an seinem Chryophorus (Kälteträger) dargestellt hat. Zwei Kugeln, ebenso wie bei jenem Hygrometer durch eine Glasröhre, die man hier etwas länger nimmt, um das Experiment auffallen- der zu machen, verbunden, sind luftleer und zum Theil mit Aether gefüllt. Man legt die eine in eine Mischung aus Salz und Schnee, und sieht nun die andre, der höhern Wärme der umgebenden Luft ungeachtet, sich mit Reif, mit Dünsten, die sich aus der Luft zu Eis niederschlagen, überziehen. In der sehr abgekühlten Kugel nämlich verliert der Aetherdampf seine Dampfform und in der andern er- neuert sich die Dampfbildung um so lebhafter, je mehr in der ersten der Dampf vernichtet wird; je kälter also jene Kugel ist, desto größer ist in der andern der Wärme-Aufwand zu neuer Dampfbildung, und so entsteht an der der wärmern Luft ausgesetzten Kugel, durch Uebertragung der Kälte, Reif. Es findet dabei im Innern der Kugeln eine desto schnellere Destillation nach der mit einer Eismi- schung umgegebnen Seite hinüber statt, je kälter es dort ist.
Auf dieser Verdunstungskälte beruhen mehrere Mittel, ehr bedeutende Kältegrade hervorzubringen. Wenn man eine Thermo- meterkugel mit Baumwolle bedeckt und diese mit Aether betröpfelt, so kann man, vorzüglich wenn man durch einen auf die Kugel gerichteten Blasebalg einen starken Luftzug hervorbringt, das Ther- mometer bis tief unter den Gefrierpunct fallen machen. Eben darauf beruht das Gefrieren des Wassers im luftleeren Raume, selbst bei 20 Grad Wärme. Ich habe schon oft erwähnt, daß im luftleeren Raume die Ausdünstung weit schneller statt findet, eben darum aber ist auch die Verdunstungskälte größer. Aber diese würde nur so lange zunehmen, als der luftleere Recipient noch nicht mit Dampf gefüllt ist, und man muß daher, damit sie beständig zunehme, den entstandenen Dampf fortschaffen; dies geschieht, wenn man wasserfreie Schwefelsäure in dem Recipienten aufstellt, weil diese die Eigenschaft hat, den entstandenen Dampf sehr begierig aufzunehmen und daher die Füllung des Recipienten mit Dampf zu hindern. Indem so der luftleere Raum, theils durch ununter- brochenes Fortpumpen, theils durch die Hülfe der Schwefelsäure, fähig bleibt, immer neuen Dampf aufzunehmen, gefriert das unter der Glocke der Luftpumpe der Verdunstung ausgesetzte Wasser. Dieser Versuch ist um so auffallender, da er, wenn die Luftpumpe
an ſeinem Chryophorus (Kaͤltetraͤger) dargeſtellt hat. Zwei Kugeln, ebenſo wie bei jenem Hygrometer durch eine Glasroͤhre, die man hier etwas laͤnger nimmt, um das Experiment auffallen- der zu machen, verbunden, ſind luftleer und zum Theil mit Aether gefuͤllt. Man legt die eine in eine Miſchung aus Salz und Schnee, und ſieht nun die andre, der hoͤhern Waͤrme der umgebenden Luft ungeachtet, ſich mit Reif, mit Duͤnſten, die ſich aus der Luft zu Eis niederſchlagen, uͤberziehen. In der ſehr abgekuͤhlten Kugel naͤmlich verliert der Aetherdampf ſeine Dampfform und in der andern er- neuert ſich die Dampfbildung um ſo lebhafter, je mehr in der erſten der Dampf vernichtet wird; je kaͤlter alſo jene Kugel iſt, deſto groͤßer iſt in der andern der Waͤrme-Aufwand zu neuer Dampfbildung, und ſo entſteht an der der waͤrmern Luft ausgeſetzten Kugel, durch Uebertragung der Kaͤlte, Reif. Es findet dabei im Innern der Kugeln eine deſto ſchnellere Deſtillation nach der mit einer Eismi- ſchung umgegebnen Seite hinuͤber ſtatt, je kaͤlter es dort iſt.
