Wärmeverlust wohl nicht in dem Grade zunimmt, wie die mit mäßigen Temperatur-Aenderungen so bedeutend steigende Elastici- tät der Dämpfe, indem die Reibung des Kolbens doch immer nur dieselbe bleibt, während die Kraft so vielfach gesteigert, und also mit einem, nach Verhältniß der ganzen Kraft, geringern Verluste, nützlich angewendet wird. Aber besonders in Hinsicht auf Be- nutzung der Feuerung sind hier die mannigfaltigsten Verbesserungen angebracht worden. Die Aufstellung des Dampfgenerators mitten in dem Feuer selbst, so wie Perkins sie angiebt, die Umgebung des Feuers mit Wänden, die den Wärmeverlust hindern, die vor- theilhafteste Anordnung der Luftzüge, um das Feuer anzublasen, die Zusammensetzung der in dem Kessel selbst herumgeführten Feuer- züge u. s. w. sind Umstände, die offenbar hier von großer Bedeu- tung sind. Nach englischen Berichten hob man mit 1 Bufhel Steinkohlen als Feuerung aufgewandt, bei der im Jahre 1811 noch viel geringern Vollkommenheit der Maschinen nur 15 Millionen Pfund Wasser 1 Fuß hoch, aber schon Woolfs Verbesserungen brachten diese Quantität auf 50 Millionen Pfund, und jetzt sollen einige Maschinen bis gegen 80 Millionen Pfund heben. Da 1 Bufhel nur wenig über 1 Cubicfuß beträgt, also an Gewicht 120 Pfund betragen mag, so gäbe das schon bei Woolfs Verbesserun- gen das 400000fache Gewicht *).
Daß diese große Gewalt, welche man durch die Dämpfe her- vorbringt, nun zu Betreibung aller Arten von Maschinen ange- wandt werden kann, ist offenbar, und es giebt kaum noch eine Art von Maschinen, die man nicht durch sie schon in Bewegung gesetzt hätte. Fast am allermeisten haben die Dampfböte und die Dampf- wagen die Aufmerksamkeit aller Menschen auf sich gezogen; die ersteren wegen der Schnelligkeit und Sicherheit, mit welcher sie die Reisenden befördern, die letzten durch die ungeheuern Lasten, die
*) Diese nach Tilloch Magazine XLVI. 116. und Taylors philos. Magaz. new Series X. 97. mitgetheilten Angaben stimmen auch mit dem überein, was im Bullet. de la Soc. philomath. 1822. 36 vor- kömmt, wo für Woolfs Maschine angegeben wird, 1 Kilogramm Brennmaterial hebe 139700 Kilogramm 1 Meter hoch, da nämlich 1 Meter = 3,08 Fuß, so hat man 430300 Kilogramm 1 Fuß hoch.
Waͤrmeverluſt wohl nicht in dem Grade zunimmt, wie die mit maͤßigen Temperatur-Aenderungen ſo bedeutend ſteigende Elaſtici- taͤt der Daͤmpfe, indem die Reibung des Kolbens doch immer nur dieſelbe bleibt, waͤhrend die Kraft ſo vielfach geſteigert, und alſo mit einem, nach Verhaͤltniß der ganzen Kraft, geringern Verluſte, nuͤtzlich angewendet wird. Aber beſonders in Hinſicht auf Be- nutzung der Feuerung ſind hier die mannigfaltigſten Verbeſſerungen angebracht worden. Die Aufſtellung des Dampfgenerators mitten in dem Feuer ſelbſt, ſo wie Perkins ſie angiebt, die Umgebung des Feuers mit Waͤnden, die den Waͤrmeverluſt hindern, die vor- theilhafteſte Anordnung der Luftzuͤge, um das Feuer anzublaſen, die Zuſammenſetzung der in dem Keſſel ſelbſt herumgefuͤhrten Feuer- zuͤge u. ſ. w. ſind Umſtaͤnde, die offenbar hier von großer Bedeu- tung ſind. Nach engliſchen Berichten hob man mit 1 Bufhel Steinkohlen als Feuerung aufgewandt, bei der im Jahre 1811 noch viel geringern Vollkommenheit der Maſchinen nur 15 Millionen Pfund Waſſer 1 Fuß hoch, aber ſchon Woolfs Verbeſſerungen brachten dieſe Quantitaͤt auf 50 Millionen Pfund, und jetzt ſollen einige Maſchinen bis gegen 80 Millionen Pfund heben. Da 1 Bufhel nur wenig uͤber 1 Cubicfuß betraͤgt, alſo an Gewicht 120 Pfund betragen mag, ſo gaͤbe das ſchon bei Woolfs Verbeſſerun- gen das 400000fache Gewicht *).
