in welchem eine Glasröhre BC befestigt ist; dieses ganze Instru- ment, (das dann ungefähr einem Thermometer mit einer Elfen- beinkugel ähnlich sieht,) setzt man eine Zeit lang in reines Wasser, damit das Elfenbein die Ausdehnung, welche der größten Feuchtig- keit entspricht, annehme, und füllt dann das Gefäß und die Röhre bis zu einem niedrigen Puncte der Röhre mit Quecksilber. Wird nun die Röhre in Theile getheilt, deren jeder einem Tausendtel des ganzen Quecksilbervolumens entspricht, so dient die Höhe des Queck- silbers als Angabe der Feuchtigkeit, indem die trockener werdende Elfenbeinmasse sich zusammenzieht, und das Quecksilber zum Stei- gen bringt. Ist die Röhre oben gegen das Eindringen von Staub und fremden Körpern, jedoch nicht luftdicht, geschlossen, so kann man dies Hygrometer selbst mitten in einen Kornhaufen, zwischen Papierballen u. s. w. bringen, und nach Verlauf einer oder mehrerer Stunden zeigt das Hygrometer den Grad der Feuchtigkeit an. Leslie bemerkt, daß die großen Aenderungen, die man an diesen Hygrometern von Elfenbein und noch mehr am Buchsbaumholze bei starker Feuchtigkeit bemerkt, den Grund deutlich machen, warum ausgelegte Holz-Arbeit bei dem Wechsel zwischen großer Feuchtig- keit und mäßiger Trockenheit so sehr leidet.
Die Unvollkommenheit dieser Hygrometer besteht vorzüglich in der Langsamkeit, mit welcher sie den der Feuchtigkeit der Luft an- gemessenen Zustand annehmen, und in der Ungleichartigkeit der ange- wandten Materien selbst; aber die Eigenschaft der festen Körper, sich durch Feuchtigkeit und Trockenheit zu vergrößern oder zu verkleinern hat auch zu den vollkommnern Hygrometern von Saussure und Deluc geführt. Die Fibern der thierischen Körper und der Pflan- zen dehnen sich da, wo sie durch ein feines Gewebe verbunden sind, vorzüglich der Breite nach aus, wenn sie feucht werden, wie man dies an breiten Holzstücken vorzüglich da sieht, wo sie an ein Holz, dessen Fasern senkrecht auf die Fasern jener sind, so befestigt sind, daß die Ausdehnung nicht gehindert wird. Aus diesem Grunde ver- kürzen sich gedrehte Seile, weil die Ausdehnung nach der Breite hier die bedeutendste ist. Papier dehnt sich, seines gleichmäßigen Gewebes wegen, nach allen Seiten aus. Auf diese starke Ausdeh- nung nach der Breite gründet sich Deluc's Fischbeinhygrometer, das aus einem schmalen Fischbeinstreifen besteht, der aus einem
III. K
in welchem eine Glasroͤhre BC befeſtigt iſt; dieſes ganze Inſtru- ment, (das dann ungefaͤhr einem Thermometer mit einer Elfen- beinkugel aͤhnlich ſieht,) ſetzt man eine Zeit lang in reines Waſſer, damit das Elfenbein die Ausdehnung, welche der groͤßten Feuchtig- keit entſpricht, annehme, und fuͤllt dann das Gefaͤß und die Roͤhre bis zu einem niedrigen Puncte der Roͤhre mit Queckſilber. Wird nun die Roͤhre in Theile getheilt, deren jeder einem Tauſendtel des ganzen Queckſilbervolumens entſpricht, ſo dient die Hoͤhe des Queck- ſilbers als Angabe der Feuchtigkeit, indem die trockener werdende Elfenbeinmaſſe ſich zuſammenzieht, und das Queckſilber zum Stei- gen bringt. Iſt die Roͤhre oben gegen das Eindringen von Staub und fremden Koͤrpern, jedoch nicht luftdicht, geſchloſſen, ſo kann man dies Hygrometer ſelbſt mitten in einen Kornhaufen, zwiſchen Papierballen u. ſ. w. bringen, und nach Verlauf einer oder mehrerer Stunden zeigt das Hygrometer den Grad der Feuchtigkeit an. Leslie bemerkt, daß die großen Aenderungen, die man an dieſen Hygrometern von Elfenbein und noch mehr am Buchsbaumholze bei ſtarker Feuchtigkeit bemerkt, den Grund deutlich machen, warum ausgelegte Holz-Arbeit bei dem Wechſel zwiſchen großer Feuchtig- keit und maͤßiger Trockenheit ſo ſehr leidet.