Auf dieſer Verdunſtungskaͤlte beruhen mehrere Mittel, ehr bedeutende Kaͤltegrade hervorzubringen. Wenn man eine Thermo- meterkugel mit Baumwolle bedeckt und dieſe mit Aether betroͤpfelt, ſo kann man, vorzuͤglich wenn man durch einen auf die Kugel gerichteten Blaſebalg einen ſtarken Luftzug hervorbringt, das Ther- mometer bis tief unter den Gefrierpunct fallen machen. Eben darauf beruht das Gefrieren des Waſſers im luftleeren Raume, ſelbſt bei 20 Grad Waͤrme. Ich habe ſchon oft erwaͤhnt, daß im luftleeren Raume die Ausduͤnſtung weit ſchneller ſtatt findet, eben darum aber iſt auch die Verdunſtungskaͤlte groͤßer. Aber dieſe wuͤrde nur ſo lange zunehmen, als der luftleere Recipient noch nicht mit Dampf gefuͤllt iſt, und man muß daher, damit ſie beſtaͤndig zunehme, den entſtandenen Dampf fortſchaffen; dies geſchieht, wenn man waſſerfreie Schwefelſaͤure in dem Recipienten aufſtellt, weil dieſe die Eigenſchaft hat, den entſtandenen Dampf ſehr begierig aufzunehmen und daher die Fuͤllung des Recipienten mit Dampf zu hindern. Indem ſo der luftleere Raum, theils durch ununter- brochenes Fortpumpen, theils durch die Huͤlfe der Schwefelſaͤure, faͤhig bleibt, immer neuen Dampf aufzunehmen, gefriert das unter der Glocke der Luftpumpe der Verdunſtung ausgeſetzte Waſſer. Dieſer Verſuch iſt um ſo auffallender, da er, wenn die Luftpumpe
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an ſeinem Chryophorus (Kaͤltetraͤger) dargeſtellt hat. Zwei
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und ſieht nun die andre, der hoͤhern Waͤrme der umgebenden Luft
ungeachtet, ſich mit Reif, mit Duͤnſten, die ſich aus der Luft zu Eis
niederſchlagen, uͤberziehen. In der ſehr abgekuͤhlten Kugel naͤmlich
verliert der Aetherdampf ſeine Dampfform und in der andern er-
neuert ſich die Dampfbildung um ſo lebhafter, je mehr in der erſten
der Dampf vernichtet wird; je kaͤlter alſo jene Kugel iſt, deſto groͤßer
iſt in der andern der Waͤrme-Aufwand zu neuer Dampfbildung,
und ſo entſteht an der der waͤrmern Luft ausgeſetzten Kugel, durch
Uebertragung der Kaͤlte, Reif. Es findet dabei im Innern der
Kugeln eine deſto ſchnellere Deſtillation nach der mit einer Eismi-
ſchung umgegebnen Seite hinuͤber ſtatt, je kaͤlter es dort iſt.
Auf dieſer Verdunſtungskaͤlte beruhen mehrere Mittel, ehr
bedeutende Kaͤltegrade hervorzubringen. Wenn man eine Thermo-
meterkugel mit Baumwolle bedeckt und dieſe mit Aether betroͤpfelt,
ſo kann man, vorzuͤglich wenn man durch einen auf die Kugel
gerichteten Blaſebalg einen ſtarken Luftzug hervorbringt, das Ther-
mometer bis tief unter den Gefrierpunct fallen machen. Eben
darauf beruht das Gefrieren des Waſſers im luftleeren Raume,
ſelbſt bei 20 Grad Waͤrme. Ich habe ſchon oft erwaͤhnt, daß im
luftleeren Raume die Ausduͤnſtung weit ſchneller ſtatt findet, eben
darum aber iſt auch die Verdunſtungskaͤlte groͤßer. Aber dieſe
wuͤrde nur ſo lange zunehmen, als der luftleere Recipient noch nicht
mit Dampf gefuͤllt iſt, und man muß daher, damit ſie beſtaͤndig
zunehme, den entſtandenen Dampf fortſchaffen; dies geſchieht,
wenn man waſſerfreie Schwefelſaͤure in dem Recipienten aufſtellt,
weil dieſe die Eigenſchaft hat, den entſtandenen Dampf ſehr begierig
aufzunehmen und daher die Fuͤllung des Recipienten mit Dampf
zu hindern. Indem ſo der luftleere Raum, theils durch ununter-
brochenes Fortpumpen, theils durch die Huͤlfe der Schwefelſaͤure,
faͤhig bleibt, immer neuen Dampf aufzunehmen, gefriert das unter
der Glocke der Luftpumpe der Verdunſtung ausgeſetzte Waſſer.
Dieſer Verſuch iſt um ſo auffallender, da er, wenn die Luftpumpe
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/167>, abgerufen am 27.11.2024.
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