Daß dieſe große Gewalt, welche man durch die Daͤmpfe her- vorbringt, nun zu Betreibung aller Arten von Maſchinen ange- wandt werden kann, iſt offenbar, und es giebt kaum noch eine Art von Maſchinen, die man nicht durch ſie ſchon in Bewegung geſetzt haͤtte. Faſt am allermeiſten haben die Dampfboͤte und die Dampf- wagen die Aufmerkſamkeit aller Menſchen auf ſich gezogen; die erſteren wegen der Schnelligkeit und Sicherheit, mit welcher ſie die Reiſenden befoͤrdern, die letzten durch die ungeheuern Laſten, die
*) Dieſe nach Tilloch Magazine XLVI. 116. und Taylors philos. Magaz. new Series X. 97. mitgetheilten Angaben ſtimmen auch mit dem uͤberein, was im Bullet. de la Soc. philomath. 1822. 36 vor- koͤmmt, wo fuͤr Woolfs Maſchine angegeben wird, 1 Kilogramm Brennmaterial hebe 139700 Kilogramm 1 Meter hoch, da naͤmlich 1 Meter = 3,08 Fuß, ſo hat man 430300 Kilogramm 1 Fuß hoch.
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Waͤrmeverluſt wohl nicht in dem Grade zunimmt, wie die mit
maͤßigen Temperatur-Aenderungen ſo bedeutend ſteigende Elaſtici-
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dieſelbe bleibt, waͤhrend die Kraft ſo vielfach geſteigert, und alſo
mit einem, nach Verhaͤltniß der ganzen Kraft, geringern Verluſte,
nuͤtzlich angewendet wird. Aber beſonders in Hinſicht auf Be-
nutzung der Feuerung ſind hier die mannigfaltigſten Verbeſſerungen
angebracht worden. Die Aufſtellung des Dampfgenerators mitten
in dem Feuer ſelbſt, ſo wie Perkins ſie angiebt, die Umgebung
des Feuers mit Waͤnden, die den Waͤrmeverluſt hindern, die vor-
theilhafteſte Anordnung der Luftzuͤge, um das Feuer anzublaſen,
die Zuſammenſetzung der in dem Keſſel ſelbſt herumgefuͤhrten Feuer-
zuͤge u. ſ. w. ſind Umſtaͤnde, die offenbar hier von großer Bedeu-
tung ſind. Nach engliſchen Berichten hob man mit 1 Bufhel
Steinkohlen als Feuerung aufgewandt, bei der im Jahre 1811 noch
viel geringern Vollkommenheit der Maſchinen nur 15 Millionen
Pfund Waſſer 1 Fuß hoch, aber ſchon Woolfs Verbeſſerungen
brachten dieſe Quantitaͤt auf 50 Millionen Pfund, und jetzt ſollen
einige Maſchinen bis gegen 80 Millionen Pfund heben. Da 1
Bufhel nur wenig uͤber 1 Cubicfuß betraͤgt, alſo an Gewicht 120
Pfund betragen mag, ſo gaͤbe das ſchon bei Woolfs Verbeſſerun-
gen das 400000fache Gewicht *).
Daß dieſe große Gewalt, welche man durch die Daͤmpfe her-
vorbringt, nun zu Betreibung aller Arten von Maſchinen ange-
wandt werden kann, iſt offenbar, und es giebt kaum noch eine Art
von Maſchinen, die man nicht durch ſie ſchon in Bewegung geſetzt
haͤtte. Faſt am allermeiſten haben die Dampfboͤte und die Dampf-
wagen die Aufmerkſamkeit aller Menſchen auf ſich gezogen; die
erſteren wegen der Schnelligkeit und Sicherheit, mit welcher ſie die
Reiſenden befoͤrdern, die letzten durch die ungeheuern Laſten, die
*) Dieſe nach Tilloch Magazine XLVI. 116. und Taylors philos.
Magaz. new Series X. 97. mitgetheilten Angaben ſtimmen auch mit
dem uͤberein, was im Bullet. de la Soc. philomath. 1822. 36 vor-
koͤmmt, wo fuͤr Woolfs Maſchine angegeben wird, 1 Kilogramm
Brennmaterial hebe 139700 Kilogramm 1 Meter hoch, da naͤmlich
1 Meter = 3,08 Fuß, ſo hat man 430300 Kilogramm 1 Fuß hoch.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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