpfe aufwaͤrts und wer- den in hohen Regionen wieder zu den Umgebungen, woher ſie kamen, zuruͤckgefuͤhrt, ſo daß uͤber der Wuͤſte, eben weil ſie trocken und heiß iſt, ſich nicht einmal Wolken bilden koͤnnen, viel weniger Regen. In einigem Grade aͤhnlich geſchieht es bei uns in den mit
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ſie einen bis in die Wolkenregion herabgehenden warmen Wind
verrathen. Warum dieſe Wolken die ſo beſtimmten kugeligen For-
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lange, oft ſeltſam gewundene Faͤden ausdehnen, und dieſe Form
ſo lange unveraͤndert beibehalten, daruͤber ſind wir noch gar nicht
recht belehrt. Die Vermuthung, daß dieſe glaͤnzend weißen Wol-
ken aus Schneenadeln, ſo klein, daß ſie wie Sonnenſtaͤubchen in
der Luft ſchweben, beſtehen moͤgen, iſt ſehr wahrſcheinlich, und wird
beſonders durch die oft in dieſen glaͤnzenden Woͤlkchen erſcheinenden
Nebenſonnen beſtaͤtigt. Dagegen ſcheinen zu andrer Zeit die feinen
Woͤlkchen mehr zu Hervorbringung der kleinen Hoͤfe um Sonne
und Mond geeignet.
Auch die Erſcheinung der Wolken uͤber Inſeln, ſo daß man
ſchon aus der Ferne die Lage der Inſeln aus der Lage der Wolken
ſchließen kann, gehoͤrt hieher. Da naͤmlich am Tage der Boden
der Inſeln, am meiſten in heißen Gegenden, mehr als das Meer
erhitzt wird, ſo bildet ſich hier ein warmer, offenbar aber auch mit
Daͤmpfen beladener Luftſtrom, der oben, wo er ſich abkuͤhlt, dieſe
als Wolken niederſchlaͤgt; uͤber die Grenzen der Inſel hinaus wird
dieſer Niederſchlag ſich nicht erſtrecken, indem dahin nicht die ſo ſehr
erwaͤrmte, mit Daͤmpfen beladene Luft gelangt. Und umgekehrt
kann auch dieſer heiße Luftſtrom eine voͤllige Wolkenloſigkeit hervor-
bringen, wenn er von trockenen Gegenden aufſteigt. Die africa-
niſchen Sandwuͤſten ſind bekanntlich ſo heiß und ſo duͤrr zugleich,
daß fuͤr ſie aus Gruͤnden, die fruͤher angefuͤhrt ſind, ein beſtaͤndiges
Herzuſtroͤmen der kalten Luft aus den benachbarten Gegenden in
den untern Luftſchichten, dagegen ein beſtaͤndiges Abwaͤrtsſtroͤmen
nach den kalten Gegenden zu in den hoͤhern Luftſchichten ſtatt finden
muß. Die aus den kuͤhlern und feuchten Gegenden uͤber die heiße
Wuͤſte gefuͤhrte Luft enthaͤlt nicht Daͤmpfe genug, um in ſo großer
Waͤrme den Daͤmpfen ihre groͤßte Dichtigkeit zu geben, ſondern
jene Waſſertheilchen, wenn ſie auch als Nebel und Wolken heran
gezogen waͤren, gehen als durchſichtige Daͤmpfe aufwaͤrts und wer-
den in hohen Regionen wieder zu den Umgebungen, woher ſie
kamen, zuruͤckgefuͤhrt, ſo daß uͤber der Wuͤſte, eben weil ſie trocken
und heiß iſt, ſich nicht einmal Wolken bilden koͤnnen, viel weniger
Regen. In einigem Grade aͤhnlich geſchieht es bei uns in den mit
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/173>, abgerufen am 23.11.2024.
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