Die Unvollkommenheit dieſer Hygrometer beſteht vorzuͤglich in der Langſamkeit, mit welcher ſie den der Feuchtigkeit der Luft an- gemeſſenen Zuſtand annehmen, und in der Ungleichartigkeit der ange- wandten Materien ſelbſt; aber die Eigenſchaft der feſten Koͤrper, ſich durch Feuchtigkeit und Trockenheit zu vergroͤßern oder zu verkleinern hat auch zu den vollkommnern Hygrometern von Sauſſure und Deluc gefuͤhrt. Die Fibern der thieriſchen Koͤrper und der Pflan- zen dehnen ſich da, wo ſie durch ein feines Gewebe verbunden ſind, vorzuͤglich der Breite nach aus, wenn ſie feucht werden, wie man dies an breiten Holzſtuͤcken vorzuͤglich da ſieht, wo ſie an ein Holz, deſſen Faſern ſenkrecht auf die Faſern jener ſind, ſo befeſtigt ſind, daß die Ausdehnung nicht gehindert wird. Aus dieſem Grunde ver- kuͤrzen ſich gedrehte Seile, weil die Ausdehnung nach der Breite hier die bedeutendſte iſt. Papier dehnt ſich, ſeines gleichmaͤßigen Gewebes wegen, nach allen Seiten aus. Auf dieſe ſtarke Ausdeh- nung nach der Breite gruͤndet ſich Deluc's Fiſchbeinhygrometer, das aus einem ſchmalen Fiſchbeinſtreifen beſteht, der aus einem
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damit das Elfenbein die Ausdehnung, welche der groͤßten Feuchtig-
keit entſpricht, annehme, und fuͤllt dann das Gefaͤß und die Roͤhre
bis zu einem niedrigen Puncte der Roͤhre mit Queckſilber. Wird
nun die Roͤhre in Theile getheilt, deren jeder einem Tauſendtel des
ganzen Queckſilbervolumens entſpricht, ſo dient die Hoͤhe des Queck-
ſilbers als Angabe der Feuchtigkeit, indem die trockener werdende
Elfenbeinmaſſe ſich zuſammenzieht, und das Queckſilber zum Stei-
gen bringt. Iſt die Roͤhre oben gegen das Eindringen von Staub
und fremden Koͤrpern, jedoch nicht luftdicht, geſchloſſen, ſo kann
man dies Hygrometer ſelbſt mitten in einen Kornhaufen, zwiſchen
Papierballen u. ſ. w. bringen, und nach Verlauf einer oder mehrerer
Stunden zeigt das Hygrometer den Grad der Feuchtigkeit an.
Leslie bemerkt, daß die großen Aenderungen, die man an dieſen
Hygrometern von Elfenbein und noch mehr am Buchsbaumholze bei
ſtarker Feuchtigkeit bemerkt, den Grund deutlich machen, warum
ausgelegte Holz-Arbeit bei dem Wechſel zwiſchen großer Feuchtig-
keit und maͤßiger Trockenheit ſo ſehr leidet.
Die Unvollkommenheit dieſer Hygrometer beſteht vorzuͤglich in
der Langſamkeit, mit welcher ſie den der Feuchtigkeit der Luft an-
gemeſſenen Zuſtand annehmen, und in der Ungleichartigkeit der ange-
wandten Materien ſelbſt; aber die Eigenſchaft der feſten Koͤrper, ſich
durch Feuchtigkeit und Trockenheit zu vergroͤßern oder zu verkleinern
hat auch zu den vollkommnern Hygrometern von Sauſſure und
Deluc gefuͤhrt. Die Fibern der thieriſchen Koͤrper und der Pflan-
zen dehnen ſich da, wo ſie durch ein feines Gewebe verbunden ſind,
vorzuͤglich der Breite nach aus, wenn ſie feucht werden, wie man
dies an breiten Holzſtuͤcken vorzuͤglich da ſieht, wo ſie an ein Holz,
deſſen Faſern ſenkrecht auf die Faſern jener ſind, ſo befeſtigt ſind,
daß die Ausdehnung nicht gehindert wird. Aus dieſem Grunde ver-
kuͤrzen ſich gedrehte Seile, weil die Ausdehnung nach der Breite
hier die bedeutendſte iſt. Papier dehnt ſich, ſeines gleichmaͤßigen
Gewebes wegen, nach allen Seiten aus. Auf dieſe ſtarke Ausdeh-
nung nach der Breite gruͤndet ſich Deluc's Fiſchbeinhygrometer,
das aus einem ſchmalen Fiſchbeinſtreifen beſteht, der aus einem
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/159>, abgerufen am 27.11.2024.
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